1917

1917 litt unter kriegsbedingtem Arbeitskräftemangel. Trotzdem soll es in Bordeaux einige schöne Weine gegeben haben, auch und vor allem auf dem rechten Ufer. Davon dürften aber nur wenige überlebt haben.
Haut Brion war 2012 erstaunlicherweise noch trinkbar. Sehr reifes, dunkles Braun, in der Nase Waldboden, abgestandener Beeftea, hohe Säure am Gaumen und oxidative Noten. Aber dieser Haut Brion Greis fiel im Glas nicht in sich zusammen, sondern hielt sich erstaunlich 80/100.

Aus einem eher mäßigen Burgunderjahr habe ich 2007 einen Chateau Mandelot mit der Lagenbezeichnung Arrières Beaune von Bouchard getrunken. Der hatte schon eine ziemlich helle Farbe, aber eine Traumnase mit Erdbeere, Kaffee und kräuteriger Würze, unendlich fein und elegant am Gaumen, mineralisch, vielschichtig, ewige Länge, gute Säure, kein Wein der lauten Töne, sondern eher subtil und dabei trotz 90 Jahren kein bisschen müde 94/100. Ein Chambolle Musigny von Flouche-Fils hatte 2010 eine leicht gezehrte, säuerliche Nase, die mit der Zeit immer korkiger wurde, erstaunlich intakt dagegen die Farbe und am Gaumen war viel pikante Frucht, könnte ohne Kork durchaus eine 90/100 Überraschung abgeben.

Legendär ist der YGAY von Marques de Murrietta aus Rioja. Leider war das einzige Exemplar, das ich davon 2001 verkosten durfte, nicht optimal. Kräftiges Dunkelbraun, milchig-trüb, pflaumig, sehr lang, hohe Säure, aber der richtige Spaß wollte nicht aufkommen. Hier war sicher die Lagerung nicht optimal. Wer einmal gesehen hat, wie in spanischen Läden Weine bei nicht gerade niedrigen Temperaturen über Jahre stehend im Regal verbringen, kennt das Problem.

Gut gefallen hat mir 1993 ein zwar sehr reifer, aber ungemein attraktiver Croft aus einem insgesamt guten Port-Jahrgang.