1963

Mit Sicherheit kein Jahr für Fans großer französischer Weine. In Bordeaux ein kalter verregneter Sommer. Geerntet werden konnten da nur unreife, mit Wasser vollgesogene, verfaulte Trauben. Da konnte einfach nichts draus werden. Also einen großen Bogen drum machen. Eine gewaltige Gaumenbeleidigung war Margaux 2007. Dieses dünne Jodsäftlein, das kaum 70/100 ins Glas brachte, musste man weder austrinken, noch sich merken. Fürchterlich 2011 auch ein Lafite Rothschild.

Für trockene, weiße Bordeaux und für Sauternes gilt der Jahrgang ebenfalls als unterirdisch.

Auch in Burgund war der Sommer nicht besser. Hier gab es wenigstens einen späten "Indian Summer", so dass die Winzer bis in den November hinein ausdehnten, um zu retten, was zu retten war. Das Ergebnis warn trotzdem ziemlich magere, dünne Weine.
Umso erstaunlicher war 1994 ein La Tâche, genauso wunderschön wie die erste, wenige Tage vorher getrunkene Flasche, weich, harmonisch, eher auf der leichteren Seite, immer noch schöne Frucht und kein Alter 87/100.

Komplette Fehlanzeige an der Rhone-

Ich kann mich noch gut an das Naturwunder Eisschollen auf dem Rhein erinnern. Auch das was als Frühling und Sommer danach kam, war in Deutschland nicht sonderlich prickelnd, eher ziemlich nass. Nur ist eben für deutsche Weine, insbesondere an der Mosel, der Herbst wichtiger als der Sommer, und ein echter "Goldener Oktober" ließ doch noch einige gute Weine entstehen.
Schöne Frucht, pikante Süße, perfekt mit kräftiger Säure kombiniert hatte 1993 eine Wehlener Sonnenuhr feine Auslese von S.A. Prüm 92/100. etwas breit und säurearm, aber ohne Alterston hingegen war 1993 ein Niersteiner Auflangen Auslese Nikolauswein von Seip 85/100.

Eher grenzwertig leider 2010 ein Inglenook Cask F 19, helle Farbe mit deutlichen Brauntönen, in der Nase viel Liebstöckel und etwas alter Balsamico, am sehr gezehrt wirkenden Gaumen viel Säure und eine deutliche Schärfe, bereitet keinen Trinkspaß mehr 75/100.

War der in der Literatur teilweise hoch gelobte Penfolds Grange 1999 auf der Grange-Probe in Lehrbach leicht korkig oder einfach nur ein schlechter Wein auf dem Abstieg mit einem Fehlton. Wir entschieden uns für Letzteres, also meiden.

Keine Jahrgangschampagner. Das, was geerntet wurde, hatte eine zu hohe Säure.

Grosses Portweinjahr, aber nicht unbedingt mit den haltbarsten Weinen.
Cockburn war Ende 2002 ein sehr leckerer, nicht sonderlich konzentrierter Port, eher in der LBV-Liga, macht s sicherlich noch 10+ Jahre - 90/100. Enttäuschend 2007 ein Messias Port. Intensive Pattex-Nase, am Gaumen unangenehm scharf. Da war zwar auch Süße, aber die Schärfe trübte doch sehr den Genuss. Lange über Höhepunkt hinaus, falls er den denn jemals hatte 84/100. Sehr kräftig lang und süß war 1993 Quinta do Noval 92/100. Dicht, süß, noch ganz am Anfang 1995 bei Jörg Müller Taylor 95/100. 2007 mit seiner hellen Farbe, den spritigen Noten und der stechenden Nase doch verdammt anstrengend, trotz der wunderbaren Marzipan-Süße am Gaumen 89/100. Im Zusammenspiel mit dem Käse kamen da noch ein paar Punkte dazu. 2008 bei Jörg Müller ein Bilderbuch-Port mit verschwenderischer Marzipan-Süße, ein großes, komplettes Dessert für sich alleine 97/100. Zuletzt 2009 erstaunlich jung, kräftig und sehr präsent, alkoholisch, aber auch wieder mit schöner Marzipan-Süße 94/100.Marzipan mit Jod hört sich grausam an, war aber trotzdem eine interessante Mischung, die der Warre s da 2009 auf Sylt bot, mit feiner Süße am Gaumen 93/100.