1971

In Bordeaux gab es eine kleine Ernte sehr charmanter eleganter Weine, die alle sehr früh trinkbar waren. Die schönsten Weine, vor allem aus St. Emilion und Pomerol, machen einen unglaublichen Trinkspaß und sind immer noch für relativ kleines Geld zu haben. Vor allem bei gut gelagerten Großflaschen von der Magnum an aufwärts würde ich hier bedenkenlos zuschlagen. Etwas anders sieht es auf dem linken Ufer aus. Viele Weine aus dem Medoc seinerzeit übrigens hoffnungslos überteuert - haben inzwischen das Zeitliche gesegnet. So z.B. der sonst so langlebige Geheimtip La Lagune, in den 80ern voll da und Anfang der Neunziger schon weitgehend hin.
Cos d Estournel habe ich Anfang der Neunziger mehrfach aus guten Flaschen getrunken, aber schon 1994 zeigte er aus der Imperiale deutliche Reife und war bei heller Farbe, reif, leicht und etwas dünn 85/100. Zuletzt auf der großen Cos-Probe 2006 ein feiner, eleganter Tropfen, der mit deutlich mehr Genuß zu trinken war als 1970 87/100.

Wer in 1971 ganz sicher gehen möchte, setzt auf Latour. Ein toller, langlebiger Wein, in den letzten 10 Jahren über 15mal verkostet von der 1tel bis zur Imperiale und konstant mit 92-94/100 bewertet. 2010 war das mehrfach wieder ein kompletter, großer, perfekt gereifter Latour, der in guten Flaschen wie dieser noch 10+ Jahre vor sich hat 94/100. 2011 auf Elke Dreschers Latourprobe eine meiner bisher besten Flaschen, Latour pur, immer noch kraftvoll, aber auch so verführerisch schön mit dichter, junger Farbe, mit reichlich schwarzer Johannisbeere, mit toller Statur und Struktur, gehört eigentlich zu zweit in großen Schlucken aus der Magnum getrunken, wunderschöne Süße am sehr langen Gaumen 95/100. Kurz darauf a2011 auf Sylt meine bisher beste Flasche, ein geiler Sauf-Latour 96/100. Wenn man bedenkt, dass so etwas auf Auktionen teilweise deutlich billiger zu bekommen ist, als aktuelle Latour-Jahrgänge in der Subskription! Etwas heller in der Farbe 2011 der Les Forts de Latour, nicht ganz so dicht und konzentriert, etwas metallisch, aber nicht unangenehm die pikante Johannisbeere, die hier rot war, gute Säure und stabiles Rückrat, bleibt sehr schön am Gaumen haften und erinnert an jüngere Grand Puy Lacoste. In guten Flaschen wie dieser ein echter Geheimtipp und jede Suche wert 92/100. Eine sehr feine und elegante Nase hatte Lynch Bages 2008 aus einer leider zerbrochenen Flasche, könnte durchaus noch interessant sein. Sehr enttäuschend hingegen Mouton Rothschild. Mehrfach ohne Freude verkostet, zuletzt 2004 auf der großen Mouton-Probe, unsaubere Nase, baute schnell ab 82/100

Ducru Beaucaillou war 1999 in einer Best Bottle aus der Magnum als Absacker nicht schlecht, perfekt gereift, nur im Abgang etwaskurz - 89/100. Zuletzt 2006 auf der großen Ducru-Probe zimtige Nase, Weihnachtsgebäck pur, feine Zedernholztöne, am Gaumen kompakt aber gut und noch längst nicht am Ende 88/100. Und was im September 2004 im Glas wie ein perfekt gereifter Ducru aus den 70ern wirkte, war aus Canon Fronsac ein d Aighuilhe - 90/100. Absolut nichtssagend und enttäuschend 1993 Gruaud Larose. Leoville las Cases hatte 2010 eine seltsame Nase, die eher an Schuhcreme denn an Wein erinnerte, am Gaumen war er etwas kurz und metallisch 84/100. 2012 auf dem Paris Tasting grenzwertige Nase, die mich an einen vollen Staubsaugerbeutel erinnerte. Am Gaumen war dieser Wein kräftig, aber auch eindimensional und monolithisch. Wird sich auf diesem Niveau noch länger halten, aber warum eigentlich? 86/100. Talbot war 2008 eine absolut fruchtfreie, säurelastige Plörre 71/100

Cantemerle war 1994 auf einer Probe sehr gefällig mit kräftiger Säure, wirkte noch sehr jung und etwas eckig 87/100. Ein perfekt gereifter, wunderschöner Wein mit viel Rückhalt war 1999 Dauzac in der Jeroboam, in diesem Format sicher noch etliche Jahre haltbar 93/100. Süßlich, elegant, sehr schön mit heller Farbe 1994 ein Kirwan aus der Imperiale 92/100. Margaux war 2007 selbst aus der Marie-Jeanne ein Wein aus der Abteilung Pfui Teufel. Jod ohne Ende, als Medizin noch so gerade schluckbar, als Wein mit dieser Säure völlig daneben. Palmer hatte 2009 eine erstaunlich feine, hocharomatische Nase mit guter Frucht. Auch am Gaumen sehr aromatisch, fruchtig, elegant und mit feinem Schmelz 92/100. 2011 erstaunlich kräftig und immer noch jung wirkend, sehr elegant, finessig und mit guter Frucht 94/100.

Lange ein guter Kauf war Haut Brion. Gerne erinnere ich mich auch noch an eine exzellente Doppelmagnum diesen Weines 1996 auf einer Krähling-Probe. Gut ein Dutzend mal verkostet, zuletzt 2000. Perfekt gereifter, wunderbarer Haut Brion mit schöner Cigarbox Nase 91/100. Doch inzwischen nagt auch an diesem Wein der Zahn der Zeit. Aus der Doppelmagnum 2006 immer noch eine dichte Farbe, wirkte weich, gefällig und war recht schön zu trinken, die klassische Cigarbox-Nase wurde aber zunehmend von medizinalen, jodigen Tönen verdrängt 89/100. Noch eine ganze Klasse besser La Mission Haut Brion. Häufig getrunken und gerade erst wieder auf einer Koppe-Auktion für kleines Geld nachgekauft. 2004 auf einer Best Bottle, dichte, kräftige Farbe mit wenig Alter, tolle Nase mit Tabak, Cigarbox und Maulbeeren, baut am Gaumen sehr gut aus, tolle Länge am Gaumen, perfekter Essensbegleiter - 95/100, bestätigt mehrfach im Dezember 2004. 2007 die rauchige Nase mit viel Tabak und etwas Teer zeigte auch einen Hauch frische Meeresbrise mit Austern, Algen und hoher Mineralität. Am Gaumen viel stützende Säure, wieder massig Tabak, komplex und lang 94/100. 2009 rauchig, ätherisch, Teer, Cigarbox. Am Gaumen reif und fein, voll auf dem Punkt 93/100. 2011 altersfrei in Farbe und Anmutung, seidig, elegant, rauchig, ätherisch mit immer noch guter Frucht und feinem Schmelz 94/100. 2012 auf René Gabriels großer La Mission Probe rauchig, ätherisch die Nase mit Teer, Tabak, Cigarbox und immer noch guter Frucht, am Gaumen schlank, sehr fein mit seidiger Eleganz und wunderbarer Aromatik 93/100. Hat noch genug Struktur und Substanz für lange Jahre.

L Evangile hatte 1997 einen leichten Stinker in der Nase, wirkte erst kurz, ungenerös, wurde mit der Zeit gefälliger, aber nicht groß - 87/100. Lafleur kam 2007 sehr schlank, kompakt und jung wirkend ins Glas. Ein sehr eleganter Wein mit der typischen, kräuterigen Aromatik und mit hoher Säure, öffnete sich zunehmend, wurde fülliger und süßer, ein großer Wein mit immensem Potential, der seine Zukunft noch vor sich hat - 94+/100. 2009 in der Lafleur Best Bottle schon sehr reife Farbe, die klassisch-kräuterige Lafleurnase, am Gaumen sehr süß und einfach hedonistisch schön. Ein feiner, eleganter Wein zum reinsetzen 95/100. Wirkte 2011 aus einer perfekten Flasche wie ein Martha s Vineyard aus Bordeaux. Eukalyptus, Leder, Minze, die große Kräutermischung, hedonistische Süße am Gaumen, aber auch noch gute Säure- und Tanninstruktur, noch so jung und kräftig, der legt über die nächsten 20 Jahre noch zu 97+(!)/100. Zeigte sich bei der Lafleur Probe 2012 am Attersee als betörender Schmuse-Lafleur, klassisch-kräuterig die Nase, süß und hedonistisch der Gaumen, reif, aber durch die gute Säure nicht alt wirkend 96/100. Mehrere schöne Trinkerlebnisse mit Latour-à-Pomerol, 2000 eine hedonistische Superflasche, dichter, großer, weicher Stoff, schlägt heute den 70er in die Büsche, toller Abgang, opulente, hedonistische Offenbarung, sicher noch 10 Jahre, suchen - 97/100. Und dann ein paar Monate später ein nicht so überzeugendes, exotisch wirkendes Gegenstück, dem ich in einer Krähling-Probe nur 88/100 geben konnte. Zuletzt 2004 Bonbonhaft-kräuterig, "Ricola", Schwarztee, gute Süße, baut wunderschön im Glas aus, immer noch mit Zukunft 93/100. Der (Rot)wein des Jahrgangs dürfte wohl Petrus sein. Leider habe ich den bisher nur 7mal trinken dürfen. 1996 eine süchtig machende Magnum bei Willi Krähling und 2000 eine perfekte 1tel. So lang, so seidig, so delikat und aromatisch, Riesenstoff mit feiner Süße, ohne jedes Alter mit immer noch gutem Tanningerüst. Petrus mag ja hoffnungslos überteuert und in vielen Jahren sein Geld nicht wert sein. Für diesen hier lohnt es aber, ein Sparbuch zu plündern 98/100. Auf René Gabriels großer Petrus Probe 2005 dichte Farbe, reifer als 1970, aber sensationelle Aromatik, irre am Gaumen und unendlich lang, dabei seidig elegant mit feiner Süße 100/100. 2007 in der Braui wieder der Inbegriff von Eleganz, Pomerol wie es nicht besser geht, voll trinkbar, aber noch lange nicht am Ende, ein Wein, bei dem von der Nase über den Gaumen bis zum Abgang einfach alles stimmte -100/100. 2008 bei den Ungers erstaunlich dicht, kräftig und jung mit sehr langem Abgang, aber ohne die unendliche Eleganz fehlte, die diesen Wein sonst auszeichnet 97/100. 2011 enorm druckvoll, groß und noch jung 99/100. Und 2012 eine süchtig machende, sinnliche 1tel - 100/100. Erstaunlich dabei ist, dass dieser Wein aus guter Lagerung immer noch keinerlei Schwäche zeigt. Ein großer Erfolg in 71 auch Trotanoy. 2002 druckvoller, reifer Merlot vom Allerfeinsten 94/100. 2009 ein rustikaler, kerniger Brocken und ein Terroirwein im besten Sinne, so ein druckvoller, am Gaumen fast brachialer Wein alter Schule, ein echter Charakterdarsteller. Sehr mineralische Nase, Zigarrenkiste, Leder, immer neue Facetten aufzeigend. Unglaublich, wie dieses konzentrierte Teil mit seiner immer noch undurchdringlichen, dichten Farbe aufdrehte. Wir hatten ihn à point dekantiert, 2-3 Stunden hätten ihm aber sicher noch deutlich besser getan. Ein schier unsterblicher Wein für die nächsten 20-30 Jahre 97/100. Ein echter Geheimtip Vieux Chateau Certan, mehrfach verkostet. 1996 sehr dichte Farbe, intensive Kaffee- und Mokkatöne, würzig, malzig 95/100. 2001 inzwischen voll auf dem Punkt, aber noch nicht alt, weich, reif - 91/100. Der dürfte nicht viel kosten, denn Parker, der ihn zuletzt 1979 verkostet hat, führt ihn in seinem Buch und auf der Website mit lausigen 74 Punkten. Wurde auch 2005 auf der Vieux-Probe seiner Rolle als Geheimtip gerecht, voll auf dem Punkt, reif und dabei so schmelzig und würzig mit feiner, malziger Süße. Der Cabernet Franc gibt ihm wieder eine starke Lakritznote, dazu kommen Kaffee- und Mokkatöne 95/100. 2009 ein sehr feiner, wunderbar gereifter Wein, der mit seiner delikaten, himbeerigen Frucht an einen gereiften Richebourg erinnerte. Mit der Zeit verschwand auch der störende Ton in der Nase, die ebenfalls wunderschön mit viel süßer Himbeere wurde 93/100. 2011 erstaunlich kräftig und geradezu kernig, immer noch gute Frucht, Kaffee- und Mokkanoten, Tabak, leicht animalisch, noch lange nicht am Ende 92/10
. Zuletzt 2011 ein sehr feiner Wein mit viel Säure am Gaumen, der nicht (mehr) die Klasse hatte, mit der ich ihn kenne 91/100.

Sehr elegant und feinduftig war 1994 und 97 l Arrosée, sicher auf 90/100 Niveau und zumindest in Großflaschen immer noch eine Suche wert. Zuletzt im November 2004 eine perfekt gelagerte 1tel, die noch keinerlei Alter zeigte, kräuterig mit feiner Süße und guter Länge am Gaumen. In 71 sicher besser als Cheval Blanc zu einem Bruchteil des Preises 92/100. Selbst der mit 50 Punkten schlechteste Wein in Parkers Bordeaux-Bibel, Canon-la-Gaffelière, war 1992 zu Anfang etwas muffig, helle Farbe, entwickelte sich im Glas, fruchtig, leicht, sehr burgunderhaft und mit Genuss zu trinken 85/100. Könnte ebenfalls in gut gelagerten Großflaschen noch interessant sein. Bei Cheval Blanc muss man Glück haben. Ich habe in den letzten 15 Jahren mehrere grauenhafte Flaschen getrunken, aber auch ein paar sehr schöne, 2001 auf einer Krähling-Probe: reif, kräuterig, schmeichlerisch - 91/100. Wirkte 2006 auf der großen Cheval Blanc Probe aus der Magnum noch sehr frisch mit einer kräuterigen Nase, die an Lafleur erinnerte. Baute sehr gut im Glas aus und entwickelte schöne Schokoladennoten - 92/100. 2008 ein sehr feiner, seidig-eleganter Vertreter seiner Art mit kräuterig-animalischer Aromatik. Am weichen Gaumen auch schokoladig 89/100. Zuletzt 2009 sehr fein, seidig-elegant, mit süßem Schmelz, kräuteriger Aromatik in der Nase und Schokotönen 91/100. Gehört aber bald getrunken.

Sehr gutes Sauternes-Jahr. Begeistert war ich 1988 von einem de Fargues, weil er eine oft Sauternes-untypische, schöne Säure besaß. De Malle aus der Magnum war 2006 ein frischer, kleiner, aromatischer Sauternes, reife gelbe Früchte, aber auch etwas Möbelpolitur, wenig Süße, schon fast halbtrocken, insgesamt etwas eindimensional und hohl 85/100. Perfekt balanciert durch schöne Säure 1998 ein d Yquem, kräftige Farbe, feine, schöne, malzige Süße 93/100. Zuletzt 2006 relativ helle, altgoldene Farbe, wirkte in dieser Flasche immer noch verdammt jung. Feine Honigtöne, cremige, exotische Frucht, wenig Säure, gute Länge am Gaumen - 93/100.

1971 gehört zu den ganz großen Burgunderjahren. Hier wurden kräftige, aromatische Weine mit gutem Alterungspotential erzeugt. Die besseren 71er Burgunder konnten und können nicht nur weiter gut altern, sie mussten es auch. So habe ich einige dieser Weine in den 80ern und auch noch danach unterschätzt. Burgunder aus 1971 sind immer noch ein guter Kauf.
Einer meiner ersten großen Burgunder überhaupt war 1987 ein Corton Cuvée Docteur Peste vom Hospice de Beaune. Der ist sicher auch jetzt noch groß. Sehr fein, elegant mit feiner Süße, aber auch noch mit erstaunlicher Kraft und Fülle 2012 ein Clos Vougeot von Chanson, seidig am Gaumen mit schönem Abgang 94/100. Wenig konnte ich 1994 mit einem wohl noch zu jungen La Tâche von DRC anfangen. Der wirkte sowohl recht leicht, als auch zugeknöpft. Den muss ichsicher noch mal trinken, denn aus dem gleichen Stall war 2002 Richebourg ein ganz anderes Kaliber, klares, schönes Rot mit nur dezentem Braunton, wunderbare Süße und Finesse, ganz großer Wein - 97/100. Solche Weine muss man eben auf ihrem Höhepunkt erwischen. So notierte ich 1997, als mich ein generöser Weinfreund bei Jörg Müller zu Romanée Conti einlud: sehr druckvoller, kräftiger und enorm langer Burgunder, sicher noch nicht auf dem Höhepunkt, aber die "geschenkten" 2800 Müller Mark nicht wert 95/100. Das sah dann 5 Jahre später auf einer großen Romanée Conti Probe schon ganz anders aus: finessig, lang, schöne Fruchtsüße, ein am Gaumen kaum endender Traum, Perfektion - 100/100. Soviel Kraft und soviel Dichte hatte der Grands Echezeaux von DRC 2011 noch, auch feine Süße, aber dieses gewaltige Teil mit seiner perfekten Struktur steht im zarten Alter von 40 Jahren erst ganz am Anfang und könnte die Chance haben, sein Alter noch zu verdoppeln 95+/100. Füllig, samtig, kräftig 1994 ein Corton Clos des Cortons von Faiveley 95/100. Süß, kräftig, lang, eine Art von Bordeaux unter den Burgundern 1995 ein Chambertin von Camille Giroud - 95/100. Noch viel zu jung mit kräftiger Säure 1992 ein Clos de la Roche von Leroy. Auf einer Drawert-Probe 1998 ein Chambertin Cuvée Heritiers Latour von Louis Latour mit feiner Süße, der beste des 71er Louis Latour Flights und der einzige, der mir einigermaßen gefiel 88/100. Der vorher schon dreimal deutlich besser verkostete Corton Grancey wirkte im Vergleich einfach, gefällig, mager, nicht mein Ding, für den großen Namen und das Jahr enttäuschend 84/100. Etwas schöner auf derselben Probe der Romanée St. Vivant Les Quattres Journaux mit viel Kraft am Gaumen und langem Abgang 87/100. Ob diese Weine damals einfach noch zu jung waren? Ein Clos Vougeot von Louis Latour war 2009 ein sehr schmeichlerischer, hoch aromatischer, feiner Burgunder zum Niederknien. Alleine an der süchtig machenden Nase könnte ich stundenlang riechen 94/100. Und der Chambertin von Louis Latour 2011 im Chat Botté in Genf aus perfekter Lagerung auch noch so jung, so fruchtig, so würzig mit viel Frische, einfach zeitlos schön, sehr elegant und nachhaltig mit feiner Süße und beeindruckender Länge, ein majestätischer Chambertin, der der berühmten Lage alle Ehre machte 96/100. Ein Romanée St. Vivant von Jean Lefort hatte 2011 eine alte, reife Farbe, auch in der Nase zunächst etwas verhalten, doch am Gaumen explodierte dieser Wein förmlich - 94/100. Fein zwar, aber auch reif mit spürbarem Alter 2011 ein Pommard von Leroy, da hätte ich mehr von erwartet 89/100. Sehr reif, auch in der Farbe, 2011 ein Vosne Romanée von Moillard, weich, süß, aromatisch, brach aber rasch im Glas ab und aus anfänglichen 92/100 wurden 88/100. Große Klasse 2002 eine perfekte, immer noch recht jung wirkende Magnum Richebourg von Noellat bei Jörg Müller 96/100. Ein Romanée St. Vivant von Noellat hatte 1997 eine sehr alte Farbe, war seidig, elegant, sehr lecker - 88/100. Großer Stoff 1994 ein Clos de la Roche von Jacques Selot, herrliche Süße, Länge und Komplexität -95/100. Ein Nuits St. Georges von Morin besaß 2008 zwar eine ziemlich helle, aber voll intakte Farbe ohne Brauntöne. Die Nase war süß und verführerisch mit reifer Himbeere. Auch am Gaumen ein faszinierendes Zusammenspiel von Süße, tragender Säure und viel Kraft. Dabei dominierte die reife Süße zusammen mit viel Eleganz und Finesse und ließ diese Dorflage wie eine Eins im Glas stehen, toller Stoff 93/100.

Bei weißen Burgundern kann man, was die Fähigkeit zu altern angeht, immer wieder Überraschungen erleben. 1971 hat insgesamt sehr gute Weißweine hervorgebracht, von denen einige ziemlich langlebig sind. 1989 hatte ich eine größere Menge Meursault Cuvée Philippe Le Bon vom Hospice de Beaune gekauft. Der machte für relativ wenig Geld erstaunlich viel Spaß. Yquem-ähnliche, tiefe Farbe. Leichte, aber durchaus angenehme Edelfirne. Entwickelte sich zusehens besser. War voll und reich am Gaumen und bot einen sehr langen Abgang 91/100. Nur war es nach 2 Jahren mit dem Spass vorbei, der Wein wirkte deutlich überaltert. 1997 dann eine vergessene Flasche: und es gibt ein Leben nach dem Tod! Cognacfarben mit schönem Karamell und Crème Brulée Ton, schöne Länge, anfänglicher Alterston verschwand schnell 90/100. Ähnlich erging es mir mit einem Corton Charlemagne der Domaine de la Juviniere, 1989 beim selben Händler erworben. Ein Wein mit enormer Kraft und Länge, konstant mit 91-93/100 bewertet. Lediglich die letzte Flasche des Dutzend schwächelte 2001 leicht. Überragend 2005 bei Jörg Müller auf Sylt ein Le Montrachet von DRC. Kräftige Farbe, in der Nase erst große Meeresfrüchteplatte, dann intensiv frische Kräuter, wird mit der Zeit leicht minzig, am Gaumen immer noch Kraft und schöne Länge, eine Art weißer Lafleur 97/100.

Ein gutes Rhone-Jahr. Ein ganz großes Weinerlebnis 2002 im Bostoner Troquette ein
La Mouline von Guigal, ein perfekt gereifter, würzig-seidiger Traum-La-Mouline, der am Gaumen gar nicht mehr aufhörte - 100/100. Suchenswert ist auch Hermitage La Chapelle. Mehrfach getrunken, 1996 auf einer Drawert-Probe: kräftige, junge Farbe, am Gaumen Süße, Lakritze, zeitlos schön 95/100. Dicht jung, kräftig, rustikal, animalisch 2011, viel Lakritz, Blut, rostiges Eisengeländer, Pferdestall und alter Ledersattel, ein wildes, eigenständiges Teil, sehr lang am Gaumen 94/100.
Auch an der südlichen Rhone entstanden interessante Weine, von denen die besten noch viel Spaß machen können. 2004 habe ich einen Chateau de la Nerthe Cuvée les Cadettes getrunken. Die sehr helle, reife Farbe hatte mich erst mißtrauisch gemacht, doch der Wein entpuppte sich als groß. Ein Chateauneuf-Klassiker im alten perfekten Stil. Traubig, tolle zimtige Süße am Gaumen mit einem Abgang, der gar nicht mehr aufhört, reife Gerbsäure, baut sehr schön im Glas aus und hat sicher noch 20+ Jahre vor sich 95/100. Gut gereift und ohne Schwächen, aber mit der leicht staubigen Rustikalität der 70er 2009 ein Chateauneuf-du-Pape Selection von Barrières, medizinal-kräuterige Nase, feine Süße am Gaumen 89/100. Der Chateauneuf-du-Pape Mont Redon wirkte 2010 sehr reif und oxidativ 84/100.

Auch im Elsaß war 1971 durch die Bank ein herausragendes Jahr. Das gilt für das gesamte Gebiet und alle Rebsorten. Da müsste es noch reichlich Entdeckungen geben. Aus 2 perfekten halben Flaschen konnte der Clos St. Hune von Trimbach überzeugen. 1994 kräftiges Gelbgold, brauchte Zeit im Glas, kräftig, lang, ohne Alter und in der halben sensationell 93/100. 1996 mit eigenwilliger Nase von süßen Früchten und Mineralien, ein Riesenwein 94/100. Schon etwas auf dem Abstieg schien er dann 2001 in einer 1tel zu sein. sein, intensiver Petrolton, kenne ich größer 88/100. Eine Schlumberger Gewürztraminer Cuvée Christine erwies sich 2005 als perfekter Aperitif, der Lust auf mehr macht. Reife, güldene Farbe, in der Nase feine Würze, am Gaumen dezente Süße, feiner, würziger Bitterton, langer Abgang, sicher in der Liga einer hochwertigen BA und in dieser Form noch gut 10+15 Jahre haltbar - 94/100.

Recht hell 2010 aber ohne Alterstöne die Farbe bei Chateau Vannières aus Bandol, faszinierende, fruchtbetonte Nase mit viel Sauerkirsche, am Gaumen erstaunlich frisch mit guter Säure und samtiger Textur, reif aber nicht alt und längst nicht so eindimensional und langweilig wie die hoch gezüchteten, modernen Boliden 89/100.

Gilt als hervorragender Jahrgang in Italien, ins besondere für Piemont.
Ein Barolo Monfortino von Giacomo Conterno hatte 1992 eine derartige Stinkernase, dass er nur mit Überwindung zu trinken war. 2010 hatte der
Barolo Monfortino Riserva von Giacomo Conterno immer noch jugendlich wirkende Frucht, viel Tannin und noch mehr Säure 90(+?)/100. Trinkspaß bereitete er in jedem Fall nicht. Deutlich besser 2011 auf dem Unger Weihnachtstasting, Kräftige Farbe, in der medizinalen Nase Jod, Heftpflaster, Teer und Kräutertinktur, kräftig am Gaumen mit guter Säure und sehr langem Abgang, dabei schöne, lakritzig-kräuterige Süße 95/100. Der Barolo Falletto die Serralunga von Bruno Giacosa hatte 2010 eine sensationell junge Farbe und eine enorm hohe Säure, war aber auch enorm vielschichtig, lakritzig und komplex, sehr würzig und mineralisch, gemacht für die Ewigkeit 96+/100. Ein Barolo Riserva Centenario von Guiseppe Contratto hatte 2010 eine relativ helle, aber intakte Farbe, erste Alterstöne, aber nicht ohne Charme, viel Lakritz, Teer und Unterholz - 87/100. Gemischt meine Erfahrungen mit Sassicaia. 1993 auf Willi Krählings Sassicaia-Probe kräftiger, dunkler Wein, der allerdings eine zu sehr animalische Nase hatte 90/100. 1996 auf der Sassicaia-Probe der Ungers erstaunlich dichte, junge Farbe, entwickelt am Gaumen eine wunderschöne Süße, toller Stoff (Zwillingsflasche deutlich schlechter) - 92/100.

Ein ganz großes, herausragendes Jahr für deutsche Weine. Gut gelagert machen eigentlich fast alle Weine ab Auslese-Qualität noch Spaß. Und das Schönste: sie sind oft noch für kleines Geld zu haben. Das mag vor allem daran liegen, dass viele von uns in den ersten Weintrinkerjahren von Eltern und Großeltern mit dem gequält wurden, was wir als süße Pampe empfunden. Daraus hat sich bei vielen Weintrinkern eine Aversion gegen alle nicht komplett trockenen Weine entwickelt. Viele Weintrinker ziehen immer noch den übelsten Pinot Grigio einer schönen Auslese vor. Sollen Sie doch. Nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage gibt es hier so ein weites Feld voller Schnäppchen. Ich habe vor langen Jahren den Keller eines solchen, von den Eltern vermeintlich gequälten Süßweinhassers aufkaufen können. Von den vielen Notizen hier nur ein paar wenige.
Auf hohem Niveau 2011 schon etwas reif und müde die Bernkasteler Doctor Auslese von Deinhard mit etwas rustikalem Charme, baute aber im Glas mit der Zeit aus und entwickelte feine Honignoten 89/100. Eine Ürziger Würzgarten Auslese*** von Joh.Jos Christoffel war 1999 ein Riesenteil, kräftiges Goldgelb, reife, Boytritis-geprägte Nase, am Gaumen Fülle, schöne Süße, fast Opulenz mit immer noch guter Säure 96/100. Probleme hatte ich 1988 mit einer Scharzhofberger TBA von Egon Müller. Farbe wie ein alter Yquem. Leider war dieser Superwein für mich zu voll, fett und pappig süß. Floß ins Glas wie Öl. Damals nicht mein Ding. Perfekt gereift ohne Firne 1998 eine Eitelsbacher Kronenberg Auslese von Rautenstrauch 87/100. Zuletzt 2011 auf Sylt noch so frisch, goldgelbe, Fülle, Süße, Länge, kleidete den Gaumen voll aus 90/100. Gülden, über Höhepunkt schon länger weg, Alterstöne, aber immer noch gut trinkbar mit etwas Restsüße 1997 eine Dhronhofberger Auslese des Friedrich Wilhelm Gymnasiums. Auf dem Punkt 1995 eine Graacher Himmelreich Auslese Goldkapsel von Paul Gomboli Erben 89/100. Begeistert war ich 1996 in der Traube Grevenbroich von einer Brauneberger Juffer Sonnenuhr Auslese Goldkapsel von Fritz Haag. Unglaublich, mit welcher Leichtigkeit und Jugend dieser nachhaltige Wein daherkam - 95/100. Gefiel mir persönlich besser als 2 Jahre vorher aus gleichem Hause die TBA, die mir zuwenig Gewicht und Struktur und auch nicht das intensive Süße- Säurespiel jüngerer Haag-Weine zeigte -93/100. Einfach zeitlos schön 2007 eine Brauneberger Juffer Sonnenuhr Auslese von Willi Haag. Kräftiges Goldgelb, nur ganz dezenter Petrolton, traubig, viel Honig, füllig, rund und einfach lecker. An diesem Wein stimmte einfach alles, auch die reife Säure, die die Süße gut abpufferte 93/100. Eine Farbe wie ein junger Spätburgunder hatte 2011 die Dom Scharzhofberger BA von der Hohen Domkirche, viel Süße, unglaubliche Säure, mineralisch, noch so jung wirkend, einfach ein faszinierender Wein, aber nichts für Leute, die schon bei einem QbA Renni einwerfen, entwickelte sich enorm im Glas mit schönem Süße-/Säurespiel, Potential für lange Jahre 94+/100. Schon etwas gefährlich lebte 2010 die Oberemmeler Abteihof Auslese von Kesselstatt, sehr reif mit viel Petrol in der Nase, kaum noch Süße am Gaumen und auch erste Anflüge von Möbelpolitur 87/100. Von der Farbe her schon sehr alt 2007 eine Brauneberger Juffer Beerenauslese von Licht-Bergweiler. Tiefgülden mit malzig-rosiniger Süße. Wirkte erst etwas müde. Das legte sich, als Franz Josef Schorn ein würziges Käsegericht auftischte. Der Wein schien das förmlich als Herausforderung zu begreifen und legte massiv zu, wirkte plötzlich erstaunlich frisch, karamellig und schien nach einigem Luftkontakt auch noch Alterungspotential zu haben 91/100. Eine Erdener Prälat Auslese Goldkapsel von Dr. Loosen hatte 2011 tiefes, schon leicht ins Güldene gehendes, brilliantes Gold, in der Nase Bienenwachs, Honigtöne und Trockenfrüchte, am Gaumen schon fast halbtrocken mit immer noch guter Säure und Frisch, so perfekt balanciert und nachhaltig, einfach eine große, sehr gut gereifte Auslese, die jetzt ihre ganze Klasse zeigte 94/100. In der Nase der fast güldenen Wolfer Goldgrube Auslese eines Weingutes Marchlewski-Emmerich 2009 feine Apfeltart, frisch aus dem Ofen. Am Gaumen erst etwas gezehrt mit ersten Lacktönen und nassem Hund, die aber rasch verschwanden. Immer noch gute Säure und einfach wunderschön zu trinken 87/100. Eine Trittenheimer Apotheke BA von Milz-Laurentiushof wirkte 2010 erstaunlich alt, colafarben, sehr reif, für eine BA dieses großen Jahres zuwenig Säure und Süße 88/100. Ein Bernkasteler Badstube Eiswein Auslese des Weingutes der Pfarrkirche hatte 2009 eine dunkel-güldene, aber brilliante und klare Farbe. Immer noch rassige Säure als ideales Pendant zur deutlichen Süße, klare, reintönige Frucht, Frische, apfelig, Orangen, Karamell, Crême Brulée und angenehme Bitternote im Abgang. Entwickelte sich enorm im Glas, legt immer mehr zu und zeigte keinerlei Schwächen 94/100.
Wirkte die Wehlener Sonnenuhr Auslese von JJ Prüm Anfang der Neunziger noch geradezu jugendlich, so war sie 1998 deutlich gereifter: kräftiges Goldgelb und erste Firne, immer noch gute Säure, gelbe Früchte und dezente Honigtöne 90/100. 2009 eine perfekte Flasche, eine sehr komplexe, harmonische Auslese mit viel gelben Früchten, die eigentlich dekantiert gehört hätte. Baute enorm im Glas aus und zeigte erst nach 2 Stunden im Glas mit wunderbaren Honignoten, was sie wirklich alles drauf hatte 94/100. Zuletzt 2011 auf Sylt brilliantes Goldgelb, in der Nase Zitrusfrüchte, Honig, am fruchtigen Gaumen taufrisch mit knackiger Säure, noch so jung, so aromatisch, knallte förmlich am Gaumen, ein Wein mit Potential für mindestens 30 weitere Jahre 96/100. 1999 konnte ich dann davon die Goldkapsel trinken, ein Riesenteil mit toller Frische und schönem Schmelz, das auf die paralell getrunkene 59er Feinste Auslese noch mal einen draufsetzte 95/100. 2006 auf der Prüm-Probe kräftiges Goldgelb, erstaunliche Kaffee- und Mokkatöne in der Nase, Crême Brulée, dabei so jung, so frisch und eine derartige, finessige Leichtigkeit, perfekte, aber nicht aufdringliche Säure, druckvoll am Gaumen - 97/100. Die BA war 2002 erstaunlich weit und reif, güldene Farbe 94/100. Purer Nektar 1997 die TBA mit unglaublicher Finesse und Eleganz 100/100. Auch auf der Prüm-Probe 2006 Trotz einer merkwürdigen Cognac-Farbe(ich kenne diesen Wein aus früheren Begegnungen deutlich heller) wirkte diese TBA immer noch sehr frisch und jung, tapezierte den Gaumen mit einem Pfauenrad an Aromen, purer Nektar, in positivem Sinne bissig, Aprikosenkonzentrat, Crême Brulée, wo man bei anderen Weinen ein Maul voll braucht, reicht hier schon ein Tropfen 99/100. Von der Prüm schen Verwandschaft habe ich 1994 die Wehlener Sonnenuhr von Peter Prüm getrunken, deutlich weiter und reifer als JoJo s mit weniger Kraft 87/100. Erstaunlich frisch und füllig 1999 die damals mit 110 geerntete Wehlener Sonnenuhr Auslese Goldkapsel von S.A. Prüm, eher auf BA-Niveau, sehr schöne Frucht und Länge, keinerlei Eile 93/100. Zuletzt 2011 brilliantes Goldgelb, immer noch knackige Säure, in der Nase frische Babyananas, immer mehr reife Zitrusfrüchte, am Gaumen sehr vielschichtig, immer noch so jung 94/100. Von der Art her eher eine reife, bessere Auslese 1996 eine Scharzhofberger BA von Kesselstatt, da hatte ich mehr erwartet 88/100. Eine Scharzhofberger Auslese des Weingutes von Hövel zeigte 2010 kräftiges Goldgelb, in der Nase reifer Apfel und Zitrusfrüchte, am Gaumen eher halbtrocken wirkend und durch die gute, apfelige Säure immer noch recht frisch 90/100. Sehr schön 2007 eine Wiltinger Braune Kupp Auslese Goldkapsel von Egon Müllers Zweitgut Le Gallais. Traumhaft balanciert und immer noch erstaunlich frisch mit sehr viel Spiel, eine zeitlose, große Auslese 95/100. Groß 2010 eine Waldracher Jesuitengarten BA von Schenck-Oster, Süße, Schmelz, Fülle, Mineralität und eine tolle Säure ergaben ein faszinierendes Spiel in der Nase und am Gaumen 94/100. Reif, aber immer noch mit bezaubernder Frische 2001 eine hellgüldene Bernkasteler Doctor Auslese von Freiherr von Schorlemer, noch viel Potential 93/100. . Wunderschön ausgewogen und ohne Alter 1996 eine Serriger Schloß Saarfeilser Auslese von den Vereinigten Hospitien 90/100.
Eine Spitzen BA war mit schöner, harmonischer Säure und großer Fülle 1993 ein Hattenheimer Mannberg BA von Langwerth-Simmern.. Ähnlich schön vom gleichen Erzeuger ein Jahr vorher die Nussbrunnen BA.. Reife, güldene Farbe, am Gaumen reich aber etwas gezehrt, noch gute Säure 1995 eine Rauenthaler Gehrn Auslese von Schloß Eltz- 92/100. Die Schloss Johannisberg Rosalack Auslese wirkte 2012 etwas rustikal, reife Farbe, dunkles Goldgelb, etwas Petrol in der Nase, viel Kraft, schöne Süße 91/100. Eine Rauenthaler Gehrn BA der Staatsweingüter Eltville hatte 2001 eine sehr schöne, güldene Farbe, erstaunlich kräftige Säure, damals wunderbar, schien aber anzufangen Süße abzubauen und dürfte nicht mehr sehr alt werden 93/100. Für Jahrgang und Erzeuger sehr enttäuschend 1998 eine Hattenheimer Wisselbrunn Auslese von Schloß Reinhartshausen. Schon ins Güldene ging 2010 die Farbe der Hochheimer Domdechaney Riesling Spätlese von den Staatsweingütern. Reif auch die Nase mit ersten Anklängen von Möbelpolitur, unter die sich aber zunehmend auch etwas Honig mischte, am Gaumen erst flach und gezehrt, bäumte sich mit zunehmender Luft aber noch mal auf und wurde erstaunlich gut trinkbar 87/100. Eine Rauenthaler Gehrn Versteigerungsauslese von den Staatsweingütern hatte 2011 wenig Süße, kaum mehr Säure, baute im Glas etwas aus, aber da hatte ich mehr erwartet. Bei einem 21er in der Form hätte ich wohl die Augen verdreht, als 71er müsste er aber frischer sein 85/100.

Die Nackenheimer Rothenberg Riesling und Silvaner BA vom Gunderloch-Lange schen Gut roch 2011 nach alten, überlagerten Karamellen, wenig Säure am Gaumen, Süße-/Bitterspiel, gut trinkbar, aber nicht spannend 84/100.
Eine süchtig machende Traumnase hatte 2011 die Wachenheimer Rechbächel Auslese von Bürklin Wolf, auch am Gaumen faszinierte dieser große, absolut stimmige Wein, soviel Spiel, generöse Süße, Harmonie pur, wunderbare Länge, baute enorm aus 96/100.TBA par Excellence und ein fantastischer Rosinen-Turbo 1993 eine Forster Ungeheuer TBA von Bürklin Wolf 96/100. War das, was da mit sehr dunkler Farbe ins Glas kam, ein Rot- oder ein Weißwein? Massig Kaffee, Oregano, die volle Apotheken-Kräutermischung, dezente Süße. Letztlich verriet die klassische Burgundernase den Rotwein. Vom selben Erzeuger 2009 eine sehr feine, elegante, perfekt gereifte Wachenheimer Böhlig Auslese 71/100. Eine Forster Kirchenstück Auslese des gleichen Erzeugers war 2010 eine schon eher halbtrocken wirkende, sehr harmonische, elegante Auslese mit feiner Restsüße 90/100. Eine tiefe Farbe wie Coca Cola hatte 2011 die Gimmeldinger Meespinne Eiswein BA von Christmann, dickflüssig, Viskosität wie Motoröl, flüssige Karamelle, sehr süß, aber auch mit immenser, balancierender Säure, am Gaumen sehr cremig mit viel Kaffee, komplexer Faszinations- und Meditationsstoff pur 97/100. Erstaunlich gut trinkbar war 2011 noch ein güldener Wachenheimer Fuchsmantel Kabinett vom Weingut Karl Schäfer, weitgehend trocken wirkend, feine Karamell- und Bitternote am Gaumen und im Abgang 86/100.
Ziemlich reif 2010 ein Brüssele Clevner von Graf Adelmann , mit malziger Süße, Schokolade und Pinot-Affinität, wobei der Gaumen dieses Weines, der sich immer noch gut trank, deutlich besser war als die Nase 82/100.
Am Gaumen zeigte die Marienthaler Klostergarten Spätburgunder Beerenauslese vom Staatsweingut Kloster Marienthal von der Ahr noch ein erstaunliches Tanningerüst und bewies Zukunftspotential. Ein zwar fülliger, aber gut strukturierter, nur dezent süßer, großer Wein, der in seiner Jugend sicher pappig süß und untrinkbar war. Ein großes Weinerlebnis 94/100.
Portugal? Portugal! Ein echter Probenkiller mit kräftiger Farbe ohne Alter war 1996 auf einer Best Bottle ein Perequita von Fonseca. Nase, Gaumen und Abgang ließen eher auf großen Bordeaux schließen, noch gut 10-20 Jahre Zukunft 95/100!

Aus Spanien habe ich bisher nur, 2007 einen Wein getrunken, den Gran Coronas Black Label von Torres. Der hätte perfekt in einen großen 71er Bordeaux-Flight gepasst, und wäre dort blind wohl als sehr guter St. Emilion durchgegangen, weich lecker, gefällig mit feiner Süße und gutem Abgang 93/100

Ein gutes Jahr auch in Kalifornien mit einer Reihe von interessanten Überlebenden. Mayacamas Cabernet Sauvignon war 2002 und 2003 in Boston ein überzeugender, reifer Cabernet mit gesunder Farbe und schöner Frucht, feinem Eukalyptus-Duft, Waldboden und Trüffeln - 92/100. 2012 beim Paris Tasting aus der Magnum sehr jung die Farbe, in der sehr fruchtigen, rotbeerigen Nase, die mit der Zeit immer minziger wurde, erinnerte er an einen großen Pauillac. Auch am Gaumen war das ein großer Wein aus einem Guß mit Fülle, Kraft, Körper und perfekter Struktur, immer noch so jung und dicht 96/100. Sehr fein auch Ridge Monte Bello. 1998 auf einer Gabriel-Probe in Zürich kräftiges dunkelrotbraun, am Gaumen Pflaume und Minze, immer noch sehr schön, ging als gut gereifter Bordeaux durch 92/100. 2001 in Boston eine perfekt gelagerte Flasche, da waren sowohl Farbe als auch Gaumen jünger, wieder mit wunderbarem Minzton, wie die besten Flaschen des 66 Lynch Bages 94/100. 2012 beim Paris Tasting kräftig und noch recht jung die Farbe, ausdrucksstarke, mineralische Nase mit Minze, Eukalyptus und Leder, am Gaumen reichlich Fülle, Kraft und tolle Länge, ging auch als großer Bordeaux durch und ist noch lange nicht am Ende. Ein kompletter Wein, der nach wie vor jede Suche wert ist 93/100. Ein Sterling Vineyards Cabernet Sauvignon Reserve zeigte 2010 auf der Fransburg durchaus eine burgundische Pracht und Fülle, war im positiven Sinne üppig, süß, dicht und komplex, sehr würzig und einfach dekadent lecker 96/100.

Portig, reif, weit, aber wunderschön und noch lange nicht am Ende 2001 ein
Bin 389 von Penfolds 91/100. Als legendär gilt der Penfolds Grange. Auf der Grange-Probe 1999 war er ein Riesenstoff mit irrer Dichte und Länge, gleichzeitig aber auch ein gewaltiges Tanninmonster. Da ahnt man mehr als man verkostet 96+/100. 2010 immer noch mit extrem junger, dichter Farbe, mit sehr süßer, einfach geiler Frucht, bei aller Süße aber nicht überladen, sondern sehr harmonisch und absolut stimmig, ein perfekt gereifter, riesengroßer Grange, der in dieser Form noch locker 20 weiter Jahre Spaß macht 99/100.

Ein fantastisches Champagnerjahr, kleine Ernte mit hervorragenden Weinen.
Krug war 2001 aus der 1tel ein traumhaft reifer Top-Champagner mit angenehmen Reifetönen und schönem Mousseux, da werde auch ich wieder zum Champagner-Fan 97/100. Ein im direkten Vergleich dazu getrunkener Krug Collection war dem 71er Vintage unterlegen, da noch viel zu jung, 10 Jahre warten! 2007 aus der Magnum war das ein unglaublich faszinierendes Elixier, immer noch mit fantastischem Mousseux, goldgelbe Farbe, reif und frisch zugleich, Frucht, frischer Toast, nussige Töne, so irre lang und komplex, so druckvoll, Champagner geht anders, aber nicht besser. Da konnte man bei jedem Schluck nur vor Freude glucksen 98+/100. Hat noch Potential für Jahrzehnte. Sehr reif war 1996 ein Salon le Mesnil, nicht mehr viel Mousseux, schon mehr Wein als Champagner, etwas Firne, aber immer noch gut zu trinken 87/100. Seine besten Zeiten hatte ein normaler Taittinger 2011 sicher schon länger hinter sich. Tief die Farbe, das im Mousseux im Glas nicht mehr sichtbar, aber am Gaumen noch spürbar, der Trinkspaß doch begrenzt 82/100.