2003

In Vorbereitung - ich werde hier kontinuierlich aktuelle Verkostungsnotizen einstellen und diese schrittweise um ältere Notizen und um Jahrgangsbeurteilungen ergänzen

Ein schwieriges, weil viel zu heißes Weinjahr. Fast überall musste sehr früh geerntet werden, da die Zuckerwerte rasch nach oben gingen, während die Säure ins Bodenlose fiel. So fehlt vielen Weinen dieses Jahrgangs, auch und gerade in Bordeaux das nötige Gleichgewicht und die nötige Struktur für eine längere Entwicklung.

Dicht 2012 die Farbe des Pontet Canet, enorme Kraft, viel Tannin, versteckte Frucht, sollte das ein langlebigerer 2003er sein? Macht derzeit wenig Freude WT89.

Jung habe ich mich mit Léoville Barton mehrfach schwergetan. Ein zupackender Wein mit massiven Tanninen, eher im stil von 2005, der wenig rausließ. 2011 zeigte er dann erstmals ansatzweise, was in im steckt. Und zuletzt 2013 war ich hin und weg. Fantastische Nase mit satter Frucht, Cassis und Brombeere, frisch gebrühter espresso, Zedernholz, Lakritz und etwas Bitterschokolade, gewaltiger Druck am Gaumen und enorme Länge - 95/100. Jede Suche wert.

Erstaunlich reif zuletzt 2013 La Mission Haut Brion, zugänglich mit kaum mehr spürbaren Tanninen, mit der klassischen Cigabox-Aromatik, aber La Mission kann mehr. Der hier macht zwar Spaß, gehört aber bald getrunken - WT93.

Clos Fourtet trank sich 2013 sehr gut mit viel Schwarzkirsche, floralen Noten und immer noch strammen Tanninen - WT92. Sehr gut gelungen und sicher langlebig ist in 2003 der Pavie. Das war schon gewaltig, was da 2006 fast dickflüssig und mit sehr dichter Farbe ins Glas lief. Mir wurde sofort klar, warum sich hier die Geschmäcker scheiden. Ein konzentriertes, dichtes Wahnsinnsteil mit riesigem Aromenspektrum von reifer Brombeere über Feige bis zu Schokolade mit einem für 2003 erstaunlichen, massiven Tanningerüst. Wurde im Glas immer "rhoniger" mit Veilchen und Lakritze. Ein Langstreckenläufer mit gewaltigem Potential, dem man noch einige Jahre gönnen sollte. Der blüht erst richtig auf, wenn das diffuse 2003-Geschwabbel vieler anderer Bordeaux-Güter bereits das Zeitliche gesegnet hat und könnte eine Art Wiedergeburt des 28ers werden - WT95+. Zuletzt 2013 wirkte er deutlich verschlossener, da ist jetzt etwas Geduld angesagt - WT93+.

Der Chateauneuf-du-Pape Da Capo von der Domaine Pegau war 2012 einfach ein riesengroßer, perfekt strukturierter, sehr balancierter Wein, bei dem alles stimmt. Mit Parkers 100/100 kann ich mich voll identifiziere. Von der Papierform her hätte das mit 16,1% Alkohol ein Monstrum sein müssen, war es aber nicht. Der Clos des Papes hingegen wirkte 2012 dick, süß, füllig, reichhaltig, sehr üppig einfach von allem zuviel. Sicher wird das mal mehr als Kakaopulver mit massig Alkohol, aber nicht mehr an diesem Abend WT90+.

Ein Weißburgunder Selektion A Franz Keller war 2013 im Schwarzen Adler ein sehr eleganter, feiner, nachhaltiger Wein mit hoher Mineralität, guter Säure, sehr gut integriertem Holz, perfekter Struktur und schöner Länge - WT93.

Umstritten war dieser biodynamisch erzeugte Mittelheimer St. Nikolaus Zwei Trauben von Peter Jacob Kühn in seiner Jugend. Inzwischen ist das unstreitig ein großer, gut gereifter Riesling. 2013 feine Kräuternote, reife Aprikose, schöne Fülle und für den Jahrgang immer noch erstaunlich gute Säure, Boytritis spürbar, aber nicht störend, bleibt sehr lang am Gaumen WT94.

Morstein GG von Keller aus der Magnum war 2012 reif und frisch zugleich mit für den Jahrgang erstaunlicher Säure, dazu reichlich Kraft und Fülle, schöne Fruchtsüße und eine schmelzige Textur. Das größere Format hat diesem Wein sicher nicht zum Nachteil gereicht WT92.

Unglaublich 2013 das Kirchenstück GG von Bürklin Wolf mit für den Jahrgang höchst erstaunlicher Frische und Säure, mit burgundischer Pracht und Fülle, ein Gewächs, bei dem alles groß ist - 95/100, die zweite Flasche 2013 etwas reifer - WT94. Erstaunlich frisch, sehr mineralisch, nachhaltig, im besten Sinne pfälzisch-kernig 2013 der Riesling Siebeldingen im Sonnenschein von Rebholz - WT93.

Blind war ich 2013 im D Vine beim Sigalas Santorini aus Griechenland bei einem reifen Burgunder aus den 80ern. Sehr reif und auch etwas oxidativ wirkte dieser griechische Weißwein aus der autochtonen Asyrtiko-Traube zu Anfang, baute jedoch enorm aus, wurde immer gefälliger und vor allem immer mineralischer, man spürte die vulkanische Erde WT86.

Ein Prachtstück aus der Doppelmagnum 2013 der Aalto PS, tiefdunkle, immer noch ins purpurne gehende, junge Farbe. Verschwenderische Nase mit satter, aber nicht ausladender Frucht, Blaubeere, reife Brombeere und reichlich Cassis, sehr mineralisch am Gaumen, Holzkohle, voll intaktes Tannin- und Säuregerüst und ein hoher Hedonismusfaktor WT96. Pingus war 2013 hedonistisch, aber auch mit erstaunlich guter Struktur und Säure WT95. Hedonistisch und üppig 2013 der Quinta Sardonia, der in seiner mineralischen, würzigen art und der satten, reifen Frucht sehr an Aalto erinnerte WT94.