Hurra - ich kann wieder riechen!

Endlich wieder riechen. Der Gau eines jeden Weinfans ist so ein verdammter Schnupfen. Angeschlichen hatte er sich bei mir diesmal ausgerechnet vor einer großen Cheval Blanc Probe. Ich habe es gemerkt, dagegen gekämpft, geschluckt, gespült hat alles nichts genützt. Die Nase ging unweigerlich zu, Geruchs- und Geschmackssinn schwanden, es ging einfach gar nichts mehr. Testweise habe ich eine Flasche 2000 Chateauneuf-du-Pape von Pegau aufgemacht, am Wein gerochen(nichts!), versucht, ihn zu schmecken(nichts!). Also Flasche wieder zugemacht, Frust ohne Ende. Was tun? Die große Probe kam immer näher. Gibt"s es nichts, was dann noch hilft? Oh doch, Wineterminators Geheimtipp, hilft zumindest bei mir und hat mich auch diesmal wieder gerettet.

Experten empfehlen ja ohnehin, täglich die Nase mit einer Salzwasserlösung zu spülen. Dann hätten Schnupfenviren keine Chance. Erstens kann ich das nicht richtig. Mir läuft das Zeugs dann immer den Hals runter. Und dann wird mir kotzübel. Das mag ich noch weniger. Und zweitens habe ich einen guten Freund, der es perfekt kann. Nur ist der auch nicht seltener erkältet als ich. Wer nun mal so einen verdammten Virus erwischt, und sei es nur, weil er die falsche Braut geküsst hat, der ist einfach fällig.

So, und nun mein Rezept. Den Schnupfen wegzaubern kann ich auch nicht. Der dauert ja bekanntlich mit Arzt 8 Tage und ohne Arzt eine gute Woche. Aber ich habe einen Weg gefunden, deutlich schneller meinen Geruchssinn wiederzubekommen, lange bevor der Schnupfen insgesamt verschwindet. Rhinomer heist das Wundermittel. Ein einfaches Spray aus sterilem, isotoniertem Meerwasser. Gibt es sicherlich in ähnlicher Form auch von anderen Herstellern. Kein Nasenspray im Sinne dieser schleimhautabschwellenden, geruchssinnvernichtenden Lösungen. Eigentlich eher eine schonende Reinigung und Stimulans der Nasenschleimhäute und damit der Geruchsnerven. In der ersten Phase einer Erkältung tut das Zeugs richtig weh, fast als ob man Säure ins Nasenloch sprüht. Aber das gibt sich schnell. Wer dranbleibt und sprüht und sprüht und sprüht, der riecht schon nach wenigen Tagen wieder gut, lange bevor die eigentliche Erkältung weg ist. Ich habe es häufig ausprobiert, auch jetzt wieder.

Heute Abend ist die große Probe. Dick erkältet bin ich noch, aber was ist mit meiner Nase? Vor mir habe ich eine halbe Flasche 2006 Clos des Mouches von Chanson stehen. Die gedenke ich testweise zu genießen. Eigentlich fast überflüssig. Habe ich doch schon vorher an der Butter und am Brot gerochen, mein Geruchskolben funktioniert! Blasses Gelb im Glas, viel Zitrus, aber auch Grapefruit mit deutlicher Bitternote, Mineralität in Form nasser Steine, grüne Bananen, ja immer wieder diese nicht unangenehmen, grünen Töne, die auch stark an die ersten grünen Blätter im Frühjahr erinnern. Am Gaumen ist dieser Wein deutlich kompakter als die cremigere, opulentere Clos des Mouches Variante von Drouhin, aber er gefällt mir trotzdem recht gut 89/100. Noch besser gefällt mir aber, dass ich ihn voll wahrnehme. Da gönne ich mir dann zu einer perfekten Auswahl gut Käse noch eine 2006 Erdener Treppchen Goldkapsel Auslese von Dr. Loosen. Ein rosiniger, süßer Wein mit sehr viel Boytritis, mit Honig, exotischen Früchten und einer schon fast Richtung Sauternes gehenden Stilistik, ein ganz schön dickes Ding 92/100. Zu den Käsen passt er sehr gut, vor allem zu einem top-gereiften Brin d Amour. Das ist eine süchtig machende 96/100 Kombination. Ich bin begeistert, nicht nur von Wein und Speisen, sondern vor allem von meiner wieder funktionierenden Nase. Die Probe kann kommen. Den Rest der Erkältung erledige ich dann in den nächsten Tagen.

Noch mal zurück zu diesem Rhinomer, das es leider nur in Apotheken gibt und nicht in Vinotheken. Ich nutze es auch sonst gerne vor größeren Verkostungen. Eine damit von innen gereinigte Nase gibt einfach mehr her.