Best Bottle bei Fehrenbach

Ein Geheimtipp ist es schon lange nicht mehr, das Restaurant Fehrenbach in Düsseldorf. Eine feste Fangemeinde sorgt dafür, dass dieses Lokal stets ausgebucht ist. Kein Wunder, steht doch mit Jürgen Fehrenbach nicht nur ein begnadeter, sondern auch ein besessener Koch am Herd. Sehr langfristig haben wir deshalb diese Best Bottle gebucht. Acht Weinnasen, 8 Weinpärchen und acht geniale Gänge aus der Küche dazu ergaben ein prächtiges Rezept für einen gelungenen Abend.

In der ersten Paarung standen sich 1959 La Tour Haut Brion in einer R&U Abfüllung und 1982 La Tour Haut Brion gegenüber. Erdig, teerig mit Tabak, Cigarbox und einem Hauch Koriander die Nase des 59ers, am Gaumen wie auch in der Farbe noch so jung und kräftig, immer noch mit massiver Tanninstruktur und hoher Säure, hat sicher noch Potential für 2 weitere Jahrzehnte und könnte Haut Brion und La Mission überleben 96/100. Der 82er geht in der superdichten, jungen Farbe, der gewaltigen Konsistenz, der immensen Kraft und natürlich auch der Aromatik als Zwilling des 1982 La Mission durch, noch etwas verschlossen, öffnet sich nur im Schneckentempo, auch der sehr erdig, rauchig, mineralisch mit Tabak, Teer, Holzkohle und Zedernholz, wird sich noch etliche Jahre weiterentwickeln und hat sicher noch drei Jahrzehnte vor sich, dies hier war für mich die bisher beste Vorstellung 98/100. 1982 war gleichzeitig der letzte, große Jahrgang von La Tour Haut Brion, einem klassischen, rustikalen, maskulinen Pessac, der immer im Schatten von Haut Brion und La Mission stand. Wer da noch solche Legenden wie 49, 52, 55, 59, 61, 75, 78 oder eben diesen 82er auf Auktionen findet, sollte davon bleiben und sie mir überlassen.
Ein sehr spannendes Quartett aus vier 86er 2me Crus sollte das werden, was danach in zwei Paarungen kam. Faszination pur der 1986 Leoville las Cases, ein großer, klassischer, puristisch schöner las Cases, der schon viel zeigt, aber über die nächsten 10 Jahre weiter zulegen wird, da stimmen Nase, superbe Frucht, Gaumen und gewaltige Länge 95+/100. Wird mal ein perfekter Herausforderer nicht nur für andere, große 86er, sondern vor allem auch für 1982 Leoville las Cases. In absoluter Bestform zeigte sich 1986 Pichon Comtesse de Lalande. Verführerische Nase, pure Seide am Gaumen, süßer Schmelz, Eleganz, Fülle, Bitterschokolade und endloser Abgang, ein riesengroßer Wein, aus dieser Flasche voll da 97/100. Aber leider kann diese Comtesse auch launig und zickig sein. Dann ist alles andere als Freude im Glas. Mindestens auf Augenhöhe mit der Comtesse wäre der kräftige, immer noch so junge 1986 Gruaud Larose gewesen, doch ein übler Kork stand dagegen. So gab es dann den 1986 Cos d Estournel als Solitär. Der wirkte zunächst grün und anstrengend in der Nase mit vegetalen Aromen und reichlich Paprika. Mit der Zeit gab sich das und die Nase wurde süßer mit viel frisch aufgebrühtem Kaffee. Auch am Gaumen konnte der reichlich rustikal wirkende Cos nicht voll überzeugen, schon gar nicht nach der Comtesse. Hatte ich schon deutlich besser im Glas, aber es war eben auch ein typischer 86er. Da brauchen einfach viele, gerade perfekt gelagerte Flaschen noch länger 93/100.
Als Kalifornier in bester, bordelaiser Art zeigte sich 1990 Ridge Monte Bello, feine Minze, Kirschfrucht, Süße, tolle Struktur, sehr druckvolle Aromatik, der letzte Tropen explodierte am Gaumen wie ein flüssig gefülltes Pfefferminzbonbon 95/100. Erstaunlich fein und elegant, ja fast filigran wirkte der 1990 Leoville las Cases, und das in diesem in Bordeaux sonst eher üppigen Jahrgang, reife Frucht mit schöner Süße, wunderbare Balance und Harmonie, voll da, aber immer noch mit Reserven für lange Jahre 96/100.
Was dann kam, war für mich der Wein des Abends, 1990 Silver Oak Bonny s Vineyard. Der war reif und voll auf dem Punkt mit schon recht heller Farbe, Minze, Dill, Finesse, einfach betörend, so zart die rote Frucht, reife Waldhimbeere gepaart mit Walderdbeeren, der Burgunder unter den Kaliforniern, sehr elegant, ätherisch, bleibt ewig am Gaumen 98/100. Im anderen Glas 1989 Penfolds Cabernet Sauvignon Bin 707 mit Kraft, Reife und Fülle, aber auch toller Struktur, da ist nichts australisches, schon gar nichts marmeladiges, viel Minze, Leder, ein großer, perfekt gereifter Cabernet 95/100. Ältere, gut gelagerte Penfolds, nicht nur Grange, sind einfach jede Suche wert.
Drei Stunden hatte der junge, sehr talentierte Sommelier des Hauses den 2005 Dominus dekantiert, was ihm sehr gut bekommen war. In einer unwiderstehlichen Fruchtphase ist dieser sensationell gut gelungene Dominus jetzt, da stimmt einfach alles, herrliche Frucht, Süße, Komplexität, sehr mineralisch, mächtige, aber reif wirkende, weiche Tannine, gigantisches Potential 96+/100. Nicht verstecken musste sich hinter diesem Riesen der 1990 Dominus, der auch noch so jung wirkte mit gewaltiger Tanninstruktur, ein großer Bordeaux aus Kalifornien mit viel Minze und Leder, wird den größten Teil der 90er Bordeaux locker überleben und zeigte aus dieser Flasche längst noch nicht alles, was er drauf hat 95+/100. Absolute 1er Cru Bordeaux-Qualität. Da reihte sich dann 1985 Dominus perfekt ein, ein großartiges, süßes Bordeaux-Cuvée mit satter, schwarzkirschiger Frucht, mit Minze und etwas Eukalyptus und immer noch guter Tannin- und Säurestruktur, dabei sehr elegant und schön zu trinken 95/100. Hat lange gebraucht und wird noch lange halten. Und dann hatten wir in diesem zweiten Dominus-Flight noch mal 2005 Dominus im Glas. Es passiert sehr selten, dass wir, auch ohne Absprache, zweimal den identischen Wein haben. Ich kann mich da an zweimal 1961 Haut Brion erinnern (was für eine Strafe!) oder auch an zweimal 1982 Penfolds Grange. In solchen, seltenen Fällen treten bei älteren Weinen dann häufig Flaschenunterschiede auf, die das alles trotzdem spannend machen. Um wenigstens einen Teil Spannung zu erhalten, kam der zweite 2005 Dominus undekantiert ins Glas, wodurch er sich bei grundsätzlich gleicher Stilistik schon etwas zugeknöpfter und anders mit mehr primären Aromen präsentierte. Gleichzeitig zeigte diese zweite Flasche deutlich, dass das Dekantieren solcher Weine lohnt.
Muss sich der Trilogia aus Griechenland hinter all diesen Boliden verstecken? Sicher nicht, und das er gut mit kann, zeigte eindrucksvoll der 1999 Trilogia von Christos Kokkalis aus der Magnum. Der brachte einfach jede Menge Trinkspaß ins Glas und eine leicht dekadent-exotische Süße und Fülle mit generöser, süßer Frucht, Minze, Nougat, Kokosraspeln, Würze und einem immer noch sehr gutem Rückrat 95/100. Für mich war der immer noch fast taufrische 99er immer einer der besten, wenn nicht der beste Trilogia. Riesengroß dann als letzter Wein der recht offene 1999 Dalla Valle Maya, das war ganz großes Kino und ein echter Maya, so komplext und vielschichtig mit Minze, Eukalyptus, Menthol und Lakritz, erstaunlich elegant und geradlinig, da merkt man die gut ausgereiften 45% Cabernet Franc dieses Cuvées 97/100.
Als Absacker tranken wir noch einen filigranen, mineralischen, sehr erfrischenden und betörenden 2007 Scharzhofberger von Egon Müller.

Eigentlich war jetzt gut, eine rundum gelungene Probe mit großen Weinen, großer Küche und großartiger Stimmung. Doch was dann kam, kenne ich nur zu gut. Die gefährliche Mischung aus guter Laune, Gier und Sitzfleisch beförderte einen Flasche 1990 Bollinger RD auf den Tisch. Klar habe ich den noch kurz probiert. Frisch gedeckter Apfelkuchen in der Nase, die noch so jugendlich war wie der Gaumen, schlank, frisch mit guter Säure und Länge 93/100. Bei dieser einen Flasche ist es wohl nicht geblieben. Und so habe ich Reißaus genommen. Schließlich wollte ich ja vom nächsten Tag auch noch etwas haben.