Clos Mogador

Es ist immer wieder erstaunlich, wie Othmane Khairat, Chef der Düsseldorfer Mövenpick-Filiale es schafft, Größen der Weinwelt zu einer persönlichen Präsentation ihrer Produkte in Düsseldorf zu bewegen. Jetzt war mit René Barbier einer der profilierten, spanischen Winzer da. In nur einem Tag(!) hatte er dafür die Strecke Barcelona-Düsseldorf mit dem Auto zurückgelegt. Aber dieser sonst so bescheiden auftretende Mensch gibt nicht nur mit dem Auto Gas, er tut das auch auf seinem Weingut. Clos Mogador gehört zu den großen spanischen Weinen und zu den besten Weinen des Priorat. René Barbier selbst sieht sich übrigens eher als Weinbauer denn als Weinmacher. Seine ganze Liebe gilt der biologisch ausgerichteten Arbeit im Weinberg.

Noch zum Teil aus zugekauften Trauben entstand der erste Wein dieser Verkostung, der 1991 Clos Mogador. Die erste Flasche zeigte eine seltene Mischung aus Kork und Brett, die zweite nur Brett. Ein sehr rustikaler, mineralischer Wein, etwas Liebstöckel, bittere Medizin. Ein staubiger Feldweg, Frucht schon weg, Tannin noch da, erinnet an "übriggebliebene" 91er Bordeaux, trinkbar ja, trinen mit Genuss eher nein 87/100.
1992 Clos Mogador war der erste Wein, der nur aus Traubengut von eigen Weinbergen stammt. Er wurde wie alle Clos Mogadors weder filtriert noch geschönt. Deutlich mehr Frucht als 91, generöser, reicher, süßer und balancierter mit burgundischer Fülle. Baut im Glas mit der Zeit leicht ab und zeigt, dass er nicht mehr ewig lebt, entwickelt dazu mit der Zeit etwas Brett 92/100.
Wie bei 91 zeigte auch bei 1995 Clos Mogador die erste Flasche wieder viel Brett und dazu einen üblen Korkstinker. Die zweite Flasche war deutlich besser mit sehr schöner Frucht und weniger Brett, rote Beeren, Rumtopf, weich gefällig, reif wirkend mit feiner Süße 92+/100. René Barbier selbst hält diesen Wein für ein Baby, das sich noch entwickeln muss.
Der erste Eindruck von 1997 Clos Mogador war der eines reifen, üppigen, breiten und langweiligen Weines mit wenig Struktur, in etwa auf dem Niveau des 91ers. Doch das gab sich mit der Zeit. Unglaublich, wie sich der 97er im Glas entwickelte und ausbaute, sehr kräuterig und vielschichtig, Einsenkraut und Lavendel, Thymian, ätherische Noten. Wurde ein sehr komplexer, spannender Wein, und lag für mich in dieser Verkostung, in der allerdings ein paar der großen Clos Mogadors fehlten, ganz vorne 93/100.
Sehr spannend auch der recht jung wirkende 2002 Clos Mogador, bei dem im Hintergrund noch mächtige Tannine und eine gute Säurestruktur lauern. Sehr delikat und fein die frische, pflaumige Frucht, hohe Mineralität 92/100. Vor drei Jahren hatte ich diesen Wein schon mal im Glas. Damals war er überraschen zugänglich, weich und fein (89/100). Seitdem hat er deutlich zugelegt.
An die schwabbeligen 03er Bordeaux erinnerte mich der 2003 Clos Mogador. Sehr weich, üppig und ausladend, die Farbe reifer als 2002, vulgär und gewöhnlich wirkend, mit der Aromatik süßer, getrockneter Tomate als Zeichen mangelnder, physiologischer Reife 90/100.
Und dann war da noch der sehr junge 2006 Clos Mogador mit sehr dichter, tintiger Farbe. An moderne Chateauneufs erinnernde Überreife, sehr weiches, süßes Tannin, sehr süße, konzentrierte Waldhimbeere, aber auch viel süße Kirsche, wirkte zusammen mit der deutlichen Schokolade wie Amarenakirsche von Lindt in Bitterschokolade, dazu hohe Mineralität. René Barbier verneinte eine Stiländerung, aber ich fand das war ein anderer, modernerer, üppigerer, internationaler Stil, recht alkoholisch und zu Kopf steigend. Sicher gibt es Fans dafür und die geben deutlich mehr als meine 91+/100. Ich hoffe, dass dieser Wein noch zu sich findet und in den nächsten 5-10 Jahren an Struktur gewinnt.
Ähnliches hatte ich schon zu Anfang beim 2006 Manyetes empfunden, der kein Zweitwein, sondern eher ein Zwilling von Clos Mogador ist. Junges, tintiges Purpur, sehr mineralisch, lakritzige Nase mit viel Veilchen und Blaubeere, am Gaumen wuchtig, alkoholisch und durch die sehr reifen Tannine zugänglich und trinkbar wirkend 89+/100. Auch hier werden 5-10 Jahre Lagerung sicher einen Schub an Komplexität und Vielschichtigkeit bringen. Nur sind die meisten Flaschen dieses Weines bis dann sicher ausgetrunken.
Ähnlich wie mit den beiden 2006ern ging es mir 2007 mit dem drei Jahre alten 2004 Clos Mogador. Auch der kam überextrahiert, sehr süß, offensiv mit rumtopfiger Frucht, am zweiten Tag dann üppig, marmeladig und kalifornisch daher und braucht zur Selbstfindung sicher noch etliche Jahre Lagerung. Anders sieht es heute beim bisher wohl besten Wein des Gutes aus, dem 2001 Clos Mogador. Dieser große, immer noch sehr jugendlich wirkende Wein aus dem Ausnahmejahrgang 2001 stellte alles 2 Wochen nach dieser Verkostung alles in den Schatten, was René Barbier zur Präsentation seiner Weine bei Mövenpick mitgebracht hatte. Klar hatte der von allem reichlich, süße Frucht, Mineralität, unbändige Kraft, rauchige Röstaromatik, was aber an diesem Riesen so faszinierte war, wie traumhaft balanciert er wirkte, mit welcher Finesse und Eleganz, ja fast sogar Leichtigkeit das alles rüberkam 97/100
Als Abschluss gab es noch den weißen Wein des Gutes, den 2007 Nelin. Bei dem stellte ich mir natürlich die gleiche Frage wie bei weißen Chateauneufs, an die er stilistisch etwas erinnerte. Muss man in solchen Gegenden Weißwein anbauen? Kräftiges Goldgelb, reife Birne, Quitee, florale Noten, etwas Honig und deutliche Extraktsüße, ziemlich alkoholisch und etwas zu dick wirkend. Auch der mag mit 1-2 weiteren Jahren noch etwas dazu gewinnen, nur die fehlende Frische, die ich persönlich in einem Weißwein erwarte, die wird mit Sicherheit nicht mehr nachgeliefert 88/100.