Nectar des Bertrands 2009 und 2010

Gespannt war ich, wie sich mein Bordeaux-Schnäppchen aus der 2009er Subskription jetzt aus der frisch abgefüllten Flasche probieren würde. Und natürlich auch, wie sich ein Fassmuster des 2010ers dagegen verhielt.

Hin und weg war ich, als ich im September letzten Jahres im WineLive in Düsseldorf ein Fassmuster des 2009 Nectar des Bertrands probierte. Hier noch mal meine damaligen Notizen mit ein paar Hintergrundinfos. Jetzt stand dieser Wein, eine Cuvée aus 95% Merlot und 5% Cabernet Sauvignon, nach 17 Monaten in 100% neuen Barriques frisch abgefüllt vor mir. Sehr dichte, jugendliche Farbe mit Purpurreflexen, in der Nase reife, dunkle Früchte, Brombeeren, Pflaumen, Schwarze Kirschen, die Vanille des noch nicht voll integrierten Holzes, reichlich Röstaromen, frisch aufgebrühter Kaffee, am Gaumen rund, saftig, generös mit süßem Schmelz, aber auch mit Anklängen von Marzipan, wiederum viel Kraft, erinnert an Supertoskaner, oder auch an eine blutjunge Comtesse 91+/100. Der größte Teil der Bordeaux wird im Herbst gefüllt, aber erst im darauffolgenden Frühjahr geliefert. Für den Wein ist das besser, denn er braucht eine Weile in der Flasche. So würde ich den 2009er jetzt ungern aufmachen und werde das bei meinen Flaschen auch noch nicht tun. Frühestens um Ostern herum werde ich die erste Flasche entkorken. Wer es aushält, wartet besser noch bis zum nächsten Herbst. Dann wird sich der Nektar deutlich harmonischer mit besser integriertem, nicht so dominantem Holz präsentieren und sicher gegenüber dieser Frühvorstellung noch mal 2 Punkte zulegen, vielleicht auch 3. Ich gehe davon aus, dass der 2009er mit seinen sehr reifen Tanninen gut 10-15 Jahre Trinkspaß bereitet und sich allenfalls kurz zwischendurch mal etwas verschließt. Im Stil und der satten, reifen Frucht erinnert er an den Jahrgang 1990 aus Bordeaux, in dem es aber noch keinen Nectar des Bertrands gab.

Im anderen Glas eine Fassprobe des 2010 Nectar des Bertrands aus dem Juni(!). Die hatte sich erstaunlich gut gehalten und zeigte praktisch keine oxidativen Noten. Noch eine Spur tiefer die Farbe, deutlich mehr Säure von der letztendlich der von vielen 2010er Faßproben berichtete Eindruck der trotz hohem Alkohol erstaunlichen Frische stammte und ein massives Tanningerüst. Superb auch hier die etwas dichter gewebte, dunkle Frucht, insgesamt großartige Struktur. Dürfte sich als recht langlebig erweisen, aber auch etwas Geduld erfordern, Potentialwertung 91-93/100. Wird sich sicher nach eine kurzen Fruchtphase für einige Jahre verschließen.

Ich bin bisher selbst bei der 2010er Subskription standhaft geblieben und habe nicht eine einzige Flasche subskribiert. Der Hauptgrund dafür lag in den total überreizten, gegenüber 2009 zum Teil noch mal deutlich gestiegenen Preisen. Ich bin ziemlich sicher, dass der größte Teil der teuren 2010er Bordeaux in zwei Jahren zum Subskriptionspreis oder darunter erhältlich sein wird. Anders sieht es bei preiswerteren Weinen wie dem immer noch sehr moderat kalkulierten Nectar aus. Die werden, wie man am inzwischen gestiegenen Preis des 2009ers sieht, tendenziell eher teurer werden. Hier lohnt die Subskription, vor allem, wenn man Halbe, Magnums oder Doppelmagnums sucht.