April 2013

Top und Flop

Ein sehr gespaltenes Verhältnis habe ich zu den 1994er Bordeaux. Es gibt ein paar recht gute Weine, aber leider auch jede Menge Mist, wovon die großen Namen nicht ausgeschlossen sind. Vier dieser Weine hatte ich in den letzten Tagen im Glas. Einer der besten Weine des Jahrgangs war für mich immer 1994 Angelus. Aber auch bei dem hatte ich diesmal das Gefühl, dass er langsam austrocknet und die harschen Tannine die Frucht überleben 91/100. Ähnlich sieht es bei der 1994 Pichon Comtesse aus, bei der ich langsam jede Hoffunung aufgebe. Bei der letzten Flasche in diesem April reichte es mal gerade zu frustrierenden 88/100. Und da schloss sich dann leider nahtlos ein enttäuschender 1994 Clinet aus einer frisch geöffneten OHK an. Paprika statt Schokolade, bittere Tannine statt süßem Schmelz, ein sehniger, freudloser Wein bei dem ich eher mit Grauen an die nächsten 11 Flaschen denke 86/100. Natürlich bekommt der Clinet demnächst eine zweite Chance. 11 Schüsse hat er ja noch frei. Überraschend gut gelungen gestern Abend ein 1994 l Evangile, bei dem die kräuterige Herbe des Jahrgangs von herrlicher Frucht und generöser, schokoladiger Süße überdeckt ist 93/100. Machte enorm viel Spaß, aber auch hier werde ich kein Risiko eingehen. Die OHK ist gerade erst auf, aber sicher schon bald leer.
Und was habe ich daraus für mich gelernt?

1. nicht alles unkritisch subskribieren. Die Subskription lohnt nur bei wirklich guten Jahrgängen. Das nützt mir bei den 94ern nichts mehr, aber ich habe 2006, 2007 und 2008 ausgelassen. 2011 habe ich gemieden und werde das auch bei 2012 tun

2. Bordeaux aus kleineren Jahren werde ich bevorzugt in der jugendlichen Fruchtphase trinken, wenn generöse Röstaromatik und saftige, junge Frucht wie frisch gefallener Schnee all das überdecken, was in späteren Jahren ärgerlich zutage tritt