Februar 2012

Monteverro 2009

Aus dem Fass habe ich die 2009er Monteverros im Herbst 2010 schon auf dem Gut probieren dürfen. Das war recht vielversprechend, was ich damals noch etwas unfertig ins Glas bekam. Nachdem sich die 2008er so hervorragend gemacht haben, bin ich natürlich gespannt, wie sich die inzwischen abgefüllten 2009er auf der Flasche zeigen. Beim Schweizer Importeur Andreas Blank vom Vinarium bekam ich kürzlich zu morgendlicher Stunde den 2009 Moneverro Chardonnay ins Glas. Der hatte im Vergleich zu dem, was der 2008er zur gleichen Zeit brachte, mehr Substanz, mehr Finesse, eine süße, cremige Frucht und das alles bei einem halben Prozent Alkohol weniger. Im Vergleich zum 2008er, der sich im Verlaufe des letzten Jahres hervorragend entwickelt hat, dürfte der 2009er noch mal 1-2 Punkte mehr ins Glas bringen. Das macht natürlich neugierig und erzeugt Lust auf die roten 2009er Monteverros, von denen ich hoffentlich bald berichten kann.
Andreas Blank hatte gerade 2 Tage vorher mit den Roten eine Blindprobe im Rathauskeller in Zug veranstaltet. Acht erfahrene Weinfreaks bekamen jeweils Blind in drei Flights zwei Weine vorgesetzt, von denen einer ein Monteverro war. Sie sollten dann jeweils entscheiden, welchen von beiden Weinen sie kaufen würden.
In der ersten Paarung standen sich der 2009 Terra di Monteverro und 2009 Talbot gegenüber. Das eindeutige Ergebnis lautete 6:2 für den Terra. In der zweiten Paarung stand der 2009 Tinata dem 2009 Chateauneuf-du-Pape Colombis von der Domaine Ferrando gegenüber. Hier eindeutiger Sieger der Tinata mit 8:0. 2009 Monteverro stand anschließend dem 2009 Lynch Bages gegenüber. Auch hier gab es ein sensationelles Ergebnis von 8:0 für den Monteverro.

Ausgiebiger Mittagslunch im Kreuz

Eine Art kleine Best Bottle war das, was sich hier am Samstagmittag im Kreuz in Emmen abspielte. Zu einem feinen Menü probierten wir die diversen Mitbringsel der Runde. Den Anfang machte ein 1983 Leoville Poyferré, der sich in bestechender Form zeigte. Erste Reifetöne in der Farbe, ein reifer, sehr eleganter, typischer St. Julien, sehr nachhaltig, warm-würzig, voll auf dem Punkt, sehr balanciert mit feiner Süße 93/100. Erstaunlich, aus dieser Flasche schon erschreckend reif der 1991 Dominus, den ich eigentlich nur als noch seher junges Kraftpaket kenne. Wurde wahrscheinlich eher unterm Bett als in einem kühlen Keller gelagert. Von seiner Kraft hatte er allerdings noch nichts verloren, baute enorm aus, sehr ledrig, gewaltige Länge 97/100. Superbe, dekadent leckere, immer noch so taufrische Frucht beim 1991 Caymus Special Select, Minzfrische, großartige Struktur und Länge, seh elegant, Kalifornien von seiner schönsten Seite 99/100. Sehr jung, dicht, kräftig, mehr Bordeaux als Kalifornien der 1997 Dominus, der sich über Jahrzehnte entwickeln wird 96+/100. Eigentlich hätte da der 1997 Ridge Monte Bello voll auf Augenhöhe sein müssen, aber der zeigte sich wie schon viele 97er Monte Bellos als schwieriger Zeitgenosse mit deutlicher Überreife, portig, leicht oxidativ 93/100. Schwierig einzuschätzen, ob sich dieser Wein noch mal wieder bekrabbelt. Auch 97 Harlan hat allerdings eine solche Phase durchlaufen, befindet sich aber wieder auf dem Wege der Besserung. Einfach sexy, üppig, schmelzig, süß, vollbusig, aber auch mit guter Struktur der hedonistische 1998 Tertre Roteboeuf 98/100. Dieser, jetzt perfekt trinkbare Wein und sein noch größerer Bruder aus dem Jahre 2000 sind absolute Kauftipps und werden auch von meinem eigenen Suchradar erfasst. Schade, dass man Potential nur erahnen, aber nicht wirklich richtig genießen kann. Der 1998 Sassicaia hat reichlich davon. Ein kräftiger Wein mit hervorragenden Anlagen, der sich in 5-10 Jahren mal unter die großen Sassicaias einreihen wird 92+/100. Den jetzt zu trinken ist Verschwendung. Ganz anders die große Spaßnummer namens 2001 Ornellaia, einfach sexy und dekadent lecker mit süßer Frucht, wunderbarem Schmelz und reifer Fülle 95/100. Auf diesen Ornellaia setzte der 1999 Caymus Special Select noch eins drauf. Auch der süß, schmelzig, mit viel Kaffee und Mokka, groartiger Frucht, aber auch inesse und Eleganz, erinnerte an das große Dessertbuffet im Val Rosegg im Engadin 96/100. 99er aus Kalifornien sind jetzt einfach herrlich zu trinken und bringen jede Menge Trinkspaß ins Glas.
Ein solches Mittagessen kann man sich nur am Wochenende gönnen, denn arbeitsfördernd ist das nicht. Ich hatte kaum den Zug nach Zürich bestiegen, da schlief mein Gegenüber, ebenfalls ein wackerer Mitstreiter aus unserer Runde, mitten im Satz ein und gönnte sich ein feines Nickerchen.