1946

Kein schlechtes Jahr in Bordeaux, aber zwischen den grandiosen 45ern und 47ern irgendwie in Vergessenheit geraten. Dabei sind die 46er, sofern noch zu finden, sicherlich preislich interessant.

Bei Cos d´Estournel in einer Nicolas Abfüllung stimmte 2014 nur die erstaunlich junge Farbe, der Rest war belanglos und wurde durch einen nicht gerade angenehmen, metallischen Stinker gekrönt – WT87.

Lust machte 2014 die süße, generöse, speckige Nase des tief dunkelrotbraunen Leoville las Cases in einer französischen Händlerabfüllung, nur konnte der eher leicht gezehrte, ziemlich freudlose Gaumen dieses Versprechen nicht einlösen – WT80.

Margaux war 2014 aus der Magnum schlichtweg hinüber.

La Mission zeigte Ende 1999 auf einer Best Bottle eine gesunde Farbe mit deutlichem Braunton, entwickelt sich sehr gut im Glas mit etwas staubiger Cigarbox-Nase, am Gaumen etwas säuerlich, aber immer noch gut trinkbar, für dieses Off-year ganz erstaunlich - 87/100.

Eine ganz große Überraschung war 2002 auf einer Best Bottle während der Prowein Cheval Blanc, dichte Farbe, Power ohne Ende mit feiner Süße, ein Riesenteil, gegen das der 45er in der momentanen Form wohl ein armer Wicht ist - 96/100. Hatte 2014 Eine irre Nase mit dem typischen Cheval Blanc Parfüm, am Gaumen sehr elegant mit feinem, süßem Schmelz, da war ich schnell bei WT97. Nur hielt dieses Wunder nicht lange. Der 46er baute rapide ab und war schnell nur noch ein Schatten seiner selbst. Wer 2016 70 wird und davon eine gut gelagerte Flasche besitzt: aufmachen und dann ex und hopp. 

Der Vieux Certan überzeugte 2024 mit reifer Schwarzkirsche und pflaumiger Frucht, Schwarztee, Lakritz, dunkler Schokolade und schöner Süße. Im Glas entwickelte er sich immer mehr und stand schließlich wie eine Eins - WT97.

Eher dürftiges Jahr bei Sauternes&Co.

In Burgund war die Ernte zwar verregnet und verhagelt. Trotzdem lässt sich in Burgund in fast jedem Jahr immer noch etwas Trinkbares finden.

Ein sehr feiner, balancierter Burgunder mit pikanter, rotbeeriger Frucht war 2014 der Musigny von Comte de Vogüe – WT92. Nach alter Pappe hingegen roch 2014 der DRC Grands Echezeaux, der sich schon weitgehend verabschiedet hatte – WT70. Ein Pommard Epenots von Louis Latour war 2008 ein durchaus noch spannender, aromatischer Wein, rauchig, nussig mit burgundischem Schmelz – 85/100. Ein Corton von Vernaux war 2006 kein großer Wein, aber immerhin doch ein recht annehmbarer Schluck. Ein leichter Fehlton verschwand rasch, die Nase blieb animalisch. Helle Farbe mit deutlichem Wasserrand. Nur noch Fruchtreste, leichte Lacktöne, am Gaumen weich und gefällig – 86/100.

Sehr gutes Jahr im Elsass.

Ein Versuch war es wert. Gut 12 cm fehlten beim Kleinbottwarer Brüssele Muskateller von Graf Adelmann. Allein die zu Anfang modrige Nase mit viel Kellermuff entwickelte sich und war nach einiger Zeit durchaus nicht unattraktiv. Doch am Gaumen blieb nicht viel, massive Säure und zu allem Überfluss noch ein leichter Korkfehler – ab in die Tonne.

Auch der Vega Sicilia Unico war 2001 auf der Vega-Probe immer noch gut zu trinken, für das Jahr erstaunlich, medizinal, Jod, Meer, Algen, ging auch als alter Barolo durch - 90/100.

Eine große Überraschung war 2007 aus Chile ein Cap Coronel Seleccion Especial. Superfarbe mit dichtem Kern, Lakritz ohne Ende, dunkle Früchte, konzentrierte, kleine Beeren, am Gaumen sehr kraftvoll, kompakt und etwas harsch, Stil nördliche Rhone und deutlich jünger wirkend. Ging als guter Hermitage durch und entwickelte sich sehr gut im Glas. Ein Powerstoff ohne Schwächen mit Kraft und Länge, dabei unglaublich saftig und mit schöner Fülle – 95/100.

Spürbar alkoholisch 2016 mit Orangenschalen und generöser Süße, balanciert durch feine, reife Säure der Livadia White Muscat aus der Massandra Collection von der Krim – WT93.

Absoluter Star und spektakulärer Schlusspunkt der Verkostung war 2017 der Toro Albalá Don PX Convento Seleccion, eine Art Strohwein aus in der Sonne getrockneten Perdo Ximinez Trauben. Keine 1000 Flaschen gibt es von diesem, erst 2011 abgefüllten, superdichten, fast schwarzen Elixier. Startete oxidativ und extrem konzentriert mit erstaunlich floraler Nase. Doch mit etwas Luft ging die Post ab, ein Pfauenrad an sich ständig ändernden Aromen, wurde immer dichter und cremiger zugleich, knallte richtig am Gaumen – WT99.