1951

Schlimmer nasser Sommer, schlimme dünne Weine in Bordeaux. Selbst die erstmals offiziell gestattete Chaptalisierung von Wein konnte da nicht mehr viel retten.

Als erstaunlich jung erwies sich 2010 auf Elke Dreschers großer Probe der Montrose. Ein kompletter, voll intakter Wein, wenig Säure, sehr karamellige Nase, weich und aromatisch am Gaumen - 89/100.

Nichts hatte ich 2009 auf der großen Ducru-Probe von Ducru Beaucaillou erwartet, und der Ducru wurde dieser Erwartung voll gerecht, muffig, staubig, viel Maggi – 72/100.

Erstaunlich war 2007 ein Margaux, der wirkte zwar etwas medizinal und kräuterig, war aber immer noch mit gewissem Genuss zu trinken – 86/100.

Ausone hatte 1989 seine besten Zeiten schon lange hinter sich hatte, falls es die überhaupt jemals gegeben hatte.Cheval Blanc war 2008 immer noch erstaunlich gut trinkbar. Immer noch intakt die nur leicht bräunliche Farbe, wirkte wie eine Cuvée aus altem Rioja und Hustensaft, recht ätherisch, Liebstöckel und Salmiakgeist mit leichter Schärfe. Baute im Glas nicht ab, sondern entwickelte sich sogar – 81/100.

Schlechter Sauternes-Jahrgang.

Auch Burgund litt, wie eigentlich alle französischen Anbaugebiete, unter dem Wetter, war aber trotzdem für ein paar Überraschungen gut.

Einen La Tâche von DRC, im November 2001 zum 50. eines guten Weinfreundes getrunken, hätte ich spontan in etliche, jüngere große Burgunderjahre gesteckt, aber nie nach 1951. Gesunde Farbe mit deutlichen Brauntönen, ganz wunderbarer, großer Burgunder, feine Süße, bei aller Finesse aber auch Kraft, ein Wein fast zum Kauen, toll - 96/100! Eine große Überraschung war 2005 auch ein Clos des Lambrays von Cosson, helle Farbe, aber was für eine sensationelle Aromatik, der Wein wurde im Glas immer besser, Finesse pur, irre frisch wirkende Pinot-Nase, am Gaumen totale Harmonie und gute Länge, ging locker als deutlich jüngerer Wein durch – 92/100. Alte Clos des Lambrays sind einfach eine Bank. Ein Chambolle-Musigny aus der Collection Barolet aus einer nicht optimalen Flasche hatte 2006 eine bräunliche Farbe. Wunderbar der erste Schluck, Kakao ohne Ende. Dann kam verstärkt Himbeere, die immer mehr in Richtung Himbeergeist ging. So müsste eine Zott Bitterschokolade mit Himbeergeist schmecken. Kein großer Wein, ebenfalls etwas leichtgewichtig, aber für den Jahrgang doch beachtlich – 84/100. 2009 auf Sylt eine deutlich bessere Flasche, in der Nase und am Gaumen noch so aromatisch und dabei so verschwenderisch süß, karamellig und lang mit Pracht und Fülle, ein grandioser, kompletter, großer Burgunder aus einem Schrottjahr, schier unglaublich – 95/100.

Und wo wir gerade bei den Überraschungen sind: ein Côtes du Rhone von Jaboulet Ainé hatte 2005 eine sensationelle Nase, großer Gewürzstrauß, frischer Pfeffer, feine Süße – da musste ich spontan an 1971 La Mouline denken. Der Gaumen kam mit dieser Sensationsnase nicht mit. Das wäre auch zuviel des Wunders gewesen. Kompakt, kräftige Säure, baut nicht ab sondern aus, wird weicher und entwickelt feine Süße. Unfassbar, was da aus dieser perfekt gelagerten Flasche mit einem nur 2 cm langen Minikorken kam – 93/100.

Die Suche könnte an der Loire lohnen. Chateau du Breuil aus Beaulieu in Coteaux du Layon war 2013 einfach ein Traum, noch so frisch und vibrierend, in der Nase Apfeltarte frisch aus dem Ofen, auch am Gaumen reifer Apfel mit guter Säure, schöner Süße und fantastischem Süße-/Säurespuiel – 95/100.

Sorgentöter nannte man den Weinjahrgang in Deutschland. Sorgen gab es ja in diesem Nachkriegsjahr genug, Wein auch, denn die Ernte war groß. Nur die Qualität ließ zu wünschen übrig.

Genial 2012 der Batterieberg Riesling Naturrein von Immich-Batterieberg mit glockenklarer Frucht, einem Hauch von Honig und immer noch guter Säure. Wirkte locker 40 Jahre jünger und stand wie eine Eins im Glas - WT91.

Gespannt war ich auch auf einen Höhlebuck Novemberlese vom Weingut Nepomuk Steiert aus Oberrotweil in Baden. Den hatte ich risikofreudig bei Ebay gekauft. Erst jetzt weiß ich dass es wohl ein trockener Silvaner ist, der letzte Wein von Salveys Opa. Bei einer Best Bottle im Mai 2004 war es soweit. Erwartet hatte ich eine Weinleiche, doch was da aus der Flasche kam, war genauso quicklebendig wie Franz Josef Schorn, der auch aus 1951 stammt. Kräftige, leicht ins Güldene gehende Farbe, füllige, schmelzige Nase, feine Süße, am Gaumen immer noch schöne Frucht, leicht erdiger Ton, dezente Restsüße, baut im Glas sehr schön aus, ganz dezente Firne, sonst kein bisschen müde, für den Jahrgang ein Ausnahmewein - 91/100(konservative Bewertung, die sich nur am Geschmackserlebnis orientiert, für die Einmaligkeit eines über 50 Jahre alten Silvaners aus einem derart bescheidenen Jahr müsste man eigentlich das Punkte-Füllhorn ausschütten!).

Schier unglaublich auch 2012 der Riesling Naturrein von Immich-Batterieberg mit glockenklarer Frucht, einem Hauch von Honig und immer noch guter Säure. Wirkt locker 40 Jahre jünger und steht wie eine Eins im Glas – WT92.

Die dicken Regenwolken müssen 51 alle an den Pyrenäen Halt gemacht haben. In Rioja wurden wunderbare Weine erzeugt. Auf meiner Raritätenprobe 2001 legten sich viele meiner Weinfreunde spontan fest. Das was da vor ihnen stand, war ein Flight mit ganz großen 61er Bordeaux. Waren es aber nicht, sondern 1951 Vina Real und Imperial von CVNE und ein Marques de Riscal Reserva. Dabei war der unglaublich dichte, jung wirkende Vina Real mit seinen Kaffetönen und der Bitterschokolade eindeutig Primus inter Pares. Allerdings sollten es bei den 51er Riojas schon Reservas oder Gran Reservas sein. Ein normaler Marques de Riscal war 2005 total madeirisiert. Die Reserva zuletzt 2011 auf hohem Niveau der kleinste Wein eines erstaunlichen Trios – 92/100. 2005 dann noch mal eine halbe(!) Flasche CVNE Vina Real Reserva Especial, die war schon wie die erste Halbe vor über 10 Jahren so jung, so aromatisch, so druckvoll - Wahnsinnsstoff - 95/100. Mehrfach habe ich diesen Dieser riesengroßen, fleischigen, vielschichtigen Wein mit Kaffee und Bitterschokolade, deutlich jünger wirkend, noch aus der 1tel getrunken, mehrfach 2007 bis 2010, und ihn konstant mit 95+/100 bewertet. 2011 zweimal immer noch so jung mit viel Kraft und Länge, mit generöser Süße und viel Kaffee – 96/100. 2013 und auch 2014 wieder stand dieser große, altersfreie Wein aus der Halben mit dichter Farbe, mit Kraft, Jugend und gewaltiger Länge wie eine Eins im Glas und dürfte noch Zukunft ohne Ende haben – WT97. 2017 Ein großer, fleischiger, perfekt gereifter Rioja, altersfrei mit generöser Süße und viel Kaffee – WT96. Ein perfekt gereifter, hochklassiger Rioja dann Ende 2006 und 2007 noch einmal die Imperial Gran Reserva von CVNE. Feiner, eleganter als der kräftigere Vina Real aus gleichem Hause mit der klassischen Aromatik großer, älterer Riojas und mit karamelliger Süße – 95/100. 2011 Offen, karamellig-süß, aber auch elegant und nachhaltig – 95/100. Entwickelte sich 2020 prächtig im Glas und baute enorm aus. Mit leicht malzig-rosiniger Fülle und erstaunlicher Kraft und Länge war der verdammt gut zu trinken – WT95.

Der Beaulieu Vineyard Private Reserve Georges de Latour war 2016 noch so frisch, so voll da. Feine, sehr elegante, finessige Minznase, was sich am Gaumen fortsetzte, wo zur Minze noch Leder und eine gute Mineralität kamen. Ein absolut stimmiger, harmonischer, großer Wein – WT97.

Fehlanzeige auch in der Champagne.

Durchaus lohnen könnte die Suche noch nach Colheita-Ports. Es gab zwar in diesem Jahr keine Jahrgangs-Ports, aber die Qualität des Jahrgangs war durchaus akzeptabel.