Bordeaux 2014

Bordeaux 2014

Am Prowein Montag stellte die Union des Grands Crus de Bordeaux den Bordeaux-Jahrgang 2014 vor, der jetzt in den Handel kommt. Eine gute Gelegenheit war das, die fertig abgefüllten Weine so zu probieren, wie man sie jetzt auch im Handel kaufen würde. Nicht dabei waren die Premier Crus und die, die sich dafür halten.

Hier meine spontanen Eindrücke einer vierstündigen „Reise“ durch den aktuellen Jahrgang aus Bordeaux. Was ist das eigentlich für ein Jahrgang, 2014 Bordeaux? Als klassischer Jahrgang wird 2014 bezeichnet. Soweit man das überhaupt generalisieren kann, haben die Weine eine verhaltene Nase, kräftige Tannine und gute Zukunft. Kein großer Jahrgang, aber auch kein schlechter und vor allem verhältnismäßig vernünftige Preise. Mich erinnern die Weine etwas an 1994, also nichts, was jetzt spontane Begeisterungsstürme auslöst.

Gut gefallen haben mir die Weine aus Pessac, sowohl weiß wie auch rot. Gerade die Weißen sind in 2014 gut gelungen und sicher einen Kauf wert. Da gefielen mir Domaine de Chevalier Blanc, Fieuzal und La Louviere gut, alle so +/- WT90. Klasse der weiße Larrivet Haut Brion, der auf einem Niveau mit Smith Haut Lafitte Blanc lag (WT93). Noch darüber der überragende, komplexe Pape Clement Blanc mit enormem Tiefgang (WT95). Bei den Roten lag für mich der verdammt gute Smith Haut Lafitte (WT95) noch vor Pape Clement (WT94). Sehr gut gelungen auch der Haut Bailly (WT92+). Sehr kräftig, eher etwas maskulin der Domaine de Chevalier und der Larrivet Haut Brion (beide WT90).

Bei St. Emilion gefielen mir insbesondere der wie immer sehr gut gemachte, zuverlässige Canon-la-Gaffelière, der füllige, kräftige, fast üppige Pavie Macquin und der kräftige, druckvolle Figeac sehr gut, alle +/-WT92. Mein Favorit und Tipp ist hier der sehr charmante La Gaffelière (WT93+). Früher war das als Gaffelière Naudes mal der Cheval Blanc für Schlaue, und in diese Rolle scheint das Gut nach langer, verschlafener Phase wieder reinzuwachsen.

Auch die Pomerols fand ich alle durchweg gut gelungen. Mein Favorit war hier der überaus charmante, elegante Conseillante (WT94) mit seinem feinen Schmelz, der sicher in meinem Keller landet. Kräftiger mit viel Substanz, aber weniger Charme Clinet und Gazin (beide WT92-93). Sehr gut gefielen mir auch der feine, feminine, elegante Croix de Gay, der schokoladige, sexy wirkende Bon Pasteur(WT92) und der schmelzige La Pointe (alle WT91-92), die alle trinkreif wirkten.

Unter den wenigen Pauillacs, die hier vertreten waren, ragte der Lynch Bages heraus, der mit tiefer Farbe, enormer Kraft und Substanz, aber auch saftiger, wunderbarer Frucht überzeugte. Da war ich bei WT95 und der Lynch Bages, der sehr gut altern dürfte, landete auf meinem Einkaufszettel. Gelungen und stimmig auch Clerc Milon, der „Mouton des kleinen Mannes (WT91). Weniger anfreunden konnte ich mich mit dem bissigen Batailley und dem etwas ungelenken d´Armailhac. Auch der Haut Bages Liberal, der gerade in Umstellung auf Biodynamie ist, geht sicher besser (alle bei etwa WT88-89). Ware Wunderdinge erzählt insbesondere mein Freund René Gabriel von Pichon Comtesse, dem er 20/10 gab. War leider nicht hier. Ich habe mir aber eine Flasche gekauft und werde berichten.

Sehr gelungen die St. Juliens, bei denen für mich der prächtige Leoville Poyferré heraus stach mit großartiger Struktur und ebensolcher Frucht (WT95). Sicher ein kluger Kauf. Geduldige greifen bei Langoa und Leoville Barton zu, zwei gelungenen Langstreckenläufern mit viel Tannin, bei denen der Leoville die Nase vorn hat (WT92-94). Sehr fein und stimmig der Gruaud Larose, der mir besser gefiel als der etwas rustikale Talbot. Auch Beychevelle zeigte sich sehr stimmig und gelungen auf einem Niveau mit Gruaud (beide WT92-93).

Bei St. Estephe fand ich Ormes de Pez und Cos Labory recht gelungen (WT90-91).

Die Margaux waren alles solide Weine ohne Höhepunkte. Allenfalls der du Tertre, ein feiner Schmeichler mit wunderbarer Frucht und Margaux-typischer Eleganz (WT92) könnte sich als schlauer Kauf erweisen.

Und dann war da noch aus Moulis ein Wein, den ich schon lange nicht mehr auf der Uhr hatte. Chasse Spleen mit seiner feinen Frucht war ein eleganter stimmiger Wein mit reifen Tanninen auf WT90 Niveau, der zu entsprechend niedrigem Preis mal wieder ein schlauer Kauf sein könnte.

Soweit meine kurze Momentaufnahme, die auch nicht mehr sein soll. Hier auf der Website werde ich demnächst nachlegen und weitere 14er Verkostungen einpflegen.

Was Sie tun sollten, wenn Sie 2014er Bordeaux kaufen möchten, was ich durchaus empfehlen kann? Nutzen Sie die Arrivage-Proben im Handel und kaufen Sie nur, was Ihnen wirklich zusagt. Wenn Sie im Internet kaufen und die Möglichkeit einer vorherigen Probe nicht haben, bitte NICHT blind irgendwelche Kisten kaufen. Es gibt genug 2014er. Kaufen Sie von den Sie interessierenden Weinen jeweils eine Flasche, die sie dann in Ruhe verkosten, z.B. im Rahmen einer kleinen Bordeaux Ankunftsprobe mit Freunden. Erst dann, wenn ihnen Weine wirklich zusagen, sollten Sie mit größeren Gebinden zuschlagen.