1924

In diesem Jahrgang entstanden sehr schöne, gefällige Bordeaux, die in Ihrer Glanzzeit sehr begehrt waren und wohl viel Spaß machten. Leider lag diese Glanzzeit vor meiner Zeit, und so erwischte ich meist nur noch Weine auf dem Abschwung.

Branaire Ducru in einer Flasche mit schlechtem Füllstand(low shoulder) war 2007 immer noch stabil und erstaunlich gut trinkbar, aber doch mit deutlichen Alterstönen, prägnanter Säure und ganz leichter Schärfe 83/100.Ein Calon Ségur aus der Magnum war 1994 weich, rund, aber nicht aufregend. Ein Ducru Beaucaillou hatte 1993 aus der Imperiale noch schöne Frucht, war aber etwas kurz am Gaumen. Zuletzt 2009 auf der großen Ducru-Probe in Krems aus der 1tel deutlich über den Zenit war, trank sich immer noch sehr schön mit feiner, pikanter Frucht und schöner Süße 88/100. Eine L Eglise Clinet Magnum zeigte 1995 bei schon heller, reifer Farbe, eine deutlichen Maggiton, immer noch trinkbar, aber viel mehr auch nicht. Bei einer Gruaud Larose Jeroboam 1993 war nur die Farbe schön, der Rest nicht. Auf derselben Probe (Rodenstock/Arlberg) Lafite Rothschild aus der Marie Jeanne, reife Farbe, keine Power mehr, alter Wein, aber noch gut trinkbar.
Bei Latour notierte ich 1995 auf der Krähling-Probe: leicht, Säure, immer noch schön, aber es wird Zeit. Und dann 2001 auf einer Best Bottle: und am Ende eines langen Lebens kommt noch mal eine tolle malzige Süße - 92/100. Margaux roch 1989 nach eingelegter Essiggurke, am Gaumen war er noch relativ stabil und akzeptabel.
Mein schönster 24er war 1994 Palmer aus der Imperiale, schöne Süße und Fülle am Gaumen, wurde im Glas immer besser. Auch Petrus war 1993 aus der Magnum sehr schön, etwas verhalten in der Nase, aber würzig am Gaumen.
Zuletzt war Ende 2009 auf Elke Dreschers Baron&Comtesse Verkostung die Pichon Comtesse fragil und zeigte auch eine reife Farbe. Nicht unangenehm roch sie nach altem Holzfass, am Gaumen waren saure Drops. Doch neben der hohen Säure war da am Gaumen auch eine generöse, schöne Süße, die beide eine perfekte Balance eingingen 89/100.

Pavie war 2013 voll auf Augenhöhe mit den großen Weinen des Gutes aus 1928 und 1929, ein trotz fast 90 Jahren immer noch so frisch wirkender Wein mit unglaublicher Frucht, mit enormem, aromatischem Druck, ein großer Wein aus einem Guss mit toller Struktur und ewiger Länge 100/100.

Gute Weine gab es auch in Sauternes. Einfach ein Gedicht war 2013 der stimmige Clos Haut Peraguey aus Sauternes in einer Cruse-Abfüllung. Das war Sauternes in Perfektion, so harmonisch, brilliante, bräune Farbe, gute Säure, dezente Süße, englische Orangenmarmelade mit dem markanten Bitterton und dunkles Toffee 96/100. Ein Raymond Lafon überzeugte 1998 auf einer Best Borttle mit dunkler, aber sehr klarer Farbe, immer noch schöner Frucht und Säure, sehr klar definiert und überhaupt nicht breit, im Abgang schöne Toffee- und Tabaktöne, in seiner Art perfekt, macht sicher noch 20+ Jahre. Im September 2004 wurde der zu Anfang leichte Korkton nicht nur gut von der angenehmen Bitternote überdeckt, er verschwand auch schnell. Übrig blieb eine schöne Süße, Lakritz und Karamell ohne Ende 93/100.

Eher kleiner Burgunder-Jahrgang, in dem es dem Sommer schlichtweg an Sonne fehlte.

Auch an der Rhone ein eher kleinerer Jahrgang, aber deutlich besserals die drei Vorgänger.
Ziemlich kaputt leider, oxidiert und anstrengend 2010 ein Chateauneuf-du-Pape von Calvet.

Durschnittlicher Weinjahrgang in Deutschland.

Mein bisher einziger spanischer Wein in 1924 war auf der Vega Sicilia Probe 1999 der Unico. Er hatte schöne Nase mit Kaffee- und Kakaotönen, war aber am Gaumen gezehrt und ekelhaft bitter.

Sehr schwieriges Champagner-Jahr, in dem trotzdem eine Handvoll Jahrgangschampagner erzeugt wurden.

Sehr gutes Portweinjahr, bisher nicht verkostet.