1964

In Bordeaux war 1964 ein gutes Weinjahr. Vor allem in Pomerol und St. Emilion wurden fruchtige, füllige Weine erzeugt, die jetzt auf dem Höhepunkt sind und viel Spass machen. Insbesondere gut gelagerte Pomerols kann fast unbesehen kaufen, sollte sie aber nicht zulange mehr liegenlassen. Vor allem im Norden Medocs sah es anders aus, denn da schlug die alte Bordeaux-Krankheit der Regen zur Erntezeit massiv zu. Leider sind die 64er Bordeaux nicht die langlebigsten und der größte Teil hat schon seinen Höhepunkt lange hinter sich. Da hilft nur sorgfältige Auswahl, die Suche nach perfekt gelagerten Flaschen und das Bevorzugen von Magnums und aufwärts.

Calon Ségur mit seiner sehr reifen, hellen Farbe bäumte sich 2007 am Ende seines Weinlebens noch einmal auf und war mit feiner End- bzw. Todessüße noch erstaunlich gut trinkbar 85/100. Cos d Estournel hatte 2006 aus der Magnum noch eine dichte Farbe, war aber schon von der Nase her medizinal. Dazu kamen immer mehr gemüsige Noten. Ich bin ein großer Fan von Grünkohl, in meinem Glas brauche ich ihn aber nicht 81/100. 2007 aus der 1tel ein fürchterlicher Säuerling, der weh am Gaumen tat und für den sich jede Bewertung verbietet. Mit Montrose können in 64 Geborene sicher auch noch ihren 60. feiern. Eine englische Army&Navy Abfüllung war 1997 mit schöner Frucht und massiven Tanninen erst ganz am Anfang - 92/100. 2004 war eine englischen Army&Navy Abfüllung dann wie so viele Montrose, eckig, staubig, rustikal, aber wenigstens trinkbar 90/100. Weniger schön 2007 eine Chateau-Abfüllung, recht trübe Farbe, Liebstöckel ohne Ende und sehr trockene Tannine 81/100. Zuletzt 2010 sehr fein, pikant und schlank 89/100.

Batailley machte 2000 machte erst leicht "jenseitigen", sauren Eindruck, kam dann noch etwas und war mit noch gut trinkbar, die Begeisterung blieb aber aus 82/100. Lafite Rothschild hatte 1994 auf Rodenstocks Arlbergprobe aus der Großflasche zwar noch einen gewissen Charme, war aber deutlich auf dem Weg nach unten. Da würde ich mich heute nicht mehr dran trauen. Deutlich besser und langlebiger Latour. 1994 unglaublich dichte Farbe mit bräunlichem Rand, klassisch strukturiert, sehr konzentriert und lang 95/100. 1995 auf Willi Krählings Latour-Probe eine deutlich reifere Magnum, weich, schöne Süße, groß 96/100. 1996 dann auch mal eine ziemlich schlappe Flasche. 2000 auf einer Probe großer, klassischer Latour, bleibt sehr lang am Gaumen, hält sicher noch 20+ Jahre - 97/100. 2004 dann ein sehr zugänglicher, fast samtiger, völlig atypischer, aber sehr schöner Latour 93/100. Auch 2007 zweimal weich, sehr fein, in seiner fast samtigen Art für Latour etwas atypisch, aber mit toller, druckvoller Aromatik am Gaumen 94/100. Zuletzt 2011 auf Elke Dreschers Latourprobe sehr elegant, charmant und schmeichlerisch, das immer noch intakte Tanningerüst am eher etwas schlanken Gaumen durch den süßen Schmelz gut überdeckt, baute enorm im Glas aus, wurde immer schöner und zeigte viel Länge, jede Suche wert 95/100. Lynch Bages war 2008 ein flacher, dünner Wein mit sehr heller Farbe, den man sich nicht merken muss 79/100. Die Pichon Comtesse war 2001 auf der Comtesse Probe reif, leicht portig, aber auch etwas säurelastig, kein langes Leben mehr 91/100. 2009 ein feiner, aber kleiner Wein, weich, schön zu trinken, nur war er halt nie richtig groß. Dazu hat er einfach zuviel Säure und zuwenig Substanz 86/100. Ähnlich zuletzt 2010 - 87/100. Nicht suchen muss man wohl mehr nach Pichon Baron. Der hatte 2006 eine leicht morbide Aromatik von Waldboden und Pilzen, insgesamt etwas dünn, verabschiedete sich schnell 82/100.

Aus den 80er Jahren habe ich noch viele Verkostungsnotizen vom damals sehr schönen Beychevelle, zuletzt 1988, üppige, leicht süßlich-malzige Nase, im Geschmack rund, leicht, aber wohl bereits über Höhepunkt hinaus, trotzdem ein Genuss 88/100. Ende 1995 dann noch mal eine Magnum, ein echter Weihnachtstropfen, perfekt gereift, aber noch mit Kraft für viele Jahre 92/100. Könnte in perfekten Großflaschen immer noch Spaß machen und tat das auch im Advent 2005 aus der Magnum, Eleganz und Finesse ohne Ende, toll am Gaumen, braucht Luft und Zeit, baut sehr gut im Glas aus, klassischer St. Julien vom Feinsten 92/100. Zuletzt 2011 in einer Barrière-Abfüllung, immer noch so jung, so komplett, so groß, mit feiner Süße und guter Länge 94/100. Beychevelle dürfte damals noch rechtzeitig vor dem großen Regen geerntet haben, und Barrière hat sich mal wieder die besten Fässer ausgesucht. Ducru Beaucaillou hatte 2006 hatte auf der großen Ducru-Probe den Zenit schon deutlich überschritten und war kein großer Genuß mehr - 80/100. Auch 2009 auf der großen Ducru-Probe in Krems leicht über den Zenit, aber immer noch sehr schön zu trinken. Nussig, mit viel Mokka, üppig, burgundisch, nur etwas kurz am Gaumen 89/100. Lange über Höhepunkt hinweg ist auch Gruaud Larose. Bei dem notierte ich schon 1989 schon sehr bräunlich, verhalten süßliche Nase, malzig, gereift, Muskat, mittelschwer, ausgewogen, rund, baute im Glas aber relativ schnell ab und hatte Höhepunkt wohl vor 5-10 Jahren 86/100. Alle Flaschen in den Jahren danach waren noch deutlich weiter und schlechter, bis auf eine zuletzt 2009 getrunkene, sehr schöne Doppelmagnum. Schon sehr gereift kam dieser Wein ins Glas, auch in der Farbe. Doch dann legte er enorm zu und wurde minziger und druckvoller am Gaumen, die ersten Alterstöne verschwanden. Einfach perfekt gereifter Cabernet, der sich unverschämt gut trank. Hier spielte die Großflasche ihre Stärken voll aus und der berühmte Großflaschenbonus war voll spür- und trinkbar. Machte soviel Spaß, dass sich nicht nur unsere Gläser immer schnell leerten, sondern letztlich auch die Doppelmagnum. Bei verhaltenen 88/100 war ich noch beim ersten Schluck, kam dann schnell auf 90 und pendelte mich später bei 92/100 ein. Leoville las Cases hatte 2009 aus der Magnum eine etwas strenge, animalische Nase mit metallischen Noten, am Gaumen zunächst schlank, eher dünn und ziemlich nichtssagend, entwickelte sich im Glas, wurde süßer, malziger, komplexer und scheint noch Kraft und Struktur für 10+ Jahre zu haben 88/100. Zuletzt 2010 aus der 1tel ein feiner, kleiner Wein mit schöner Süße, aber wenig Konzentration am Gaumen 90/100. Von Talbot würde ich inzwischen die Finger von lassen. Erzählte zuletzt 2008 selbst aus der Magnum nur noch in leisen Tönen von vergangenen Zeiten. Sehr zart, mit deutlichem Liebstöckel in der Nase, noch feine Fruchtreste, am Gaumen eher etwas dünn und leichtgewichtig 82/100.

Eine Offenbarung war im Juli 2004 eine Jeroboam Chasse Spleen. Dieses Weingut, dessen Weine immer Zeit zur Entfaltung brauchen und deshalb bei Primeur-Verkostungen häufig schlecht abschneiden, hatte 1964 einen großen Wein erzeugt. Aus der Großflasche zeigte er eine sehr dichte, immer noch junge Farbe. Schöne Frucht, schwarze Johannisbeere, erstaunliche Frische, Zedernholz-Touch, baute im Glas sehr gut aus. Mit so einem Wein aus der Großflasche könnten 64er auch noch ihren 60. feiern 93/100.

Sehr schön 1995 eine Bel Air Marquis d Aligre Magnum, helle Farbe, weich, elegant, seidig und sehr lang 90/100. Giscours war 2009 aus der Magnum schon hin. Deutlich besser zumindest als 1994 auf der Margaux-Probe in der Wachau Margaux. Der hatte aus der Magnum von allem zuwenig, außer von der Säure, von der hatte er zuviel 85/100. 2007 hatte er immer noch eine sehr dichte Farbe, da war auch noch etwas pflaumig-süße Frucht, aber auch viel Madeira-Affinität und reichlich flüchtige Säure 84/100. Auch 2009 aus der Magnum ein eher kleiner, aber noch gut trinkbarer Wein 85/100. Palmer hatte 2006 bei Jörg Müller eine zu Anfang eine sehr gewöhnungsbedürftige, metallische Nase, er roch wie frisch geputztes Silberbesteck. Die ziemlich helle Farbe mit deutlichem Wasserrand zeigte, dass der Palmer schon verdammt gefährlich lebte. Im Glas bäumte er sich aber noch einmal auf, wurde milder, weicher und entwickelte eine sehr schöne Aromatik 89/100. Kaufen würde ich so was aber nur noch in perfekt gelagerten Großflaschen.

Haut Bailly war 2010 fein, sehr schön balanciert, mineralisch-erdig, durchaus kräftig, aber er wirkte auf hohem Niveau auch so typisch freudlos wie viele Bordeaux aus den 60ern und 70ern 88/100. Wenig anfangen konnte ich bisher auf mehreren Proben mit Haut Brion, kein schlechter Wein, aber mit austrocknenden Tanninen, deutlich über Höhepunkt weg, falls er jemals einen hatte. So war denn auch meine letzte Flasche diesen Weines 2006 auf der großen Haut Brion Probe schlichtweg kaputt und hin. La Mission habe ich 1994 einmal in einer schönen Flasche getrunken, als relativ leichter, charmanter Wein. 1998 in der Krähling-Probe dann eine Magnum mit heller Farbe, ekelhafter Nase, am Gaumen etwas besser mit dezenter Süße und Karamelltönen, aber lange über Höhepunkt weg. Auf hohem Niveau etwas dünn fand ich ihn 2011, ein sehr feiner Charmeur mit der typische La Mission Aromatik, der aber etwas so wirkte, als ob jemand aus dem 61er eine Schorle gemacht hätte 91/100. Konnte trotz Reife bei René Gabriels großer La Mission Probe voll überzeugen, reif in Farbe und Nase, elegant, würzig und reif am Gaumen mit feiner Süße 94/100.

Gut 15mal habe ich in den letzten 10 Jahren l Arrosée in einer Barrière-Abfüllung getrunken, konstant mit 88-90/100 bewertet. Ein fruchtiger, eleganter Tropfen, der in guten Flaschen sicherlich noch etliche Jahre Spaß macht. Zuletzt 2007 feine, delikate Frucht, Eleganz pur, keine Alterstöne 90/100. Sehr gut und noch länger haltbar Ausone, 2001 in einer Best Bottle kräftig und mit dichter, junger Farbe, nur einen Tick unter Cheval Blanc 93/100. Zuletzt 2009 aus der Magnum eine absolut betörende Nase mit geradezu molliger, kräuteriger Würze. Der Gaumen wirkte zu Anfang eher enttäuschend und ziemlich dünn. Mit der Zeit baute die Nase etwas ab und wurde metallischer, dafür legte der Ausone mächtig am Gaumen zu und zeigte eine herrliche, kräuterige Süße, die an Ricola erinnerte 89/100.
Canon hatte 2007 eine rauchige Nase, Leder, Schwarztee, Bitternoten, leicht animalischer Stinker. Am Gaumen ein reifer, dichter Wein mit cremig-seidiger Textur und viel Schmelz, bereitet viel Trinkspaß 94/100. Der Canon-la-Gaffelière kam zwar 2004 mit wunderschöner Nase ins Glas, wirkte am Gaumen aber "tot". Nach gut 1/2 Stunder Warten kam er dann und wurde ein sehr schöner, eleganter St. Emilion mit toller Länge am Gaumen - 91/100. Zuletzt 2012 reif, aber noch kräftig und lang, sehr schön im Glas ausbauend 90/100.
Der für mich schönste 64er und in guten Flaschen bis deutlich über 2015 hinaus lagerfähig ist Cheval Blanc. Meine erste, euphorische Begegnung mit diesem Wein war 1989 im Düsseldorfer Caveau, sehr tiefe, reine Farbe mit nur ganz leichten Braunreflexen, Wahnsinnsnase, intensiv, sehr würzig, Holz, ein Mund voll Wein, leicht "animalischer Ton" stört unwesentlich, schöner, langer Abgang. Der 82er hatte keine Chance dagegen 98/100. Seitdem zahlreiche sehr gute, aber leider auch schlechtere Flaschen, z.B. 1995 in Hamburg eine Marie-Jeanne, Marie-Jeanne, dichte, junge Farbe, sehr würzige Nase, setzt sich am Gaumen fort, üppig, langer Abgang - 97/100. 1997 in Hannover seltsame Nase, Spargel, Heftpflaster, am Gaumen fleischig, kräftige Säure, sonst sehr lecker(darf man Wein mit "lecker" bezeichnen? Natürlich darf man, wenn er lecker ist!) - 92/100. 1998 wieder sensationell, einer der schönsten trinkbaren Cheval Blanc überhaupt 97/100. 1999 auf Willi Krählings großer Cheval Blanc Probe aus der Magnum dichte Farbe, aber schon sehr reife Nase, sehr schön auf dem Punkt, rund toll, harmonisch, großes Teil 97/100. 2000 in einer Probe toller, kräftiger, fast atypisch junger Stoff, mein deutlicher Favorit - 95/100. 2004 pure Seide am Gaumen, ein ganz großer, langer Wein - 95/100. 2005 auf Sylt Cheval Blanc in Reinkultur, perfekt gereift ohne jede Schwäche mit der schwerelosen Cheval Blanc-typischen Aromatik, druckvolle Eleganz, sehr lang am Gaumen 97/100. Auch 2006 auf der großen Cheval Blanc Probe sehr harmonisch, finessig und unglaublich lang, Eleganz pur, ein großer Wein, bei dem einfach alles stimmt 97/100. 2010 in der Nase massiv Trüffel, aber auch etwas Waldboden und vor allem wieder dieses klassische Cheval Blanc Parfüm. Am Gaumen zunächst ein leichter, oxidativer Ton, der aber rasch wieder verschwand. Ich hatte diese Flasche schon abgeschrieben, als mir beim Öffnen der völlig durchnässte Korken in die Flasche flutschte. Doch der Cheval machte sich, entwickelte sich im Glas, voll auf dem Punkt mit feiner Süße, so schmelzig und elegant 94/100. Auch und gerade ältere Weine brauchen Luft. 2012 bei Elke Drescher Reif, weich, schmelzig, in der Nase etwas Waldboten und deutliche Trüffelnote, am Gaumen sehr harmonisch, finessig und lang - 94/100. Mit einem 64er Quartett endete 2012 die Cheval-Probe von Uwe Bende. Allerdings konnte ich bei der belgischen Händlerabfüllung den Jahrgang nicht glauben. Dieser sehr dichte, portige, süße Cheval erinnerte eher an eine ältere Vandermeulen-Abfüllung aus den 40ern oder 50ern, ein großer Wein, aber kein 64er. Leicht dünn und verwässert wirkte die französische Händlerabfüllung von Delattre mit einer Hustensaftnote im Abgang 90/100. Sehr schön die Chateauabfüllung mit wunderbarer Nase, Unterholz, Trüffel, Waldboden, sehr finessig und elegant mit druckvoller Aromatik am Gaumen 94/100. Sehr achtbar schlug sich auch der Pirat, eine Chateauabfüllung La Dominique aus St. Emilion, ein feiner, eleganter Wein, reif mit malziger Süße 91/100. Clos St. Martin war 2006 ein prächtiger Wein. Immer noch mit recht junger, dichter Farbe, etwas rustikal wirkend, aber so aromatisch und ausdrucksstark 93/100. Eine sichere Bank mit noch viel Zukunft ist in 64 Figeac. 1997 auf einer Probe war er wunderschön rund, generös und schokoladig, wenn sich doch alle Figeacs so schön trinken ließen! - 94/100. 2004 störte in der Nase der leicht strenge, typische Figeac-Ton, der einem bei Figeac immer das Gefühl gibt, der Wein sei korkig. Weiß der Kuckuck, was die da im Keller treiben. Am Gaumen war der Wein mit einem schönen Schokoton deutlich gefälliger als in der Nase 91/100. 2011 auf der Figeacprobe der Linzer Gang ehr dicht die Farbe, erstaunlich jung und kräftig wirkend, einfach sexy und hedonistisch schön die generöse, süße Nase, immer noch mit guter Frucht, der leicht anstrenge Gaumen kam da nicht ganz mit 92/100.

Clinet hatte Ende 2000 auf einer Best Bottle eine relativ helle Farbe, war ein feinduftig-eleganter Schmeichler mit schöner roter Beerenfrucht, keine große Zukunft mehr - 90/100. Conseillante habe ich nur einmal 1993 aus der getrunken, ließ etwas diePomerol-Üppigkeit vermissen, für halbe Flasche sehr gute Konstitution 88/100. L Evangile besaß 2000 in einer Probe eine zu hohe Säure 86/100. 2004 eine deutlich bessere Flasche - 92/100. Nicht vom Hocker gehauen hat mich 1994 am Arlberg La Fleur Petrus, ein einfach gestrickter, charmanter Simpel, der aber noch trinkbar sein dürfte 86/100. Ein echter Knaller und Geheimtipp hingegen Gazin, in den letzten Jahren, zuletzt 2004, mehrfach mit Begeisterung getrunken, wunderbar reifer Pomerol mit fantastischer, dichter Farbe, hohem Extrakt, noch viel Potential 92/100. Ganz groß 2004 und fast auf einem Level mit Petrus Le Gay - 96/100. Zuletzt 2008 eine weniger überzeugende Flasche - 90/100. Ein Top-Pomerol und sicher noch eine Suche wert Lafleur, 2000 kräftige Farbe, dicht, Power, sehr lang am Gaumen -96/100. Auch 2004 klassisch-kräuterig , sehr lang mit tollem Tanningerüst, ein Wein mit noch sehr viel Zukunft 95/100. Zuletzt 2009 sehr dichte Farbe, wurde süßer, generöser mit gewaltiger Länge, sicher einer der besten Weine dieses Jahrgangs 97/100. Auf der großen Lafleur-Probe 2012 am Attersee trübte aus der Magnum ein schleichender Kork das Vergnügen 88/100. Petit Village hatte 1997 eine kräftige Farbe mit Orangenrand, Nase erst etwas staubig, macht sich mit der Zeit, war aber wahrscheinlich niemals richtig groß - 87/100. Petrus war 2004 ein fantastisch geiles, schokoladiges Teil, vollgepackt mit dekadenter Frucht, Kaffee und Röstaromen. Wein-Hedonismus pur 97/100. Ein Jahr später auf René Gabriels großer Petrus Probe leider nur eher eine Art hanseatischer Petrus, vornehm, zurückhaltend, nicht sehr freigiebig in seinen Aromen 90/100. Eine Traumflasche dann 2008 bei den Ungers - 98/100. Suchenswert in jedem Fall Trotanoy, dichte Farbe, sehr fleischig, toller Stoff, mehrfach getrunken, zuletzt 2004 93/100. Ebenfalls Mehrfach mit Vergnügen getrunken Vieux Chateau Certan, 1997 sehr dicht und jung - 93/100. 2012 bei Elke Drescher reif und weich, aber auch mit leicht grünen, unreifen Aromen, dazu am Gaumen das berühmte Loch in der Mitte. Als hätte er gemerkt, dass ich ihn abhaken wollte, drehte dieser Wein enorm auf, wurde weicher, schmelziger, aromatischer, schokoladiger und entwickelte eine gewaltige Länge. Dreimal habe ich meine Bewertung hoch gesetzt, bei 94/100 war das Glas leer.

1964 galt als schlechtes Jahr für trockene, weiße Bordeaux. Um so mehr erstaunte mich 2006 auf der großen Haut Brion-Probe ein Haut Brion Blanc. Der war zwar war vor allem in der Nase leicht korkig, aber trotzdem gut trinkbar. Erstaunlich helle Farbe, ein kräftiger Wein mit Fülle und schöner Länge. Noch lange nicht am Ende und sicher eine Suche wert 91/100.

Der Regen ruinierte auch die Sauternes-Ernte. Bei Yquem hat man deshalb gar keinen Wein erzeugt. Mir ist bisher kein 64er Sauternes begegnet, ich habe auch keinen Bedarf.

Ein gutes Burgunderjahr, in dem fleischige, zugängliche Weine erzeugt wurden. Viele davon machen immer noch Spaß und kosten bis auf die ganz großen Namen nicht die Welt.
Sehr gefällig 1992 ein Chambertin Clos de Bèze von Chanson. Noch jung und mit viel Zukunft 1996 auf einer Drawert-Probe ein Clos de la Roche von Doudet-Naudin, dichte, junge Farbe, gewöhnungsbedürftiges, parfümiertes Bouquet Richtung Politur und Nagellackentferner, sehr viel Kraft am Gaumen 92/100. Ein Jahr später hatte bei Drawert ein Pommard Les Epenots von Doudet-Naudin aus der Magnum ebenfalls eine dichte Farbe, enttäuschende Nase, streng, am Gaumen deutlich besser, füllig, kräftig, sehr schön, noch viel Potential, wurde nach 2 Std. erst richtig schön - 92/100. Ein Gevrey Chambertin von Dupart-Ainé war 2012 noch voll da mit generöser Süße und mit viel Kaffee und Mokka, die gute Säure am Gaumen verlieh ihm sogar noch Frische 93/100. Sehr gut 1994 auch ein Corton Grancey von Louis Latour. Grands Echezeaux von Leroy war 2006 ein großer Burgunder, so komplex, so süß, so finessig, getragen von kräftiger Säure mit beachtlichem Standvermögen - 94/100. Völlig daneben 2008 leider ein Romanée St. Vivant von Marey-Monge. Bräunliche Farbe, säuerlich und eher zum Fürchten als zum Genießen 76/100. Ziemlich daneben 2013 der Nuits Cailles von Morin mit heller, sehr reif wirkender Farbe, in der Nase Orangensaft der billigsten Sorte, am Gaumen immer mehr Bratensoße 84/100.

Auch an der Rhone galt 1964 als Erfolgsjahr mit einer hervorragenden, aber sehr kleinen Ernte.
Nichts mehr los leider mit Hermitage La Chapelle, zweimal 1995 getrunken, auf einer großen La Chapelle Probe Nase wie ein gereifter Vintage-Port, am Gaumen zu leicht, madeirisiert, nur noch weinähnliches Getränk, vorbei. Bei Drawert sehr helle Farbe, Kirsche, Säure, für mich atypisch und über Höhepunkt hinweg.
Ganz anders von der südlichen Rhone 2005 ein Chateauneuf-du-Pape La Fiole von Père Anselme. Im Glas hatten wir einen noch sehr lebendigen, beeindruckenden Wein. In der Nase Teer, alte Ledertasche, im positiven Sinne animalisch, grüner Pfeffer. Am Gaumen sehr kräftig, würzig, Lakritz, feine Süße, beachtliche Länge. Baute im Glas nicht ab. Ein immer noch suchenswerter Chateauneuf im alten, klassischen, rustikalen Stil 93/100. Ein Chateauneuf-du-Pape von Jodelle hatte 2009 eine sehr helle, aber klare und brilliante Farbe ohne Brauntöne. Passte farblich perfekt zur faszinierenden, reife, schmelzigen Erdbeernase dieses Weines. Pure Dekadenz war das, was sich da in der Nase und am Gaumen abspielte, allerdings auf sehr feinem, elegantem Niveau. Burgundische Pracht und Fülle waren da im Glas mit betörender, feiner Süße. Voll auf dem Punkt 95/100.
Ganz interessant können alte Coulée de Serrants sein, zumindest aber sehr langlebig. Seit einigen Jahren werden sie moderner vinifiziert, die Jahrgänge vor 90 brauchten sehr lange zur Reife, wobei man bei dem gewöhnungsbedürftigen Geschmack nie so ganz weiß, ob es noch zu früh oder schön zu spät ist. Den 64er Coulée de Serrant habe ich in den Neunzigern mehrfach getrunken, er zeigte eine güldene Farbe, startete meist sehr verhalten und brauchte irrsinnig lange im Glas, bis dann Aromen von frischem Heu kamen 87/100. Präsentierte sich 2010 als zeitloser Klassiker - 91/100.

Ein Coteaux-du-Languedoc war zwar 2006 Ewigkeiten über den Höhepunkt weg, aber durchaus noch trinkbar. Ein blitzsauberer Wein, dem man mit deutlichen Lacktönen das Alter schon anmerkte 78/100.

1964 gilt als bestes deutsches Weinjahr zwischen 59 und 71. Sonnenkönig nannte man den Jahrgang. Traumwetter sorgte für reife Trauben mit hohem Zuckergehalt, aber leider wenig Säure. So gibt es aus Deutschland wenig Langstreckenläufer. Dafür sind deutsche Weine zumindest bis hoch zur Auslese bei Ebay in reichlicher Auswahl zu kleinen Preisen zu haben. Es ist schon unglaublich, wie viele Enkel da ihren Großeltern da wohl meist ohne deren Wissen den Keller leermachen und Opas ehemaligen Lieblingstropfen im Internet zu Bargeld machen.
Erstaunlich frisch mit guter Säure 1996 eine Eitelsbacher Kronenberg feinste Auslese von Rautenstrauch 89/100. Wirkte 2010 reifer, fülliger, dicker mit viel Orangenkonfit, aber auch mit guter Säure 92/100. Zuletzt 2012 1ehr fein, weich mit schöner Süße und reifer Säure 92/100. Ähnlich Mitte der Neunziger Maximin Grünhäuser Herrenberg als feine und hochfeine Spätlese. Eine
Falkenheim Hofberg feine Auslese vom Friedrich Wilhelm Gymnasium war 2009 sehr frisch wirkend mit präziser, glockenklarer Frucht, durch die feine Süße gut abgepufferte, knackige Säure, wurde zum Essen weicher und entwickelte feine Honigtöne 94/100. Eine Graacher Himmelreich Spätlese des Friedrich Wilhelm Gymnasiums wirkte zu Anfang schon sehr reif und inzwischen trocken am Gaumen. Baute mit viel Luft aber aus und entwickelte in der Nase neben Petrol auch Honignoten, am Gaumen sorgte die knackige Säure sogar noch für den Eindruck von Frische 86/100. Eine Wehlener Sonnenuhr feinste Auslese S.A. Prüm hatte 2004 eine goldgelbe Farbe, intensive Wachstöne, reife, gelbe Früchte, nicht besonders süß, ein finessiger Wein, der einfach Spaß macht 91/100. Eine Scharzhofberger Auslese von Egon Müller war 2008 ein prächtiges Gewächs mit hohem Extrakt und erstaunlicher Fülle und Länge, ohne dabei irgendwie dick zu sein. Die Süße war schon deutlich reduziert, dafür zeigte der Wein einen schönen Karamellton und eine wunderbare Harmonie am Gaumen 94/100. Eine Scharzhofberger feinste Auslese von Apollinar Koch hingegen hatte 2009 nicht nur die Farbe eines vollreifen Apfelsaftes, sondern merkwürdigerweise auch dessen Aromatik, eher Rheingau als Mosel, deutliche Säure 90/100. Eleganz pur 2010 die sehr mineralische, feine Wiltinger Hölle feine Auslese von den Vereinigten Hospitien, wunderschöne Süße und prägnante Schiefernote 93/100.

Was für ein Traum 2012 die Dorsheimer Goldloch EBA vom Schlossgut Diel, karamellig, dicht, herbe Bitternote, Tabak und in der Frucht Lychees, bleibt ewig am Gaumen - 95/100

Blässlich, mit leichtem Honigton und ziemlich dünn war 1996 eine Rüdesheimer Magdalenenkreuz Auslese von Dr. Breuer 82/100.

Eine Kreuznacher Kahlenberg Riesling feine Auslese von Johann Baptist Eckel war 1995 ein angenehmer Altwein ohne Ecken und Höhepunkte 83/100.

Sehr schön zu trinken 2012 der Barolo Kiola von Bassaiolo. Helle Farbe, zarte Frucht, Kräuternoten, Lakritz, feine Süße, reif und weich am Gaumen 92/100. Eher am Ende des Lebenszyklus 2011 ein Barolo von Giovanni Sordo, alte Rosenstöcke vom Komposthaufen, nicht unbedingt mein Ding 86/100.
Inzwischen schaue ich bei 1964 auch nach Österreich. 1994 durfte ich mit Weinpfarrer Hans Denk bei Hirtzberger quer durch seinen Keller runter bis 1964 trinken. Und der 1964er Grüner Veltliner hatte es in sich, perfekt gereifter, kompletter, harmonischer Wein mit immer noch erstaunlicher Frische 92/100. Immer wieder erstaunt mich, welches Alterungspotential Grüne Veltliner haben können. Pfeffrig, knackige Säure, auch nach 40 Jahren noch sehr frisch wirkend, so präsentierte sich 2004 ein Grüner Veltliner Kremser Herzoghof. Mit der Zeit entwickelte er eine feine Honignase 90/100.
Eine Weißkirchener Achleiten Riesling Auslese von der WG Wachau hatte 1998 eine güldene Farbe, inzwischen absolut trocken, aber immer noch sehr interessant mit etwas Firne und ganz verhaltenem Petrolton, sicher immer noch ein guter Essensbegleiter 87/100.

In jedem Fall gibt es in 1964 noch viel Trink- und Genießbares aus Rioja. Ein Seniorio di Arganza Gran Reserva von Palacio di Arganza entpuppte sich 2002 auf Sylt als traumhaft reifer, reicher Rioja 93/100. Hervorragend die Gran Reserva 890 von Rioja Alta, 2000 reife Farbe mit deutlichem Orangenrand, Pinot-Nase, malzige Süße, deutliches Alter, aber wunderbar weicher, süßer Stoff 94/100. 2003 wie ein 59er Ygay, weich, süß und unendlich lecker 94/100. Recht angetan war ich auch im Herbst 2005 von einem Conde de los Andes Gran Reserva von Paternina, bei dem allerdings die faszinierende Nase eines reifen Riojas deutlich schöner war, als der Gaumen - 88/100. Weniger empfehlenswert
Vega Sicilia Unico, der hatte 2001 auf der Unico-Probe eine reife Farbe, in der Nase Himbeeren, auf die der Fuchs gepinkelt hat, aber auch feine Süße, am Gaumen gezehrt und ungenerös, deutlich auf dem Abstieg. Eine sichere Bank und locker auch noch für den 50. Geburtstag geeignet der mehrfach mit großem Vergnügen verkostete YGAY von Marques de Murrietta, wie alle YGAY s mit feiner Süße und unendlich lecker. Zuletzt 2007 auf René Gabriels großer Spanien-Probe sehr, sehr bissig mit alles dominierender, kräftiger Säure, wodurch er unharmonisch wirkte. Jammern auf hohem Niveau, vielleicht richtet es die Zukunft 88/100. Noch mehr Probleme hatte ich mit 1964 Marques de Riscal Reserva. Muff, altes Faß, Pilze, nicht unbedingt das, was ich an Wein schätze war da überhaupt Wein im Glas? 82/100. Weitere 64er auf dieser Probe 2007 waren Vina Pomal Reserva Especial von den Bodegas Bilbainas,ein sehr feiner, kleiner Rioja mit floral-parfümierter Nase und karamelliger Süße, eher leichtgewichtig am Gaumen, aber sehr delikat und lang 91/100. Ziemlich kaputt dann ein Faustino I Gran Reserva, eher ein Fall für die Pathologie als für meine Leber. Auch bei der Rioja Alta Reserva 904 kam mal wieder keine Freude auf, muffig-modrig, eklige Kellertöne, ziemlich daneben und hin. Da habe ich gar nicht erst den Versuch einer Bewertung auf der nach unten offenen Gruft-Skala gemacht. Begeistert hat mich Vina Tondonia von Lopez de Heredia. Das war endlich mal ein Tondonia, wie ich ihn kenne und schätzen gelernt habe. Reifer Rioja in Reinkultur, burgundische Fülle, malzige Süße, nussige Aromatik, wunderbare Länge und das alles in totaler, unaufdringlicher Harmonie 94/100.

Von der Rhone hätte 1993 ein Chateau Musar kommen können, dichtes, dunkles Rot, schöne Nase, am Gaumen viel Kraft, sicher langlebig 91/100. Alte Musars sind immer wieder faszinierend, meist sehr langlebig und sicher eine Suche wert..

Gefährlich dürften inzwischen die 64er Weine von Penfolds leben. Ein Bin 389 Magill Foothills Cabernet Shiraz war 1994 mit heller Farbe in einem Penfolds Dreierflight der schönste. Der Grange war 1999 auf der Grange-Probe in Lehrbach ein schöner, reifer Wein, aber auch schon mit Liebstöckel, Waldboden und Pilzen. Baute im Glas rasch ab musste schnell getrunken werden - 87/100.

Ein großes Champagnerjahr. Wer auf Edelbrause steht, wird hier fündig.
Ein Bollinger RD, degorgiert 1975, war zu Weihnachten 1998 ein sehr reifer, aber leckerer Champagner mit immer noch gutem Mousseux und güldener Farbe 90/100. Dom Perignon bot 2007 reife Champignons vom Feinsten. Ein sehr kräftiger, nachhaltiger Champagner mit dezentem Mousseux, der jetzt wunderbar zu trinken ist und perfekt illustrierte, welche Komplexität große, ältere Champagner entwickeln können 94/100. Ein Krug aus der Krug Collection 1999 schön, jünger wirkend, gutes Mousseux, aber etwas gewöhnungsbedürftig, kenne bessere Krugs 90/100. Altrosa 2009 die Farbe eine Lanson, dezentes Restmousseux, deutliche Sherrytöne, hohe Säure, leicht pilzig, aber nicht uninteressant, vor allem zum Essen 83/100.1996 ein Moet & Chandon Les Millesimes, gewöhnungsbedürftige, rauchige Nase, Holzton(!), Röstaromen, wie ein guter, reifer Weißer Burgunder, noch sehr frisch, klare Farbe, am Gaumen schlank, etwas metallisch, vorne schöner als hinten 93/100. 1998 auf einer Soirée des Hauses Moet eine frisch degorgierte Magnum Moet&Chandon, ein perfekt gereifter Champagner-Traum mit typischem Brotton aber wenig Firne 95/100. Tip: wenn Sie das nötige Kleingeld haben, lassen sich von Moet aus den erheblichen Beständen des Hauses sicher noch frisch für Sie degorgierte Flaschen erwerben. Ein Champagner Brut von Louis Roederer hatte 1994 eine kräftige Farbe, intensives Mousseux, das im Glas schnell in leichtes, feines aber am Gaumen trotzdem spürbares Perlen überging, war intensiv, füllig mit schöner Edelfirne 88/100. Ähnlich 1994 ein Ruinart Brut Reserve Philippe de Rothschild. Ein perfekt gelagerter Salon aus der Magnum zeigte 2005 bei Jörg Müller eine Frische erhalten, wie man sie sonst nur bei frisch degorgierten Champagnern findet. Ganz großer Champagner mit gutem, feinperligem Mousseux, kraftvoll und lang am Gaumen 96/100. Ein Taittinger Comtes de Champagne hatte 2011 ein tiefes, schon ins Güldene gehendes Goldgelb und immer noch gutes, deutlich spürbares Mousseux. Zu Anfang wirkte er etwas ältlich und oxidativ, blühte dann aber enorm auf, entwickelte eine wunderbare, schmelzige Fülle und einen kraftvollen Abgang mit angenehmer Bitternote 93/100.