1969

Ein schwieriges Weinjahr, 1969, in dem insbesondere Bordeaux-Fans kaum noch etwas Trinkbares finden dürften. Grausames Wetter führte in Bordeaux zu ebenso grausamen Weinen, unreif, spitz, säurelastig, kurzlebig. Ich habe da stets einen großen Bogen drum gemacht. Wie gut, dass es da aus anderen Teilen der Welt Alternativen gibt.

Latour war 2010 sehr schlank, säurebetont, leichte Alterstöne, wirkte durch die hohe Säure wie ein älterer Barbaresco, war aber durchaus gut trinkbar 85/100. Mouton Baron Philippe hatte 2012 eine reife Farbe mit deutlichem Orangenrand, faszinierend immer noch die Nase mit Zedernholz, Tabak und feiner Süße, nur die hohe Säure am Gaumen und im Abgang wirkte sehr störend 82/100. Bei der Pichon Comtesse de Lalande war 1994 zwar helle Farbe und eicht wirkend, aber mit feiner Süße und zeitlos elegant 85/100.

Auf der großen Ducru-Probe 2006 war sich mein Nachbar beim Ducru Beaucaillou sicher, das war die Aromatik von E605, die kenne ich nicht, habe aber auch keine Sehnsucht danach.

Absolut nichts sagend und völlig zu vergessen 2007 Margaux.

Schon sehr reif, aber immer noch mit Genuss trinkbar war 1994 ein Haut Bailly, helle aber nicht sehr bräunliche Farbe, sehr fein und weich wie ein gut gereifter Burgunder, mit leichten Frucht und Kakaoaromen 83/100. Nicht mehr viel Genuss bot 2006 Haut Brion, zu Anfang spanisch wirkende, karamellige Nase, die wohl eher einem letzten Aufbäumen gleich kam, am Gaumen astringierend, baute rasch ab 79/100.

Cheval Blanc war 2008 aus der Magnum ein eher kleiner Wein, nicht ohne Charme, aber doch mit der eher seltsamen Aromatik einer alten Ledertasche voller Mottenkugeln, trotzdem trinkbar 82/100.

Ein Haut Brion Blanc war 1995 mit kräftige Farbe und deutlich oxidativem Ton gerade noch trinkbar, aber höchstens interessant für Jahrgangsfetischisten. Laville Haut Brion hingegen war 1998 zwar auch schon leicht gezehrt, aber immer noch mit Genuß zu trinken 87/100.

Aus Sauternes, wo ein schöner Spätsommer die Ernte noch halbwegs rettete, habe ich nur d Yquem getrunken, 1989 auf einem Sauternes-Dinner im Caveau. Ein netter, gut trinkbarer Wein, aber wirklich nicht aufregend und den Preis schon gar nicht wert. Durch seine spitze Säure könnte er durchaus länger leben. Sollten Sie davon eine Flasche finden oder sogar haben ich würde sie zulassen. Der optische Genuß einer schönen Flasche d Yquem ist in diesem Falle weit größer als das, was da ins Glas kommt.

Deutlich besser als in Bordeaux sah es in Burgund aus. Hier schien im Juli und August kräftig die Sonne, der September war zwar regnerisch und kühl, aber zur Ernte im Oktober herrschte wieder gutes Wetter.So konnten teilweise recht kräftige, tanninreiche und langlebige Weine geerntet werden. Da lohnt die Suche immer noch. Nur sollte man dabei nicht vergessen, dass wohl nirgendwo sonst die Unterschiede zwischen einzelnen Winzern selbst in renommierten Lagen riesengroß sind. Ein berühmter Name und ein gutes Jahr bedeuten in Burgund noch lange nichts.
Wie viele eingefleischte Bordeaux-Trinker konnte ich früher gar nichts mit Burgundern anfangen. Das änderte sich 1992 mit einem traumhaft schönen Clos Vougeot von Nicolas. Die betörende Aromatik und die seidige Länge dieses Weines haben damals meine Augen zumindest für reifere Burgunder geöffnet 94/100. Ein Clos Vougeot von A&R Barrière Frères war 2011 ein reifer Burgunder mit generöser Süße, seidig, elegant, sehr mineralisch und immer noch so kräftig, sehr lang am Gaumen, die hohe Säure hält ihn frisch 93/100. Noch so jung und vital mit gewaltigem Potential war 2013 ein Chambertin Clos de Bèze von Ph. Duroche. Ein enorm kräftiger Burgunder mit verschwenderischer Nase und viel Schmelz und Süße am Gaumen 94/100. Ein Beaune 1er Cru von Michel Ganoux war 2007 in der Sansibar ein in Ehren gereifter Burgunder, bei dem aber alles Farbe, Nase, Gaumen deutlich über den Punkt war. Noch trinkbar zwar, aber ohne viel Vergnügen 75/100.Reif, aber sehr gefällig war 1992 ein Chambertin Clos de Bèze von Bouchard 92/100. Ähnlich 1994 ein Chambertin Clos de Bèze von Drouhin-Laroze. Ein Corton von Doudet-Naudin war 1996 bei Drawert ziemlich hell mit Reifetönen, muffig, Mottenkugelduft, der mit der Zeit verschwindet und verhaltener Frucht Platz macht. Trotzdem wird da nichts mehr draus. Nicht allzu viel Begeisterung konnte ich auch 1994 und 95 für den Grands Echezeaux von Doudet-Naudin aufbringen. Der hatte eine kräftige Farbe mit wenig Brauntönen und junge, fruchtig-stahlige Nase die viel Kraft andeutete. Am Gaumen zuviel Säure, wirkte dadurch etwas grün. Ein Echezeaux von DRC hatte 1995 zwar noch eine wunderschöne Nase mit viel Frucht und feiner Süße, war am Gaumen schon reichlich gezehrt und insgesamt an der Grenze 82/100. Ein im Vergleich dazu getrunkener Richebourg von DRC war erst deutlich besser und entwickelte sich wunderbar im Glas, fiel dann aber schnell in sich zusammen. Auf dem Punkt war 1993 ein Grands Echezeaux von DRC mit vielschichtiges Bouquet und intensiver, rotbeeriger Frucht 92/100. Von Jaboulet-Vercherre habe ich 1995 einen feinen Pommard Clos de la Commaraine mit wunderbarer Nase getrunken, aber auch 1996 einen säuerlich-grausamen Clos-Vougeot. Sehr gut altern können meist Leroy-Weine. Gerade auch in vermeintlich schwächeren Jahren kann man da große Überraschungen erleben. Leider habe ich aus 69 bisher erst einen roten Leroy getrunken, 1989 in Bargum einen Chapelle Chambertin. Das war damals ein monumentaler Klotz. Wuchtig, lang, aber doch auch etwas eckig, machte noch sehr jungen Eindruck 93/100.
Ein Romanée St. Vivant les Quattres Journaux von Louis Latour war 2006 wie ein sommerlicher Waldspaziergang nach einem Regenschauer. Der Duft von dampfendem Waldboden, von Laub und Pilzen, aber auch von feinen, kleinen Waldhimbeeren und von Blaubeeren. Ein faszinierender Burgunder, voll auf dem Punkt 93/100.

Ungewöhnlich im Sommer 2000 in der Sansibar ein einfacher Meursault von Leroy, brauchte gut 2 Stunden zur echten Entfaltung, etwas geröstete Mandeln, als ob ein Schuß Fieuzal drin wäre, exotisch, wirkte deutlich jünger und stand wie eine Eins im Glas 93/100. Perfekt gereift war 1995 ein Corton Charlemagne von Louis Latour, güldene Farbe, am Gaumen weich ohne spürbare Säure 90/100. Ein Meursault Cuvée Loppin vom Hospice de Beaune wirkte 2008 schon verdammt alt. Die sehr würzige, kräuterige Nase mit viel Anis und Fenchel war deutlich interessanter als der schon sehr gezehrte, oxidative Gaumen 81/100.

Gutes Rhone-Jahr mit kräftigen, aromatischen Weinen. Sicher noch eine Suche wert.
Ein Côte Rotie Brune et Blonde von Guigal wirkte 2007 zu Anfang nicht unerwartet sehr gereift und etwas fragil, entwickelte sich dann aber prächtig im Glas. Ein klassischer, wunderbarer Côte Rotie mit der typischen Aromatik, in der Nase etwas medizinal, aber auch mit viel Lakritz, die erste Müdigkeit des Weins verschwand auch am Gaumen rasch 88/100. Der Hermitage von Chapoutier hatte 2008 noch eine unglaublich dichte, jung wirkende Farbe und immer noch gute, pfeffrige Frucht. Die massive, immer stärker dominierende Säure war es, die diesen Wein am Leben erhielt und das sicher noch ein bis zwei Jahrzehnte tun wird 90/100. Der Ermitage Cuvée des Moines von Marius Chierpe hatte 2012 eine jugendliche Farbe, die knackige Frucht der Kalifornier aus den 80ern, Blaubeere, Brombeere, Kirsche, insgesamt noch so jung in der Anmutung, Minze, Süße, Kraft, Länge, gewaltige Struktur, noch ganz am Anfang einer langen Entwicklung, konservative 96/100. Aus einer anderen Flasche 2013 hatte er eine sehr gute Frucht, aber auch eine gewisse Härte und einen recht kurzen Abgang 92/100.
Eine sehr fruchtige, fast etwas konfitürige, junge Nase mit viel weißem Pfeffer hatte 2009 ein Chateau St. André aus Gigondas. Am Gaumen war er fruchtig, schlank, mit deutlicher Säure und ebenfalls pfeffrig-würzig 86/100.
Am Vorabend in der Chateauneuf-Probe 2011 war die Flasche Chateauneuf-du-Pape Les Cadettes von La Nerthe geöffnet und für nicht trinkbar befunden worden. 24 Stunden später war die Nase zwar immer noch etwas schwierig, aber was für ein feiner Tropfen am Gaumen, so süß, so expansiv, so aromatisch, so lang, einfach nur schön und mit besserer Nase wären da noch deutlich mehr als 93/100 rausgekommen.

Ein richtig großer Banyuls war 2006 der Banyuls Collection Dr. Parcé der Domaine du Mas Blanc, süß und portig mit massig Schokolade, aber auch viel Finesse - 94/100.

Ein gutes Weinjahr war 1969 in Deutschland, insbesondere für Mosel-Saar-Ruwer wenn man restsüße Weine mag. Viele von uns hatten in ihrer Jugend die ersten Weinerlebnisse mit dem, was damals in Deutschland Standard war, restsüße Plörre. Dieser "liebliche" Einheitsbrei hatte mit den großen deutschen edelsüßen Weinen nichts gemein, doch wer in seiner Jugend von Eltern und Großeltern mit so was malträtiert wurde, hat für den Rest des Lebens eine Aversion gegen alle süßen Weine. Ich konnte vor 15 Jahren den Keller eines solchermaßen Geschädigten kaufen. Der war froh, dass er die klebrige Hinterlassenschaft seiner Eltern los war. Und ich kam nicht nur zu großen deutschen Weinen, sondern auch auf den Geschmack.

Eine Brauneberger Juffer hochfeine Auslese von Conrad Schreiber lebte 2008 schon reichlich gefährlich. Feine Honigtöne und noch etwas Restsüße auf der einen, erste, deutliche Alterstöne auf der anderen Seite. Trotzdem ein faszinierender, eleganter Wein 89/100. Sehr spannend 2011 eine Thörnischer Ritsch feine Auslese von Johann Geiben. Alleine schon diese irre Kaffeenase mit viel Karamell und Minze, am Gaumen werden die Minze und der große Kräutergarten immer intensiver, dazu kommen Tabak und eine immer noch sehr gute Säure, ein hoch spannender, frischer Wein 94/100. Keine Spur von Alter zeigte 1994 eine sehr ausgewogene Scharzhofberger Spätlese von Egon Müller 90/100. Eine Wehlener Sonnenuhr Auslese vom JJ Prüm kam 1989 im Caveau zu Anfang leicht, dünn, säurearm ins Glas, entwickelte sich dann immer besser und präsentierte sich als gut trinkbarer, mittelgewichtiger Wein mit nicht übermäßiger Süße 87/100. Sehr reif war auch 1993 und 1995 die
Wehlener Sonnenuhr feine Auslese von JJ Prüm, kräftige, goldene Farbe. Ziemlich dickflüssig, Frucht und Säure gleichmäßig reduziert, dafür viel Kraft und Länge. Leichte Firne stört nicht 88/100. Die
Wehlener Sonnenuhr Riesling feinste Auslese Goldkapsel hatte 2006 auf der Prüm-Probe eine goldgelbe, für das Jahr aber erstaunlich helle Farbe. In der Nase Honig ohne Ende und dabei erstaunliche Frische, die sich auch am Gaumen zeigte. Kompakt mit kräftiger Säure, spannend, wenig Süße - 92/100. Eine Wehlener Sonnenuhr feine Auslese von Kerpen war 1993 auch kräftig, aber schon arg gezehrt. Eine Wehlener Sonnenuhr feinste Auslese von Hauth-Kerpen. Hatte 2007 auf Sylt eine güldene Farbe, in der Nase Honig, Sherrytöne und auch etwas Möbelpolitur, am Gaumen immer noch knackige Säure, die Süße war schon in teilen aufgezehrt und der insgesamt recht gefällige und immer noch gut zu trinkende Wein wirkte eher halbtrocken 87/100. Noch gut trinkbar, aber sicher schon 10 Jahre über Höhepunkt weg war 1998 eine Erdener Prälat hochfeinste Auslese von Dr. Loosen 85/100.
Gut gelungen waren in 1969 die Maximin Grünhäuser Weine. Ich erinnere mich noch gut an die 1991 und 94 getrunkene Maximin Grünhäuser Herrenberg hochfeine Auslese, einen fruchtigen Wein, der noch viel Frische, eine gute Säure und eine schöne Nase zeigte 90/100. Kräftig und üppig war 1995 eine Graacher Himmelreich hochfeine Auslese von Meyerhof 90/100. Zuletzt 2012 tiefes Goldgelb, in der Nase Honignoten, Karamell und reife Zitrusfrüchte, erstaunlich lebendig am Gaumen mit immer noch präsenter Säure, kaum spürbare Süße, eher harmonisch trocken wirkend 92/100. Sehr gut auch Anfang der Neunziger diverse feine und hochfeine Auslesen des Bischöflichen Priesterseminars, darunter Dhronhofberger, Canzemer Altenberg und Ürziger Würzgarten, alle in der Kategorie 85-88/100 und damals auf dem Höhepunkt bzw. etwas darüber. Wie schön so eine gereifte Auslese sein kann, zeigte mir dann 1996 noch mal eine Serriger Vogelsang Auslese der Staatlichen Weinbaudomaine Trier, sehr kräftiges Gold, in der Nase Frische, dezente Süße und reife Pfirsiche, am Gaumen schöne, unaufdringliche Süße, gepaart mit noch präsenter Säure, viel Kraft und keinerlei Alter, harmonierte wunderbar mit Tomatenmark auf geröstetem Brot 92/100. Einfach schön, und die ganze Flasche hatte kaum mehr Alkohol als ein größeres Glas kalifornischer Chardonnay. Eine verdammt reife Brauneberger Juffer-Nonnenberg hochfeine Auslese von Zacharias-Bergweiler floß 2006 mit dunklem Braun ins Glas. Hochfeine Möbelpolitur zunächst, aber nicht ohne Charme mit feiner Süße und auch noch vorhandener Säure. Statt abzubauen, wurde der Wein im Glas immer schöner mit rosiniger werdender Süße, die Nebentöne verschwanden 89/100. Leicht gezehrt war auch 2009 die Brauneberger Juffer Sonnenuhr hochfeine Auslese von Zacharias-Bergweiler Prüm Erben. Tiefe, aber klare, schon ins Güldene gehende Farbe, sehr weit und reif, aber immer noch mit schönen Honigtönen und gut trinkbar 88/100.
Eine Lorcher Angstfeld Auslese von Dr. Breuer war 1996 eher auf der leichteren Seite mit feinem Akazienhonigton 85/100. Sehr viel schöner, eleganter mit feiner Süße vom selben Erzeuger 2008 ein Lorcher Kapellenberg Auslese Eiswein - 90/100. Zuletzt 2009 Eiswein pur mit hoher Säure, ohne Boytritis, erstaunlicher Frische, schöner Süße und immer noch sehr schöner Frucht 92/100. Mit tiefem Dunkelbraun, überreif-rosinig präsentierte sich 1998 eine Erbacher Hohenrain TBA von Oetinger 88/100. Ein toller Stoff schon eher in TBA-Qualität mit perfektem Süße-Säure-Spiel war 1994 und 1996 eine Assmannshäuser Höllenberg Spätburgunder Weißherbst BA Faß #64 von den Staatsweingütern Eltville 95/100.

Sehr schön auch 1993 eine Niersteiner Terassen TBA von Reinhold Senfter, die immer noch eine gute Frische zeigte 93/100.

Immer für Überraschungen gut sind ältere Österreichische Weine. Begeistert war ich 1998 in der Wachau von einem Riesling Backstube Auslese von Bründlmayer, der wirkte noch frisch, jung, nicht allzu süß, mit wunderbarer Marillen-Frucht 93/100. Wunderschön zu trinken und auf seine Art sehr interessant war auch 2001 eine Schloß Gobelsburg Grüner Veltliner Spätlese, kräftiges Goldgelb, leicht oxidativ, malzige Süße, viel Kraft und Länge, wie ein YGAY Blanco mit Restsüße 92/100.

der Barolo Monfortino Riserva von Giacomo Conterno stammte 2011 auf dem Unger Weihnachtstasting trotz dunklerer Farbe aus der Barolo-Geisterbahn. Völlig daneben nicht nur in der Nase, untrinkbar. Einen wunderbaren, großen Strauß leicht welker Rosen hatte ich 2007 im Glas, dazu noch etwas rote Johannisbeere. Sehr kraftvoll war der Barbaresco von Gaja, trotz deutlicher Säure sehr schön zu trinken mit guter Länge am Gaumen 93/100.
Grandios 2009 Chateau Musar, helle Farbe, verschwenderische Süße, burgundische Pracht und Fülle, Kaffeenoten aber auch eine kräftige Prise Tabak, wie so ein hypothetisches Blend aus einem großen, reifen Burgunder und einem äquivalenten La Mission, blieb ewig am Gaumen und leider viel zu kurz im Glas 97/100. Chateau Musar Blanc war auf einer Drawert-Probe fast bernsteinfarben, hatte eine verhaltene, feine Nase mit Honigtönen, am Gaumen erst etwas flach und nichtssagend, entwickelte sich sehr schön im Glas und wurde kräftiger und runder mit guter Länge am Gaumen 85/100. Zuletzt 2009 eher etwas grenzwertig.

Auch in Spanien kein berühmtes Weinjahr. Absolut unterirdisch 2007 ein Marques de Riscal Reserva, dessen Aromatik an einen vollen Staubsaugerbeutel erinnerte.
Eine reife, helle, bräunliche Farbe hatte 2012 auf dem Paris Tasting der Freemark Abbey Cabernet Sauvignon. Verhalten und mit feiner Süße die immer noch interessante Nase, wurde mit der Zeit immer teeriger. Der Gaumen kam da nicht mit, wirkte zu Anfang sehr säuerlich, stabilisierte sich dann etwas, zeigte sogar etwas Süße, war aber auch austrockend, und die Säure blieb 87/100. Eine superdichte Farbe hatte 1999 ein Heitz Martha s Vineyard, ein klassischer, großer Wein mit Eukalyptus und Minze 95/100. 2009 Minze pur, unter dieser dominanten Minze verbargen sich Kirschfrucht, Bitterschokolade und Eukalyptus. Dazu kamen unbändige Kraft und eine noch fast jugendliche Frische. Ein Wein mit immenser Strahlkraft, der dem legendären 74er sicher ebenbürtig ist 98/100. Nicht auf diesem Niveau 2011 auf der großen Heitzprobe der Ungers. Gewöhnungsbedürftig die Nase des mit Jodtinktur und Eukalyptus, dafür der Gaumen um so schöner mit generöser Süße und viel Schmelz 94/100. Zuletzt 2012 ein erstaunlich eleganter, sehr feiner, eher eleganter, aber hoch aromatischer Martha s mit Bordeaux-Stilistik und großartiger Länge, ohne Eukalyptus, ohne Exotik, dafür mit schon fast unglaublicher Minze 96/100. Deutlich weicher und nicht so druckvoll war 2011 der Heitz MC, eine Cuvée aus Martha s und Napa, aber auch der sehr aromatisch und gut gelungen 92/100. "Der mit dem Kork kämpft", konnte man leider 2011 den Mayacamas betiteln. Jammerschade, denn eigentlich hatte der Mayacamas, wenn man das Glas eine Weile ruhig stehen ließ, eine schöne Eukalyptusnase mit Minze. Kräftige Säure hielt ihn frisch, doch der auch am Gaumen spürbare Korkton ließ ihn etwas stumpf wirken. Zuletzt 2012 hatte er eine intensive, immer noch junge, sehr pikante Frucht, Minze, viel Eukalyptus und eine hohe Säure, die ihn frisch hielt. Baute enorm aus und war mit bescheidenen 12% Alkohol ein Lehrstück dafür, dass große weine auch ohne 15% Alkohol gehen 93/100.
Als "reifer Spanier" ging 2004 auf einer Best Bottle ein Penfolds Cabernet Shiraz Bin 389 durch, Porttöne, feine Süße, Marzipan 92/100. Schlug sich zuletzt 2009 sehr gut, üppig, füllig, viel Minze, Eisen Kräuter, Blut(Rhone!), am Gaumen opulent und schokoladig, macht es noch lange - 94/100.

Ein nicht uninteressanter Don Frederico Gran Reserva aus Argentinien baute 2009 leider mit der Zeit im Glas ab 86/100.

Kein großes, aber ein gutes Champagnerjahr, in dem sich immer noch Entdeckungen machen lassen.
Ein Bollinger hatte 2002 noch ein erstaunlich kräftiges Mousseux, dezenten Brotton, sehr weinig, rustikal gestrickt, immer noch in guter Form 88/100. Noch eine Klasse darüber liegt Dom Perignon, dreimal getrunken, 2001 und dann 2002 gegen Bollinger. Die erste Flasche 2001 wunderbar reifer Champagner mit schönem Mousseux 96/100. Die zweite 2002 wenig Mousseux, weich, Walnußbrot, reif, finessig 93/100. 1993 hatte ich den Dom Perignon schon mal als RD probieren dürfen, schönes, feines Mousseux, voller, sehr reifer, nußiger Geschmack 96/100. Zuletzt 2009 immer noch erstaunlich jung wirkend, schalnk, aber sehr facettenreich und komplex 95/100. Sehr gut auch Krug Collection. Zuerst 1993 in einer schönen Magnum bei Jörg Müller, reife Farbe, gutes Mousseux mit dicken Perlen, reif ohne Firne, rund, lang und in dieser Magnum sehr lecker 93/100. Dann noch mal 2001 anläßlich der großen Unico-Probe aus einer recht jugendlich wirkenden, ebenfalls überzeugenden Magnum 93/100. 2005 wieder aus einer perfekten Magnum, kräftige Fabe, gutes Mousseux, noch erstaunlich frisch, nussig, geröstetes Brot, am Gaumen etwas kurz mit kräftiger Säure. Und zuletzt 2010 wieder aus der Magnum, war reifer Krug vom feinsten, immer noch sehr gutes Mousseux, sehr mineralisch mit guter Säure, schönem Brotton, nussig, sehr komplex und lang 96/100. Mit großem Vergnügen habe ich Anfang der 90er eine Kiste Bruno Paillard geleert, ein gut gereifter, nachhaltiger Champagner, der seinerzeit noch ein gutes Mousseux und eine erstaunliche Frische zeigte 92/100. Zuletzt 2008 bei Jörg Müller aus perfekter Lagerung ein Laurent Perrier Millesime Rare. Unglaublich, was dieser große Champagner noch für eine Frische zeigte und welch lebendiges Mousseux, knochentrocken, aber hocharomatisch und dabei so jung, das war ganz großes Kino 96/100.

Kein gutes Portweinjahr. Bisher nur einen getrunken, aber der war gut Gilbert war 1993 ein feiner, kräftiger Port 92/100.