1993

Kein schlechter Jahrgang war 1993 in Bordeaux, aber eben auch kein großer. Früh trinkbare Weine mit viel Charme und wenig Zukunft. Der größte Teil meiner Notizen stammt so auch aus der zweiten Hälfte der 90er, als die Weine viel unkomplizierten Trinkspaß bereiteten. Auf die Suche nach 93er Bordeaux würde ich mich heute nur noch in Ausnahmefällen begeben. Den größten Teil der Weine kann man inzwischen leider abhaken. Da ist dann z.B. Kalifornien viel spannender und zukunftsträchtiger.

Cos d Estournel war in seiner Fruchtphase 1997/8 ein sehr feiner Wein, doch inzwischen ist der Lack ab. 2006 und 2007 war da nur noch wenig Frucht und zuviel sperriges Resttannin, nur die dichte Farbe kann noch überzeugen 87/100. Montrose war in der Fruchtphase ein sehr gelungener, zugänglicher Wein, doch zuletzt 2004 schien er schon wieder abzutauchen mit staubiger Nase 87/100.

Batailley war 1997 an Bord von United ein kleines, rustikales Weinchen, das noch trinkbar sein müsste, sich aber wohl kaum verbessert hat 85/100. Lafite Rothschild wirkte 2011 auf René Gabriels großer Lafite-Probe aus der Imperiale zu Anfang noch recht jung mit dichter Farbe, Röstaromatik, Mokka, Kraft und generösem Schmelz, aber auch Pauillac pur mit reifer Paprika, bleibt trotzdem elegant. Mit Impi-Bonus kamen da zu Anfang gut und gerne 93/100 ins Glas, doch baute der Lafite leider mit der Zeit ab, und am Ende des zweiten Glases war ich nur noch bei 90/100. Mit 1teln wäre ich bei diesem Wein vorsichtig. Der kräftige, gut strukturierte, aber auch recht ungeneröse Latour war mir seit 1998, wo ich ihn mehrfach mit 88/100 im Glas hatte, nicht mehr untergekommen. Zeigte sich 2012 gut entwickelt mit erstaunlich schöner Frucht und guter Statur 93/100. Erstaunlich schön war 2008 auf der großen Vertikale Lynch Bages mit einer faszinierenden Bittermandelnase, am Gaumen recht füllig und kräftig, in dieser Form ist da keine Eile geboten - 91/100. Gut 40mal habe ich den Mouton Rothschild in den letzten 14 Jahren mit allergrößtem Vergnügen aus praktisch allen Flaschenformaten getrunken. Und dann kamen plötzlich ab Herbst 2007 mehrere Flaschen auf den Tisch, die eher wie der 85er in der zweiten Phase seines Weinlebens schmeckten. Wiederum ganz plötzlich, praktisch ohne Vorwarnung. So z.B. 2007 an einem November-Wochenende. Blind bekamen wir den Mouton vorgesetzt. Klar, wir waren sofort bei einem Wein vom linken Ufer und landeten auch schnell in Pauillac. Die Nase war typisch und recht schön. Aber am Gaumen spielte sich gar nichts ab, der Mouton war kurz und wirkte fast etwas gezehrt. Von den bis zu 94/100, die ich da häufig im Glas hatte, blieben mit gutem Willen noch mal gerade 88/100 übrig. Der "Traumwein, den man jetzt schon mal ein bisschen probieren sollte"(O-Ton René Gabriel und fortlaufend so von diversen Auktionshäusern zitiert), ist wohl eher ein Traumwein, den man besser schon ausgetrunken haben sollte. So kam dieser Mouton auch 2009 mit 91/100 ins Glas und baute dann immer weiter ab. Zuletzt 2013 ganz schön dürr und fruchtlos, Blumenerde, wird im Glas immer bittrer und übler 86/100. Nur die dichte, immer noch jung erscheinende Farbe irritiert. Ob es hier doch noch ein zweites Leben gibt? Ziemlich dünn und eher enttäuschend schon in den 90ern der Second Vin de Mouton, der inzwischen sicher das Zeitliche gesegnet hat. Pichon Baron hatte ich in seiner Fruchtphase in den Neunzigern mehrfach mit 90/100 im Glas. Müsste aufgrund seiner recht kräftigen Statur noch trinkbar sein. Weniger kräftig, aber ein feiner Schmeichler war bis 2002 mehrfach mit konstant 88/100 die Pichon Comtesse.

Beychevelle war 1997 ein sehr gefälliger, braver Wein 87/100. Ducru Beaucaillou hatte 2006 in der großen Ducruprobe eine klassische, leicht erdige Nase, war am Gaumen eher etwas säuerlich 86/100. Gruaud Larose war 2009 auf der Gruaud-Vertikale ein gefälliger Simpel, etwas stumpf und langweilig, entwickelte sich aber auf niedrigem Niveau gut im Glas - 86/100. Leoville las Cases war 2010 grasig grün mit reichlich Paprika statt Frucht 80/100.

Cantemerle habe ich nur einmal, 1998 auf einem Lufthansaflug, im Glas gehabt. Das war damals ein unkomplizierter, fruchtiger, aber doch ziemlich eindimensionaler Wein 85/100. Eher leichtgewichtig 1999 ein Lanessan 84/100.

Gut entwickelt hat sich Margaux. 2007 war das ein sehr feiner, eleganter Wein mit delikater, rotbeeriger Frucht und schöner Länge am Gaumen. Erinnerte im Stil an 1979 - 92/100. Zuletzt 2009 kam er sehr überzeugend ins Glas, baute dann aber rasch ab und fiel unter die 90/100. Palmer war zuletzt 2007 kein schlechter Wein, zeigte aber deutlich die Problematik dieses Jahrgangs. Wenn die feine Frucht verschwindet, bleibt ein massives Gerippe aus Tannin. So zeigte sich dieser Palmer durchaus ansprechend mit sehr viel Kraft und Länge, aber ohne die Eleganz und Finesse, die einen großen Margaux und Palmer auszeichnet - 87/100

Domaine de Chevalier war 2003 ein aromatischer, feiner Schmeichler 89/100. Könnte ebenso immer ein preiswerter Genusstipp sein wie der zuletzt 2002 getrunkene, noch etwas kräftigere Haut Bailly 90/100. Genial schön zu trinken war Haut Brion in der Fruchtphase, wo ich ihn gut zehnmal mit konstant 93/100 im Glas hatte. Zuletzt 2006 auf der großen Haut Brion Probe aus der Imperiale war er sehr jung und aromatisch, eher schlank und delikat wirkend, aber sicher derzeit nicht in der besten Phase - 88+/100. Hat durchaus noch Potential für etliche Jahre. Malartic Lagravière war 2007 im Wiin Kööv ein unkomplizierter Wein, eher auf der leichteren Seite mit feinem Schokoton. As der 1tel wahrscheinlich kein Genuss mehr, mit Magnum-Bonus immer noch - 84/100. La Mission hatte ich von 1996 bis 2006 gut 12mal mit konstant 90/100 als sehr feinen Wein im Glas. Zuletzt 2009 schwächelte er aber deutlich und scheint auf dem Abstieg 87/100. 2011 Sehr fein und elegant mit schöner Frucht, Leder, Zedernholz, Tabak und Cigarbox, dazu ein Hauch Eukalyptus. Ein eher kleiner La Mission, der zumindest aus Normalflaschen rasch getrunken gehört 89/100. Zuletzt 2012 ehr gefällig die Nase, wenn da nur dieser grausige Gaumen nicht wäre, wird mit Luft etwas besser 85/100. Ziemlich schwach mit grünen Tanninen und vegetabilen Noten 1998 ein Olivier 79/100.

Sehr gut gelungen ist der inzwischen vollreife, seit 1996 gut 20mal getrunkene Angelus, 2006 Traumstoff mit druckvoller Aromatik 93/100. Zuletzt 2011 in Farbe und Anmutung immer noch jugendlich, geniale Nase, rauchig, fleischig, kräftig, nur im etwas kurzen Abgang merkt man dann halt doch den 93er 93/100. Cheval Blanc startete 2008 auf René Gabriels großer Cheval-Probe ziemlich verhalten, um dann plötzlich im Glas förmlich zu explodieren. Wurde exotisch-üppig, ziemlich süß, und hätte in dieser Form auch aus Spanien kommen können. Trank sich recht gut, hatte aber mit Cheval Blanc nicht viel zu tun 88/100. Pavie Macquin zeigte 2007 in der Braui eine sehr gute Struktur, feiner Schmelz, gute Frucht, gutes Standvermögen, ein feiner Wein - 89/100. Sehr gut gefiel mir 1999 bei Pierre Gagnaire in Paris ein Tertre Rotebouf, der eine opulente, süße Frucht, aber auch eine gute Struktur zeigte 92/100. Viel Geduld habe ich bei Troplong Mondot gebraucht. Der zeigte bis 2002 neben sehr dichter Farbe und Waldbeeren mit schwarzem Pfeffer vor allem sehr bissige Tannine. Ich habe ihn bis 2007 nicht mehr angerührt. Plötzlich waren da, auch 2008 wieder, pfeffrige, beerige Frucht, Röstaromen, Kaffee, Mokka, die Tannine weicher, schöne Länge am Gaumen 92/100. Zuletzt 2012 immernoch sehr junge Farbe, sperrige Tannine, sang nicht richtig, trocknet der aus? - 89/100. Bei Valandraud irritierte schon 1996 bei aller Schokolade und Röstaromatik eine grasig-grüne Note am Gaumen. Zuletzt 2010 tiefe, junge Farbe, in der Nase viel Brett, leider nicht mehr das frühere, sensationelle, von jugendlicher Röstaromatik geprägte Bouquet, jetzt dominierten die etwas ruppigen Resttannine. Am Gaumen wirkte der Valandraud zwar kräftig und fleischig, aber auch etwas hohl, mit grasig-grünen Tönen, mit Paprika und Pepperoni. Die Nase wurde mit der Zeit etwas besser, der Gaumen blieb enttäuschend, wo ist der schokoladige Schmelz geblieben? Ein typischer 93er, der langsam austrocknet 88/100. Der gefälligere Virginie gefiel mir 1998 fast besser 89/100.

Sehr gut und mit viel generösem Schmelz trank sich 2000 der Clinet 90/100. Mehrfach habe ich mich in 97, 98 und 2000 an l Eglise Clinet versucht, der stets mit einer dichten Farbe lockte. Doch harsche, unreife Tannine überlagerten stets die verhaltene Frucht. Beim letzten Versuch kamen da noch gerade 84/100 ins Glas. L Evangile war in seiner Fruchtphase ein sehr zugänglicher Schmeichler auf 90/100 Niveau. Danach ging es stetig bergab und zuletzt 2009 war der Spaß noch verhaltener mit zunehmend grünen und bitteren Tönen - 86/100. Vielversprechend 2010 die klassische Merlot-Nase des Gazin, doch der Gaumen wirkte eher dünn und langweilig, als ob jemand zuviel Wasser in die Trinkschokolade geschüttet hätte 83/100. Hat seine Zukunft hinter sich. Lafleur wirkte 2010 reif und auf dem Punkt, ein offener, wunderschön zu trinkender Lafleur mit der typischen, kräuterigen Note, sehr zugänglich, aber ohne den Biß großer Lafleurs, dürfte sich auf diesem Niveau noch länger halten, aber nicht mehr zulegen - 92/100. Le Pin war 2010 sehr fein und fruchtig mit einer Yogurette-Himbeernase, am Gaumen recht schlank 88/100. Immer noch und für etliche Jahre dürfte der mehrfach getrunkene Petrus interessant sein. Zuletzt 2008 in der großen Petrus-Probe der Ungers war er mit sehr dichter Farbe am Gaumen weich, zugänglich und mit betörender Aromatik - 94/100. Kaufen würde ich derzeit noch Trotanoy, den ich leider seit 1998(damals mehrfach sehr überzeugend mit guter Struktur, konstant 92/100) nicht mehr im Glas hatte. Vieux Chateau Certan war 2005 auf der großen Vieux-Probe bei Lafer auf der Stromburg ganz nett mit einer metallisch wirkenden Nase, florale Aromen, mehr Tannin als Frucht, da fehlt einfach das Gleichgewicht. Ist sicher langlebig, wird sich aber nicht mehr verbessern - 86/100.

Gute trockene Weißweine gab es aus Bordeaux.
Carbonnieux Blanc hat mir in der zweiten Hälfte der Neunziger mehrfach auf 90/100 Niveau gut gefallen, dürfte aber wohl mittlerweile zu alt sein. Ein feiner, dezenter Wein der leisen Töne war
Fieuzal. Zwölfmal bis zur letzten, immer noch altersfreien Flasche 2002 konstant mit 90/100 getrunken. Sicher immer noch gut trinkbar ist der kräftige Haut Brion Blanc, den ich nur einmal, 1997, no
h viel zu jung mit 90+/100 im Glas hatte. Ziemlich simpel und eindimensional 1998 ein Olivier Blanc 81/100. Nie groß war Pavillon Blanc, hält sich aber auf bescheidenem Niveau. So hatte auf René Gabriels großer Margaux-Probe 2007 die erste Flasche wenig Frucht, dafür um so mehr leimige und faulige Töne, nicht mein Ding. Deutlich besser ein Glas aus der zweiten Flasche, frisch, fruchtig, vanillig, nicht sehr komplex - 86/100.

Den Sauternes hat es 1993 schlichtweg die Ernte verregnet. Da ist nicht viel Brauchbares dabei.
D Yquem war Weihnachten 2007 in Pontresina ein eher kleiner, aber sehr feiner d Yquem von der etwas leichteren Sorte. Dafür perfekt balanciert, fast schwerelos schön, einfach ein Gedicht mit nicht zu starker Süße, harmonischer Säure, dezenter Bitternote und Bienenwachstönen - 93/100.

1993 gilt trotz eher schwieriger Witterungsbedingungen als sehr gutes Jahr für Rote Burgunder.
Ansprechend und gefällig 1997 ein Clos Vougeot der Domaine Bertagna 88/100. Extrem viel versprechend 2007 die kraftvolle, ausdrucksstarke Nase des La Tâche von DRC, der Gaumen dieses sehr gut strukturierten Burgunders kam da nicht ganz mit. Zu präsent noch die etwas sperrigen Tannine. Ein Langstreckenläufer, der noch für manche Überraschung gut ist - 92+/100. Nur einmal, 1997, habe ich den Clos de la Roche von Dujac getrunken. Der hatte eine faszinierende Nase, aber irritierend harte Tannine und viel Säure 86/100. Voll auf dem Punkt 2011 der Griottes Chambertin von Dominique Laurent, sehr weich, sehr elegant, sehr feinduftig, deutlich älter und reifer wirkend 94/100. Ein Chambolle Musigny Les Fuées von Mugnier war 2009 völlig daneben mit kloakiger Nase. Großartig 2012 zwei Flaschen des sehr komplexen Chambertin von Armand Rousseau 95/100.

Die Weißen Burgunder kamen in 1993 mit der Qualität der Roten nicht mit. Trotzdem gibt es hier einige, sehr gelungene und langlebige Weine.
Ein Le Montrachet von Amiot-Bonfils war 1998 ein gewaltiges Konzentrat mit viel Potential, das nahch weiterer Lagerung schrie 92+/100. Sehr frisch und mineralisch 1998 ein Corton Charlemagne von Bonneau du Matray 90/100. Sehr angetan war ich 1999 von Meursault Clos de la Barre von Comte Lafon, der seinerzeit noch sehr jugendlich, dicht und kräftig war 93/100. Auf hohem Niveau war er dem noch etwas dichteren, verschlosseneren Meursault Perrières des gleichen Erzeugers überlegen 92/100. Beide Weine könnten aus guter Lagerung noch eine Suche wert sein. Ein Bienvenue Batard Montrachet von Leflaive war 2007 ein sehr kräftiger Wein, wirkte schon verdammt gezehrt mit oxidativen Noten und wenig verbliebener Frucht. Im Glas baute er etwas aus, es kamen Noten von Anis und Lakritz, das Oxidative verschwand etwas, die Strenge aber blieb - 89/100. Ein Bienvenue Batard Montrachet von Ramonet war 2007 ein sehr kräftiger, spannender, vielschichtiger Wein mit irrer Länge am Gaumen. Wirkte noch sehr jung mit viel Potential für etliche Jahre - 95/100. Der Batard Montrachet von Ramonet wirkte 1993 sehr verhalten, fast etwas schüchtern, die mineralische Nase frisch mit grünem Apfel und feiner Kräuternote, am Gaumen eine massive, etwas stahlige Säure, immer noch recht jung und stückweit verschlossen wirkend 91+/100. Der Le Montrachet von Ramonet hatte 2001 zwar eine sensationelle, explosive Nase, war aber am Gaumen zugenagelt und ging sogar im Glas wieder zu. 2006 war eine der beiden Flaschen oxidiert und praktisch untrinkbar. Die andere war ein rassiger, fruchtiger Wein, knackig frisch mit fast etwas zuviel Säure. Letztere könnte ihm aber durchaus ein längeres Leben bescheren - 93/100. Wohl in guten Flaschen ein Langstreckenläufer, ganz im Gegensatz zum Le Montrachet von Remoissonet, der 1997 zu kalifornisch fett und alkoholisch wirkte, und dem die Finesse völlig abging 92/100. Für deutlich älter hatte ich 2001 in einer Probe den Le Montrachet von Baron Thénard gehalten, der nicht nur in der Farbe schon sehr reif war 91/100.



Schwieriges Jahr an der Rhone.
Nur einmal, 1997 auf dem Weinforum in Arosa habe ich den damals ziemlich nichtssagenden, säurebetonten Côte Rotie La Mordorée von Chapoutier getrunken 85/100. Könnte sich aber inzwischen wie viele kleinere Rhoneweine gemacht haben. Auf dem Punkt habe ich 1996/7 mehrfach La Mouline und La Turque von Guigal erwischt, die auf etwas niedrigerem Niveau und inzwischen ohne die grünen Töne des kleineren Jahres einen immensen Spaß machten, beide konstant 92/100. Gehören sicher bald getrunken. La Landonne von Guigal. zeigte sich 2009 noch erstaunlich kräftig mit dunklen Früchten, schwarzen Oliven und viel Kräutern, natürlich mit der Landonne-typischen Rustikalität und dem etwas spröden Charme 90/100.

Der Hermitage Blanc Chante-Alouette von Chapoutier kam 2008 gerade zögerlich ein erstes Stückweit aus dem Schneckenhaus heraus, in das sich weiße Rhoneweine wenige Jahre nach der Ernte für ein gutes Jahrzehnt verziehen. Die Nase teilten sich florale Noten und ein deutlicher Petrolton. Am Gaumen war der Wein mineralisch und staubtrocken mit viel Kraft, aber auch mit einer etwas monolithischen Rustikalität, baute enorm im Glas aus - 91/100.



Guter Jahrgang im Elsass.
Ein Riesling Cuvée Frederic Emile von Trimbach hatte 1997 auf einem Trimbach-Dinner im Hummerstübchen eine reife, füllig wirkende Nase mit Apfel- und Zitronentönen, am Gaumen mineralisch, sehr kräftige Säure, erst am Anfang - 90/100. Ein Tokay Pinot Gris Reserve Personelle von Trimbach war auf diesem Event ein sehr schöner Grauburgunder mit schöner, dienender Restsüße, gut zu frech gewürzten Speisen - 86/100. Ein Tokaji-Pinot Gris Clos St. Urbain Rangen SGN von Zind Humbrecht hatte 2007 eine dunkle, aber brilliante Farbe wie Coca Cola und eine Viskosität wie Motoröl, wirkte aber kein bisschen klebrig. Ein großer Süßwein mit sehr reifer Säure, viel Karamell, dunklem Toffee und Crème Brulée. Irre lang am Gaumen, ein Weltklasse-Süßwein - 97/100

Immer noch recht bissig und ungenerös war 1998 ein Domaine de Trevallon 87+/100.

Trotz schwierigen Wetters zu Beginn der Ernteperiode ein meist erfolgreicher Jahrgang für deutsche Weine, insbesondere im edelsüßen Bereich.
Sehr gut hat mir mehrfach die Eitelsbacher Karthäuserhofberger Auslese #30 von Tyrell gefallen, die sich zuletzt 2002 sehr harmonisch und rund präsentierte 92/100. Die Eitelsbacher Karthäuserhofberg Riesling Auslese Goldkapsel war 2010 aus der Magnum so taufrisch und jung. Saftig, traubig, sehr elegant, mit glockenklarer Frucht und feinem Cassiston, durch die gute Säure perfektes Süße-/Säurespiel, mineralisch, sehr harmonisch und mit gewaltiger Länge 94/100. Ausgetrunken habe ich leider schon 1999 meine letzte von 6 Flaschen des Eitelsbacher Karthäuserhofberg Eisweins, einem einfach unwiderstehlichen Fruchtkonzentrat mit toller Säure 95/100. Sicher immer noch ein Hochgenuss. Mit großer Begeisterung habe ich von 95 bis 97 auch die gesamte Palette der Brauneberger Juffer Sonnenuhr von Fritz Haag rauf und runter getrunken. Die waren jung einfach umwerfend gut, sollten aber zumindest von der Auslese an immer noch jede Suche wert sein. Zuletzt war 2009 aus der Magnum die Brauneberger Juffer Sonnenuhr Auslese #10 bei aller Finesse, Leichtigkeit und Frische war dieser Wein für einen Haag erstaunlich fett und füllig mit deutlicher Boytritis 90/100. Die Brauneberger Juffer Sonnenuhr Auslese #12 dagegen wirkte 2009 immer noch frisch und filigran mit guter Säure, aber auch deutlicher Boytritis und Fülle 93/100. Süßwein vom Allerfeinsten 2001 mit perfektem Süße-/Säure Spiel 2001 eine Trittenheimer Apotheke BA von Grans Fassian 95/100. Der im Vergleich getrunkene Eiswein des Gutes war mir dagegen fast zu fett 94/100. Der Oberemmeler Hütte Riesling Spätlese Versteigerungswein vom Weingut von Hövel gefiel mir sowohl in seiner rassigen, fruchtigen Jungweinphase sehr gut als auch zuletzt 2002 gereifter 92/100. Viel zu früh habe ich meine 12 Flaschen Wehlener Sonnenuhr Spätlese von JJ Prüm 1997/8 ausgetrunken, der war einfach dekadent lecker. Dickflüssig kam 2006 auf der großen Prüm-Probe die Wehlener Sonnenuhr Goldkapsel Versteigerungsauslese ins Glas und weckte hohe Erwartungen, die ohne Kork sicherlich erfüllt worden wären. Die normale Wehlener Sonnenuhr Goldkapsel Auslese hatte 2009 eine intensive, mineralische Petrolnase, Honigtöne, deutliche Boytritis, feine Süße, am Gaumen komplex, füllig und lang 93/100. Die Zeltinger Sonnenuhr Auslese hatte ich 2008 im Parkhotel Weggis um Klassen besser, als das, was mir da als wahrscheinlich misshandelte Flasche nur Wochen vorher bei Krautkrämer serviert worden war. Einfach ein traumhaft balanciertes, schwerelos-elegantes Elixier, sehr unaufdringlich mit feinem Süße-/Säurespiel 93/100. Reif, breit, Boytritis-geprägt mit deutlicher Honignase und wenig Zukunft 1998 eine Brauneberger Juffer Auslese von Karp-Schreiber. Auch die säurearme Brauneberger Juffer Sonnenuhr Auslese dieses Erzeugers schien wenig Zukunft zu haben. Eine Scharzhofberger Spätlese des Weingutes Reichsgraf von Kesselstatt wirkte 2009 schon eher halbtrocken mit frischer Ananas, knackiger Säure und guter Mineralität - 91/100. Ein Maximin Grünhäuser Herrenberg Eiswein hatte 1998 für einen Eiswein erheblich zuviel Boytritis, zuwenig Säure, da fehlt einfach das frische, ungestüme, das junge Eisweine sonst auszeichnet 88/100. Sehr frisch mit knackiger Säure war 2010 auf Sylt ein Scharzhofberger Kabinett von Egon Müller, die Süße nicht mehr spürbar. Mit seiner zitronigen Frucht und mit viel Hollunder und Waldmeister war das eher ein Sauvignon Blanc als ein Riesling 87/100. Ein Wahnsinnsteil mit irrer Konzentration und Länge, massiver Säure, aber auch Boytritis war 1997 ein Serriger Schloß Saarstein Riesling Eiswein Versteigerung - 98/100. Schon sehr gereift präsentierte sich 2008 in unserer Weihnachts Best Bottle die
Graacher Domprobst BA von Willi Schäfer, die ich aus früheren Begegnungen deutlich frischer in Erinnerung hatte. Blind hatte ich auf einen deutlich älteren Wein getippt, wie ihn die kräftige, goldgelbe Farbe und die mit reichlich Petrol versehene, reife Nase auch andeuteten. Am Gaumen hatte diese BA viel Gewicht und Fülle, deutliche Süße, aber durch die stabile Säure auch ein schönes Süße-/Säurespiel - 94/100.
Großartig 2012 der sehr feine, fruchtige Nonnenberg von Breuer, sehr mineralisch mit präziser Struktur, ein Wein mit Rasse und Klasse 95/100. Etwas dichter, fruchtiger, fülliger und süßer 2012 der ebenfalls hochkarätige Schlossberg von Breuer 94/100. Beides zeitlose, praktisch altersfreie Weine, die noch lange Jahre vor sich haben. Würde ich immer noch bedenkenlos nachkaufen. Immer noch recht jung wirkte 1999 eine Hochheimer Hölle Auslese trocken von Künstler, die sicher noch eine Suche wert ist. Selbst 2009 zeigte dieser gewaltige Wein erst nach einiger Zeit seine ganze Größe. Reife Säure, enorme Mineralität, feine Aprikose, nur ganz dezenter Petrolton, am Gaumen Kraft und Fülle, druckvolle Aromatik, aber mit bestechender Struktur und Präzision, hohe Mineralität auch im endlosen Abgang, deutliche Extraktsüße, ein sehr dichter, komplexer Wein, der erheblich jünger wirkt und sicher noch 10-15 Jahre vor sich hat 95/100. Zuletzt 2012 wieder auf diesem Niveau. Dann noch mal 2012 immer noch so jung, so komplex, mit druckvoller Aromatik, Kraft und Fülle, aber auch mit bestechender Struktur und Präzision, sehr mineralisch, endloser Abgang und hohe Extraktsüße, brauchte enorm viel Zeit und Luft und baute immer mehr aus 97/100. Ebenfalls von Künstler hatte 2009 eine Hochheimer Stielweg Riesling Spätlese trocken eine helle, klare, junge Farbe, fruchtige Fülle, immer noch mit präsente Säure, dadurch noch so jugendlich wirkend mit herrlicher, aromatischer Fülle, insgesamt sehr harmonisch und ausgeglichen mit wunderbarer Länge am Gaumen 95/100. Die letzte meiner 12 Flaschen Kiedricher Gräfenberg Spätlese von Robert Weil 2008 war genauso schön wie die erste 1995 mit recht üppiger, exotischer Frucht, schon eher Auslese als Spätlese, konstant 92/100. Sehr gut auch immer noch 2005 die letzte meiner 12 Flaschen der trockenen Spätlese dieses Weines, immer noch ohne Alter 91/100.

Floral 2012 die Nase der Bruderberg Spätlese trocken von Heyl zu Herrnsheim mit weißem Flieder, am Gaumen Fülle, Süße, Schmelz 90/100.

Mehrfach, zuletzt 1999, eine sehr schöne Bacharacher Hahn Riesling Auslese Goldkapsel von Toni Jost mit reifer, exotischer Frucht und guter Säure 91/100.

Sehr mineralisch mit deutlichem Bittermandelton 1999 eine
Julius Echter Berg BA von Wirsching 92/100.

Sehr gut gefiel mir 1999 bei Schorn der kräftige Spätburgunder J von Johner 92/100.


Guter Jahrgang in Österreich.
Ein Ried Steinertal Riesling Smaragd von Alzinger besaß 1993 die Petrolnase eines reifen Elsässer Riesling, wirkte erst sehr trocken und schlank, baute aber wunderschön im Glas aus und wurde fülliger, am Gaumen Zitrusaromen und eine feine Säure, die diesem grandiosen Wein noch ein längeres Leben garantiert - 93/100. Ein Grüner Veltliner Messwein Hans Denk von Bründlmayer war 2004 schon etwas über den Trinkhöhepunkt, aber immer noch gut zu trinken 87/100. Ein Grüner Veltliner Kellerberg Smaragd von F.X. Pichler war 2009 2mal ein gewaltiger Wein war mit pfeffriger, druckvoller Aromatik, sehr komplex mit gewaltiger Fülle und mit noch genügend Potential für etliche Jahre - 94/100. Der Singerriedel Riesling Smaragd und der Honivogl Grüner Veltliner Smaragd von Hirtzberger haben mich schon 1995 auf dem Gut sehr überzeugt. Den Singerriedel habe ich danach noch mehrfach getrunken, zuletzt 2003 und 2004 aus zwei perfekten Magnums bei Jörg Müller 95/100. Beide Weine dürften aus guter Lagerung immer noch ein Genuss sein. Spannend fand ich 1997/8 auch die häufig getrunkenen Smaragde von Knoll. Gerne hätte ich jetzt aber noch mal die seinerzeit häufig getrunkene Loibener Loibenberg Grüner Veltliner Auslese im Glas, die jetzt sicher harmonisch trocken wirkt und ein großer, komplexer Wein sein könnte. Ein Grüner Veltliner Eiswein von Nigl hatte 2006 eine wunderbare, würzige Honignase, wirkte aber am Gaumen eher langweilig, etwas brandig und eindimensional - 87/100. Warum so ein herrlich balancierter Süßwein wie der Ruster Ausbruch von Triebaumer 13.5 % Alkohol haben muss, war mir 1997 unerklärlich - 91/100.

Sehr ausgewogen und elegant 2001 ein Cabernet Sauvignon von Fischer, einer meiner ersten, österreichischen Rotweine überhaupt 88/100.

In Ialien galt der Jahrgang sowohl für Piemont als auch für die Toskana als gut.
Vigna l Aparita vom Castello di Ama war 2003 auf Sylt ein kräftiger, etwas zugenagelter Wein mit immer noch viel Tannin - 89/100. 2010 aus der Magnum war er dann weich, schokoladig, reif mit viel süßem Schmelz 93/100.. Erstaunlich gefällig und weich 1997 der Sito Moresco von Gaja 87/100. Ein Prelato di Massanera hatte 2000 eine intensive Tabaknase, Tabaknase, schöne Frucht und gute Säure 90/100. Seit 1997 nicht mehr untergekommen ist mir der damals häufiger getrunkene Sassicaia, eine gefällige Variante, die mit den großen Sassis der Zeit vor 1991 nicht mit kam 92/100. Auch Solaia konnte mich seinerzeit nicht überzeugen. Ein fruchtiger, feiner Wein, der heute sicher kaum noch Spaß macht, war häufiger 1997/8 ein Terrabianca Campaccio Riserva mit konstant 88/100.

Nicht sonderlich begeistert hat mich 1996 in Rom der teure Gaja&Rey Chardonnay 87/100. Sehr überrascht hat mich 2011 der Terlan Chardonnay von der Cantina Terlan, den es gerade mal in 3041 Flaschen gibt. Unglaublich, mit welcher Frische die da einen gewaltigen Extrakt und viel Kraft mit bescheidenen 12,5% Alkohol zustande gebracht haben. Nur der etwas schwachbrüstige Abgang verhindert mehr als 93/100.

Sehr uneinheitlich war der Jahrgang in Spanien
L Ermita von Alvaro Palacios hatte zuletzt 2005 immer noch eine dichte, junge Farbe, intensive Frucht, Cassis pur, Kirsche, sehr präsente Tannine, viel Säure, ein Langstreckenläufer gemacht für die nächsten 2 Jahrzehnte - 93/100.



Guter Kalifornienjahrgang mit frischeren, fruchtigeren Weinen als in den Hammerjahren davor und danach.
Dreimal hatte ich zwischen 1998 und 2003 den sehr gut gelungenen, klassischen Abreu Madrona mit konstant 95/100 im Glas. Beaulieu Cabernet Sauvignon Private Reserve George de Latour
war 1997 nett, fruchtig und gefällig 89/100. Der häufig aus diversen Flaschengrößen getrunkene Beringer Cabernet Sauvignon Private Reserve zeigte sich zuletzt 2008 trotz immer noch dichter, junger Farbe gut gereift mit viel Volumen und schöner Eukalyptusnote 93/100. Da kam 2003 der doch recht verhaltene Beringer Chabot nicht mit 90/100. Doch der hat sich fantastisch gemacht hat mit süßer, aber präziser Frucht, mit Minze, Eukalyptus und einer deutlichen Rosmarin-Note, auch am Gaumen sowohl Süße als auch Präzision und eine gute Struktur, so hatten wir ihn 2012 im Glas 95/100. Bis 2001 habe ich häufig den Beringer Cabernet Rhine House Selection getrunken, den ich mehrfach mit bis zu 94/100 im Glas hatte. Zuletzt 2012 zeigte er sich sehr fein, sehr elegant mit fast filigraner Frucht, ging blind auch als gut gereifter Bordeaux durch 92/100. Ein Buena Vista Cabernet Sauvignon Grand Reserve war 1997 zugänglich, fruchtig, aber auch etwas eindimensional und für den schnellen Verzehr 88/100. Gut gefallen auf 90/100 Niveau hat mir in den 90ern stets Caymus, der sicher immer noch gut trinkbar ist. Deutlich feiner und harmonischer als die Hämmer der Jahre davor und danach 2009 ein Dalla Valle Cabernet, der immer noch recht jung wirkte 93/100. Sehr bissige Tannine zeigte 1998 ein Forman Cabernet Sauvignon, der jetzt gut trinkbar sein müsste. Mehrfach habe ich zwischen 1998 und 2002 Harlan mit konstant 93-94/100 im Glas gehabt. Zuletzt 2007 in Weggis meine mit Abstand beste Flasche, inzwischen deutlich reifer, aber immer noch mit wunderbarer Frucht und schöner Süße, ein großer, balancierter Wein, der wieder einen idealen Spagat zwischen Alter und Neuer Welt hinbekam. Lang am Gaumen und mit Potential für viele Jahre - 97/100. Mit dem großen 91er kam der Heitz Trailside nie mit, trotz ähnlicher Machart, zuletzt 2003 Eukalytus, Minze und viel Kraft 91/100. Der Heitz Bella Oaks hatte 2010 Kraft, Dichte, Minze, so eine tolle Struktur, wie aus einem Stück gemeißelt, einfach grandios mit immer noch dichter, junger Farbe und noch enormem Potential 95/100. Der La Jota 12th Anniversary Cabernet Sauvignon, bis zur Jahrtausendwende ein Mörderteil mit süßer, üppiger Frucht auf 96/100 Niveau, danach für ein paar Jahre in der Versenkung verschwunden und nur wenig Genuss, ist inzwischen(2009) zivilisierter und harmonischer, trinkt sich wunderschön 93/100. Sicher immer noch gut trinkbar dürfte Chateau Montelena sein, den ich zuletzt 1998 als jugendliches Fruchtkonzentrat mit massiven Tanninen im Glas hatte 92/100. Newton Cabernet Sauvignon Unfiltered besaß zuletzt 2009 auf der American Beauty II zwar eine animierende, fruchtig-schmelzige Nase, am Gaumen fehlte aber die Konzentration, scheint langsam abzubauen - 85/100. Erstaunlich schön war 2000 ein Niebaum Coppola Rubicon 90/100. Als glatt, gemacht und langweilig auf hohem Niveau empfand ich 1998 den seitdem nicht mehr getrunkenen Opus One - 88/100. Seit 2000 konnte Phelps Insignia als cremig-fruchtiges Powerteil mit konstant 95-96/100 überzeugen. Zuletzt 2013 war das ein immer noch so jugendlicher, faszinierender Wein 95/100. Etwas schlanker als die Vorjahre mit puristisch schöner Frucht und straffen Tanninen ist Ridge Monte Bello geraten, den ich seit 1997 häufig mit konstant 90-91/100 im Glas hatte. Wirkte zuletzt 2006 immer noch sehr jung. Siebenmal hatte ich den Shafer Hillside Select zwischen 1998 und 2007 mit konstant 95/100 im Glas. Die letzte Flasche Weihnachten 2008 hatte noch Fülle, Süße, etwas Eukalyptus, auch Kraft am Gaumen und im Abgang, wirkte aber auf hohem Niveau schon etwas müde - 92/100. Ähnlich 2010, hatte noch süße Frucht, Minze, Eukalyptus und schöne Fülle, aber er wirkte im Vergleich zu früheren Jahren etwas belangloser, da fehlt inzwischen einfach die Spannung 92/100. 2011 eine Flasche völlig daneben. Ein
Spottswoode zeigte 1997 Minze, Kräuter, dichte Farbe, im Abgang auch Bitterschokolade und zwar reichlich, klassischer Cabernet mit viel Charakter - 92/100. Ein Chateau St. Jean Sonoma County Reserve war 2000 auf dem Punkt 88/100. Screaming Eagle hatte 2010 seine besten Zeiten lange hinter sich. Mag sein, dass wir zudem nicht die allerbeste Flasche erwischt hatten. Wenig ausdrucksstark die Nase, am Gaumen etwas gemüsig wirkend, nur noch Fruchtreste, dünn, viel Säure, nur noch ein eher kleiner Wein 88/100. Trinkreif müsste inzwischen der Orion Syrah Old Vines von Jean Thackrey sein, der 1996 noch purpurmetallic mit massiven Tanninen den Gaumen betäubte. 2011 war das ein sehr komplexer, würziger, pfeffriger Wein mit Cassis und reifer Sauerkirsche, füllig und lang am Gaumen, an diesem Abend die Spätvorstellung, aber ganz großes Kino 96/100. Während andere 93er Kalifornier bereits schwächeln, von Bordeaux ganz zu schweigen, dreht dieser tiefdunkle, hocharomatische Togni 2008 erst langsam auf. Pfeffrig-würzige Frucht, schwarze Johannisbeere, Holunderbeeren, Zedernholz, Minze, unglaublich lang am Gaumen. Ein perfekter Pauillac aus Kalifornien mit äußerst bescheidenen, sehr sympathischen 12,5% Alkohol - 95/100. Zuletzt 2012 im Saittavini aus einer wärmer gelagerten Flasche weiter - 93/100. Noch (zu) jung und etwas spröde wirkte 2011 zu Anfang der extrem rare Petite Syrah Aida Vineyard
, Erstlingswerk von Helen Turley damals in ihrer neuen Winery. Ein gewaltiges Konzentrat, das wir erstmal beiseite schoben. Nach ein paar Stunden ging dann richtig die Post ab, nix Aida, nix Oper, das war ein Rockkonzert für Nase und Gaumen, Kokos, Zitronengras, satte Exotik pur, am Gaumen immer süßer werdende Power und dabei würziger, komplexer und länger werdend, ein beeindruckendes Fest für die Sinne 95/100. Viader hatte 2007 in Weggis eine interessante Nase mit feiner Süße, auch am Gaumen süß und dabei so anmachend zugänglich, ein Showwein, aber auch durchschaubar, viel Banane, baute schön im Glas aus - 93/100

Durchaus noch trinkbar könnte der Grgich Chardonnay sein, den ich 1996/7 mehrfach als sehr jungen, konzentrierten Wein mit 90+/100 im Glas hatte. Immer noch spannend könnten die Kistler Chardonnays sein, die zur Reife eigentlich etliche Jahre brauchen. So fand ich einen McCrea 1996 in Chicago einfach nur overdone - von allem etwas zuviel, intensive Nase mit Butter, getoastetem Holz, nussig, am Gaumen schon fast aufdringlich intensiv, beachtliche Länge 90?/100. Ein
Vine Cliff Vineyard Russian River Valley wirkte 2002 immer noch sehr jung mit viel Finesse und etlichen Jahren Potential 93/100. Der
Marcassin Lorenzo Vineyard war 2010 voll da mit betörender Nase, nussig, geröstete Mandeln, am Gaumen mit geradezu explosiver Aromatik, sehr mineralisch, dabei mit toller Struktur, nichts Aufgeladenes oder Dickes, einfach puristisch schön 97/100. Ein Newton Chardonnay Unfiltered
war zuletzt 2002 mit sattem Goldgelb voll auf dem Punkt 91/100. Ein Don Miguel Vineyard Chardonnay von Marimar Torres war 2008 im Wiin Kööv zwar schon so langsam am Ende seiner Genußphase angelangt, was sich vor allem an leichten Alterstönen in der eher verhaltenen Nase zeigte. Am Gaumen war er aber noch voll da mit feinem, nussigem Schmelz und guter Säure - 91/100.

Ein Beaux Frères Pinot Noir von Parkers Schwager Michael Etzel hatte 2008 eine ziemlich reife Farbe, war aber noch sehr kräftig und nach Luft schreiend. Pflaumige Frucht, sogar Rumtopf, alkoholische Fülle, wirkte zunächst etwas ungelenk und die Frische fehlte. Mit der Zeit, d.h. innerhalb mehrerer Stunden in der Karaffe entwickelte er sich deutlich, wirkte nicht mehr so alkoholisch, dafür runder, nachhaltiger und sehr aromatisch - 91/100.

Eher ein kleineres Jahr in Australien.
Lange hatte ich den E&E Black Pepper Shiraz nicht mehr im Glas. In der 2. Hälfte der Neunziger war das ein gutes Dutzend Mal mein Favorit mit meist konstant 95/100. Zuletzt dann 2001 fand ich diesen Wein nur noch marmeladig und strukturlos. Wein ändert sich halt, der Geschmack aber auch. Eher ein kleinerer Wein auf 88/100 Niveau in den Neunzigern mehrfach der Eileen Hardy Shiraz. Sehr viel feiner und eleganter ist über die Jahre der seit 1999 6mal getrunkene Henschke Mount Edelstone Shiraz geworden. Ging zuletzt 2010 in seiner würzig-pfeffrigen, aber auch rauchig-speckigen Art als gut gereifter Guigal durch - 94/100.
Penfolds Bin 707 war reif, weich, kein Vergleich zu 92 und 94 - 90/100. Penfolds Grange hatte zuletzt 1999 auf der großen Grange-Probe der Ungers wieder eine wunderbare, fruchtig-üppige Nase, auch am Gaumen lecker-marmeladig mit schöner Frucht, im Abgang toll, wenn auch etwas schlank 92/100.

Gut siebenmal habe ich bis 2003 den Providence Matanka aus Neuseeland mit konstant 95-96/100 im Glas gehabt, mit der der Winzer nicht weniger als eine Symbiose aus Petrus und Cheval Blanc schaffen wollte. Die vorletzte Flasche 2008 irritierte mit störender Säure 89/100. Doch eine vergessene, letzte Flasche erwies sich 2013 als perfekt gereift und sehr elegant - 92/100.

Ein Morgenhof Merlot Reserve aus Stellenbosch in Süafrika hatte 2006 eine dichte Farbe, fruchtig-schokoladige Nase, reife Brombeere, Pflaume, dabei sehr elegant und feingliedrig mit Bordeaux-Stlistik, ginge locker als großer Pomerol durch - 95/100.

Galt als kleines Champagnerjahr.
Erste Reife zeigte Dom Perignon 2010 aus der Doppelmagnum, der sich wunderschön trank. Feines, etwas verhaltenes Mousseux, schöne Brotnase, frisches Brioche, sehr elegant und finessig mit cremiger Textur 94/100. Die Cuvée Winston Churchill von Pol Roger war 2004 reich, cremig und mit toller Länge am Gaumen 95/100. Noch rect frisch und nachhaltig 2011 ein Ruinart - 92/100.

Aber da wäre dann noch ein höchst erstaunlicher Sekt, 2007 bei Schorn getrunken, ein Meddersheimer Altenberg von Hexamer, absolut hochklassisch und immer noch mit taufrischer Aromatik 90/100.