2010

In Vorbereitung - ich werde hier kontinuierlich aktuelle Verkostungsnotizen einstellen und diese schrittweise um ältere Notizen und um Jahrgangsbeurteilungen ergänzen

2010 ist ein großer Bordeaux-Jahrgang, sicher voll auf Augenhöhe mit 2009. Nur haben die Weine ein deutlich intensiveres Tanningerüst, das nach langer Lagerung schreit. 2009er kauft man für sich selbst, 2010er für die Nachfahren.

Ausone verband 2012 in unnachahmlicher Art Feinheit, Rasse, Eleganz und Klasse mit enormer Kraft und Dichte. Jetzt schon mit Hochgenuss antrinkbar 98+/100. Dürfte in ein paar Jahren die 100/100 erreichen, ein absoluter Legenden-Kandidat.

Der Nectar des Bertrands ist ein großer Wein mit unglaublicher Dichte, nicht so opulent und frühreif wie der dekadente 2009er, springt nicht so aus dem Glas. Er hat deutlich mehr Struktur und ein massives Tanningerüst, ein klassischer 2010er halt. Gehört für etliche Jahre weggelegt, und aus den heutigen 90+/100 können in 5-10 Jahren durchaus bis zu 94/100 werden.

Sehr fruchtigmit viel Weihnachtsgewürz 2013 der Pommard Poutures von Philippe Delagrange - 89/100.

Große Weiße Burgunder gab es in 2010 mit sehr guter Struktur und hohem Alterungspotential.
Ein perfekter, sauber gemachter Saufburgunder war 2013 der Bourgogne der Domaine Bzikot, mit guter Struktur, feiner Fucht, Zitrus, erstem, süßem Schmelz und guter, balancierender Säure 88/100. Der St. Aubin von Langoureau hatte 2013 in der Nase Pink Grapefruit, am Gaumen rassige Säure, kalkige Mineralität, sehr gute Struktur 88/100. Der Chassagne Montrachet La Romanée von Paul Pillot war 2013 schlichtweg atemberaubend und erinnerte mich in seiner Klarheit, seiner Finesse, Eleganz und seinem Tiefgang an ganz große Weine von Ramonet. Ein noch so blutjunger, für Jahrzehnte gemachter Wein, sehr fein, hoch elegant, filigran, kaum spürbares Holz, wunderbare Frucht, hohe Mineralität, Finesse und Mineralität pur, kommt meinen Vorstellungen für einen richtig großen, Weißen Burgunder sehr nahe 95+/100 mit viel Luft nach oben. Ein Wein für Eleganztrinker war 2013 der Puligny Montrachet Village von Ramonet, schlank, mineralisch und ausdrucksstark, da kommt noch mehr 89+/100. Der Puligny Montrachet Les Enseigneres von Ramonet zeigte 2013 aus einer hervorragenden Dorflage faszinierende 1er C ru Qualität 92/100.

In Deutschland kleine Ernte, große Weine mit langer Zukunft.
Erstaunlich trinkbar wirkte 2012 die Wehlener Sonnenuhr Spätlese von JJ Prüm, allerdings mit intensiver, leicht apfeliger Säure, die analytisch sicher irgendwo im stratosphärischen Bereich lag. Aber sie wurde duch die reife Frucht und die schöne Süße gut abgepuffert, sicher ein Wein für 30 Jahre 91+/100. Einfach genial 2012 2010 Schloss Lieser Brauneberger Juffer Sonnenuhr GG mit seiner verspielten, feinen Art, der hohen Mineralität und der animierenden Säure, und das aus diesem Jahrgang, kann und wird noch zulegen 92+/100. Der der sehr würzige, mineralische Alte Reben von Van Volxem fing 2013 im Rüen-Thai gerade an, sich richtig zu entfalten und wird sicher noch zulegen 91+/100.

Babyspeck pur 2012 die Abtserde GG von Keller. Die wirkte erstaunlich zugänglich, und selbst die prägnante 2010er Säure machte einen reifen Eindruck. Zusammen mit der salzigen Mineralität und der saftigen Frucht wurden Erinnerungen an große Wachauer Rieslinge wach 93+/100. Aber auch das war nicht mehr als eine viel zu frühe Momentaufnahme, ähnlich der jugendlichen Fruchtphase eines Bordeaux. Letzteres galt auch für den ultrararen G Max von Keller, der natürlich im Glas schon immensen Spaß machte, aber ebenfalls nur einen Bruchteil dessen zeigte, was er drauf hat 92+/100.
Sehr mineralische und komplex 2013 der Riesling Pettenthal vom Weingut Huff 90/100.

Sauber gemacht, mineralisch, sehr gut zu trinkenden 2013 der Caspar C Spätburgunder vom Deutzerhof 89/100.

Kein besonderes Jahr war 2010 in Piemont. So hat Bruno Giacosa beschlossen, keine Barolos unter eigenem Label abzufüllen.

Deutlich besser sah es in der Toskana aus.
Ein zugänglicher, hedonistischer Traum mit feiner Bittermandelnote war 2013 der Ampelaia von Elisabetta Foradori, offen ausgeschenkt in Johannes Kings neuer Essboutique aus der Jeroboam - 93/100..Im Frühjahr 2013 konnte ich erneut die 2010ern von Monteverro probieren, dem dritten Jahrgang dieses neuen Superstars aus der Toskana. Überragend wieder der nur in kleinen Mengen produzierte Monteverro Chardonnay. Ein rassiger, extraktreicher Riese mit sehr gut eingebundenem Holz und gewaltiger Struktur, perfekter Spagat zwischen kalifornischer Fruchtfülle und Kraft auf der einen und burgundischer Eleganz und Finesse auf der anderen Seite, sehr lang am Gaumen, 95+/100 mit Potential für 1-2 mehr. Der Terra di Monteverro legt ebenfalls auf die Vorgänger noch eins drauf mit größerer Dichte und toller Struktur 93+/100. Wird wahrscheinlich erst im nächsten Jahr richtig aufblühen. Mörderpotential hat Monteverro, allerdings mit einer guten und einer schlechten Nachricht. Fangen wir mit der Schlechten an. Er ist verhaltener und springt nicht so aus dem Glas wie seine Vorgänger. Ein stimmiger, riesengroßer Wein mit irrer Struktur und Länge, aber auch mit massiven, mundbeschlagenden Tanninen. Potentialtrinker können sich da heute schon durchaus an bis zu 94+/100 erfreuen. Geduldige, und das ist die gute Nachricht, werden nach ein paar Jahren Lagerung mit mindestens 3 Punkten mehr belohnt. Als Fassprobe war Monteverro 2011 einer der größten Jungweine, die ich je im Glas hatte. Ich bin mir sicher, die Versprechungen von damals wird er voll erfüllen. Sehr gut gelungen auch Tinata, die Rhone-Cuvée von Monteverro - 94+/100.


Wuchtig, kräftig, pfeffrig-würzig und fast etwas barock 2013 der noch sehr junge Grüne Veltliner Smaragd Kellerberg von F.X. Pichler. Der gehört die nächsten 3-4 Jahre in dieser jugendlichen Form genossen. Wer kann, legt die Hälfte der Kiste danach für 10 Jahre weg und freut sich anschließend über einen gereiften Riesen, der in Blindproben große Montrachets auf die Plätze verweist 96/100. Der Grüne Veltliner Vinothek von Knoll war Ende 2012 aus der Magnum keiner der so oft aus der Wachau kommenden, extraktsüßen Boytritis-Brummer, sondern ein sehr feiner, eleganter, rassiger Wein mit schöner Würze, sehr nachhaltig, die 14% gut verpackt und nicht spürbar 93/100.


Mit dem 2012 und 2013 mehrfach auf gleichem Niveau getrunkenen Gantenbein Chardonnay kam der erste große "Meursault" von Gantenbein ins Glas. Ein klarer Stilwandel war das mit diesem Jahrgang bei den weißen Gantenbeins, weg von demn dicken, fetten Geschossen, hin zu rassigen, klassischen, burgundischen Stil, schlank im positiven Sinne, mineralisch, würzig und mit präzisen Konturen 95/100. Gelungene Speisenbegleitung 2013 in Bad Ragaz der frisch fruchtige Pinot Blanc von Möhr-Niggli - 88/100.

Überraschend gut 2013 der 2010 Pinot Noir Sekt vom Schwarzen Adler. Eigentlich graust es mich schon, wenn ich nur den Begriff Sekt höre. Aber das hier ist ein ganz feiner Stoff. In seiner fruchtigen Spritzigkeit und seinem durchaus vorhandenen Tiefgang lässt der so manchen Rosé Champagner alt aussehen - 90/100.