Opus One & Co

Der erste sogenannte Premium-Rotwein Kaliforniens war Opus One. 16 Jahrgänge dieses Weines vom ersten Jahrgang 1979 bis zum aktuellen 2008er konnte ich kürzlich probieren.

1978 beschlossen Baron Philippe de Rothschild (Mouton Rothschild) und Robert Mondavi, in Kalifornien einen Premium-Rotwein mit Bordeaux-Stilistik zu produzieren. 1979 erfolgte die erste Lese, nicht auf einem eigenen Rebberg, sondern in den Weinbergen von Mondavi. Erst 1981 verkaufte Mondavi Rebfläche an das neue Gemeinschaftsunternehmen. Auf den Namen Opus One für den neuen Wein einigte man sich erst 1983, und die Vorstellung der ersten beiden Jahrgänge 1979 und 1980 erfolgte im Jahre 1984.

Mit dem Erstlingswein, dem 1979 Opus One, startete als Solitär auch unsere Verkostung. Kräftige, deutlich jünger wirkende Farbe, ledrige Nase, viel Minze, immer noch feine Cassisfrucht, am Gaumen eher etwas schlank mit deutlicher Säure, aber auch mit schöner Süße, keinerlei Zeichen von Alter, dürfte sich in guten Flasche wie dieser noch einige Jahre halten 91/100. Auch wenn dieser Wein von Mouton Winemaker Lucien Sionneau und Tim Mondavi gemeinsam verantwortet wurde, so trug doch dieser erste Opus eine klare Mondavi Handschrift und ähnelt stark dem Mondavi Reserve.

Jeweils in Pärchen tranken wir die weiteren Jahrgänge. Sehr reif, weich und weit entwickelt war 1985 Opus One, der rasch getrunken gehört. Wirkte deutlich älter als 79, süß, aber auch leicht muffig und wurde im Glas immer gemüsiger 87/100 mit weiter fallender Tendenz. Reif wirkte auch 1995 Opus One, ein modern gemachter, gefälliger Wein, in der Nase reichlich Brett, alter Ledersattel, Stall und Minze, aber auch feine Frucht, am Gaumen unkompliziert, elegant, schlank und etwas strukturlos 91/100.

Gut gefiel mir 1989 Opus One, ein Opus in klassischer Stilrichtung, reif zwar, aber ohne Schwächen, dunkle Früchte, Leder und Waldboden in der sehr feinen Nase, am Gaumen elegant mit guter Säure und viel Rückrat, sicher noch eine Suche wert 92/100. Ganz anders 1999 Opus One, da war Kraft, Freude, Opulenz. Ein sehr modern gemachter Wein mit Schmelz ohne Ende, etwas offensichtlich zwar, aber hier kam eine Menge Trinkspaß ins Glas 92/100.

Wenn es einen richtig großen Opus gibt, einen Opus wie gemalt, so wie ihn sich Robert Mondavi und Philippe de Rothschild vorgestellt hatten, dann ist das 1991 Opus One. Ein Wein mit traumhafter Frucht, mit Balance und Harmonie, mit hohem, aromatischem Druck am Gaumen, dabei hoch elegant bleibend mit langem Abgang. Immer noch so jung wirkend, der letzte, große Opus der alten Schule 96/100. Hatte ich noch nie so gut im Glas. 1992 Opus One fiel da im direkten Vergleich deutlich ab. Der war süßer, weicher, moderner, sehr gefällig zwar, aber es fehlte an Struktur 91/100.

Im nächsten Flight kredenzte uns unser Gastgeber zwei Piraten. Der einfache 1992 Mondavi Cabernet Unfiltered (kein Reserve) war ein feiner, mineralischer Cabernet mit immer noch frischer Frucht und guter Struktur, dürfte sich auf diesem Niveau noch länger halten 90/100. Der 1992 Mouton Rothschild aus diesem in Bordeaux nicht gerade prickelnden Jahrgang zeigte, dass es für diesen Wein langsam Zeit wird. Sehr schön die gefällige Nase mit etwas Brett und immer noch letzten Röstaromen, der etwas hohle Gaumen kam da nicht mit 91/100. Gehört getrunken.

Weiter ging es in einem Dreierflight. 1987 Opus One war ein feiner, reifer Opus alter Schule, immer noch mit guter Frucht, subtiler Eleganz und guter Säure, bleibt sehr lang am Gaumen 91/100. Erstaunlich gut zeigte sich 1997 Opus One, ein voll entwickelter, großer Wein mit hohem Hedonismusfaktor. Da ist wunderbare, pure Frucht, Süße, Finesse, Eleganz, sehr druckvolle Aromatik und ein gutes Rückrat 95/100. Parker liebt den 2007 Opus One, kein Wunder, ist doch Opus jetzt voll in Kalifornien angekommen. Offen, süß, fett, opulent, sogar mit Marzipan-Anklängen in der üppigen Frucht, noch volle Babyspeck, viel Holz und Vanille, hat mit dem ursprünglichen Konzept nichts mehr zu tun. Baron Philippe würde sich im Grabe umdrehen, aber dieser Wein, der sich sicher noch weiter entwickeln wird und muss, macht definitiv als Crowd Pleaser seinen Weg 92+/100.

Ein sehr feiner, eleganter Wein mit schöner Minznote ist der fruchtige 1990 Opus One, sehr nachhaltig am Gaumen, die früher deutlichen Tannine kaum noch spürbar, ein Meister der leisen Töne, hat aber auch nicht mehr den Druck und die Power, mit der ich ihn noch Jahren mehrfach deutlich höher bewertet habe 92/100. So what, könnte man beim 2000 Opus One sagen. Der ist weich, reif, ganz nett mit etwas Tabak, Sattelleder und Zedernholz, aber auch etwas einfach gestrickt und dünn 90/100.

Ein Spaßwein auf hohem Niveau ist 1994 Opus One mit seiner reifen, dunklen Frucht, ein dichter, kräftiger, kerniger, aber auch generös süßer Opus mit langem Abgang 95/100. Constellation Brands ist einer der größte Anbieter von Alkohol in den USA mit einem breiten Portfolio, das von Bier über Schnaps bis zu Wein reicht, und bei letzterem im Jahr über 50 Millionen(!) Kisten mit 200 Marken umfasst. Und in 2004 übernahm Constellation Brands den Opus-Anteil der pleitegegangenen Mondavi Winery. In diesem Jahr entstand mit 2004 Opus One ein klassisch strukturierter Opus, dicht und kräftig mit stabilem Tanningerüst und ausgelegt auf längere Entwicklung, mehr Eleganz als Opulenz 93/100.

1998 war ein eher schwaches Kalifornienjahr und 1998 Opus One ein eher schwächerer Wein, leichtgewichtig mit süßlicher Frucht und wenig Zukunft, gehört getrunken 87/100. und dann war da als letzter Wein unserer Verkostung mit 2008 Opus One noch ein wildes Weinbaby mit explosiver Frucht, das förmlich aus dem Glas sprang. Üppig, dicht, satte Frucht, Tabak, Leder und auch viel Röstaromen, muss sicher ein paar Jahre zur Ruhe kommen 92+/100. Von Bordeaux-Stilistik ist bei diesem Wein wie schon den Jahren davor nichts mehr zu spüren. Oder nehmen die Opus-Leute nur die Entwicklung der Bordeaux in den nächsten Jahren und Jahrzehnten im Rahmen der Klimaerwärmung vorweg?

Das Fazit unserer Probe? Opus One ist ein guter, manchmal auch sehr guter Rotwein, der sich mehr und mehr vom Ursprung des Bordeaux mit kalifornischen Wurzeln zu einem Mainstream-Kalifornier entwickelt. Und er ist vor allem ein Premium-Rotwein. Premium sagt dabei nichts über die Qualität aus, sondern bedeutet schlicht und einfach nur, dass man eine Prämie, einen saftigen Aufschlag, für die Marke als solche bezahlen muss. Imagebewusste Etikettentrinker, die sich und andere mit diesem Wein beeindrucken wollen, haben da sicher kein Problem mit. Die sind beim Opus One gut aufgehoben. Für alle anderen gibt es deutlich preiswerte und oft auch bessere Alternativen. Die simpelste ist, vor allem bei älteren Jahrgängen, der Mondavi Cabernet Reserve. Wer einen hochklassigen Bordeaux aus Kalifornien für weniger Geld, aber mit deutlich höherer Qualität sucht, sollte zu Dominus greifen. Als Kalifornier mit Bordeaux-Stilistik und exzellentem Preis-/Leistungsverhältnis bietet sich auch Ridge Monte Bello an.