Dezember 2011

Nach Sylt zu Jörg Müllers Weihnachtsmarkt

Klar wollten wir auch dieses Jahr wieder dahin. Erst zum dritten Mal gab es den kuscheligen, intimen Weihnachtsmarkt rund um das Restaurant Jörg Müller in Westerland. Und doch ist dieser von Einheimischen wie Gästen heiß geliebte Markt an den vier Adventswochenenden bereits ein Klassiker. Für uns blieb dieser Markt in den drei Tagen unseres Sylt-Kurztrips die Hauptanlaufstelle. An einem Tag haben wir es tatsächlich geschafft, von Mittags bis in den späten Abend hinein mit Freunden auf den Strohballen der überdachten und beheizten Terrasse zu hocken, über Gott und die Welt zu reden, dabei die Weinkarte zu plündern und immer wieder kulinarische Köstlichkeiten zu naschen.

Als wir am ersten Abend eintrafen, stand der Chef des Hauses in einer der Hütten und kredenzte des Gästen eigenhändig seine vorzügliche, natürlich selbstgemachte Feuerzangenbowle. Da fiel Zurückhaltung schwer, aber wir hatten ja für den Abend einen Tisch im Restaurant gebucht. Dort starteten wir mit einem 2007 Scharzhofberger 1. Lage von Van Volxem. Was für ein großer Wein, ein Gigant im Werden, sehr mineralisch, gute Säure, perfekt eingebundene, dezente Restsüße. Ein Wein, der zwar auch solo viel Spaß macht, aber eigentlich nach begleitendem Essen schreit. Er explodierte förmlich am Gaumen in einer genialen Kombination mit den außerirdischen, taufrischen Zanderbäckchen mit pikantem Mango- und Feldsalat. 92/100 für den Wein solo, 95/100 in der Kombination. Zum gleichen Gericht probierte ich auch eine 2007 Maximin Grünhäuser Abtsberg Spätlese. Ein sehr feiner, mineralischer Wein, recht süß, aber durch die gute Säure auch mit betörendem Süße-/Säurespiel. Nur gegen dieses hoch aromatische Gericht hatte er keine Chance. Solo 91/100, in der Kombination nur 87/100. Wahrscheinlich wäre auch der 2005 Clos des Mouches von Drouhin untergegangen, den ich ohnehin aus früheren Jahrgängen besser kenne. Ein gefälliger, unkomplizierter Spaßburgunder mit reifen, gelben Früchten, feinem Schmelz und guter Säure, bleibt lang am Gaumen, ist aber längst nicht so gut wie er teuer ist 90/100. Dann war Rot angesagt. Vom 1989 La Fleur Petrus hatte ich schon vor dem Essen zu Jane Müllers genialem, getrüffeltem Flammkuchen ein Glas getrunken. Auch das eine perfekte Kombination, in der sich beide hochschaukelten. Dabei steht der La Fleur Petrus, mit dem ich mich später noch eingehender beschäftigte, wie viele der großen 89er erst ganz am Anfang. Kräuterig-schokoladige Nase, sehr schöne, seidige Fülle, aber auch enorme Kraft und Potential für sicher noch zwei Jahrzehnte 92+/100. Und als der Abend dann in die Nacht überging und die Runde immer fröhlicher wurde, kamen noch zwei Giganten auf den Tisch. Der absolute Wahnsinn 1992 Dominus, dieser perfekte Bordeaux aus Kalifornien 98/100. Und dann kam als Abschluss und Hommage an die bezaubernde Jane Müller, die erst wenige Tage vorher Geburtstag hatte, noch ein 1986 Taittinger Collection Hartung ins Glas. Ein deutlich jünger wirkender, sehr kräftiger, druckvoller Champagner mit enormer Länge, stilistisch mehr Krug als Comte de Champagne 95/100.

Sehr freundlich war das Sylter Wetter an diesem Wochenende nicht. Wo im Vorjahr die Insel noch tief verschneit war, peitschten jetzt Sturm und Schauerstaffeln. In letzter Sekunde schafften wir es am nächsten Morgen ins Manne Pahl in Kampen zum Frühstück. Dann wurde es rabenschwarz und die Welt ging unter. Ein massives Wintergewitter mit reichlich Blitz und Donner, aber auch einem intensivem Hagelsturm, der Kampen wenigstens kurzfristig in leuchtendes Weiß tauchte. Der nachfolgende, heftige Dauerregen zwang uns in den Bus nach Westerland, wohin wir eigentlich am Strand lang laufen wollten. Doch auch Dauerregen währt auf Sylt nicht ewig. Kurz vor Mittag riss plötzlich der Himmel auf und strahlender Sonnenschein stellte sich ein. Wir nutzten diese spontane Lücke und liefen am Strand lang zurück nach Kampen in die Sturmhaube. Auch hier perfektes Timing, denn mit unserem Eintreffen begann der nächste Weltuntergang. Das war von drinnen nett anzusehen. In unseren Gläsern funkelte es derweil in brilliantem Rot. Zwei große, deutsche Rote standen vor uns. In einer normalen Verkostung wäre der 2005 Bombacher Sommerhalde von Huber der Sieger gewesen. Die badische Fülle mit burgundischer Struktur, herrliche Frucht, feiner, süßer Schmelz, ein absolut stimmiger Wein, der im Vergleich lange vorne lag 93/100. Da konnte der extrem rare(nur 500 Flaschen) 2005 HE Pinot Noir Tafelwein Rhein, Abfüller Friedrich Becker zu Anfang nicht mit. Trotz der deutlich spürbaren, hervorragenden Anlagen startete dieser zu Anfang leicht animalische Pinot recht verhalten. Doch mit viel Zeit und Luft im Glas drehte dieser Wein enorm auf, wurde immer vielschichtiger und länger, ein großer, komplexer Pinot 94/100. Wie schön, dass pünktlich der Himmel aufriss. Wir machten uns auf den langen Fußweg am Strand zurück nach Westerland.

Auf dem Weihnachtsmarkt wartete schon eine lustige Runde auf uns. Also auf zu neuen Taten bzw. Gläsern. 1999 Canon-la-Gaffelière erwies sich als fruchtig-süßer Cassis Cocktail mit gutem Rückrat 90/100. Gewaltig zugelegt hat 1999 La Fleur Petrus. Dieses Gut ist seit einigen Jahren wirklich auf der Überholspur. Ein dichter, kräftiger Wein mit guter Frucht und massig Bitterschokolade, sehr lang im Abgang, dabei immer noch so jung mit viel Potential. Trinkt sich derzeit wie fast alle 99er Bordeaux wunderbar, hat aber eine lange Zukunft 93/100. In Top-Form auch wieder 1989 Hermitage-la-Chapelle von Jaboulet Ainé mit guter Frucht, Süße und lakritziger Fülle. Zu deutlich niedrigerem Preis so eine Art 90er für Schlaue 95/100. Der 1995 Quinta de Vargellas von Taylor ist eine der besten Einzellagen, die sonst in den Vintageport kommen. Macht derzeit viel Spaß mit bemerkenswerter Frische, süßer Frucht, Dichte und Anklängen besten Marzipans 94/100. Perfekt geeignet als Kontrastmittel zu all den guten Weinen war 1997 Leoville Barton. Sehr weich, sehr reif, süße, fast etwas parfümierte Frucht, wenig Rückrat, ein typischer, deutlich älter wirkender 97er, der dringend getrunken gehört 89/100 mit weiter fallender Tendenz. Nein, damit konnten wir nicht aufhören. Es musste noch mal ein Highlight her. Das fanden wir auf der Karte zu freundschaftlichem Preis in 1983 Hermitage-la-Chapelle, etwas schlanker als der 89er, aber enorm tiefgründig und sehr lang, mehr Hermitage-la-Chapelle dürfte fürs Geld kaum zu kriegen sein 96/100.

Nicht auszudenken, dass ich früher mal ein richtiggehender Hasser deutscher Spätburgunder war. Vielleicht habe ich immer die Falschen getrunken, und die dann noch zu jung. Auf der Suche nach einer überzeugenden Glühwein-Alternative für unseren großen, durstigen Kreis stieß ich am nächsten Nachmittag auf der Müllerschen Karte auf einen 1999 Burgheimer Feuerberg Spätburgunder trocken von Bercher aus der Magnum. Der konnte auf Anhieb überzeugen, denn bei dem ist der Name Programm. Ein feuriger, großer Burgunder aus Deutschland, superbe Frucht, gute Säure, großartige Struktur, Kraft und länge, sehr facettenreich, würde ich gerne mal als Pirat in eine Burgunderprobe stellen, denn in Burgund kostet vergleichbare Qualität ein Vielfaches 93/100. Da musste dann natürlich auch noch der 1997 Burgheimer Feuerberg Spätburgunder trocken von Bercher, ebenfalls aus der Magnum, dran glauben. Fülliger, cremiger, weicher, reifer und aromatischer, aber nicht mit der Struktur und Länge des 96ers, ein absolut stimmiger, perfekt gereifter Spätburgunder, der sich im Glas gut weiterentwickelt 92/100. Das ist das, was ich an dieser einmaligen Weinkarte hier bei Jörg Müller so schätze, reife und trotzdem noch einigermaßen bezahlbare Gewächse. Weinkarten mit über 1000 Positionen findet man ja inzwischen häufiger, aber die sind dann wie viele, andere Karten auch vollgestopft mit viel zu jungem Zeugs.
Aber was ist so eine Magnum, wenn reichlich durstige Kehlen am Tisch sind. Also musste noch eine dritte her. Statt normaler Feuerberge jetzt ein ausgewachsener Vulkan, 2007 Gantenbein Pinot Noir aus der Magnum. Was da von DRG, der "Domaine de la Renomée Ganti"(René Gabriel) ins Glas floss, war einfach nur geil. Da drängte sich jeder nach einem zweiten Glas. Aus der Magnum noch so jung, aber ein burgundischer Pinot im besten Sinne mit traumhafter Frucht, verführerischem Schmelz und bei allem Hedonismus sehr überzeugender Eleganz 94+/100.

Derart beschwingt landeten wir anschließend noch im Wiin Kööv, wo die nächste Runde und die nächsten Weine auf uns warteten. Den Einstieg machte hier ein junges, altes, umbenanntes Weingut, in dem Sansibar-Legende Michael Hamann für die Inhaberfamilie Pohl seine Finger mit drin hat. Sehr jung, sehr mineralisch, sehr schlank, sehr pikante Frucht und gute Säure, dieser 2010 Ungsteiner Riesling vom Weingut am Nil, ein Weinbaby mit guten Anlagen 87+/100. Und sicher ein Name, den man sich für die Zukunft merken sollte. Die Zukunft schon lange hinter sich hatte der einfache 1961 Wehlener Sonnenuhr Riesling von JJ Prüm. Reife Farbe, grenzwertige Nase mit Möbelpolitur und Nagellackentferner, was sich am Gaumen leider fortsetzte 79/100. Da gelangt die 1959 Steinberger Auslese von den Staatsweingütern wohl in ein paar Jahren auch mal hin. Wir haben sie noch gerade rechtzeitig getrunken. Tiefe, güldene Farbe, sehr reif und weich mit wenig Säure, karamellige Süße und feiner Bitterton im Abgang, jetzt noch 90/100. An eine jüngere, etwas dichtere Ausgabe des 83ers erinnerte wieder der 1999 Latour, ein trotz immer noch gutem Tanningerüst schon sehr gut zu trinkender Latour, der aber noch zulegen kann und wird 94+/100. Seinen Meister fand dieser Wein im 2008 Monteverro, der sich derzeit einfach unglaublich gut trinkt. Ich habe langsam das Gefühl, dass die 95/100, mit denen ich diesen, inzwischen gut 20mal getrunkenen Wein kontinuierlich bewerte, vielleicht sogar etwas geizig sind. Und der Rest der Runde, die den Monteverro zum ersten Mal im Glas hatten, kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Aber es sollte an diesem Abend noch eine Steigerung geben. Ich gehöre nicht zu den größten Priorat-Fans auf dieser Erde, doch was der 2006 Arbossar von Terroir al Limit aus dem Priorat hier ins Glas zauberte, das war schon atemberaubend. Ein dichter, packender Wein, lakritzig, teerig, so intensiv in der Frucht, dass er fast weh am Gaumen tut, dabei mit einer unglaublichen Präzision und Frische, sehr komplex mit guter Säure und ewigem Abgang, wurde im Glas immer besser, ein Riese 97/100. Ganze 1815 Flaschen gab es von diesem Elixier. Von den jetzt restlichen 1814 brauche ich unbedingt noch mal eine.

Drei traumhafte Sylttage, und das Anfang Dezember. Exzessiv zwar, aber schön. Ich habe während der anschließenden 5 Tage mit nur Wasser im Glas von den Erinnerungen gezehrt.

Mein erster 2011er

Klar bin ich gespannt auf die als Jahrhundertjahrgang gehypten 2011er. Ein neuer 11er Jahrgang in der Tradition von 1811 und 1911 soll das sein. Aber als Jahrhundertjahrgänge wurden uns ja auch schon die deutschen Weine aus 2003, 2005, 2007 und 2009 verkauft, wobei mir persönlich die Jahrgänge dazwischen, 2004, 2006 und 2008 ähnlich gut und je nach Weingut oft sogar besser gefielen. Dicker und reifer heißt in den Zeiten der Klimaveränderung schon lange nicht mehr automatisch auch besser. So werde ich mich auch nicht unbedingt um die demnächst wieder anstehenden Jungweinverkostungen reißen. Die 2011er kommen noch früh genug, oder besser gesagt zu früh auf die Restaurantkarten. 2015, wenn die besseren Weine dann anfangen, sich zu öffnen und richtig Spaß zu machen, sind sie von den meisten Karten schon wieder verschwunden und durch 2013er ersetzt. Aber da jetzt dieser 2011 Weißburgunder Chardonnay von Johner nun mal auf der Theke stand (Franz Josef Schorn hatte ihn meinen Mädels kredenzt, die ihn mit großem Genuss tranken) nahm ich natürlich auch ein Glas. Easy Drinking war das, Fülle und feiner Schmelz, aber auch Frische und gute Säure 87/100.
Mir war aber eher nach reiferen Roten, die danach ins Glas kamen. Ein absolut stimmiger Kalifornien-Klassiker war 1984 Grigich Hills Cabernet Sauvignon, Leder, Minze, ein Hauch Eukalyptus, gute Frucht und Säure, immer noch voll da und wohl auch noch länger 93/100. Ein gewaltiges, dichtes Konzentrat war 1990 l Apparita vom Castello di Ama, ein immer noch jugendliches Mörderteil mit Wahnsinnsfarbe, irrer, leicht exotisch wirkender Nase mit Minze, Eukalyptus, Schokolade und süßer Frucht, knallte richtig am Gaumen 97/100. Seidig, elegant, burgundisch, erotisch danach der betörende 1985 Cheval Blanc 95/100. Den Abschluss unserer kleinen, vorweihnachtlichen Verkostong bildete einer dieser unglaublichen, älteren Ausnahmeburgunder, ein 1929 Nuits St. Georges von Rodet aus einer sehr guten(4 cm) Flasche. Einfach Wahnsinn, wie lebendig dieser Senior noch war, welchen aromatischen Druck er am Gaumen erzeugte, reif ja, alt nein 97/100. Ein Wein, der sprachlos und glücklich zugleich machte. Aber so sollte es ja kurz vor Weihnachten auch sein.

Und nochmal zu Stappen

Ein letzter Besuch vor Weihnachten auch bei den Stappens in Liedberg. Spannende, neue Gerichte auf der Karte und viele neue Weine auf der Weinkarte. Wir starteten mit einem 2009 Forster Pechstein GG von Acham-Magin. Der war saftig, süß, opulent, aber auch etwas poliert. Trank sich sehr gut, aber mir fehlten Komplexität und Spannung 88/100. Ein ganz anderes Kaliber die 2008 Hochheimer Hölle 1. Gewächs von Künstler. Ein sehr spannender, mineralischer, kräftiger, tiefgründiger Wein mit sehr guter Säure, ein komplexer Riesling für lange Jahre in erster Trinkreife 93+/100. Selbst, wenn der Winzer nicht Künstler hieße, er ist einer, denn er beherrscht die Kunst großer weine. Wer kann legt sich von diesem Wein ein paar Flaschen für 10 Jahre weg. Und schon wieder hatte ich auf hohem Niveau bei einem Wein etwas zu meckern. Der 2008 Pommard 1er Cru Les Epenots von Lucien le Moine war weich, schmelzig, gefällig und zugänglich mit pikanter Frucht und guter Säure, aber irgendwo auch etwas harmlos und vordergründig 90/100. Vielleicht habe ich in letzter Zeit zu viele gute Pinots und Spätburgunder aus anderen Regionen getrunken.
Noch ein Wort zur Stappen-Küche. Frajo Stappen kocht einfach hochklassig. Und jetzt ist dazu noch welch göttliche Fügung sein einstmals bester Lehrling nach mehrjährigen Wanderjahren durch renommierte Sternetempel als seine rechte Hand zurückgekehrt. Ein Dreamteam, das da derzeit kocht, und das alles weiterhin zu ländlich-sittlichen Preisen und in Portionen, von denen auch ausgewachsene Männer satt werden. Läge Stappen nicht im malerischen Liedberg, sondern bei mir um die Ecke, ich wäre wohl versucht lebenslange Vollpension zu buchen.

Bei Schatzmann in Lichtenstein

Ein Boot wäre fast angebrachter gewesen für die erste Etappe unserer Fahrt ins Engadin. Es goss beständig wie aus Kübeln, eine Höllenfahrt. Da war ich froh, als wir endlich unser Nachtquartier erreichten, das Hotel Restaurant Schatzmann in Triesen bei Vaduz. René Gabriel hatte mir dieses Haus empfohlen. Vorzüglich die vom GaultMillau mit gerechtfertigten 17/20 bedachte Küche, sehr umfassend die spannende Weinkarte. Wir starteten mit einem 2006 Gantenbein Chardonnay, dem wohl besten Weisswein, den ich bis dato von Gantenbein im Glas hatte. Ein großer Burgunder mit der Würze eines Meursault und dem feinen, mineralischen Schmelz eines Chevalier Montrachet, superbe Frucht, fantastische Länge, bleibt ewig am Gaumen, jetzt voll auf dem Punkt und schlichtweg ein Traum 96/100. Ja, wir haben beinahe um den letzten Schluck gekämpft. Weiter ging es mit einem 2005 Gantenbein Pinot Noir. Das war Finesse pur, fast filigran mit feinem, schmeichelndem Fruchtspiel und subtiler Eleganz. Hat mit den Barrique Pinot Monstern diverser Gegenden nichts zu tun und ist burgundisch im besten Sinne 95/100. Es ist schwer genug, überhaupt Gantenbeins auf Weinkarten zu finden, aber dann auch noch in reiferen Jahrgängen und zu freundlichen Preisen, das ist einsame Spitze.
Aber wie sollten wir nach diesem famosen Einstieg weitermachen? Natürlich gab es auf der Karte eine ganze Seite DRC mit Preisen "auf Anfrage". Diese Anfrage habe ich mir gespart, denn ich wollte meine Urlaubskasse nicht in Lichtenstein lassen. Stattdessen folgte ich dem Rat der Chefin und nahm einen wohlfeilen 1997 Clos de la Roche von Armand Rousseau. In kleineren Jahren erkennt man den großen Winzer. Kraft, Fülle, Schoko und Nougat, aber auch eine deutliche, darunter liegende Säure, die zeigte, wie schwer es in diesem Jahr war, große, reife Weine zu erzeugen. Weltklasse die süchtig machende Nase, der Gaumen kam da zu Anfang nicht annähernd mit. Doch mit der Zeit entwickelte sich auch am Gaumen ein spannender, vielschichtiger Wein, den die Säure noch lange frisch halten wird 93/100. Der nächste Tipp wurde dann vom Chef aus der Küche übermittelt. Der 1996 Nuits St. Georges 1er Cru Clos de la Foreste von der Domaine d Arlot war nicht nur ein Preis-/Leistungssieger, sondern auch ein großer Wein. Sehr dicht die kräftige, junge Farbe, die unbändige Kraft an die Bordeaux aus 96 erinnernd, puristisch schöne Frucht, gutes Tannin- und Säuregerüst. Kein weicher Schmuseburgunder, eher ein sehr eigenständiger Bordeaux aus Burgund mit gewaltigem Potential für Jahrzehnte 94/100.
Auf der Suche nach einem erfrischenden, restsüßen Abschluss landeten wir bei einer 2004 Gantenbein Riesling Auslese. Deutlich dicker habe ich diesen Wein aus seiner Jugend in Erinnerung. Jetzt ist das ein hochklassiger, brillianter, fast halbtrockener Wein mit irrer Säure, die dessen Frucht(an reifen Birnensaft erinnernd) in bester nein, keine Mosel! Nahe Art balanciert. Gehört mit dieser Mineralität nach Oberhausen, aber nicht ins Ruhrgebiet, sondern zu Dönnhoff 93/100.
Kann ein Urlaub schöner anfangen?