Februar 2011

Grosse Weine im D´Vine

Es ist, vor allem am Wochenende, nicht mehr so einfach, im extrem angesagten D Vine einen Tisch zu bekommen. Auch ich muss mich ans rechtzeitige Reservieren gewöhnen. Wie schön, dass es an diesem Samstage geklappt hatte. Mit einem 2009 Eitelsbacher Karthäuserhofberg GG von Tyrell starteten wir in einen feucht-fröhlichen Abend, begleitet von großartiger Küche, die ihre frisch erworbenen 14/20 im GaultMillau locker wert ist. Ich bin eigentlich kein Fan der Großen Gewächse von der Mosel, aber dieses hier konnte voll überzeugen, sehr frisch, mineralisch, beschwingt und fröhlich, da ist nichts Dickes oder Schweres, nur viel knackige Säure, bei der sich sicher die Geister scheiden. Mein Ding ist das 91/100. Und dann dieser sublime 1949 Tour de Mons, was für eine feinduftige, traumhafte Nase, immer noch mit wunderbarer Frucht, die Johannisbeere eines Grand Puy Lacoste, die Eleganz eines großen Margaux, am Gaumen eher etwas schlanker, aber auch frisch ohne Alterstöne mit guter Säure 93/100. Geradezu jugendliche Frische zeigte auch ein 1959 Beaune Les Sizies von de Cannière, sehr fruchtig, perfekt balanciert mit feinem Schmelz und guter Säure, macht es in dieser Form noch locker 20+ Jahre 92/100. Vielleicht sollte ich nicht soviel über alte Burgunder schreiben, denn inzwischen tue ich mich selbst schwer mit dem nachkaufen. Aber was in so großen Jahren wie 1959, dem letzten für klassische Burgunder, erzeugt wurde, das ist bei guter Lagerung immer noch jede Suche wert. Eingeschoben haben wir dann noch, weil unsere Mädels nach etwas Weißem lechzten, einen 2008 Grauburgunder RS trocken von Salwey, kräftige, schmelzige Fülle mit gutem Säuregerüst, Kaiserstuhl pur mit viel Kraft, Mineralität, aber auch Finesse 90/100. La Lagune ist in großen Jahren oft lange ein harter Brocken. Nicht so der schon reife 2002 La Lagune, nicht groß, aber gut zu trinken mit feiner Cassis-Frucht 86/100. Gab s im D Vine glasweise. Längst abgeschrieben hatte ich 1976 Mouton Rothschild, doch diese Flasche hier überzeugte mich vom Gegenteil. Was für eine Farbe! Kein Alter, auch nicht in der wunderbaren Nase, da waren immer noch feiine Röstaromatik, frischer Espresso, serviert im alten Lederbecher mit einem Hauch Minze, darüber etwas frisch gespitzter Bleistit geraspelt. Ein typischer, klassischer Mouton, der auch am Gaumen noch erstaunliche Frische zeigte - 93/100. Die nächste Überraschung kam mit einem 1996 Nemea aus Griechenland von Estate Papaioannou ins Glas. Ein sehr komplexer, eigenständiger Wein mit unglaublicher Länge, der sich ständig wandelte, von Kakao bis Lakritz war da alles drin 91/100. Gut auch ein 2005 Centgrafenberg Spätburgunder R von Paul Fürst, filigran mit feiner Frucht und verhaltener Süße 90/100. Weniger gut ein rustikaler 2009 Mattmann 87/100. Und dann kamen zu fortgerückter Stund noch zwei Süße auf den Tisch. Ganz schön dick mit viel Süße und wenig Struktur die 2003 Oberhäuser Brücke Auslese von Dönnhoff 90/100. Eine Klasse drüber der 1995 Eitelsbacher Karthäuserhofberg Eiswein, der bei aller Süße und Fülle durch die knackige Säure sehr gut balanciert wurde 94/100.

Spontane Best Bottle im Dado

Ihr habt Samstag auch nichts vor? Dann lasst uns doch zu einer kleinen, spontanen Best Bottle im Dado treffen. So entstand schnell eine lustige Runde, die sich im Dado im Innside Hotel am Seestern von Küchenchef Yves Deval-Block mit seiner superben Crossover Küche verwöhnen ließ. Spannende Weine kamen dabei ins Glas. Bernsteinfarben der 1995 Riesling Brand VT Zind-Humbrecht, reife, süße Aprikose, Minze, immer mehr Orangenzesten, wunderbare Säure und Struktur, großartige Fülle und Struktur, sehr balanciert, wurde trotz Restsüße immer trockener, gemacht für die Ewigkeit 95+/100. In ihrer Jugend kann man diese Vendage Tardives von Zind Humbrecht nicht trinken. Sie wirken zu süß und diffus. Aber nach etwa 10-15 Jahren geht da die Sonne auf, so auch hier. Ein "normaler" 1997 Riesling Brand von Zind-Humbrecht zeigte viel Petrol, Fülle, Kraft, Mineralität, tolle Struktur, kein Alter 92/100. Ein 2007 Idig GG von Christmann wirkte danach Frisch geöffnet und leider nicht dekantiert etwas verhalten und schlank. Und als er dann nach einer Weile im Glas anfing loszulegen, war es leer. Jod, Seetang, frische Meeeresbrise und Tabak vermittelte die feinduftige, elegante Nase des 1978 La Pointe aus Pomerol. Die Nase stände auch größeren Gewächsen gut, nur am Gaumen und vor allem im etwas kurzen Abgang merkte man den kleineren Wein 90/100. Eine immer noch erstaunlich dichte Farbe hatte der sehr kraftvolle, fleischige, robust wirkende 1982 Lanessan, ein Langstreckenläufer mit noch viel Potential, der in 10 Jahren für eine Überraschung gut sein könnte 88(+?)/100. Enttäuscht war ich von 1992 Heitz Martha s Vineyard, dem letzten Jahrgang vor der Neubepflanzung des Rebberges. Coca Cola, Eukalyptus, Kirsche, etwas Zedernholz, süß und etwas diffus wirkend, kein großer Martha s, da hätte ich anschließend auch die Reben rausgerissen 89/100.Entschädigt wurden wir durch einen grandiosen 1992 Caymus Special Selection, kalifornischer Traumstoff mit verschwenderischer, süßer Frucht, Eukalyptus, Minze, aber auch präziser Struktur und gewaltiger Länge, hat noch lange Jahre vor sich 97/100. Und dann der Zeitsprung, ein 1950 Clos Fourtet, der aber alles andere als alt war und einfach zeitlos schön wirkte mit satter, voll intakter Farbe und wunderbarer Frucht. Stand wie eine Eins im Glas 95/100. Sicher wird er den 2003 Domaine de Chevalier noch überleben. Der wirkte reif, weich mit kirschiger Frucht und feinem Schmelz, würde ich in den nächsten Jahren austrinken 91/100. Erstaunlich reif und zugänglich wirkte auch der sehr schokoladige, generöse 2000 Le Gay 93/100. Und wieder schraubte Kalifornien die Messlatte nach oben. 1996 Ridge Monte Bello war immer noch sehr jung, konzentriert, dabei so geradlinig, einfach puristisch schön mit ungeheurem Druck am Gaumen, ein Wein mit gewaltigem Druck am Gaumen, der wohl nicht zu Unrecht als bester Ridge aller Zeiten gilt 97/100. Mit der Aromatik einer leicht zu alten Zwiebelpizza startete der 1976 Caymus Zinfandel, doch mit zunehmender Luft und Zeit ging da die Post ab. Der Caymus wurde süßer, vollbusiger, üppiger, exotischer 93/100. Jung, konzentriert, kernig, sehr lang am Gaumen mit viel Zukunft der 1991 Shafer Hillside Select 96/100. Was für ein Abend! Da musste noch ein Wein aus der klug zusammengestellten Dado-Karte hinterher, ein 1999 Ridge Monte Bello. Der war reifer, weicher, zugänglicher als der 96er, aber auch noch jung mit herrlicher Frucht und guter Struktur, dazu ein klassischer 99er aus einem zu Unrecht unterbewerteten Kalifornien-Jahr, dessen bessere Weine sich großartig entwickeln 95/100.

Weinprobe im Dado

Und weil es so schön war, ging es am Wochenende danach im Dado weiter. Thorsten und Michael hatten ihre Keller geplündert und verwöhnten uns mit einer großartigen Weinprobe.
Sehr gut gefiel mir gleich zu Anfang 1999 Dom Perignon, der mehr Biss, mehr Struktur und mehr Frische zeigt als 2000 und sicher langlebiger ist 94/100. Die werden bei Moet schon gewusst haben, warum sie erst den 2000er auf den Markt gebracht haben. Und den 2007 Idig GG von Christmann, der am Vorwochenende so untergegangen war, hatten wir auch. Diesmal war er rechtzeitig dekantiert um Klassen besser, saftig, mit satter, aber präziser Frucht, mineralisch, gute Säure und Struktur, Idig pur 93+/100. Blind war ich beim 2007 Halenberg GG von Emrich Schönleber im anderen Glas bei Dönnhoff. Ein sehr feiner, hoch eleganter, sehr mineralischer Wein, puristisch schön und Präzision pur, bleibt ewig am Gaumen 94+/100. Schon fast erstaunlich offen 1989 Palmer mit saftiger Frucht, Eleganz, Kraft und Länge, doc unter der Frucht lauern noch massive Tannine, aber der 89er ist auf dem richtigen Weg 94+/100. Voll da ist 1990 Leoville las Cases, der von der Traumnase über den Gaumen bis zum langen Abgang mit seiner geilen Frucht gewaltigen Spaß macht 96/100. Und dann kam meine wohl bisher beste Flasche 1983 Mouton Rothschild, ein großer, klassischer Mouton ohne Alter. Schon gewaltig, wie auch dieser 83er immer mehr zulegt 96/100. Ganz schön schlapp dagegen die Vorstellung von 1983 Palmer, von dem ich mir mehr versprochen hätte. Aber aus dieser Flasche hier war er noch arg verschlossen 90+/100. Superdicht und jung immer noch die Farbe des 2004 Vina El Pison von Artadi, floral und mit extremer Minzfrische die Nase, trotz aller Kraft sehr balanciert und elegant am Gaumen 96/100. Aber die 100/100 von Parkers Spanien Schreiber Jay Miller hatte ich auch bei diesem fünften Versuch nicht im Glas. Die gab es dafür ohne Wenn und Aber für 2002 Shafer Hillside Select, Shafer und Kalifornien wie es besser nicht geht, jetzt in absolut bestechender Form 100/100.
Tief und undurchdringlich immer noch die Farbe des 1994 Dunn Napa Valley, Kraft ohne Ende, puristisch schöne Frucht, lang am Gaumen, aber immer noch mit massiven Tanninen, ob der in 10 Jahren reif ist, oder eher in 20? 94+/100. Voll da hingegen 1995 Opus One mit schöner Kirschfrucht, Frische und Eleganz 93/100.
Rätsel gab mir dagegen 1928 Paternina Gran Reserva auf. Gerade erst hatten wir auf der Braui meets Schorn II eine perfekte Flasche verkostet. Diese hier war sehr reif mit heller, bräunlicher, trüber Farbe, in der Nase Kaffee, aber auch ein deutlicher Alterston mit viel Maggi. Das stark verblichene Etikett deutet auf eine Flasche hin, die in irgendeiner Bodega sehr lange im Regal gestanden hat 91/100. Ganz anders 1952 Berberana Gran Reserva, ein großer Rioja mit brillianter, voll intakter Farbe, wunderbarer Frucht, und dabei immer noch so frisch 95/100. Das galt auch für die seidig-elegante 1952 CVNE Reserva Especial, einen betörenden Gaumenschmeichler mit feiner, süßer Frucht 95/100. Alte Vina Reals sind einfach eine Bank.
Der offizielle Teil der Probe war damit beendet, doch es gab noch diverse Zugaben. Endlich zeigte die 1989 Pichon Comtesse de Lalande mal wieder, was sie drauf hat, einfach hedonistisch schön mit saftiger, jugendlicher Frucht und schokoladigem Schmelz 96/100. Gewaltig und sehr kraftvoll der 2002 Grüner Veltliner Smaragd Vinothek von Knoll, würzig, mineralisch, druckvoll am Gaumen mit glockenklarer Frucht 95/100. Und dann schleppte noch jemand aus der Weinkarte einen gut gemachten, weichen 2004 Klingenberger Spätburgunder von Paul Fürst an 88/100. Aber der passte weder in den hochgesteckten Rahmen, noch so richtig in die Gläser der inzwischen müden Krieger.

Hammerteile

Das war so ein spontaner Abend im Kreise netter Freunde ganz nach meinem Geschmack. Super Stimmung, großartige Weine, da konnte man selbst das doch recht grenzwertige Essen des Münchner Bistros Terrine verschmerzen. Wunderschöner Apero eine 2004 Wehlener Sonnenuhr Spätlese von JJ Prüm, mineralisch, fruchtig, frisch mit spielerischer Eleganz 92/100. Zu den besseren und langlebigeren Weinen dieses teilweise doch arg rasch verblühenden, kleineren Jahrgangs gehört 1993 Angelus. In Farbe und Anmutung immer noch jugendlich, geniale Nase, rauchig, fleischig, kräftig, nur im etwas kurzen Abgang merkt man dann halt doch den 93er 93/100. Sicher immer noch für verhältnismäßig wenig Geld zu finden und eine Suche wert. Viel Spaß machte 1970 Palmer, ein feiner, gut gereifter, eleganter Palmer mit generöser Süße, aber auch gutem Rückrat, baute enorm im Glas aus und zeigte geradezu burgundische Pracht und Fülle 95/100. In sensationeller Form zeigte sich 1990 Clinet, ein dichter, üppiger Vollblut-Merlot mit enormem Potential, derzeit eine Klasse über dem hoch gelobten 89er des Gutes 97/100. Auf verdammt hohem Niveau zeigte sich 1990 Cheval Blanc trotz aller, üblichen Zutaten, vor allem dem genialen Cheval-Parfüm etwas verhalten. Möglich, dass sich dieser potentielle Nachfolger des 47ers derzeit wieder etwas verschließt 97/100.
Und dann kam dieser Flight, der zum allerbesten zählt, was man derzeit mit jüngeren Weinen überhaupt anstellen kann, 1989 Haut Brion gegen 1989 La Mission Haut Brion. Auf allerhöchstem Niveau war diesmal der offenere, explosivere La Mission eindeutiger Sieger mit unbestreitbaren 100/100, während sich der Haut Brion etwas verhaltener zeigte 98+/100. Ich durfte das Duell dieser beiden Giganten schon mehrfach genießen. Es ist voll auf Augenhöhe mit dem legendären Klassiker 61 Mission gegen Haut Brion. Das Duell der beiden, einzigartigen 89er lässt sich sicherlich noch 30+ Jahre wiederholen, so man hat. Allerdings ist für die nächsten Jahre nicht auszuschließen, dass sich einer der beiden Weine mal wider etwas verschließt.
Kann man Finesse auch konzentrieren? Der 1990 Lafite Rothschild zeigte sich in bestechender Form, zu Anfang noch etwas verhalten und tanninbetont die Nase, dafür der Gaumen aber umso explosiver, auch die Nase legte später zu, eine faszinierende Mischung aus schon fast üppiger, leicht exotischer Aromatik, großartiger Struktur und nobler Eleganz. Dieser überragende Lafite zeigte an diesem Abend mit 97/100 noch längst nicht alles. Voll aufblühen wird er wohl erst, wenn die letzte Flasche nach China verschwunden ist. Wird möglicherweise in 5-10 Jahren die 100/100 verdienen, von denen der hoffnungslos überbewertete und überzahlte 82er des Gutes meilenweit entfernt ist.
Leider kein Geheimtipp mehr ist 1989 Hermitage la Chapelle von Jaboulet Ainé. Dieser lakritzige Traum zeigte sich in bestechender Form mit toller Struktur und guter Säure, vom 90er des Gutes nicht weit entfernt 97/100.
Nein, mit diesem unglaublichen Feuerwerk hatte ich nicht gerechnet, als unser nobler Gastgeber meinte "Lasst uns Essen gehen, ich bringe ein paar Flaschen mit". Nach einer noch sehr jugendlichen 2004 Wehlener Sonnenuhr Auslese von JJ Prüm mit noch etwas hefiger Nase, aber am Gaumen klar wie Bergkristall mit faszinierendem Süße-/Säurespiel (93/100) trat ich den Rückzug an.

Monis Geburtstag

Kommt doch bitte am Sonntag pünktlich um 13:30 und verratet nichts. So überraschten wir dann das nichts ahnende Geburttagskind, und es entwickelte sich ein rauschendes Fest. Göttergatte Bernd hatte zudem die Spendierhosen an und griff tief in seinen Keller. Ich kann mich nicht mehr an alle Großflaschen erinnern und habe auch nicht alles probiert. Großen Eindruck aber machte auf mich schon der erste Wein, ein 2008 Bockenauer Felseneck GG von Schäfer-Fröhlich aus der Doppelmagnum. Das war ein immer noch jugendliches, brilliantes, knackiges, wirklich großes Gewächs 93/100. Weich, cremig, lang, sehr druckvoll war der 2008 Idig GG von Christmann aus der Magnum 92/100. Der 2009 Idig GG von Christmann hingegen war noch sehr jung und etwas verschlossen, dem 2008er derzeit unterlegen 90+/100. Auf Sicht ist das aber der größere Wein.
Von den diversen Rotweinen ist bei sehr eindrücklich der 1989 Mouton Rothschild aus der Magnum haften geblieben. eine wunderbare Weinoperette mit jugendlicher Röstaromatik, der geilen Opulenz großer Moutons und natürlich der klassischen Nase mit Minze, Ledersattel und Bleistift, erinnerte an die großartige Jeroboam vor 1 Jahren auf René Gabriels großer 89*89 Probe 95/100. Und dann war da noch dieser fantastische 1995 Latour aus der Magnum - zu Anfang unnahbar, so dicht, so konzentriert, so eine gewaltige, aber präzise Frucht, immer noch mächtige Tannine. Von Schluck zu Schluck öffnete sich dieser Riese, der mit zum Schluss 96/100 zeigte, was da die nächsten 30 Jahre ins Glas kommt.
Warum ist der liebe Bernd nicht Mormone und hat 12 Frauen? Dann gäbe es jeden Monat so ein schönes Fest.


---- wird fortgesetzt ----