1924

In diesem Jahrgang entstanden sehr schöne, gefällige Bordeaux, die in Ihrer Glanzzeit sehr begehrt waren und wohl viel Spaß machten. Leider lag diese Glanzzeit vor meiner Zeit, und so erwischte ich meist nur noch Weine auf dem Abschwung.

Ein Calon Ségur aus der Magnum war 1994 weich, rund, aber nicht aufregend.

Auf einer Rodenstock Probe 1993 hatte Lafite Rothschild aus der Marie Jeanne eine reife Farbe, keine Power mehr, alter Wein, aber noch gut trinkbar. Bei Latour notierte ich 1995 auf der Krähling-Probe: leicht, Säure, immer noch schön, aber es wird Zeit. Und dann 2001 auf einer Best Bottle: und am Ende eines langen Lebens kommt noch mal eine tolle malzige Süße - 92/100. 2015 bei Elke Drescher die Farbe enorm dicht und deutlich jünger wirkend, kraftvoll der Auftritt, legte im Glas immer mehr dazu und entwickelte eine wunderschöne, generöse Süße. Das war hier nicht Walnuss, das war schon eher Walnusslikör, und das aus diesem Jahrgang, einfach der helle Wahnsinn – WT98. 2009 auf Elke Dreschers Baron&Comtesse Verkostung war die Pichon Comtesse fragil und zeigte auch eine reife Farbe. Nicht unangenehm roch sie nach altem Holzfass, am Gaumen waren saure Drops. Doch neben der hohen Säure war da am Gaumen auch eine generöse, schöne Süße, die beide eine perfekte Balance eingingen – 89/100.

Branaire Ducru in einer Flasche mit schlechtem Füllstand(low shoulder) war 2007 immer noch stabil und erstaunlich gut trinkbar, aber doch mit deutlichen Alterstönen, prägnanter Säure und ganz leichter Schärfe – 83/100. Ein Ducru Beaucaillou hatte 1993 aus der Imperiale noch schöne Frucht, war aber etwas kurz am Gaumen. Zuletzt 2009 auf der großen Ducru-Probe in Krems aus der 1tel deutlich über den Zenit war, trank sich immer noch sehr schön mit feiner, pikanter Frucht und schöner Süße – 88/100. Bei einer Gruaud Larose Jeroboam 1993 war nur die Farbe schön, der Rest nicht. Zuletzt 2014 in einer Calvet-Abfüllung am Gaumen säuerlich und kurz war. Irritierend der deutliche Lakritzton in der Nase – WT78. Ob hier versucht wurde, wie im Jahrhundert davor durchaus üblich, mit Rhone-Wein nachzubessern? 

Margaux roch 1989 nach eingelegter Essiggurke, am Gaumen war er noch relativ stabil und akzeptabel. Mein schönster 24er war 1994 Palmer aus der Imperiale, schöne Süße und Fülle am Gaumen, wurde im Glas immer besser.

In erstaunlich guter Form zeigte sich 2016 auf der Farnsburg Haut Brion aus der Doppelmagnum, der nicht nur mit der dichten Farbe als deutlich jüngerer Wein durchging. Gut, die Cigarbox war eher eine Blechkiste, aber die Aromatik war für einen Wein dieses Alters schon faszinierend. Auch am Gaumen war da mit schöner Süße und etwas Waldboden noch richtig was los. Schnell war ich bei einer hohen Punktzahl, doch dann begann der rasante Abstieg. Aus meinen geradezu euphorischen WT96 für den ersten Schluck wurde rasch weniger.

Pavie war 2013 voll auf Augenhöhe mit den großen Weinen des Gutes aus 1928 und 1929, ein trotz fast 90 Jahren immer noch so frisch wirkender Wein mit unglaublicher Frucht, mit enormem, aromatischem Druck, ein großer Wein aus einem Guss mit toller Struktur und ewiger Länge – 100/100.

Eine L´Eglise Clinet Magnum zeigte 1995 bei schon heller, reifer Farbe, eine deutlichen Maggiton, immer noch trinkbar, aber viel mehr auch nicht. Petrus war 1993 aus der Magnum sehr schön, etwas verhalten in der Nase, aber würzig am Gaumen.

Gute Weine gab es auch in Sauternes. Einfach ein Gedicht war 2013 der stimmige Clos Haut Peraguey aus Sauternes in einer Cruse-Abfüllung. Das war Sauternes in Perfektion, so harmonisch, brilliante, bräune Farbe, gute Säure, dezente Süße, englische Orangenmarmelade mit dem markanten Bitterton und dunkles Toffee – 96/100. Ein Raymond Lafon überzeugte 1998 auf einer Best Borttle mit dunkler, aber sehr klarer Farbe, immer noch schöner Frucht und Säure, sehr klar definiert und überhaupt nicht breit, im Abgang schöne Toffee- und Tabaktöne, in seiner Art perfekt, macht sicher noch 20+ Jahre. Im September 2004 wurde der zu Anfang leichte Korkton nicht nur gut von der angenehmen Bitternote überdeckt, er verschwand auch schnell. Übrig blieb eine schöne Süße, Lakritz und Karamell ohne Ende 93/100. Rolland Vin de Tête hatte 2016 aus der Magnum Karamell und Schokolade in der recht gefälligen Nase und war sehr süß am voll intakten, altersfreien Gaumen – WT94. d´Yquem hatte 2016 aus der Magnum dunkles Bernstein in der Farbe, aber das seltsame Nasenbild war nicht ok, leicht oxidativ, Schuhcreme, eine seltsame Mischung aus Madeira und Wermut. Am Gaumen besser mit schmelziger, karamelliger Süße – WT90.

Eher kleiner Burgunder-Jahrgang, in dem es dem Sommer schlichtweg an Sonne fehlte. Und trotzdem tauchen immer wieder große Weine auf. Der Hospice de Beaune Pommard Cuvée Billardet Collection Barolet war 2023 erstaunlich kräftig mit schönem Schmelz und toller Länge - WT97.

Auch an der Rhone ein eher kleinerer Jahrgang, aber deutlich besser als die drei Vorgänger.

Ziemlich kaputt leider, oxidiert und anstrengend 2010 ein Chateauneuf-du-Pape von Calvet.

Durchschnittlicher Weinjahrgang in Deutschland.

Mein bisher einziger spanischer Wein in 1924 war auf der Vega Sicilia Probe 1999 der Unico. Er hatte schöne Nase mit Kaffee- und Kakaotönen, war aber am Gaumen gezehrt und ekelhaft bitter.

Sehr schwieriges Champagner-Jahr, in dem trotzdem eine Handvoll Jahrgangschampagner erzeugt wurden.

Sehr gutes Portweinjahr, bisher nicht verkostet.