1942

Eher ein kleineres Jahr in Bordeaux mit leichteren Weinen. Tauchen immer mal weder auf Auktionen auf, aber Wunder sollte man keine erwarten. Etliche Weine wurden wegen des Krieges auch erst sehr spät abgefüllt, was angesichts mangelnder Substanz der Weine nicht unbedingt zum Vorteil gereichte.

Mouton Rothschild war 2014 aus der Magnum voll da und animierend, würzig, immer noch fruchtig und mit guter Länge – WT93. Erstaunliche Frische zeigte 2014 die sehr elegante, finessige Pichon Comtesse mit feiner, generöser Süße, da dürfte aus guten Flaschen wie dieser die Musik noch länger spielen – WT94.

Ducru Beaucaillou in einer französischen Händlerabfüllung roch intensiv nach Steinpilzen, dazu noch nach Trüffeln, am Gaumen war er nicht sonderlich konzentriert, aber insgesamt eben durch die unerwartete Aromatik doch ein Erlebnis, das lange haften bleibt – 83/100.

Vieux Chateau Certan war 2002 bis auf einen leicht grasigen Ton sehr schön und gefällig – 88/100. Zuletzt 2011 erstaunlich frisch, balanciert und fein, eher schlank, aber sehr elegant und fast altersfrei wirkend – 91/100.

Als sehr gut und vor allem lagerfähig gelten die Sauternes. Mir leider bisher nicht untergekommen.

Durchaus lohnen könnte die Suche auch in Burgund, wo recht schöne Weine erzeugt wurden. Interessant vielleicht, dass hier sehr wenig chaptalisiert wurde, da es kriegsbedingt praktisch keinen Zucker gab.

Was für ein großer, stimmiger, druckvoller Burgunder war 2014 dieser Nuits-Saint-Georges von Godin Frères mit immer noch irrer Farbe, hoch elegant, zum Niederknien – WT97. Corton Grancey von Louis Latour war 2017 der vielleicht best ever Corton Grancey, der sich zwar reif präsentierte, den Gaumen aber mit herrlicher Süße, so wunderbarem Schmelz verwöhnte – WT96. Der Pommard von Patriarche war 2014 noch trinkbar, aber schon ziemlich gezehrt – WT82.

An der Rhone gilt der Jahrgang Nord wie Süd als recht variabel und reicht je nach Erzeuger von grottenschlecht bis exzellent.

Die letzte meiner drei Flaschen Hermitage von Audibert Delas war 2002 war die schönste, zwar wie die anderen reif, aber sehr fein und würzig und mit sehr viel Genuss zu trinken.

Schlichtweg sensationell war 2008 ein Chateauneuf-du-Pape Reserve des Papes von Salavert aus diesem nicht einfachen Kriegsjahr. Der war voll auf dem Punkt, sehr süß und setzte mit seiner unglaublichen Komplexität auf den parallel getrunkenen, großen 47er noch mal deutlich eins drauf. Ein Ausnahmewein, für den es nur eine, mögliche Bewertung gab: 100/100.

Ein Tinto Garrafeira von SA Messias aus Portugal hatte 2008 eine helle Farbe und war schlichtweg hin.

Sehr guter Jahrgang für spanische Weine aus Rioja. Mein Tipp in 1942 ist Castillo YGAY von Marques de Murrietta. Den habe ich in den letzten Jahren siebenmal mit größtem Vergnügen getrunken. Ein typischer, großer, reifer Rioja. Mit feine, malziger Süße und kräftiger, aber nicht störender Säure. Bleibt unendlich lang am Gaumen. 2007 auf René Gabriels großer Spanien-Probe ein kräftiger, muskulöser Wein mit immer noch frischer Frucht, feiner Süße und reifer, stabiler Säure. Dieser sehr überzeugende, erst vor gut 20 Jahren angefüllte Wein steht erst ganz am Anfang. Er entwickelte sich sehr gut im Glas und wird das auch noch gut 20 Jahre in der Flasche tun – 93/100. Auf gleichem Niveau noch mal 2008 in einer Best Bottle. Zuletzt 2009 als Abschluss einer Probe – 92/100. Wer noch nie alte Riojas getrunken hat und nur die neumodischen überextrahierten Monstren aus Spanien kennt, sollte sich so was unbedingt mal gönnen. Dann wissen Sie auch, warum Beethoven in vielen Situationen soviel schöner sein kann als Techno. Da kann man, sofern man hat, auch eine ganze Flasche von trinken, ohne Sättigungsgefühl oder alkoholbedingte Ausfallerscheinungen. Eine Suche wert ist sicher auch Tondonia von Lopez de Heredia. Der überzeugte 2007 zwar durch eine sehr gute Farbe, war aber leider korkig. Weniger schön war im Herbst 2005 ein Vina Albina Vieja Reserva der Bodegas Riojanas. Ein sehr terroirbetonter, erdiger Wein mit kräftiger Säure, auch ohne den sich bei dieser Flasche mit der Zeit immer stärker entwickelnden Korkton waren da nicht mehr als 84/100 drin.

EinNiepoort Vintage Port war 2011 immer noch so jung mit irrer Aromatik, die den ganzen Gaumen mit Beschlag belegt, so süß, so komplex, dicht, kräftig und lang, dabei sehr stimmig ohne spritige Noten – 96/100.

Immer noch gut zu trinken 2010 ein trockener Sidi Brahin, ein Mascara aus Algerien. In der Nase Dörrfrüchte, Karamell und auch etwas Schoko, am Gaumen schöne Bitternote im sehr langen Abgang – 88/100.

Gutes Champagner-Jahr.