1993

Kein schlechter Jahrgang war 1993 in Bordeaux, aber eben auch kein großer. Früh trinkbare Weine mit viel Charme und wenig Zukunft. Der größte Teil meiner Notizen stammt so auch aus der zweiten Hälfte der 90er, als die Weine viel unkomplizierten Trinkspaß bereiteten. Auf die Suche nach 93er Bordeaux würde ich mich heute nur noch in Ausnahmefällen begeben. Den größten Teil der Weine kann man inzwischen leider abhaken. Da ist dann z.B. Kalifornien viel spannender und zukunftsträchtiger.

Cos d´Estournel war in seiner Fruchtphase 1997/8 ein sehr feiner Wein, doch inzwischen ist der Lack ab. 2006 und 2007 war da nur noch wenig Frucht und zuviel sperriges Resttannin, nur die dichte Farbe kann noch überzeugen –87/100. 2016 war das ein eher kleiner, aber sehr feiner, eleganter Cos – WT89. Montrose war in der Fruchtphase ein sehr gelungener, zugänglicher Wein, doch zuletzt 2004 schien er schon wieder abzutauchen mit staubiger Nase – 87/100.

Batailley war 1997 an Bord von United ein kleines, rustikales Weinchen, das noch trinkbar sein müsste, sich aber wohl kaum verbessert hat – 85/100. Lafite Rothschild wirkte 2011 auf René Gabriels großer Lafite-Probe aus der Imperiale zu Anfang noch recht jung mit dichter Farbe, Röstaromatik, Mokka, Kraft und generösem Schmelz, aber auch Pauillac pur mit reifer Paprika, bleibt trotzdem elegant. Mit Impi-Bonus kamen da zu Anfang gut und gerne 93/100 ins Glas, doch baute der Lafite leider mit der Zeit ab, und am Ende des zweiten Glases war ich nur noch bei 90/100. Mit 1teln wäre ich bei diesem Wein vorsichtig. Der kräftige, gut strukturierte, aber auch recht ungeneröse Latour war mir seit 1998, wo ich ihn mehrfach mit 88/100 im Glas hatte, nicht mehr untergekommen. Zeigte sich 2012 gut entwickelt mit erstaunlich schöner Frucht und guter Statur – 93/100. Zeigte sich 2020 immer noch jung mit guter Frucht, mentholiger Frische, Walnuss und erdiger Mineralität wie eine jüngere Version des 71ers – WT94. Erstaunlich schön war 2008 auf der großen Vertikale Lynch Bages mit einer faszinierenden Bittermandelnase, am Gaumen recht füllig und kräftig, in dieser Form ist da keine Eile geboten - 91/100. Gut 40mal habe ich den Mouton Rothschild in den letzten 14 Jahren mit allergrößtem Vergnügen aus praktisch allen Flaschenformaten getrunken. Und dann kamen plötzlich ab Herbst 2007 mehrere Flaschen auf den Tisch, die eher wie der 85er in der zweiten Phase seines Weinlebens schmeckten. Wiederum ganz plötzlich, praktisch ohne Vorwarnung. So z.B. 2007 an einem November-Wochenende. Blind bekamen wir den Mouton vorgesetzt. Klar, wir waren sofort bei einem Wein vom linken Ufer und landeten auch schnell in Pauillac. Die Nase war typisch und recht schön. Aber am Gaumen spielte sich gar nichts ab, der Mouton war kurz und wirkte fast etwas gezehrt. Von den bis zu 94/100, die ich da häufig im Glas hatte, blieben mit gutem Willen noch mal gerade 88/100 übrig. Der „Traumwein, den man jetzt schon mal ein bisschen probieren sollte“(O-Ton René Gabriel und fortlaufend so von diversen Auktionshäusern zitiert), ist wohl eher ein Traumwein, den man besser schon ausgetrunken haben sollte. So kam dieser Mouton auch 2009 mit 91/100 ins Glas und baute dann immer weiter ab. Zuletzt 2013 mehrfach, auch auf der Mouton-Vertikale im Balm, ganz schön dürr und fruchtlos, Blumenerde, wird im Glas immer bittrer und übler – 86/100. Nur die dichte, immer noch jung erscheinende Farbe irritiert. Ob es hier doch noch ein zweites Leben gibt? 2017 aus der Magnum war er aus der Versenkung zurück und zeigt sich als feiner, klassischer Mouton mit der typischen Aromatik und sicher noch etlichen Jahren Zukunft – WT93. Auch 2019 wieder voll da, aber als erwachsener, klassischer Mouton mit Cassis, viel Minze, Sattelleder und der Bleistift-Mineralität – WT94. Perfekt gereift, elegant und verführerisch 2022 mit der klassischen Aromatik aus Cassis, Minze, Sattelleder und Bleistift Mineralität – WT94. Ziemlich dünn und eher enttäuschend schon in den 90ern der Second Vin de Mouton, der inzwischen sicher das Zeitliche gesegnet hat. Pichon Baron hatte ich in seiner Fruchtphase in den Neunzigern mehrfach mit 90/100 im Glas. Müsste aufgrund seiner recht kräftigen Statur noch trinkbar sein. Weniger kräftig, aber ein feiner Schmeichler war bis 2002 mehrfach mit konstant 88/100 die Pichon Comtesse.

Beychevelle war 1997 ein sehr gefälliger, braver Wein – 87/100. Ducru Beaucaillou hatte 2006 in der großen Ducruprobe eine klassische, leicht erdige Nase, war am Gaumen eher etwas säuerlich – 86/100. Gruaud Larose war 2009 auf der Gruaud-Vertikale ein gefälliger Simpel, etwas stumpf und langweilig, entwickelte sich aber auf niedrigem Niveau gut im Glas - 86/100. Ähnlich 2014 mit grüner Parika-Nase und charmefreiem Gaumen – WT86. Leoville las Cases war 2010 grasig grün mit reichlich Paprika statt Frucht – 80/100.

Cantemerle habe ich nur einmal, 1998 auf einem Lufthansaflug, im Glas gehabt. Das war damals ein unkomplizierter, fruchtiger, aber doch ziemlich eindimensionaler Wein – 85/100. Eher leichtgewichtig 1999 ein Lanessan – 84/100.

Gut entwickelt hat sich Margaux. 2007 war das ein sehr feiner, eleganter Wein mit delikater, rotbeeriger Frucht und schöner Länge am Gaumen. Erinnerte im Stil an 1979 - 92/100. Zuletzt 2009 kam er sehr überzeugend ins Glas, baute dann aber rasch ab und fiel unter die 90/100. Palmer war zuletzt 2007 kein schlechter Wein, zeigte aber deutlich die Problematik dieses Jahrgangs. Wenn die feine Frucht verschwindet, bleibt ein massives Gerippe aus Tannin. So zeigte sich dieser Palmer durchaus ansprechend mit sehr viel Kraft und Länge, aber ohne die Eleganz und Finesse, die einen großen Margaux und Palmer auszeichnet - 87/100.

Domaine de Chevalier war 2003 ein aromatischer, feiner Schmeichler – 89/100. Könnte ebenso immer ein preiswerter Genusstipp sein wie der zuletzt 2002 getrunkene, noch etwas kräftigere Haut Bailly – 90/100. Genial schön zu trinken war Haut Brion in der Fruchtphase, wo ich ihn gut zehnmal mit konstant 93/100 im Glas hatte. 2006 auf der großen Haut Brion Probe aus der Imperiale war er sehr jung und aromatisch, eher schlank und delikat wirkend, aber sicher derzeit nicht in der besten Phase - 88+/100. 2016 sehr fein, sehr mineralisch, Cigarbox, Tabak, Cassis, Minze und sogar ein Hauch Eukalyptus. Erinnert mich mit seiner wunderbaren, stimmigen Aromatik an den großen 79er. In dieser Form locker WT94. 2023 war das immer noch ein feiner, eleganter, altersfreier Haut Brion – WT93. Malartic Lagravière war 2007 im Wiin Kööv ein unkomplizierter Wein, eher auf der leichteren Seite mit feinem Schokoton. As der 1tel wahrscheinlich kein Genuss mehr, mit Magnum-Bonus immer noch - 84/100. La Mission hatte ich von 1996 bis 2006 gut 12mal mit konstant 90/100 als sehr feinen Wein im Glas. Zuletzt 2009 schwächelte er aber deutlich und scheint auf dem Abstieg – 87/100. 2011 Sehr fein und elegant mit schöner Frucht, Leder, Zedernholz, Tabak und Cigarbox, dazu ein Hauch Eukalyptus. Ein eher kleiner La Mission, der zumindest aus Normalflaschen rasch getrunken gehört – 89/100. Zuletzt 2012 ehr gefällig die Nase, wenn da nur dieser grausige Gaumen nicht wäre, wird mit Luft etwas besser – 85/100. Ziemlich schwach mit grünen Tanninen und vegetabilen Noten 1998 ein Olivier – 79/100. La Tour Haut Brion überzeugte 2018 mit guter Frucht, Frische, Cigarbox und guter Struktur - WT93.

Sehr gut gelungen ist der inzwischen vollreife, seit 1996 gut 20mal getrunkene Angelus, 2006 Traumstoff mit druckvoller Aromatik – 93/100. Zuletzt 2011 in Farbe und Anmutung immer noch jugendlich, geniale Nase, rauchig, fleischig, kräftig, nur im etwas kurzen Abgang merkt man dann halt doch den 93er – 93/100. Cheval Blanc startete 2008 auf René Gabriels großer Cheval-Probe ziemlich verhalten, um dann plötzlich im Glas förmlich zu explodieren. Wurde exotisch-üppig, ziemlich süß, und hätte in dieser Form auch aus Spanien kommen können. Trank sich recht gut, hatte aber mit Cheval Blanc nicht viel zu tun – 88/100. Pavie Macquin zeigte 2007 in der Braui eine sehr gute Struktur, feiner Schmelz, gute Frucht, gutes Standvermögen, ein feiner Wein - 89/100. Sehr gut gefiel mir 1999 bei Pierre Gagnaire in Paris ein Tertre Rotebouf, der eine opulente, süße Frucht, aber auch eine gute Struktur zeigte – 92/100. Viel Geduld habe ich bei Troplong Mondot gebraucht. Der zeigte bis 2002 neben sehr dichter Farbe und Waldbeeren mit schwarzem Pfeffer vor allem sehr bissige Tannine. Ich habe ihn bis 2007 nicht mehr angerührt. Plötzlich waren da, auch 2008 wieder, pfeffrige, beerige Frucht, Röstaromen, Kaffee, Mokka, die Tannine weicher, schöne Länge am Gaumen – 92/100. 2012 immernoch sehr junge Farbe, sperrige Tannine, sang nicht richtig, trocknet der aus? - 89/100. 2014 nur noch störrischer Paprikasaft – WT83. Bei Valandraud irritierte schon 1996 bei aller Schokolade und Röstaromatik eine grasig-grüne Note am Gaumen. Zuletzt 2010 tiefe, junge Farbe, in der Nase viel Brett, leider nicht mehr das frühere, sensationelle, von jugendlicher Röstaromatik geprägte Bouquet, jetzt dominierten die etwas ruppigen Resttannine. Am Gaumen wirkte der Valandraud zwar kräftig und fleischig, aber auch etwas hohl, mit grasig-grünen Tönen, mit Paprika und Pepperoni. Die Nase wurde mit der Zeit etwas besser, der Gaumen blieb enttäuschend, wo ist der schokoladige Schmelz geblieben? Ein typischer 93er, der langsam austrocknet – 88/100. Der gefälligere Virginie gefiel mir 1998 fast besser – 89/100.

Sehr gut und mit viel generösem Schmelz trank sich 2000 der Clinet – 90/100. Mehrfach habe ich mich in 97, 98 und 2000 an l´Eglise Clinet versucht, der stets mit einer dichten Farbe lockte. Doch harsche, unreife Tannine überlagerten stets die verhaltene Frucht. Beim letzten Versuch kamen da noch gerade 84/100 ins Glas. L´Evangile war in seiner Fruchtphase ein sehr zugänglicher Schmeichler auf 90/100 Niveau. Danach ging es stetig bergab und zuletzt 2009 war der Spaß noch verhaltener mit zunehmend grünen und bitteren Tönen - 86/100. Vielversprechend 2010 die klassische Merlot-Nase des Gazin, doch der Gaumen wirkte eher dünn und langweilig, als ob jemand zuviel Wasser in die Trinkschokolade geschüttet hätte – 83/100. Hat seine Zukunft hinter sich. Lafleur wirkte 2010 reif und auf dem Punkt, ein offener, wunderschön zu trinkender Lafleur mit der typischen, kräuterigen Note, sehr zugänglich, aber ohne den Biß großer Lafleurs, dürfte sich auf diesem Niveau noch länger halten, aber nicht mehr zulegen - 92/100. Hatte 2022 deutlich zugelegt und war immer noch so jung mit guter Zukunft - WT93+. Le Pin war 2010 sehr fein und fruchtig mit einer Yogurette-Himbeernase, am Gaumen recht schlank – 88/100. Petrus war 2008 in der großen Petrus-Probe der Ungers war er mit sehr dichter Farbe am Gaumen weich, zugänglich und mit betörender Aromatik - 94/100. Zuletzt 2013, 2014 und 2015 mehrfach noch sehr jung mit dichtem Purpurrot. Superbe Struktur, konzentrierte, rotbeerige Frucht, immer noch mächtige Tannine, sehr mineralisch mit Eisen, Bitterschokolade mit sehr hohem Kakaoanteil, aber auch mit zunehmend süßem Schmelz – WT95+. Hatte 2016 aus meiner bisher besten Flasche weiter zugelegt – WT96+. 2018 absolut stimmig und ausgeglichen, sehr finessig, zeigte geniale, rotbeerige Frucht und Fülle, dazu feinen Schmelz. Ein Musterbeispiel für einen großartigen Petrus aus kleinem Jahr, der mit sehr guter Struktur und immer noch guten Tanninen noch lange nicht am Ende ist - WT96. Kaufen würde ich derzeit noch Trotanoy, den ich leider seit 1998(damals mehrfach sehr überzeugend mit guter Struktur, konstant 92/100) nicht mehr im Glas hatte. Vieux Chateau Certan war 2005 auf der großen Vieux-Probe bei Lafer auf der Stromburg ganz nett mit einer metallisch wirkenden Nase, florale Aromen, mehr Tannin als Frucht, da fehlt einfach das Gleichgewicht. Ist sicher langlebig, wird sich aber nicht mehr verbessern - 86/100.

Gute trockene Weißweine gab es aus Bordeaux.

Carbonnieux Blanc hat mir in der zweiten Hälfte der Neunziger mehrfach auf 90/100 Niveau gut gefallen, dürfte aber wohl mittlerweile zu alt sein. Ein feiner, dezenter Wein der leisen Töne war Fieuzal. Zwölfmal bis zur letzten, immer noch altersfreien Flasche 2002 konstant mit 90/100 getrunken. Sicher immer noch gut trinkbar ist der kräftige Haut Brion Blanc, den ich nur einmal, 1997, noch viel zu jung mit 90+/100 im Glas hatte. Ziemlich simpel und eindimensional 1998 ein Olivier Blanc – 81/100. Nie groß war Pavillon Blanc, hält sich aber auf bescheidenem Niveau. So hatte auf René Gabriels großer Margaux-Probe 2007 die erste Flasche wenig Frucht, dafür um so mehr leimige und faulige Töne, nicht mein Ding. Deutlich besser ein Glas aus der zweiten Flasche, frisch, fruchtig, vanillig, nicht sehr komplex - 86/100.

Den Sauternes hat es 1993 schlichtweg die Ernte verregnet. Da ist nicht viel Brauchbares dabei.

D´Yquem war Weihnachten 2007 in Pontresina ein eher kleiner, aber sehr feiner d´Yquem von der etwas leichteren Sorte. Dafür perfekt balanciert, fast schwerelos schön, einfach ein Gedicht mit nicht zu starker Süße, harmonischer Säure, dezenter Bitternote und Bienenwachstönen - 93/100.

Der zu Anfang krass unterschätzte Jahrgang 1993 gilt inzwischen trotz eher schwieriger Witterungsbedingungen als sehr gutes Jahr für Rote Burgunder. Die Weine haben sich sehr gut entwickelt, und die besten haben noch Potential für lange Jahre.

Ansprechend und gefällig 1997 ein Clos Vougeot der Domaine Bertagna – 88/100. Extrem vielversprechend 2007 die kraftvolle, ausdrucksstarke Nase des La Tâche von DRC, der Gaumen dieses sehr gut strukturierten Burgunders kam da nicht ganz mit. Zu präsent noch die etwas sperrigen Tannine. Ein Langstreckenläufer, der noch für manche Überraschung gut ist - 92+/100. Nur einmal, 1997, habe ich den Clos de la Roche von Dujac getrunken. Der hatte eine faszinierende Nase, aber irritierend harte Tannine und viel Säure – 86/100. Der Chambertin Clos de Bèze von Faiveley brauchte 2015 sehr viel Luft, und wurde dann immer schöner und eleganter, ein Langstreckenläufer - WT93. So auch 2016 wieder, zeigte aber deutliches Potential – WT93+. Mit seiner enormen Kraft, dem Druck, der Fülle und der Länge war der Corton Clos des Cortons von Faiveley 2016 so ein richtiger Burgunder für Bordeaux-Trinker. Baute enorm im Glas aus und zeigte erste Süße, aber da kommt noch mehr – WT95+. Noch so jung mit herrlicher Frucht, enormem Tiefgang und stabilem Tanningerüst 2015 aus der Magnum der Nuits St. Georges Clos de la Maréchale von Faiveley – WT93. 2013 immer noch so frisch, jung und sehr nachhaltig der Aloxe Corton 1er Cru Les Vercots von Franck Follin-Arbelet – WT91. Gewaltiges Potential zeigte 2017 der sehr druckvolle, kräftige und trotz 24 Jahren immer noch so jugendliche Gevrey Chambertin Lavaux St. Jacques von Jadot - WT95. Platt war 2013 ein Rully von Jadot – WT70. Voll auf dem Punkt 2011 der Griottes Chambertin von Dominique Laurent, sehr weich, sehr elegant, sehr feinduftig, deutlich älter und reifer wirkend – 94/100. Der sehr druckvolle, kräftige, junge Echezeaux von Louis Latour brauchte gut 2 Std. in der Karaffe, um halbwegs alles zu zeigen – WT94. Elegant, frisch mit einfach traumhafter Frucht 2019 ein noch geradezu jugendlicher Corton mit guter Struktur und Fülle von Maison Louis Latour – WT94+. Der Clos Vougeot von Meo-Camuzet war 2015 Burgund vom Feinsten mit herrlicher, präziser Frucht, perfekter Struktur und unendlicher Eleganz. Da merkt man, dass er bei Jayer gelernt hat - WT96. Auch 2023 war das ein immer noch so jugendlicher, perfekt balancierter, eleganter Traum mit Potential für lange Jahre – WT96. Ein durchaus charmanter Kraftbolzen war 2019 der etwas rustikale, enorm kräftige, dichte, tiefgründige und würzige Echezeaux von Moillard-Grivot – WT94. Ein Chambolle Musigny Les Fuées von Mugnier war 2009 völlig daneben mit kloakiger Nase. Kräftig und noch voll da 2016 ein Corton Bressandes von Nudant – WT92. Großartig 2012 zwei Flaschen Chambertin von Armand Rousseau. Nur die Farbe mit leichten Brauntönen zeigte erste Reife an. Ein großer, nobler, aristokratischer Wein, sehr komplex die Nase mit feinem Spiel roter und dunkler Früchte, mit einem Hauch von Kräutern und Lakritz und einem großen Strauch getrockneter Rosen, am Gaumen die leicht barocke Fülle eines großen Chambertin, aber mit unglaublicher Finesse und Eleganz, und natürlich mit begeisternder Länge – WT95. Noch so jung war 2016 der großartige Latricières-Chambertin von Trapet, der mit burgundischer Pracht und Fülle verwöhnte – WT95.

Die Weißen Burgunder kamen in 1993 mit der Qualität der Roten nicht mit und waren in der Jugend eher etwas karg und kompakt. Gerade deshalb gibt es aber aus dieser noch Vor-Premox Zeit, in der die Weine lange altern konnten, noch einige, sehr gelungene und langlebige Weine.

Ein Le Montrachet von Amiot-Bonfils war 1998 ein gewaltiges Konzentrat mit viel Potential, das nahch weiterer Lagerung schrie – 92+/100. Sehr frisch und mineralisch 1998 ein Corton Charlemagne von Bonneau du Matray – 90/100. Absolut sensationell und schlichtweg perfekt war 2015 der Corton Charlemagne von Coche-Dury. Immer noch so frisch, so unglaublich kräftig mit messerscharfer Präzision und gewaltiger Struktur, so mineralisch mit immer noch knackiger Säure, ein Wein, der sprachlos machte – WT99. Der Chassagne-Montrachet 1er Cru Les Chaumées von Michel Colin-Deleger hatte 2018 eine reife Farbe, dezente Fülle, feinen, nussigen Schmelz und eine angenehme Herbe – WT89. Sehr angetan war ich 1999 von Meursault Clos de la Barre von Comte Lafon, der seinerzeit noch sehr jugendlich, dicht und kräftig war – 93/100. Auf hohem Niveau war er dem noch etwas dichteren, verschlosseneren Meursault Perrières des gleichen Erzeugers überlegen – 92/100. Beide Weine könnten aus guter Lagerung noch eine Suche wert sein. Ein Bienvenue Batard Montrachet von Leflaive war 2007 ein sehr kräftiger Wein, wirkte schon verdammt gezehrt mit oxidativen Noten und wenig verbliebener Frucht. Im Glas baute er etwas aus, es kamen Noten von Anis und Lakritz, das Oxidative verschwand etwas, die Strenge aber blieb - 89/100. Der Chevalier Montrachet der Domaine d´Auvenay (Leroy) zeigte 2014 und 2015 enorme Kraft, intensive Mineralität, Tiefgang und Länge, aber auch eine wunderbare Ausgeglichenheit und Eleganz, wirkte immer noch taufrisch – WT96. Criots-Batard-Montrachet von der Domaine Leroy war 2013 immer noch frisch und jung wirkend, sehr mineralisch, unglaublich präzise, schlank im positiven Sinne, aber sehr druckvoll, so eine Art großer Dönnhoff aus Burgund. Eine gewisse Affinität zu einem großen Riesling konnte dieser beeindruckende Wein nicht verbergen – WT96. Ein Bienvenue Batard Montrachet von Ramonet war 2007 ein sehr kräftiger, spannender, vielschichtiger Wein mit irrer Länge am Gaumen. Wirkte noch sehr jung mit viel Potential für etliche Jahre - 95/100. Der Batard Montrachet von Ramonet wirkte 1993 sehr verhalten, fast etwas schüchtern, die mineralische Nase frisch mit grünem Apfel und feiner Kräuternote, am Gaumen eine massive, etwas stahlige Säure, immer noch recht jung und stückweit verschlossen wirkend – 91+/100. Der Le Montrachet von Ramonet hatte 2001 zwar eine sensationelle, explosive Nase, war aber am Gaumen zugenagelt und ging sogar im Glas wieder zu. 2006 war eine der beiden Flaschen oxidiert und praktisch untrinkbar. Die andere war ein rassiger, fruchtiger Wein, knackig frisch mit fast etwas zuviel Säure. Letztere könnte ihm aber durchaus ein längeres Leben bescheren - 93/100. Wohl in guten Flaschen ein Langstreckenläufer, ganz im Gegensatz zum Le Montrachet von Remoissonet, der 1997 zu kalifornisch fett und alkoholisch wirkte, und dem die Finesse völlig abging – 92/100. Der Batard Montrachet von Sauzet war 2023 sehr kräftig und nachhaltig, aber auch noch erstaunlich frisch mit guter Säure und zeigte feinen, nussigen Schmelz. Hat sich seit seiner Jugend, in der er wohl eher etwas karg war, fantastisch entwickelt und dürfte sich bei guter Lagerung auf dem heutigen, hohen Niveau durchaus noch länger halten – WT97. Für deutlich älter hatte ich 2001 in einer Probe den Le Montrachet von Baron Thénard gehalten, der nicht nur in der Farbe schon sehr reif war – 91/100.

Schwieriges Jahr an der Rhone.

Nur einmal, 1997 auf dem Weinforum in Arosa hatte ich den damals ziemlich nichtssagenden, säurebetonten Côte Rotie La Mordorée von Chapoutier getrunken 85/100. Kam 2016 mit einer gehörigen Portion Muff ins Glas, aber das gab sich rasch. Irre, wie der sich entwickelte. Ledrig, dunkle Frucht, etwas Unterholz, erdige Mineralität, viele Kräuter, gute Säure, erstaunlich kräftig im Abgang. Da waren locker mindestens WT91 im Glas. Auf dem Punkt habe ich 1996/7 mehrfach La Mouline und La Turque von Guigal erwischt, die auf etwas niedrigerem Niveau und inzwischen ohne die grünen Töne des kleineren Jahres einen immensen Spaß machten, beide konstant – 92/100. Gehören sicher bald getrunken. La Landonne von Guigal. zeigte sich 2009 noch erstaunlich kräftig mit dunklen Früchten, schwarzen Oliven und viel Kräutern, natürlich mit der Landonne-typischen Rustikalität und dem etwas spröden Charme – 90/100.

Der Hermitage Blanc Chante-Alouette von Chapoutier kam 2008 gerade zögerlich ein erstes Stückweit aus dem Schneckenhaus heraus, in das sich weiße Rhoneweine wenige Jahre nach der Ernte für ein gutes Jahrzehnt verziehen. Die Nase teilten sich florale Noten und ein deutlicher Petrolton. Am Gaumen war der Wein mineralisch und staubtrocken mit viel Kraft, aber auch mit einer etwas monolithischen Rustikalität, baute enorm im Glas aus - 91/100.

Guter Jahrgang im Elsass.

Ein Riesling Cuvée Frederic Emile von Trimbach hatte 1997 auf einem Trimbach-Dinner im Hummerstübchen eine reife, füllig wirkende Nase mit Apfel- und Zitronentönen, am Gaumen mineralisch, sehr kräftige Säure, erst am Anfang - 90/100. Ein Tokay Pinot Gris Reserve Personelle von Trimbach war auf diesem Event ein sehr schöner Grauburgunder mit schöner, dienender Restsüße, gut zu frech gewürzten Speisen - 86/100. Schlichtweg atemberaubend 2018 der Riesling Clos St. Urbain Rangen de Thann von Zind-Humbrecht. Nur die brillante Cognacfarbe zeigte ein gewisses Alter. In der Nase und am Gaumen war das ein frisches, druckvolles Monument mit geradezu explosiver Aromatik. Getrocknete Aprikosen, Karamell, viel Minze und vor allem auch Eukalyptus, cremige Textur und gewaltige Länge, wie ein hypothetischer, weißer Martha´s Vineyard, dabei so unglaublich stimmig – WT97. Ein Tokaji-Pinot Gris Clos St. Urbain Rangen SGN von Zind Humbrecht hatte 2007 eine dunkle, aber brilliante Farbe wie Coca Cola und eine Viskosität wie Motoröl, wirkte aber kein bisschen klebrig. Ein großer Süßwein mit sehr reifer Säure, viel Karamell, dunklem Toffee und Crème Brulée. Irre lang am Gaumen, ein Weltklasse-Süßwein - 97/100.

Immer noch recht bissig und ungenerös war 1998 ein Domaine de Trevallon – 87+/100.

Trotz schwierigen Wetters zu Beginn der Ernteperiode ein meist erfolgreicher Jahrgang für deutsche Weine, insbesondere im edelsüßen Bereich.

Sehr gut hat mir mehrfach die Eitelsbacher Karthäuserhofberger Auslese #30 von Tyrell gefallen, die sich zuletzt 2002 sehr harmonisch und rund präsentierte – 92/100. Die Eitelsbacher Karthäuserhofberg Riesling Auslese Goldkapsel war 2010 aus der Magnum so taufrisch und jung. Saftig, traubig, sehr elegant, mit glockenklarer Frucht und feinem Cassiston, durch die gute Säure perfektes Süße-/Säurespiel, mineralisch, sehr harmonisch und mit gewaltiger Länge – 94/100. Ausgetrunken habe ich leider schon 1999 meine letzte von 6 Flaschen des Eitelsbacher Karthäuserhofberg Eisweins, einem einfach unwiderstehlichen Fruchtkonzentrat mit toller Säure – 95/100. Sicher immer noch ein Hochgenuss. Mit großer Begeisterung habe ich von 95 bis 97 auch die gesamte Palette der Brauneberger Juffer Sonnenuhr von Fritz Haag rauf und runter getrunken. Die waren jung einfach umwerfend gut, sollten aber zumindest von der Auslese an immer noch jede Suche wert sein. Zuletzt war 2009 aus der Magnum die Brauneberger Juffer Sonnenuhr Auslese #10 bei aller Finesse, Leichtigkeit und Frische war dieser Wein für einen Haag erstaunlich fett und füllig mit deutlicher Boytritis – 90/100. Die Brauneberger Juffer Sonnenuhr Auslese #12 dagegen wirkte 2009 immer noch frisch und filigran mit guter Säure, aber auch deutlicher Boytritis und Fülle – 93/100. Süßwein vom Allerfeinsten 2001 mit perfektem Süße-/Säure Spiel 2001 eine Trittenheimer Apotheke BA von Grans Fassian – 95/100. Der im Vergleich getrunkene Eiswein des Gutes war mir dagegen fast zu fett – 94/100. Der Oberemmeler Hütte Riesling Spätlese Versteigerungswein vom Weingut von Hövel gefiel mir sowohl in seiner rassigen, fruchtigen Jungweinphase sehr gut als auch zuletzt 2002 gereifter – 92/100. Viel zu früh(?) habe ich meine 12 Flaschen Wehlener Sonnenuhr Spätlese von JJ Prüm 1997/8 ausgetrunken, der war einfach dekadent lecker. 2013 reife, gelbe Früchte, immer noch gute Säure und feiner, süßer Schmelz, aber schwächelte auf hohem Niveau schon leicht – WT88. Dickflüssig kam 2006 auf der großen Prüm-Probe die Wehlener Sonnenuhr Goldkapsel Versteigerungsauslese ins Glas und weckte hohe Erwartungen, die ohne Kork sicherlich erfüllt worden wären. Die normale Wehlener Sonnenuhr Goldkapsel Auslese hatte 2009 eine intensive, mineralische Petrolnase, Honigtöne, deutliche Boytritis, feine Süße, am Gaumen komplex, füllig und lang – 93/100. Zeigte sich 2017 deutlich frischer und finessiger – WT95. Erstaunlich reif 2013 die Wehlener Sonnenuhr Auslese Lange Goldkapsel von JJ Prüm. Tiefes, schon ins Güldene gehendes Goldgelb, in der Nase Früchtebrot, Kräuter, reife, gelbe Früchte, Cassis und immer mehr Honignoten, am Gaumen weich mit cremiger Textur, deutlicher Süße, aber wenig spürbarer Säure, lang im Abgang – 95/100. Die Zeltinger Sonnenuhr Auslese hatte ich 2008 im Parkhotel Weggis um Klassen besser, als das, was mir da als wahrscheinlich misshandelte Flasche nur Wochen vorher bei Krautkrämer serviert worden war. Einfach ein traumhaft balanciertes, schwerelos-elegantes Elixier, sehr unaufdringlich mit feinem Süße-/Säurespiel – 93/100. Deutlich reifer 2013, auch in der Farbe, dazu mit einem guten Schuss Möbelpolitur in der Nase – WT85. Reif, breit, Boytritis-geprägt mit deutlicher Honignase und wenig Zukunft 1998 eine Brauneberger Juffer Auslese von Karp-Schreiber. Auch die säurearme Brauneberger Juffer SonnenuhrAuslese dieses Erzeugers schien wenig Zukunft zu haben. Eine Scharzhofberger Spätlese des Weingutes Reichsgraf von Kesselstatt wirkte 2009 schon eher halbtrocken mit frischer Ananas, knackiger Säure und guter Mineralität - 91/100. Ein Maximin Grünhäuser Herrenberg Eiswein hatte 1998 für einen Eiswein erheblich zuviel Boytritis, zuwenig Säure, da fehlt einfach das frische, ungestüme, das junge Eisweine sonst auszeichnet – 88/100. Sehr frisch mit knackiger Säure war 2010 auf Sylt ein Scharzhofberger Kabinett von Egon Müller, die Süße nicht mehr spürbar. Mit seiner zitronigen Frucht und mit viel Hollunder und Waldmeister war das eher ein Sauvignon Blanc als ein Riesling – 87/100. Ein Wahnsinnsteil mit irrer Konzentration und Länge, massiver Säure, aber auch Boytritis war 1997 ein Serriger Schloß Saarstein Riesling Eiswein Versteigerung - 98/100. Schon sehr gereift präsentierte sich 2008 in unserer Weihnachts Best Bottle die Graacher Domprobst BA von Willi Schäfer, die ich aus früheren Begegnungen deutlich frischer in Erinnerung hatte. Blind hatte ich auf einen deutlich älteren Wein getippt, wie ihn die kräftige, goldgelbe Farbe und die mit reichlich Petrol versehene, reife Nase auch andeuteten. Am Gaumen hatte diese BA viel Gewicht und Fülle, deutliche Süße, aber durch die stabile Säure auch ein schönes Süße-/Säurespiel - 94/100. Die Brauneberger Juffer Auslese von Ludwig Thanisch war 2013 in der Vogelkoje ein herrlich traubig-fruchtiger, balancierter, animierender Wein mit knackiger Säure und superbem Trinkfluss, die Süße kaum spürbar – WT93.

Großartig 2012 der sehr feine, fruchtige Nonnenberg von Breuer, sehr mineralisch mit präziser Struktur, ein Wein mit Rasse und Klasse – 95/100. Etwas dichter, fruchtiger, fülliger und süßer 2012 der ebenfalls hochkarätige Schlossberg von Breuer – 94/100. Beides zeitlose, praktisch altersfreie Weine, die noch lange Jahre vor sich haben. Würde ich immer noch bedenkenlos nachkaufen. Immer noch recht jung wirkte 1999 eine Hochheimer Hölle Auslese trocken von Künstler, die sicher noch eine Suche wert ist. Selbst 2009 zeigte dieser gewaltige Wein erst nach einiger Zeit seine ganze Größe. Reife Säure, enorme Mineralität, feine Aprikose, nur ganz dezenter Petrolton, am Gaumen Kraft und Fülle, druckvolle Aromatik, aber mit bestechender Struktur und Präzision, hohe Mineralität auch im endlosen Abgang, deutliche Extraktsüße, ein sehr dichter, komplexer Wein, der erheblich jünger wirkt und sicher noch 10-15 Jahre vor sich hat – 95/100. 2012 wieder auf diesem Niveau. Dann noch mal 2014 immer noch so jung, so komplex, mit druckvoller Aromatik, Kraft und Fülle, aber auch mit bestechender Struktur und Präzision, sehr mineralisch, endloser Abgang und hohe Extraktsüße, brauchte enorm viel Zeit und Luft und baute immer mehr aus – 97/100. 2016 So komplex, mit druckvoller Aromatik, mit der Kraft und der Fülle der Lage Hölle, aber auch mit bestechender Struktur und Präzision, sehr mineralisch, endloser Abgang und hohe Extraktsüße, brauchte enorm viel Zeit und Luft und baute immer mehr aus – 97/100. 2020 glockenklar, sehr mineralisch und mit guter Statur dürfte diese Hölle noch einige Jahre vor sich haben – WT95. Zeigte 2022 zeigt die monumentale Kraft der Lage, soviel Spannung, wunderbare, pikante Frucht, immer noch gute Säure, erstaunliche Frische und beeindruckende Länge WT97. Ebenfalls von Künstler hatte 2009 eine Stielweg Riesling Spätlese trocken eine helle, klare, junge Farbe, fruchtige Fülle, immer noch mit präsente Säure, dadurch noch so jugendlich wirkend mit herrlicher, aromatischer Fülle, insgesamt sehr harmonisch und ausgeglichen mit wunderbarer Länge am Gaumen – 95/100. Die letzte meiner 12 Flaschen Kiedricher Gräfenberg Spätlese von Robert Weil 2008 war genauso schön wie die erste 1995 mit recht üppiger, exotischer Frucht, schon eher Auslese als Spätlese, konstant 92/100. Sehr gut auch immer noch 2005 die letzte meiner 12 Flaschen der trockenen Spätlese dieses Weines, immer noch ohne Alter – 91/100. Reif, rosinig und deutlich von Boytritis geprägt 2013 der Kiedricher Gräfenberg Eiswein von Robert Weil – WT95.

Floral 2012 die Nase der Bruderberg Spätlese trocken von Heyl zu Herrnsheim mit weißem Flieder, am Gaumen Fülle, Süße, Schmelz – 90/100. Der Hipping von St. Antony war 2017 grandioser, kräftiger, sehr mineralischer Stoff mit enormer Kraft und Länge, absolut trocken und Roter Hang pur – WT95.

Mehrfach, zuletzt 1999, eine sehr schöne Bacharacher Hahn Riesling Auslese Goldkapsel von Toni Jost mit reifer, exotischer Frucht und guter Säure – 91/100.

Sehr mineralisch mit deutlichem Bittermandelton 1999 eine Julius Echter Berg BA von Wirsching – 92/100.

Sehr gut gefiel mir 1999 bei Schorn der kräftige Spätburgunder J von Johner – 92/100. Überragend 2019 der Philippi Pinot Noir RR aus der Magnum, noch so unglaublich straff und jugendlich, präzise Struktur, puristische, kirschige Frucht und intensive Mineralität, dann kam immer mehr burgundische Pracht und Fülle dazu mit traumhafter Länge - WT96.

Guter Jahrgang in Österreich.

Ein Ried Steinertal Riesling Smaragd von Alzinger besaß 1993 die Petrolnase eines reifen Elsässer Riesling, wirkte erst sehr trocken und schlank, baute aber wunderschön im Glas aus und wurde fülliger, am Gaumen Zitrusaromen und eine feine Säure, die diesem grandiosen Wein noch ein längeres Leben garantiert - 93/100. Ein Grüner Veltliner Messwein Hans Denk von Bründlmayer war 2004 schon etwas über den Trinkhöhepunkt, aber immer noch gut zu trinken – 87/100. Ein Grüner Veltliner Kellerberg Smaragd von F.X. Pichler war 2009 2mal ein gewaltiger Wein war mit pfeffriger, druckvoller Aromatik, sehr komplex mit gewaltiger Fülle und mit noch genügend Potential für etliche Jahre - 94/100. Der Singerriedel Riesling Smaragd und der Honivogl Grüner Veltliner Smaragd von Hirtzberger haben mich schon 1995 auf dem Gut sehr überzeugt. Den Singerriedel habe ich danach noch mehrfach getrunken, zuletzt 2003 und 2004 aus zwei perfekten Magnums bei Jörg Müller – 95/100. 2015 sehr mineralisch, würzig, mit guter Säure immer noch eine erstaunliche Frische zeigend – WT93. Spannend fand ich 1997/8 auch die häufig getrunkenen Smaragde von Knoll. Gerne hätte ich jetzt aber noch mal die seinerzeit häufig getrunkene Loibener Loibenberg Grüner Veltliner Auslese im Glas, die jetzt sicher harmonisch trocken wirkt und ein großer, komplexer Wein sein könnte. Ein Grüner Veltliner Eiswein von Nigl hatte 2006 eine wunderbare, würzige Honignase, wirkte aber am Gaumen eher langweilig, etwas brandig und eindimensional - 87/100. Warum so ein herrlich balancierter Süßwein wie der Ruster Ausbruch von Triebaumer 13.5 % Alkohol haben muss, war mir 1997 unerklärlich - 91/100.

Sehr ausgewogen und elegant 2001 ein Cabernet Sauvignon von Fischer, einer meiner ersten, österreichischen Rotweine überhaupt – 88/100.

In Ialien galt der Jahrgang sowohl für Piemont als auch für die Toskana als gut.

Vigna l´Aparita vom Castello di Ama war 2003 auf Sylt ein kräftiger, etwas zugenagelter Wein mit immer noch viel Tannin - 89/100. 2010 aus der Magnum war er dann weich, schokoladig, reif mit viel süßem Schmelz – 93/100. Kraftvoll war 2014 der Il Caberlot mit eher dunkler Frucht, sehr dichter Farbe, wiederum sehr kräftig und leicht animalischer Nase – WT92. Erstaunlich gefällig und weich 1997 der Sito Moresco von Gaja – 87/100. Ein Prelato di Massanera hatte 2000 eine intensive Tabaknase, Tabaknase, schöne Frucht und gute Säure – 90/100. Taufrisch, fruchtig mit feinem Schmelz, einfach betörend und sexy, 2015 bei Jörg Müller der Ornellaia - WT94. Seit 1997 nicht mehr untergekommen ist mir der damals häufiger getrunkene Sassicaia, eine gefällige Variante, die mit den großen Sassis der Zeit vor 1991 nicht mit kam – 92/100. Auch Solaia konnte mich seinerzeit nicht überzeugen. Ein fruchtiger, feiner Wein, der heute sicher kaum noch Spaß macht, war häufiger 1997/8 ein Terrabianca Campaccio Riserva mit konstant 88/100.

Nicht sonderlich begeistert hat mich 1996 in Rom der teure Gaja&Rey Chardonnay – 87/100. Sehr überrascht hat mich 2011 der Terlan Chardonnay von der Cantina Terlan, den es gerade mal in 3041 Flaschen gibt. Unglaublich, mit welcher Frische die da einen gewaltigen Extrakt und viel Kraft mit bescheidenen 12,5% Alkohol zustande gebracht haben. Nur der etwas schwachbrüstige Abgang verhindert mehr als 93/100.

Sehr uneinheitlich war der Jahrgang in Spanien

L´Ermita von Alvaro Palacios hatte 2005 immer noch eine dichte, junge Farbe, intensive Frucht, Cassis pur, Kirsche, sehr präsente Tannine, viel Säure - 93/100. 2013 in erster Trinkreife, enorm kraftvoll mit wunderbarer Frucht, Kräutern und lakritziger Note, am Gaumen dicht und lang mit immer noch intaktem Tanningerüst, da besteht keinerlei Eile – WT94. 2016 aus der Magnum zeigte er sich in voller Größe, geradezu aristokratisch mit traumhafter, präziser, rotbeeriger Frucht, mit großartiger Struktur, irrem, aromatischem Druck und gewaltiger Länge, ein echtes Monument - WT97. 

Chateau Musar aus dem Libanon war 2023 aus der Magnum ein lebhafter, animierender Wein, jugendlich frisch und in erster, perfekter Reife zugleich zeigte der einen großen Spannungsbogen roter Früchte. Zu immer mehr Kirsche kamen Erdbeere, etwas Himbeere und rote Johannisbeere. So super elegant zeigte der Musar deutliche, burgundische Konturen, war aber auch sehr nachhaltig mit schier endlosem Abgang und war dabei sehr balanciert mit guter Säure. Dürfte noch ein langes Leben haben - WT96.

Guter Kalifornienjahrgang mit frischeren, fruchtigeren Weinen als in den Hammerjahren davor und danach.

Dreimal hatte ich zwischen 1998 und 2003 den sehr gut gelungenen, klassischen Abreu Madrona mit konstant 95/100 im Glas. 2016 war der immer noch so frisch mit traumhafter Frucht – WT94. Meine letzte Flasche 2020 war immer noch so frisch und balanciert – WT95. Beaulieu Cabernet Sauvignon Private Reserve George de Latour war 1997 nett, fruchtig und gefällig – 89/100. Der häufig aus diversen Flaschengrößen getrunkene Beringer Cabernet Sauvignon Private Reserve zeigte sich 2008 trotz immer noch dichter, junger Farbe gut gereift mit viel Volumen und schöner Eukalyptusnote – 93/100. 2012 eine schon sehr reife Flasche – WT92. Aber auch eine wunderbare, altersfreie Magnum, ein sehr feines, fruchtiges, elegantes Bordeaux-Cuvée – WT94. Und noch frischer 2017 aus einer DM – WT94. Beringer Chabot wirkte 2003 sehr verhalten – 90/100. Doch der hat sich fantastisch gemacht hat mit süßer, aber präziser Frucht, mit Minze, Eukalyptus und einer deutlichen Rosmarin-Note, auch am Gaumen sowohl Süße als auch Präzision und eine gute Struktur, so hatten wir ihn 2012 im Glas – 95/100. Bis 2001 habe ich häufig den Beringer Cabernet Rhine House Selection getrunken, den ich mehrfach mit bis zu 94/100 im Glas hatte. Zuletzt 2012 zeigte er sich sehr fein, sehr elegant mit fast filigraner Frucht, ging blind auch als gut gereifter Bordeaux durch – 92/100. Ein Buena Vista Cabernet Sauvignon Grand Reserve war 1997 zugänglich, fruchtig, aber auch etwas eindimensional und für den schnellen Verzehr – 88/100. Gut gefallen auf 90/100 Niveau hat mir in den 90ern stets Caymus, der sicher immer noch gut trinkbar ist. Sehr jung und vibrierend 2012 noch der Colgin Herb Lamb. Sehr dichte, undurchsichtige Farbe, explosive Nase mit viel Cassis, Minze, Eukalyptus und Valrhona, am Gaumen enorm kräftig und dicht, aber auch mit süßem, kräuterigem Schmelz. Faszinierend dabei, wie solch ein gewaltiges Geschoß nicht im eigenen Aromenoverkill ertrinkt, sondern das alles mit erstaunlicher Harmonie und Frische rüberbringt – 95/100. Deutlich feiner und harmonischer als die Hämmer der Jahre davor und danach 2009 ein Dalla Valle Cabernet, der immer noch recht jung wirkte – 93/100. Der war 2019 immer noch altersfrei, wunderbare, dunkle Frucht in Bitterschokolade, elegant und weich am Gaumen, reife, aber intakte Tannine - WT94. Der Dunn Howell Mountain war 2019 puristischer Cabernet, einfach zeitlos und immer noch jung, präzise Kirschfrucht, salzige Mineralität, Apotheker-Lakritze und präsente, aber reife Tannine - WT95. Sehr bissige Tannine zeigte 1998 ein Forman Cabernet Sauvignon, der jetzt gut trinkbar sein müsste. Mehrfach habe ich zwischen 1998 und 2002 Harlan mit konstant 93-94/100 im Glas gehabt. 2007 in Weggis meine mit Abstand beste Flasche, inzwischen deutlich reifer, aber immer noch mit wunderbarer Frucht und schöner Süße, ein großer, balancierter Wein, der wieder einen idealen Spagat zwischen Alter und Neuer Welt hinbekam. Lang am Gaumen und mit Potential für viele Jahre - 97/100. Anfang 2014 aus eigenen Beständen und danach auf der großen Harlan Vertikale so mineralisch, so druckvoll und wiederum mit perfekter Struktur und Balance – WT97. Mit dem großen 91er kam der Heitz Trailside nie mit, trotz ähnlicher Machart, zuletzt 2003 Eukalytus, Minze und viel Kraft – 91/100. Der Heitz Bella Oaks hatte 2010 Kraft, Dichte, Minze, so eine tolle Struktur, wie aus einem Stück gemeißelt, einfach grandios mit immer noch dichter, junger Farbe und noch enormem Potential – 95/100. Der La Jota 12th Anniversary Cabernet Sauvignon, bis zur Jahrtausendwende ein Mörderteil mit süßer, üppiger Frucht auf 96/100 Niveau, danach für ein paar Jahre in der Versenkung verschwunden und nur wenig Genuss, ist inzwischen(2009) zivilisierter und harmonischer, trinkt sich wunderschön – 93/100. Brauchte 2015 viel Zeit und Luft zur Entfaltung, wurde dann immer runder und generöser – WT93. Kräftig, dicht, jung mit präsenten Tanninen 2017 der Mayacamas Cabernet Sauvignon – WT92+. Zeigte sich 2017 in bestechender Form mit viel Minze. 2020 so balanciert und elegant mit feiner, dunkler Frucht und Minze, keinerlei Alter - WT94. Chateau Montelena war 1998 ein jugendliches Fruchtkonzentrat mit massiven Tanninen – WT92. 2012 ein sehr ausgewogener, fruchtiger Wein mit schöner, harmonischer Fülle und guter Länge, voll trinkreif – WT93. Newton Cabernet Sauvignon Unfiltered besaß zuletzt 2009 auf der American Beauty II zwar eine animierende, fruchtig-schmelzige Nase, am Gaumen fehlte aber die Konzentration, scheint langsam abzubauen - 85/100. Erstaunlich schön war 2000 ein Niebaum Coppola Rubicon – 90/100. Als glatt, gemacht und langweilig auf hohem Niveau empfand ich 1998 den seitdem nicht mehr getrunkenen Opus One - 88/100. Seit 2000 konnte Phelps Insignia als cremig-fruchtiges Powerteil mit konstant 95-96/100 überzeugen. 2013 war das ein immer noch so jugendlicher, faszinierender Wein – 95/100. 2020 immer noch frisch, elegant mit pikanter Frucht und cremiger Textur – WT94. Etwas schlanker als die Vorjahre mit puristisch schöner Frucht und straffen Tanninen ist Ridge Monte Bello geraten, den ich seit 1997 häufig mit konstant 90-91/100 im Glas hatte. Wirkte zuletzt 2006 immer noch sehr jung. Siebenmal hatte ich den Shafer Hillside Select zwischen 1998 und 2007 mit konstant 95/100 im Glas. 2008 noch Fülle, Süße, etwas Eukalyptus, auch Kraft am Gaumen und im Abgang, wirkte aber auf hohem Niveau schon etwas müde - 92/100. Ähnlich 2010, hatte noch süße Frucht, Minze, Eukalyptus und schöne Fülle, aber er wirkte im Vergleich zu früheren Jahren etwas belangloser, da fehlt inzwischen einfach die Spannung – 92/100. 2011 eine Flasche völlig daneben. Verströmte 2015 noch erstaunliche, jugendliche Frische. eher auf der feinen, eleganten, aber sehr nachhaltigen Seite, Schwarzkirsche, Lakritz, Leder, dunkler Tabak, gute Mineralität und feiner Minzfrische. Absolut stimmig und einfach ein Gedicht - WT95. Ein Spottswoode zeigte 1997 Minze, Kräuter, dichte Farbe, im Abgang auch Bitterschokolade und zwar reichlich, klassischer Cabernet mit viel Charakter - 92/100. Ein Chateau St. Jean Sonoma County Reserve war 2000 auf dem Punkt – 88/100. Screaming Eagle hatte 2010 seine besten Zeiten lange hinter sich. Mag sein, dass wir zudem nicht die allerbeste Flasche erwischt hatten. Wenig ausdrucksstark die Nase, am Gaumen etwas gemüsig wirkend, nur noch Fruchtreste, dünn, viel Säure, nur noch ein eher kleiner Wein – 88/100. Geradezu zart und sehr fein zeigte er sich 2016, ein würziger, sehr balancierter Schmeichler – WT93. Erstaunlich jung, frisch, mit der klassischen Dillnote und jugendlicher Frucht 2012 der Silver Oak Alexander Valley – 94/100. Erstaunlich üppig und noch so jung wirkend 2016 der Stag´s Leap Cask 23 mit guter Frucht und viel Leder – WT94. Trinkreif müsste inzwischen der Orion Syrah Old Vines von Jean Thackrey sein, der 1996 noch purpurmetallic mit massiven Tanninen den Gaumen betäubte. 2011 war das ein sehr komplexer, würziger, pfeffriger Wein mit Cassis und reifer Sauerkirsche, füllig und lang am Gaumen, an diesem Abend die Spätvorstellung, aber ganz großes Kino – 96/100. 2021 wild, charakterstark, immer noch etwas ungestüm, präzise, frische und kühle dunkle und rotbeerige Frucht, sehr würzig, schwarzer Pfeffer, frische Kräuter und Garrigu, noch lange Zukunft - WT96. Während andere 93er Kalifornier bereits schwächeln, von Bordeaux ganz zu schweigen, dreht dieser tiefdunkle, hocharomatische Togni 2008 erst langsam auf. Pfeffrig-würzige Frucht, schwarze Johannisbeere, Holunderbeeren, Zedernholz, Minze, unglaublich lang am Gaumen. Ein perfekter Pauillac aus Kalifornien mit äußerst bescheidenen, sehr sympathischen 12,5% Alkohol - 95/100. 2012 im Saittavini aus einer wärmer gelagerten Flasche weiter - 93/100. 2015 und auch 2016 wieder mit strammem Tanningerüst, brauchte viel Luft – WT93+. 2023 aus der Magnum offen und trinkreif mit feiner Bordeaux Silistik – WT94. 2021 Noch (zu) jung und etwas spröde wirkte 2011 zu Anfang der extrem rare Petite Syrah Aida Vineyard, Erstlingswerk von Helen Turley damals in ihrer neuen Winery. Ein gewaltiges Konzentrat, das wir erstmal beiseite schoben. Nach ein paar Stunden ging dann richtig die Post ab, nix Aida, nix Oper, das war ein Rockkonzert für Nase und Gaumen, Kokos, Zitronengras, satte Exotik pur, am Gaumen immer süßer werdende Power und dabei würziger, komplexer und länger werdend, ein beeindruckendes Fest für die Sinne – 95/100. Viader hatte 2007 in Weggis eine interessante Nase mit feiner Süße, auch am Gaumen süß und dabei so anmachend zugänglich, ein Showwein, aber auch durchschaubar, viel Banane, baute schön im Glas aus - 93/100.

Durchaus noch trinkbar könnte der Grgich Chardonnay sein, den ich 1996/7 mehrfach als sehr jungen, konzentrierten Wein mit 90+/100 im Glas hatte. Immer noch spannend könnten die Kistler Chardonnays sein, die zur Reife eigentlich etliche Jahre brauchen. So fand ich einen McCrea 1996 in Chicago einfach nur overdone - von allem etwas zuviel, intensive Nase mit Butter, getoastetem Holz, nussig, am Gaumen schon fast aufdringlich intensiv, beachtliche Länge – 90?/100. Ein Vine Cliff Vineyard Russian River Valley wirkte 2002 immer noch sehr jung mit viel Finesse und etlichen Jahren Potential – 93/100. Der Marcassin Lorenzo Vineyard war 2010 voll da mit betörender Nase, nussig, geröstete Mandeln, am Gaumen mit geradezu explosiver Aromatik, sehr mineralisch, dabei mit toller Struktur, nichts Aufgeladenes oder Dickes, einfach puristisch schön – 97/100. Ein Newton Chardonnay Unfiltered war zuletzt 2002 mit sattem Goldgelb voll auf dem Punkt – 91/100. Ein Don Miguel Vineyard Chardonnay von Marimar Torres war 2008 im Wiin Kööv zwar schon so langsam am Ende seiner Genußphase angelangt, was sich vor allem an leichten Alterstönen in der eher verhaltenen Nase zeigte. Am Gaumen war er aber noch voll da mit feinem, nussigem Schmelz und guter Säure - 91/100.

Ein Beaux Frères Pinot Noir von Parkers Schwager Michael Etzel hatte 2008 eine ziemlich reife Farbe, war aber noch sehr kräftig und nach Luft schreiend. Pflaumige Frucht, sogar Rumtopf, alkoholische Fülle, wirkte zunächst etwas ungelenk und die Frische fehlte. Mit der Zeit, d.h. innerhalb mehrerer Stunden in der Karaffe entwickelte er sich deutlich, wirkte nicht mehr so alkoholisch, dafür runder, nachhaltiger und sehr aromatisch - 91/100.

Eher ein kleineres Jahr in Australien.

Lange hatte ich den E&E Black Pepper Shiraz nicht mehr im Glas. In der 2. Hälfte der Neunziger war das ein gutes Dutzend Mal mein Favorit mit meist konstant 95/100. Zuletzt dann 2001 fand ich diesen Wein nur noch marmeladig und strukturlos. Wein ändert sich halt, der Geschmack aber auch. Eher ein kleinerer Wein auf 88/100 Niveau in den Neunzigern mehrfach der Eileen Hardy Shiraz. Sehr viel feiner und eleganter ist über die Jahre der seit 1999 6mal getrunkene Henschke Mount Edelstone Shiraz geworden. Ging zuletzt 2010 in seiner würzig-pfeffrigen, aber auch rauchig-speckigen Art als gut gereifter Guigal durch - 94/100. Penfolds Bin 707 war reif, weich, kein Vergleich zu 92 und 94 - 90/100. Penfolds Grange hatte 1999 auf der großen Grange-Probe der Ungers wieder eine wunderbare, fruchtig-üppige Nase, auch am Gaumen lecker-marmeladig mit schöner Frucht, im Abgang toll, wenn auch etwas schlank – 92/100. Freudlos, anstrengend und wohl fehlerhaft war er 2013 auf der großen Grange-Vertikale.

Gut siebenmal habe ich bis 2003 den Providence Matakana aus Neuseeland mit konstant 95-96/100 im Glas gehabt, mit der der Winzer nicht weniger als eine Symbiose aus Petrus und Cheval Blanc schaffen wollte. Die vorletzte Flasche 2008 irritierte mit störender Säure – 89/100. Doch eine vergessene, letzte Flasche erwies sich 2013 als perfekt gereift und sehr elegant - 92/100. Und aus der dann allerletzten 2017 im Königshof knüpfte er mit wunderbarem Schmelz wieder an alte Zeiten an – WT95.

Der Meerlust Rubicon war 2015 ein sehr feiner, eleganter Wein im Stile eines gut gereiften Medoc, da machte jeder Schluck Mehr Lust auf Meerlust - WT90. Ein Morgenhof Merlot Reserve aus Stellenbosch in Süafrika hatte 2006 eine dichte Farbe, fruchtig-schokoladige Nase, reife Brombeere, Pflaume, dabei sehr elegant und feingliedrig mit Bordeaux-Stlistik, ginge locker als großer Pomerol durch - 95/100.

Galt als kleines Champagnerjahr.

Erste Reife zeigte Dom Perignon 2010 aus der Doppelmagnum, der sich wunderschön trank. Feines, etwas verhaltenes Mousseux, schöne Brotnase, frisches Brioche, sehr elegant und finessig mit cremiger Textur – 94/100. Schlichtweg genial war 2023 1993 Moet & Chandon Cuvée 250ieme Anniversaire aus der Magnum, die, aus dem Jahrgang 1983 kommend 1993 zum 250jährigen Jubiläum von Moet & Chandon freigegeben wurde. Dafür hatte man wohl tief in den Keller gegriffen und das Beste vom Besten selektiert. Dieser Champagner war noch so jung, so frisch und lebhaft, sehr komplex mit exzellentem Mousseux, fantastischer Textur und großartiger Länge. Das war locker Dom Perignon Qualität, wenn nicht sogar darüber – WT97. Die Cuvée Winston Churchill von Pol Roger war 2004 reich, cremig und mit toller Länge am Gaumen – 95/100. Reifer, aber noch sehr vital 2017 der Roederer Cristal mit sehr gutem Mousseux, dicker Brotkruste und feiner Bitternote, einfach großer, gereifter Champagner – WT95. Noch recht frisch und nachhaltig 2011 ein Ruinart - 92/100.

Aber da wäre dann noch ein höchst erstaunlicher Sekt, 2007 bei Schorn getrunken, ein Meddersheimer Altenberg von Hexamer, absolut hochklassisch und immer noch mit taufrischer Aromatik – 90/100.