Das verschobene Rosenfest

Dieses Jahr hat es nicht geklappt, das Rosenfest am Vierwaldstättersee mit meinen Schweizer Freunden. Eine italienische Traumhochzeit hatte sich dazwischen gedrängt. Also haben wir "unser" Rosenfest kurzerhand um zwei Wochen verschoben, ohne das große Feuerwerk am See, aber natürlich wieder mit unserem Feuerwerk in den Gläsern und natürlich auch mit dem traditionellen Harlan. Nur eines war anders in diesem Jahr. Vom Himmel kamen fast ohne Unterlass Wassermassen, als gelte es, den ausgetrockneten See wieder aufzufüllen. Auch Regenwolken fühlen sich halt in der Innerschweiz pudelwohl. Wenn die sich einmal zwischen den Bergen festgekrallt haben, verschwinden sie erst wieder, wenn auch der letzte Tropfen seinen Weg nach unten gefunden hat.

Last Minute beim Küchengott

Unglaubliches Glück hatten wir mit der Braui. Wir waren Werner Toblers letzte Gäste, denn direkt nach unserem Mittagsmahl begannen die Betriebsferien der Braui. Nicht etwa, dass wir dort die Reste gegessen hätten. Der gute Werni zauberte uns ein formidables Menü auf die Teller.
Auf der Weinkarte fiel mein Auge sofort auf einen 1990 Wallufer Walkenberg Riesling Spätlese trocken von J.B. Becker. 21 Jahre sind eine Menge für einen trockenen, deutschen Riesling, nicht aber für Weine von J.B. Becker, also her mit dem Ding. Schon fast ins Güldene ging die tiefe, aber immer noch brilliante Farbe. Etwas ältlich und sherryartig kam der Wein ins Glas. Was tun? Zurückgeben und einen jüngeren Wein bestellen? Keinesfalls, stattdessen ab in die Karaffe. Und dann ging die Post ab. Wie verwandelt war der Wein schon nach kurzer Zeit in der Karaffe, extrem mineralisch, reife Zitrusfrüchte, Orangenzesten, geröstete Nüsse, erinnert an einen großen Corton Charlemagne, kräftig, zupackend und lang am Gaumen, die Textur wird cremiger, unglaublich wie der Wein immer mehr zulegt, dazu entwickelt er sich zum hervorragenden Essensbegleiter 94/100. Würde ich mich da in 5 Jahren noch rantrauen? Na klar, wenn der Werni mir eine Flasche aufhebt. Gereizt hat mich danach auch der 1999 Pride Mountain Cabernet Sauvignon Reserve, nicht nur, weil ich Pride-Fan bin, sondern auch, weil ich den Jahrgang mag. Ziemlich unterbewertet mit niedrigen Parker-Punkten kamen die Weine seinerzeit auf den Markt, sind jetzt aber in bestechender Form. So wurde der 1999 Foley Claret nicht ohne Grund Sieger bei der diesjährigen American Beauty. Die 99er Kalifornier sind keine Hämmer wie z.B. 97 oder 2001, dafür aber sehr ausgewogene, harmonische Weine mit wunderbarer Frucht, im besten Sinne sexy. So auch dieser gewaltige, konzentrierte Pride Reserve, der erst ganz am Anfang einer längeren Karriere steht. Dichte, undurchdringliche Farbe, Blaubeeren, reife Brombeere, Teer, Tabak, Leder, Kaffee, Holzkohle, gewaltige Länge, kann in den nächsten Jahren noch eine Ecke zulegen 96+/100. Offener, weicher, weiter und derzeit einfach in bestechender Form der 1999 Pride Mountain Cabernet Sauvignon 93/100. Beides Weine, die noch jede Suche wert sind, zumal hier auch die Preise stimmen. Bei Ebay sind gerade 2mal je 6 Flaschen 99 Pride für lächerliche 152.- bzw. 172.- pro Lot gelaufen.

Sollte Ihnen in den nächsten Wochen in Südtirol jemand begegnen, der aussieht wie Werner Tobler das ist er.

Monteverro Revisited

In fröhlicher Runde trafen wir uns abends zu einer kleinen Best Bottle in Emmen im Kreuz.
Der erste Apero, ein 1999 Graacher Domprobst Spätlese von Willi Schäfer, wirkte schon recht reif, weich, süß und füllig mit zuwenig Säure, halt ein typischer 99er 87/100. Da musste dann schnell von der sehr umfassenden Weinkarte des Kreuz noch etwas rassigeres her, eine 2007 Brauneberger Juffer Sonnenuhr Spätlese #7 von Fritz Haag. Das war ein klassischer Haag, finessig, elegant, animierend, tänzerisch mit delikater Frucht und feinem Süße-/Säurespiel 92/100.
Spannend die erste Paarung. Der 2008 Monteverro Chardonnay hatte reichlich Holz vor der Hütte, wirkte üppig, schmelzig, sehr kräuterig, aber nicht sonderlich komplex, ein sehr gut gemachter Spaßwein mit deutlichem Neue Welt Touch halt 91/100. Bei dem Wein muss die Monteverro-Crew noch eine Runde üben. Der geht sicher noch besser. Ein ganz anderes Kaliber dagegen aus Kalifornien der 2008 Kongsgaard Chardonnay. Ein gewaltiger Wein, nussig, frische, präzise Frucht, extrem mineralisch, die kalifornische Version eines großen Montrachet, braucht Luft, große Gläser und wird immer komplexer, spannender und länger 96/100.
Unter Wert verkaufte sich als Solitär ein 2005 Paradise Hills Vineyard Blankiet Estate, der sicher ein zweistündiges Vollbad in einer Karaffe zur Entfaltung gebraucht hätte. Sehr schön zu trinken mit reifer Frucht, jugendlicher Röstaromatik, guter Struktur und Säure 93/100.
Verschwenderische Süße zeigte der 2008 Monteverro Tinata, die moderne, italienische Version eines gelungenen Chateauneuf, ein absolut geiler Spaßwein, so offen und sexy. Vieles davon mag Babyspeck sein, und der Tinata legt über die Jahre sicher zu und wird komplexer, aber es fällt im momentanen Stadium verdammt schwer, da nicht dran zu gehen 93/100. Bei kräuteriger Würze sind meine Schweizer Freunde immer sofort bei Ricola, hier waren sie jetzt einstimmig bei "Muh", dem Kult-Toffee. Der 2008 Kongsgaard Shiraz sah da im direkten Vergleich zu Anfang überhaupt keine Sonne, wirkte dicht, kräftig, exotisch, aber auch etwas monolithisch und verschlossen. Mit der Zeit holte er im Glas auf, entwickelte sich, ein muskulöser, gut strukturierter Wein. Aus anfänglichen 89/100 wurden so bis zum letzten Schluck 92/100.
Nicht in bester Form war 1992 Chateau Montelena, wirkte zu Anfang blutjung, etwas verhalten, medizinal, jodig, baute aber enorm aus, da ist soviel Fülle, soviel Kraft und soviel Potential, gut gelagert macht es dieser Wein sicher noch 20 Jahre 93+/100. An einen Rassehengst, den man mit 82 Grand Puy Lacoste aus der Großflasche begossen hatte, erinnerte der 1989 Dominus, großer, angereifter Klassiker in bester bordelaiser Art. Kraftvoll mit fantastischer Struktur, leicht animalisch, viel Leder, Minze, Tabak, schöne Süße, sehr komplex und druckvoll am Gaumen, da stimmt von der Nase bis zum Abgang alles - 96/100. Lange hat dieser Dominus gebraucht, den ich so oft als zugenageltes Tanninmonster im Glas hatte. Jetzt ist er voll da, aber mit Potential für sicher 2 Jahrzehnte, jede Suche und Sünde wert.
Viel Phantasie war wieder gefragt bei einer 1988 Pichon Comtesse de Lalande. Aus wärmeren Kellern ist das jetzt eine großartige Comtesse auf 93/100 Niveau. Kühler gelagerte, perfekte Flaschen wie diese hier erinnern statt Schokolade eher an Pepperoni und Paprika, gepaart mit frisch aufgebrühtem Kaffee, ein klassischer, noch zu junger 88er vom linken Ufer, der sich auch im Glas weigerte, sich zu öffnen 88+/100. Da ist es sehr beruhigend zu wissen, das da mal was kommt. Meine eigene Kiste bleibt noch ein paar Jahre zu. Erstaunlich offen dagegen 1988 Palmer mit wunderbarer Süße, ein großer Wein, der schon viel, aber längst noch nicht alles zeigt 93+/100. Ein großer Palmer, der immer noch einigermaßen preiswert zu haben ist. Könnte in 10 Jahren durchaus mal auf Augenhöhe mit dem 89er sein. Deutlich besser kenne ich 1985 Palmer, einen reifen, runden ausgewogenen Wein, nur knabberte er hier aus dieser Flasche schon etwas an der Substanz 90/100. In guten(=besseren) Flaschen ist der 85er immer noch jede Suche wert.
Von der Karte des Hauses habe ich der Runde dann noch blind den 2008 Monteverro untergeschoben. Da waren alle voll des Lobes. War der doch bei aller Kraft und süßer, saftiger Frucht so frisch, so elegant, mineralisch und komplex. Kein Spaßwein, sondern große, seriöse Weinmacherkunst, aber trotzdem ein Wein, der immensen Spaß macht. Blind erkannt hat ihn am Tisch nur der gute Werner Tobler. Der weiß halt, was gut ist 95/100.
Als Absacker kam dann noch eine 2007 Erdener Prälat Auslese von Dr. Loosen ins Glas. Das war ein Wein, der noch zu sich finden muss, sehr süß, fett, Babyspeck ohne Ende, aber auch gute Säure, gehört eine Weile weggelegt 90+/100.

Spaghetti Mex

Tatsächlich riss doch morgens einmal kurz die Sonne auf. Kurzerhand machten wir einen langen Fußmarsch am Seeufer zum ersten Ziel, einer privaten Terrasse, auf der es einen frühen Apero gab. Während wir den 2008 Moscatel Oliver vom Weingut Rosenau tranken, genossen wir einen herrlichen Ausblick auf das am gegenüberliegenden Ufer in Kastanienbaum gelegene Weingut. Ein frischer, fruchtiger, trocken wirkender Wein mit einem großen Rosenbeet in der Nase 85/100.
Den anschließenden Anstieg zum Bürgenstock mussten wir schon fast im Sprint erledigen. Riesige, prall gefüllte Wolken näherten sich im Eiltempo. Fast hätten wir es geschafft. Aber oben sollten ja Weinfreunde und ein schöner Gasthof warten. Nur hatte letzterer für einen privaten Anlass geschlossen. Was tun? Wir waren kletschnass und die Zeit lief uns weg. Viele Schweizer Gastronomen machen halt gerne pünktlich Mittagspause. Ein kurzer Anruf im Rössli unten am See in Stanstad: können wir in 15 Minuten noch für unsere Runde Spaghetti Mex haben? Wir konnten. Also rein ins Auto der oben wartenden Freunde und nichts wie hin.
Dieses Rössli ist eine gelungene Mischung aus Dorfbeiz und Gourmetlokal. Ein weitgereister Gastronom verwöhnt hier mit seinen beiden, bezaubernden Töchtern Einheimische und Touristen nicht nur mit dem vielleicht besten Tunfisch der Schweiz, sondern eben auch mit diesen köstlichen Spaghetti Mex, deren Schärfe man mit diversen Zutaten individuell beliebig steigern kann. Letzteres unterließen wir, stand da doch Thomas Rucksack mit Kellerpretiosen.
Ein großer, kompletter Wein, sehr zugänglich mit wunderbarer Süße, aber auch noch genügend Kraft und Rückrat für lange Jahre der 1990 Pape Clement 94/100. Sehr dicht die Farbe des 2000 Giscours, immer noch jugendliche Röstaromatik, Bitterschokolade mit Kaffee und Mokka gefüllt, gute, dicht gewobene Frucht, noch so jung und kräftig, legt sicher in den kommenden Jahren noch zu und hat das Potential, der Nachfolger des legendären 70ers zu warden 93+/100. Fast etwas schmalbrüstig wirkte da im Vergleich der schlanke, elegante
1989 Leoville las Cases mit feiner Cabernet-Würze, präziser, delikater Frucht und etwas Paprika, hat mit den modernen Power-Leos nicht viel gemein 92/100. Verrückter, großartiger Stoff dann der 1994 Dominus, animalisch, ledrig, kräftig, komplex mit wunderbarer Frucht, lakritzig, kräuterig, unglaublich lang und druckvoll am Gaumen, ein Pauillac 1er Cru aus Kalifornien, einfach Weltklasse mit Potential für etliche Jahrzehnte 97+/100.
Wir waren verdammt gut drauf, auf unserem Tisch thronte ein "währschaftes" Stück Alpnacher Alpkäse, nur unsere Gläser waren leer. Also von der Rössli-Karte noch schnell einen 2008 Terra di Monteverro bestellt, den Monteverro für jeden Tag. Sehr fruchtig, sehr süß, sehr kräuterig, sehr gefällig, weich und zugänglich 89/100. Kluge Gastgeber servieren den ihren nicht Wein-affinen Gästen die sicher begeistert sein werden und trinken selbst den Monteverro. Wenn der aus ist, kann man ja immer noch mit den anderen Gästen weiter trinken. Wir haben es anders herum gemacht und uns noch eine Flasche des göttlichen 2008 Monteverro gegönnt. Das war jetzt mein siebter Monteverro innerhalb der letzten vier Wochen, getrunken an 5 verschiedenen Orten in drei verschiedenen Ländern, konstant mit 95/100. Im letzten Jahr, auf dem Gut selbst, hatte ich den Wein mit 94+/100 bewertet. Hier mein damaliger Bericht.

Und wie kommen wir jetzt am Abend nach Weggis? Mit dem Taxi rund um den See ist eine Weltreise. Da kann man genauso gut bis nach Genf fahren. Die Zeiten der Kursboote über den See passten auch nicht richtig. Doch da kam von zwei netten Jungs vom Nachbartisch das erlösende "Fahrt doch mit uns". Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Zwei Stunden später standen wir frisch geduscht und aufgebrezelt an der Marina und betraten ein piekfeines, pieksauberes Boot, mit dem uns unsere beiden Kapitäne perfekt bis an den Steg des Parkhotel Weggis brachten. Auf dem Boot ein vorgezogener Aparo, eine 1997 Saarburger Rausch Auslese von Geltz-Zilliken, sattes Goldgelb, ziemlich fett, reif, süß mit wenig Säure, aber nicht ohne Charme 88/100.

Die Rosenfest Crew

Unter diesem Namen sind wir im Parkhotel Weggis berühmt-berüchtigt, fröhlich, trinkfest und verfressen. Oder vornehmer ausgedrückt: Große Runde, große Weine, großes Menü und großartige Stimmung. Sensationell und sehr gastfreundlich kalkuliert die Weinkarte, eigentlich müssten hier stets lange Schlangen von Weinliebhabern vor dem Haus stehen. So starteten wir mit einem gelungenen Mix aus eigenen Raritäten und Trouvaillen der Karte in unser Rosenfest. Feuerwerk draußen gab es für uns in diesem Jahr keines, dafür waren wir 2 Wochen zu spät. Aber angesichts unseres genialen kulinarischen und vinologischen Tischfeuerwerks haben wir das auch nicht vermisst.
Herrlicher Apero die 1999 Scharzhofberger Spätlese von Egon Müller, Frucht, Süße, Säure und Mineralität in perfekter Harmonie, und speziell die Säure für den oft so schlabberigen Jahrgang 1999 erstaunlich knackig 93/100. Wir waren bei Sommelier Wolfgang Kneidinger wieder in allerbesten Händen. Schade, dass er das Haus zum Jahresende verlässt. Da bleiben dann für seinen Nachfolger ein Paar verdammt große Schuhe. Kneidingers Empfehlung von der Karte auch der 2005 Riesling Hengst Grand Cru von Josmeyer, der sich erstaunlich offen, süß, mineralisch und sehr lang am Gaumen präsentierte 93/100. Noch mal eine ganze Ecke darüber lag der komplexe, sehr nachhaltige 2006 Riesling Singerriedel Smaragd von Hirtzberger 95/100. Tradition hat auch, dass wir hier von der Karte stets einen großen Au Bon Climat trinken, da es hier auf dieser Karte immer reife Jahrgänge dieses großartigen Gutes gibt. Parker mag diese Weine, die in der Stilistik den großen Meursaults von Comte Lafon ähneln, nicht sonderlich, ich dafür um so mehr. So auch diesen 1998 Chardonnay La Nuits-Blanches Why Not von Au Bon Climat, einen rassigen Wein mit explosiver Aromatik, feinem, nussigem Schmelz und der Struktur eines großen, weißen Burgunders 95/100. Sehr überrascht hat mich danach der 1993 Terlan Chardonnay von der Cantina Terlan, den es gerade mal in 3041 Flaschen gibt. Unglaublich, mit welcher Frische die da einen gewaltigen Extrakt und viel Kraft mit bescheidenen 12,5% Alkohol zustande gebracht haben. Nur der etwas schwachbrüstige Abgang verhindert mehr als 93/100.

Der edle Spender mit der Gruaud DM

Der edle Spender mit der Gruaud DM

Ein großes, singuläres Weinerlebnis war unser erster Rotwein, der ultrarare 1958 Beaulieu Private Reserve George de Latour aus diesem legendären Kalifornienjahrgang. Gut, die Nase erinnerte mit ihrer Schärfe eher an eine Biogasanlage, die musste man sich halt wegdenken. Denn ansonsten war das noch ein erstaunlich jung wirkender, sehr schön zu trinkender Wein mit feiner Süße, Eukalyptus, Minze und guter Länge am Gaumen 92/100. Dafür sei dem Gregor, der diese einmalige Flasche aus seinem Geburtsjahrgang(den man weder ihm noch dem Beaulieu ansieht) gestiftet hatte. Von Gregor stammte auch ein weiteres Highlight, der 1982 Gruaud Larose aus der Doppelmagnum. Diesen vielleicht größten Gruaud aller Zeiten aus dem Grand Format trinken zu dürfen, das hatte was. Volle Gläser eines noch sehr jungen, unglaublich tiefgründigen Weines, der mit 98/100 eine meiner bisher besten Flaschen war und voll auf Augenhöhe mit dem nachfolgenden 1970 Latour. Das war ein großer, noch extrem junger Latour, ein unglaublich dichtes Kraftbündel mit der typischen Walnussnote, ein Wein gemacht wohl für noch ein weiteres, halbes Jahrhundert 98+/100.
Und damit waren wir in der kalifornischen Abteilung. Wollust pur brachte der 2004 Bond St. Eden ins Glas, so süß und saftig die Frucht, Cassis und Brombeere, dazu Minze, hohe Mineralität und ein hedonistischer Schmelz. Das mag alles nach dicht und überladen klingen, war es aber nicht. Kann so ein geiler Saft gleichzeitig puristisch schön sein? Die Zauberkünstler von Harlan machen es möglich 97/100. Da ist jedes Glas zu klein. Deutlich straffer, sehr kraftvoll, jung und riesengroß der 2004 Harlan, der neben sehr präziser, traumhafter Frucht eine unglaubliche Mineralität zeigt, Schwarze Johannisbeere, die ohne Erde direkt auf einem Granitfelsen wächst, ein Ausnahmewein mit großartiger Zukunft 97+/100.
Ich hatte Wolfgang Kneidinger kaum vom einem der für mich größten Bond-Wein aller Zeiten erzählt, dem 2001 Bond Melbury, da stand dieser schon vor mir. Schier unerschöpflich, dieser Keller des Partkhotel Weggis. Selbst Hardcore-Weinfreaks könnten da locker 4 Wochen Urlaub machen, ohne dass irgendwann Langeweile im Glas aufkommt. Und dieser Melbury, diese hypothetische Kreuzung aus Harlan und Pingus, machte einfach sprachlos und glücklich zugleich 99/100. Eigentlich wäre das so ein Paukenschlag zum danach aufhören gewesen. Aber da war noch eine 2001 Ridge Monte Bello Magnum, die wollte auch ins Glas. Ein atypischer, saftiger, geradezu üppiger Monte Bello mit für diesen Wein hohem Alkoholgrad von 14,2%, wobei das stramme Tanningerüst und die gute Säure dieses immer noch jugendlich wirkenden Weines dafür sorgen, dass hier kein überladener, marmeladiger Eindruck entsteht, ein großartiger Monte Bello mit langer Zukunkt, aus dieser Magnum etwas offener als zuletzt bei der American Beauty aus der 1tel 96/100.
Geschafft hatten mich meine Schweizer Freunde mit dieser Probe. Während die sich in der Bar noch einige Absacker reinpfiffen, soll ich dort ein Nickerchen gemacht haben. Immerhin saßen dort auch noch unsere Privatkapitäne, die uns zu später Stunde wieder über den See mit zurück nahmen.