100mal Spanien

Legendär sind sie, die Semester-Raritätenproben von René Gabriel. Auf diesen mehrtägigen Events wird stets ein Thema erschöpfend und kompetent abgehandelt. In diesem Frühjahr war das Thema Spanien an der Reihe. René Gabriel selbst bezeichnet Spanien als seine erste Weinliebe. Ich kann das gut nachvollziehen. In Spanien werden seit weit über 100 Jahren hochklassige Weine produziert, die sich hinter der weltweiten Konkurrenz gleich welchen Anbaugebietes nicht zu verstecken brauchen. Gut 100 Weine gaben auf dieser einmaligen Probe einen repräsentativen Querschnitt über 80 Jahre spanischen Weinbau.

Wissen die Schweizer eigentlich, in welch traumhaft schönem Land sie leben? Bekommt man die Berge, die Seen, die heimeligen Dörfer, die Bilderbuchlandschaft eigentlich noch mit, wenn man da tagtäglich durchfährt? Mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich die Schweizer Gastfreundschaft genießen darf. Einmalig gelegen auch dieses Mal der Ort des Geschehens, das Hotel Waldheim in Risch am Zuger See. Spektakulärer, unverbaubarer Blick auf den See, die umliegender Berge und vor allem die Rigi. Sehr schöne Zimmer, hervorragende, sehr ambitionierte Küche und eine gastfreundlich kalkulierte, umfassende Weinkarte das Waldheim gehört ab sofort zu meinen Lieblingshotels.

Mit Rioja ist es natürlich nicht anders als mit anderen Anbaugebieten auch. Es gibt viele große Namen, aber nur wenige, wirklich große Gewächse. Dazu reichlich Mittelmaß und natürlich auch viele Weine, die man besser als Trauben mit dem morgendlichen Müsli verzehrt hätte. So begann denn die Probe doch recht verhalten mit einem ersten Flight von 6 Weinen. Ein einfacher, etwas zu alter und inzwischen säuerlicher Rioja der 1973 Campillo Cosecha Especial 80/100. Grandios hingegen 1973 Gran Reserva 890 Rioja Alta. Ein klassischer, großer Rioja mit wunderbarer Süße und burgundischer Fülle 92/100. Das ist so ein Wein, mit dem man einen ganzen Abend vor dem Kamin verbringen kann. Nicht aufdringlich, nicht laut, Kammermusik statt Rockkonzert. Einfach Balsam für die Seele. Deutlich älter und etwas medizinal wirkend vom gleichen Erzeuger die 1973 Reserva 904 Rioja Alta. Entwickelte sich kurzzeitig im Glas und fiel dann wieder in sich zusammen 85/100. Ich bin Rioja Alta Fan, allerdings nur des 890, mit dem 904 habe ich bisher nur jung gute Erfahrungen gemacht. Noch nie getrunken habe ich 1981 Marques del Puerto, weder aus diesem Jahr noch aus anderen. Das ist wohl auch gut so, denn dieses Zeugs war etwas dürr, grünlich und sauer 79/100. Besser die 1982 Crianza von Marques de Caceres. Kaffeenoten, korinthige Süße, Kraft ohne viel Schmelz, etwas bitter im Abgang, aber gut zu trinken 87/100. Ganz erstaunlich dann der 1982 Gran Reserva Fausino I. Eigentlich ist das ja trotz des erhabenen Namens ein Massenwein. Er war zwar am Gaumen nicht sehr komplex und auch etwas kurz im Abgang, zeigte aber die Nase eines feinen, gereiften Riojas mit der typischen Süße 88/100.

Weinlegende 1922 Marques de Riscal

Nach diesem verhaltenen Einstieg kam es gleich hammerhart, allerdings in zweierlei Richtung. Einige der, zumindest auf dem Papier bzw. in meiner bisherigen Trinkerfahrung, besten Riojas standen auf dem Tisch. Ein Flight, für den ich auch auf den Knien in die Schweiz gerutscht wäre. Leider aber waren ein Teil der Granaten nicht in bester Verfassung. Das erwartete Monument war 1922 Marques de Riscal Reserva. Sehr dichte Farbe, in der Nase etwas zurückhaltend mit dezenter Süße, aber dafür um so spannender und kräftiger am Gaumen. Die große Kaffee-/Schokomischung mit irrer Länge und viel aromatischem Druck, da hätte ich gerne mehr Zeit sowie ein deutlich größeres und noch deutlich volleres Glas gehabt, ein Weinmonument, das sich hinter keinem der großen Weine dieser Welt verstecken muss 100/100. Eigentlich hätte dieser Wein seinen würdigen Sparringspartner im 1925 Marques de Murrieta Castillo YGAY gefunden, einem Ausnahmewein, den ich ebenfalls schon mehrfach auf 100/100 Niveau getrunken habe. Doch diese Flasche war trotz äußerlich einwandfreien Zustandes kaputt, Champignonnase, am Gaumen nasse Wolle, wurde immer übler. Kork bei einer solchen Legende, das ist bitter. Absolut faszinierend dafür 1925 Marques de Riscal Reserva. Wirkte wie ein großer, alter Haut Brion mit der klassischen Pessac-Aromatik, etwas jodig am Gaumen. Könnte der Zwilling des 1934 Haut Brion sein 97/100. Nicht fehlerhaft, aber einfach schlapp der 1928 Paternina Gran Reserva. Dreimal habe ich diesen Wein bisher auf 100/100 Niveau getrunken, einmal mit 98/100. Im Herbst letzten Jahres dann eine oxidierte Flasche und jetzt trotz gesunder Farbe einfach ein schlappes, ziemlich dünn wirkendes Teil, für das 89/100 großzügig sind. Dafür war der 1934 Marques de Murrieta Castillo YGAY ausnehmend gut. Ich habe diesen Wein schon häufig getrunken, da meine Schwiegereltern aus diesem Jahrgang sind. Immer hatte ich den Eindruck, dass dieser so frisch wirkende und von einer kräftigen, tragenden Säure geprägte Wein das Beste noch vor sich hat. So fein, so finessig und immer noch so irre jung wirkend, immer noch mit Fruchtanklängen, aber auch mit Leder und Tabak, hat sicher noch Potential für 20+ Jahre 98/100. Und schon ging es weiter in die nächste Untiefe. Der 1935 Bodegas Palacio Reserva Especial hatte eine üble, korkige Nase, war zwar am Gaumen besser, aber Weine mit zugehaltener Nase trinken zu müssen, das ist nicht mein Ding. Nachdenklich machte mich dieser Flight auch noch aus einem anderen Grund. 25+34 YGAY sowie 22 Riscal und 28 Paternina waren aus meinem Keller. Ergibt eine Ausschussquote von 50%, und das ist mir bei alten Weinen noch nie passiert.

Noch reichlich Zukunft: 1934 YGAY

Noch reichlich Zukunft: 1934 YGAY

Mit der Zeitmaschine rasten wir in die Gegenwart. Junges Zeugs war angesagt, dreimal Alion und dreimal Terreus. Bei den Alions konnte ich mit keinem der drei so richtig etwas anfangen. Der Beste war noch 1991 Alion. Ein unglaublich dichter, konzentrierter Wein, dem aber irgendwo die Harmonie und das Gleichgewicht abhanden gekommen waren. Schmeckte bei aller Fülle etwas gewollt und nicht gekonnt 90/100. 1992 Alion hatte eine korkig wirkende Nase, roch und schmeckte dazu nach altem Faß, da hat es in diesem Jahrgang wohl ein Kellerproblem gegeben 81/100. Auch 1995 Alion war nicht mein Ding, gemüsige Noten, Konserventon 84/100. Da habe ich mich lieber auf Terreus konzentriert. Alle Drei waren große, aber recht unterschiedliche Weine. 1998 Terreus wirkte erst recht bissig mit kräftiger Säure, aber auch faszinierender Süße. Entwickelte sich sehr gut im Glas und war sehr lang am Gaumen 97/100. 1999 Terreus war nicht so dicht und konzentriert wie 1998 und 2001, aber sehr gefällig und geschmeidig 95/100. 2001 Terreus war wieder Terreus pur, ein irres Pfauenrad an Aromen 99/100. Alle drei Terreus hätte ich mir aus besseren, größeren Gläsern und auch aus anderen Karaffen gewünscht. So wurde man diesen großen Weinen nicht gerecht.

Zum Abschluss des ersten Abends ging es dann in die 50er Jahre, mit etwas Licht, aber auch sehr viel Schatten. Ein wunderbarer Wein und der mit Abstand beste des Flights war die 1952 Berberana Cosecha Especial, burgundische Fülle mit viel Finesse und feiner Süße 93/100. Völlig daneben hingegen die 1952 Marques de Riscal Reserva, einfach ein schlechter Wein 77/100. Besser 1954 CVNE Imperial Gran Reserva, etwas verbrannt und rosinig in der Nase wirkend, auch am Gaumen malzige, korinthige Süße, aber gut trinkbar 87/100. Eckig, rustikal und sehr anstrengend wirkte 1954 Bosconia von Lopez de Heredia, hätte eigentlich deutlich besser sein müssen. Ganz üble Brühe, für die ich mir eine Bewertung erspart habe, 1955 Bodegas Bilbainas Cosecha Especial. Ein feiner, kleiner sehr leichter Wein der 1959 Siglo Bodegas Unidas 87/100.

Patrick Bopp hatte wieder alles im Griff

Patrick Bopp hatte wieder alles im Griff

Im Old Swiss House in Luzern fand die Probe am nächsten Mittag ihre Fortsetzung. Dort gab es als Tischwein in beliebigen Mengen einen 1980 Marques de Murrieta Etiqueta Blanca, der einfacheren Rotwein-Variante des Gutes. Der war schon verdammt alt mit bräunlicher Farbe. In der Aromatik war das der große Essensrückblick, kalte Boullion, Gemüsereste, etwas Essig von der Salatsoße und noch ein bisschen versöhnliche Schokolade und Karamelknöpfle vom Dessert 80/100.
Wie schon am Vortag ging es danach wieder rauf und runter auf der großen Rioja-Weinachterbahn. Der 1939 Rioja Age der Bodegas Unidas hatte in der Nase nicht nur Waschpulver, sondern auch den dazugehörigen Karton, am Gaumen war er ziemlich nichtssagend und baute sehr schnell ab 74/100. Ein ideales Geschenk in 2 Jahren zum 70sten, vorzugsweise an jemanden, der keinen Alkohol trinkt und die hübsch in Sackleinen verpackte Flasche ungeöffnet in eine Vitrine stellt. Wer wie ich nach dem 100-Punkte-System bewertet und seine Skala eichen möchte, findet den idealen Wein dazu im 1940 Marques de Riscal Reserva. Tiefer geht es kaum als mit dieser üblen Brühe mit Penicillin-Nase und auch am Gaumen sehr bitterer Medizin. Ein Hit wäre wohl 1942 Tondonia von Lopez de Heredia gewesen, doch dieser potentiell sehr überzeugende Wein mit seiner sehr schönen Farbe war leider korkig. Was 1942 in Rioja für ein großes Jahr war, zeigte eindrucksvoll der 1942 Marques de Murrieta Castillo YGAY. So ein kräftiger, muskulöser Wein mit immer noch frischer Frucht, feiner Süße und reifer, stabiler Säure. Dieser sehr überzeugende, erst vor gut 20 Jahren angefüllte Wein steht erst ganz am Anfang. Er entwickelte sich sehr gut im Glas und wird das auch noch gut 20 Jahre in der Flasche tun 93/100. Der mit Abstand schönste Wein dieses Flights war ein 1944 CVNE Imperial Gran Reserva. So komplex und vielschichtig, mit kühler Frucht, Schokolade, Minze, Eukalyptus, Kräuter, burgundisch im besten Sinne und sehr lang am Gaumen 96/100.

Sehr gespannt war ich auf die beiden 50er aus meinem Geburtsjahr. 1950 CVNE Vina Real Reserva Especial erfüllte meine Erwartungen, ein schöner Wein mit prächtiger Fülle und dichter Farbe, mit viel Mokka und malzig-korinthiger Süße, warm-würzig und lang am Gaumen, wäre ohne die etwas ins gemüsige gehende Nase groß gewesen 93/100. Die schönere Nase hatte die 1950 Marques de Riscal Reserva, die aber am Gaumen völlig nichtssagend und belanglos war, mit Keller- und Altfasstönen 80/100. 1951 Bodegas Bilbainas Vina Pomal war ein etwas zwiespältiger Wein. Dichte Farbe, feine Süße, recht schön zu trinken, am Gaumen etwas austrocknend. Dazu kamen in der Nase die Töne angebrannten, kalten Gemüses, eine nicht ganz so prickelnde Aromatik, die sich später am Gaumen fortsetzte. Immerhin konnte man hier auf recht hohem Niveau jammern 85/100. Zeit und Luft brauchte 1959 CVNE Vina Real Reserva Especial. In der Nase kalter Rauch, am Gaumen pflaumige Frucht und schöne Süße, entwickelte sich sehr schön im Glas 91/100. Ein kleiner Wein mit unsauberen Noten war der 1959 Glorioso Reserva Especial, der sich mit einem stärker werdenden Kork erfolgreich um eine Bewertung drückte.

Ähnlich ging es dann auch im dritten Flight dieses Mittagessens weiter. Als kluger Mensch hatte René Gabriel in diese vier Flights genügend Weine gestellt, die Mann/Frau wirklich nicht austrinken musste. So hatten wir gute Chancen, die zweite Hälfte des Tages noch zu erleben. Sehr schön präsentierte sich 1959 Fuenmayor Gran Reserva. Helle, reife Farbe, in der Nase frischer Orangensaft, Gummitöne, am Gaumen schlank, sehr elegant mit feiner Süße, brachte mit der Zeit Minze und Kaugummitöne 91/100. Etwas mager hingegen die 1960 CVNE Imperial Gran Reserva, ein Wein, den man noch trinken kann, aber auch weglassen kann, ohne allzu viel zu verpassen 83/100. Geteilte Meinungen herrschten zum 1960 Marques de Riscal Reserva vor. René Gabriel z.B. fand ihn großartig. Ich konnte das nicht vorbehaltlos teilen. Der Riscal hatte zwar noch eine dichte Farbe und auch eine gute Länge am Gaumen, er wirkte aber gleichzeitig auch schon etwas gezehrt und austrocknend. Für mich hat dieser Wein seine besten Zeiten bereits hinter sich 89/100. Ähnliches galt leider auch für den 1961 Tondonia. Das war erst ein sehr feiner, balancierter Wein, der sich auch in einer Bordeaux-Probe gut machen würde. Im Glas wurde er aber auf hohem Niveau zunehmend hohler und langweiliger 88/100. Beim 1969 Glorioso der Bodegas Palacios war die Nase noch ganz ok, aber am Gaumen war das ein untrinkbarer, grausamer Säuerling 70/100.
Ein solider, langweiliger Wein ohne Höhepunkte war 1961 Marques de Riscal Reserva 84/100. Sehr fein und richtiggehend lecker dagegen der 1966 Selecto Bodegas Unidad mit Lebkuchen und frischem Backwerk in der Nase, am Gaumen burgundisch weich und sehr aromatisch 90/100. Eigentlich gilt 1968 ja als großes Rioja-Jahr. Der 1968 Frederico Paternina Reserva Especial war in der Nase ganz ok, am Gaumen aber erst etwas streng und kompakt, öffnete sich mit der Zeit etwas, aber groß ist anders 88/100. Der 1968 Royal Tête de Cuvée war ein schöner, gefälliger 68er, aber auch kein Knaller, weich und aromatisch am Gaumen mit guter Länge 89/100. 1969 Marques de Riscal Reserva beendete dann diese umfassende, mittägliche Weinsause und ließ auf einen guten Espresso hoffen. Mit dieser unterirdischen Aromatik eines vollen Staubsaugerbeutels konnten wir unmöglich das Lokal verlassen.

Da wird gleich der neue Weinwisser geschrieben

Da wird gleich der neue Weinwisser geschrieben

Lokalkolorit war dann am zweiten Abend angesagt. Wir tranken und tafelten in einer spanischen Bodega, der Taberna Espanola in Luzern. Hoffnungsvoll starteten wir in diesen Abend mit einem 1996 Roda I aus der Doppelmagnum, dem ersten Tischwein. Ein sehr moderner, etwas gemacht wirkender Wein, der mit Rioja wenig zu tun hat, aber wenigstens mit Biß und Struktur 89/100. Eine Klasse besser der zweite Tischwein, ein 1998 Roda I, offener, fruchtiger, voller, reichhaltiger und länger 92/100.

Harte Arbeit der erste Flight des Abends. Ein 1961 Sonvida aus Mallorca kam mit heller Farbe und sehr zart und fragil ins Glas. In der Nase Schuhcreme, am Gaumen säuerlich-nichtssagend 72/100. Der 1974 Gran Sangre de Toro von Torres hatte zwar eine dichte Farbe, war aber sehr medizinal in der Nase und erinnerte eher an Hustensaft, am Gaumen säuerliches Naturyoghurt 70/100. Eine sehr verhaltene, pilzige Penicillin-Nase hatte der 1976 Gran Coranas von Torres, am Gaumen Sauerbraten mit Zwiebeltouch 72/100. Der einäugige unter diesen vielen Blinden war 1982 Gran Coronas von Torres, ein gefälliger, weicher, runder, schokoladiger Wein, der aber seine besten Zeiten auch schon hinter sich hatte 87/100. Sehr gewöhnungsbedürftig der 1982 Vina Arcadia Cabernet Sauvignon, ein monolithisch wirkender, eindimensionaler, langweiliger Cabernet, der noch nicht richtig reif ist und wohl auch niemals reif sein wird 78/100.

Im zweiten Flight gab es dann endlich ein Highlight, zu dem wir uns aber hinkämpfen mussten, z.B. über 1970 Cerro Anon Reserva. Der war zwar noch trinkbar, aber doch schon verdammt alt und müde 76/100. René Gabriel nannte ihn burgundisch, aber da kann er nur einen dieser unsäglichen Burgunder aus dem gleichen Jahrgang gemeint haben. Enttäuschend auch 1970 Tondonia, der in diesem Jahrgang eigentlich deutlich mehr hätte bringen müssen. Helle, dünne Farbe, ein kleiner Wein ohne Fehler und Höhepunkte, der schon etwas auf dem Abstieg war 83/100. 1970 Marques de Caceres war einfach kaputt und entzieht sich jeder Bewertung, in der Nase Farbverdünner, am Gaumen noch ein paar Fruchtreste und sehr spritig. Ausgezehrt, mager und deutlich auf dem Abstieg auch 1970 Rioja Alta Reserva 904 82/100. Ein Knaller dann 1970 Marques de Murrieta Castillo YGAY. Dichte Farbe, reichlich Frucht, Kraft, Spannung, Konturen und reichlich Zukunft 95/100. Wie gerne hätte ich statt der ersten beiden Flights eine halbe Flasche davon getrunken!
Jünger und auch besser wurde es im dritten Flight des Abends. 1994 Baron de Ley Gran Reserva hatte ganz zu Anfang in der Nase oxidative Töne, die aber rasch verflogen, was blieb, war etwas Kellermuff, dazu Trockenfrüchte, Datteln. Am Gaumen wirkte er etwas korpulent und ungelenk, aber auch gefällig und unkompliziert, für einen Massenwein ganz ok 86/100. Exotik pur dann bei 1994 Artadi Grandes Ananas. Der schrie förmlich nach einem großen Glas, das ich mir dann auch besorgte. Kokos im Schokomantel, massig rote Früchte, kräuterige Würze, reichlich jugendliche Kraft, intensiv, fast stichig, sehr lang am Gaumen mit immer noch viel Potential 97/100. Ein geiler Saufwein dann 1994 Alion, exotisch, würzig, gefällig, legte im großen Glas deutlich zu 93/100. Sehr enttäuschend aber der hochgelobte und bepunktete(97/100 bei Parker)1994 Pesquera Janus. Der stand, wie schon vor gut einem Jahr auf einer Best Bottle, völlig neben den Schuhen. In der Nase viel würziges, süßes, amerikanisches Holz, wenig Frucht, am Gaumen metallisch und bissig 87/100. Kontrovers diskutiert wurde 1994 Finca Dofi von Alvaro Palacios aus der Magnum, ein Wein, der sich im Glas ständig wandelte. Mal weich und zugänglich, dann wieder etwas medizinal und anstrengend, sehr intensiv und lang am Gaumen mit viel Lakritz. Für mich ein großer Wein, der einfach viel Zeit und Luft braucht. Heute waren da 93/100 im Glas, das Potential für 95/100 hat dieser Wein.

Der vierte Flight war dem damaligen Top-Wein von Torres gewidmet, der Gran Coronas Reserva mit dem schwarzen Etikett. Zwei unterschiedliche Flaschen hatten wir von der 1961 Gran Coronas Reserva. In der besseren war das ein riesengroßer, perfekt gereifter, sehr delikater, schmeichlerischer Wein mit sehr langem, leicht lakritzigem Nachhall 97/100. Trotz der ziemlich hellen Farbe war da kein Zeichen von Alter oder Schwäche. Die zweite Flasche kam da nicht mit. Groß wäre sicher auch die kraftvolle 1970 Gran Coronas Reserva gewesen, hätte sie in der Nase nicht diese irritierende Mottenkugel-Aromatik gehabt 90/100. Die 1971 Gran Coronas Reserva hätte perfekt in einen großen 71er Bordeaux-Flight gepasst, und wäre dort blind wohl als sehr guter St. Emilion durchgegangen, weich lecker, gefällig mit feiner Süße und gutem Abgang 93/100. Die 1973 Gran Coronas Reserva fiel in diesem Flight deutlich ab. Ein anstrengender, schwächerer Wein, der mit seiner gemüsigen Art an so manch einen Wein vom Mittag erinnerte 86/100. Noch etliche Jahre wird sich durch die kräftige, aber gut integrierte Säure, die 1975 Gran Coronas Reserva auf recht hohem Niveau halten. Ein hocharomatischer, kraftvoller Wein ohne Ecken und Kanten 91/100.

Zwei Dessertweine rundeten den offiziellen Teil der Probe ab. Praktisch untrinkbar war ein 1945 Dulce Reserva Bodegas Franco Espanoles, was für ein grausames, oxidiertes, ekelhaftes Zeugs! Faszinierend dagegen der 1950 Malaga Moscatel Extra Solera. Der roch exakt wie die Soße meines Lieblings Dessert Crêpes Suzette und war auch am Gaumen süß und einfach lecker 92/100.

Bodega-Feeling

Bodega-Feeling

Die Bodega dieses Abends war gleichzeitig auch Weinhandlung. Und da wir inmitten der Weinregale saßen, blieb natürlich nicht aus, dass zum Schluss noch ein paar spontan ausgewählte, junge Weine auf unserem Tisch landeten. Spannend ein 2002 Marques de Grinon Petit Verdot. Ein reinsortiger, 100%iger Petit Verdot, superdicht, nicht nur in der Farbe, ein hochkonzentriertes, dichtes, schwarzbeeriges Teil, saftig mit viel Tiefgang 92/100. Der Chef des Hauses legte uns natürlich den beliebtesten Top-Wein der Bodega ans Herz, einen 2000 Finca Sobrena Reserva. Kein Wunder, dass der hier so beliebt war. Das war ein echter "Crowd Pleaser", ein jugendlich-geiler, von Röstaromatik geprägter Wein mit irrem Schmelz, eine unkomplizierte, hochleckere Mokka-Espresso-Orgie 93/100. Der wurde dann noch leicht getoppt von einem 2003 Vaserano Finca Montviejo. Auch das ein supergeiler, offener, üppiger Stoff mit reifer, konfitüriger, schwarzbeeriger Frucht, Röstaromen und Mokka ohne Ende, schmelzt einfach so den Gaumen herunter, Freude pur 94/100.

Wandern war am nächsten Tag angesagt, zumindest für diejenigen, die statt Bergbahn zu Fuß zum Berggasthaus Alp Gschwänd liefen. Die sehr nahrhaften Älplermagronen und der unkomplizierte, leckere 2003 Don Sebastian aus der Jeroboam(nicht nur einer) brauchten unbedingt ein sportliches Gegengewicht.

Geheimtipp Navareal

Geheimtipp Navareal

Den letzten Abend verbrachten wir wieder im Hotel Waldheim, wo sensationell aufgekocht wurde. Als Apero gab es wie auch schon an den Abenden zuvor einen echten Gabriel. Einfach ein gutes Händchen und natürlich den dazu gehörigen Gaumen hat der René für unbekanntere Weine mit sensationellem Preis-/Leistungsverhältnis. Der 2005 Navareal Rueda verdeja der Bodegas Aldial war geschmacklich und preislich (unter 10 SFr) eine echte Alternative zu weißen Bordeaux und zu den vielen Neue Welt Sauvignon Blancs. Sehr frisch mit Sauvignon/Semillion Typizität, mit Zitrusaromen, Grapefruit und Stachelbeere und mit feinem Schmelz, einfach lecker und erfrischend 90/100.

Zum Gruß aus der Küche bekamen wir die ersten beiden Weine gereicht. Der 1970 YGAY Blanco Reserva von Marques de Murrieta wirkte erstaunlich fruchtig und knackig mit viel Säure und war spontan mit viel Genuß trinkbar. Seine wahre Klasse zeigte dieser hochkomplexe Wein aber erst Stunden später mit entsprechender Temperatur und Luft 94/100. Meist kommen die weißen Ygays als oxidative Monstren ins Glas und wirken schon halb kaputt. Bloß nicht wegschütten oder dem schlaueren Nachbarn geben! Einfach Zeit, viel Zeit geben und sich dann nach Stunden am Weißwein-Wunder erfreuen. Das sind sehr spannende, eigenständige Weißweine von Weltklasse mit unglaublichem Alterungspotential.
Gut gefiel mir auch der 1795 Sherry Oloroso Marques del Merito, ein klassischer, noch erstaunlich frisch wirkender Sherry mit pfeffriger Würze und schöner Länge 91/100.

Tischwein an diesem Abend war ein 1960 Etiqueta Blanca von Marques de Murrieta. Der hatte eine dichte, deutlich jünger wirkende Farbe als der 80er vom Vortag und war auch am Gaumen kräftiger, voller und aromatischer mit nur dezenten, oxidativen Noten und etwas kurzem Abgang 83/100. Noch etwas zum Thema Tischwein. Bei den Proben von René Gabriel ist noch nie jemand in Sachen Alkohol zu kurz gekommen. Die jeweiligen Tischweine gibt es in praktisch beliebigen Mengen bis zum Abwinken. Wer meint, mit den regulären Weinen nicht das nötige Quantum zu erreichen, wer sich was häufiger passiert die Probe mit einem Freund oder Partner teilt, oder wer einfach nur als schmückendes Beiwerk mit am Tisch sitzt, als sogenannter nicht-mittrinkender Probenteilnehmer, der kann sich, wenn unbedingt nötig, hier die Kante geben, bis er nicht mehr weiß wo oben und unten ist.
Viel Licht und Schatten im ersten Flight, den 64ern. 1964 Vina Pomal Reserva Especial von den Bodegas Bilbainas war ein sehr feiner, kleiner Rioja mit floral-parfümierter Nase und karamelliger Süße, eher leichtgewichtig am Gaumen, aber sehr delikat und lang 91/100. Ziemlich kaputt dann ein 1964 Faustino I Gran Reserva, eher ein Fall für die Pathologie als für meine Leber. Auch bei der 1964 Rioja Alta Reserva 904 kam mal wieder keine Freude auf, muffig-modrig, eklige Kellertöne, ziemlich daneben und hin. Da habe ich gar nicht erst den Versuch einer Bewertung auf der nach unten offenen Gruft-Skala gemacht. Begeistert hat mich 1964 Vina Tondonia von Lopez de Heredia. Das war endlich mal ein Tondonia, wie ich ihn kenne und schätzen gelernt habe. Reifer Rioja in Reinkultur, burgundische Fülle, malzige Süße, nussige Aromatik, wunderbare Länge und das alles in totaler, unaufdringlicher Harmonie 94/100. Ganz anders leider 1964 Marques de Murrieta Castillo YGAY. War der etwa noch zu jung ? Sehr, sehr bissig mit alles dominierender, kräftiger Säure, wodurch er unharmonisch wirkte. Jammern auf hohem Niveau, vielleicht richtet es die Zukunft 88/100. Immerhin habe ich diesen Wein schon mehrfach auf bis zu 94/100 Niveau getrunken. Noch mehr Probleme hatte ich mit 1964 Marques de Riscal Reserva. Muff, altes Faß, Pilze, nicht unbedingt das, was ich an Wein schätze war da überhaupt Wein im Glas? 82/100.

Der Stoff aus dem die Träume sind

Der Stoff aus dem die Träume sind

Leuchtende Augen allenthalben und der flehentliche Blick zum Sommelier, beim Einschenken doch nicht so knauserig zu sein. Pingus war angesagt, Hedonismus pur aus Ribera del Duero. Gleich im ersten Glas die Legende, der 1995 Pingus. Peter Sisseks Erstlingswerk, von dem ein gut Teil nach einem Schiffsunglück auf dem Boden des Atlantik liegt. Traumstoff, klar, ein ungemein schöner Wein, sehr nachhaltig mit etwas laktischen Noten, immer noch viel Tannin, bleibt ewig lang am Gaumen und hat Zukunft ohne Ende. Gib Dir einen ruck, meine René, zieh die 100/100. Das würde ich ja gerne, wenn da nicht die Erinnerung wäre. 95 Pingus war in seiner Jugend so ein unglaublich hedonistischer, unbeschreiblicher Saft(Pingus-Impressionen), da kommt er heute nicht mehr dran und wird auch nie mehr dahin kommen, also 97/100. Wer übrigens wissen möchte, wie 95 Pingus damals in seiner prallen, geilen Jugend geschmeckt hat, der sollte versuchen, an eine Flasche 2004 Flor de Pingus zu ergattern und die möglichst umgehend aufreißen. Näher an das damalige, unglaubliche Pingus-Erlebnis kommt kein anderer Pingus-Jahrgang. Aber Vorsicht, vor dem Einschenken unbedingt anschnallen. Es besteht höchste Ausflippgefahr.
Nicht unterschätzen sollte man 1996 Pingus. Der erste Eindruck vermittelt einen kleinen, unproportionierten Pingus mit zuviel Tannin und zuwenig Frucht. Baut aber mit der Zeit sehr schön im Glas aus und wird zugänglicher und harmonischer, ein Pingus mit viel Zukunft 94/100. Sehr reif, weich und weit mit malziger Süße ist 1997 Pingus, immer noch holzbetont mit guter Struktur, aber erheblich gefälliger, als vor einem Jahr bei der Kultweinprobe 94/100. Mal wieder kam ich mit 1998 Pingus nicht klar, grüne Töne, Altfassnoten, da ist damals in der Vinifikation etwas schiefgelaufen 89/100. Traumhaft schön 1999 Pingus. Offener, generöser als ich ihn kenne, ein dichter, kräftiger, üppiger Wein mit reifer konzentrierter Frucht, die die massiven Tannine überdeckt und kaum spüren lässt, mit Kaffee- und Toffeenoten und mit schöner Würze 95/100. Auch hierzu ein Tipp. Nur um kaum spürbare Nuancen schwächer, wenn überhaupt, in 99 ist der in diesem Jahr ausnehmend gut geratene Flor de Pingus, der immer noch für vergleichsweise wenig Geld auf vielen Weinkarten steht. So z.B. auch auf der Karte des Waldheim. Wir hatten ihn zum Abschluß des ersten Probenabends in der Bar nebst einigen anderen, großen Gewächsen getrunken. Der Flor war der absolute Knaller und bürstete sie alle ab. Unter ging in diesem Flight der etwas unharmonisch wirkende 2000 Pingus. Dabei ist das potentiell ein großer Wein, wenn die Einzelteile mal zusammenwachsen 93/100. Den passenden 2000 Flor de Pingus kann ich leider nicht empfehlen, denn das ist kein Flor, sondern ein Trauerflor de Pingus.
Eigentlich hätte, zumindest für mich, im letzten Rotweinflight der Probe einer der Weine nicht nur des Abends, sondern der ganzen Veranstaltung kommen müssen, aber der Reihe nach. 1947 Vega Sicilia Unico zeigte Säure ohne Ende, ein großartiger Essig, aber leider kein Wein mehr. Das gilt leider für fast alle sehr alten Unicos. Sehr ansprechend 1962 Vega Sicilia Unico. Kühle Frucht, laktische Noten, Himbeeryoghurt, aber auch Kraft und Länge, entwickelte sich im Glas, wurde gefälliger und runder mit Nuss- und Schokonoten 93/100. Und dann die Legende, 1968 Vega Sicilia Unico, der größte, jemals erzeugte Unico. Aus der Magnum, also reichlich im Glas. Leider aber auch der ultimative Gau, den jeder Weintrinker fürchtet. Ausgerechnet dieser Wein hatte Kork!!!!! Jammerschade, denn nicht nur die Farbe war großartig. Ansatzweise war unter dem Kork der Weinriese zu spüren. Gut, ich habe den 68er Unico schon häufiger trinken dürfen. Aber das ist ein Wein, den kann man gar nicht oft genug trinken. Das kann ich so nicht hinnehmen. Da wird wohl in naher Zukunft eine meiner letzten Flaschen dran glauben müssen. Zu den wenigen, gut trinkbaren Weinen in diesem miesen Jahrgang gehört der recht gut gelungene 1972 Vega Sicilia Unico. Kein Riese, aber sehr schön zu trinken mit nicht zuviel Säure und lakritziger Aromatik 92/100. Ein gewaltig konzentriertes Säuremonster der 1990 Vega Sicilia Unico. Geht derzeit durch eine verschlossene Phase, also lange dekantieren, oder besser noch 5+ Jahre warten. Dann kommen sicher auch wieder die 95/100 ins Glas, für die dieser Wein gut ist. Ausnehmend gut dafür 1994 Vega Sicilia Unico. Ein sehr vielschichtiges, großes Konzentrat mit gewaltiger, druckvoller Aromatik. Damit kann man eine stundenlange Rundreise durch alle großen Gewürz- und Kräuterläden dieser Welt machen 96/100. Kann noch zulegen.

Mit Spanien hat Portwein ja eigentlich nichts zu tun, aber zu Blauschmierkäse waren die drei Ports trotzdem die richtige Wahl. Solo getrunken war 1963 Taylor mit seiner hellen Farbe, den spritigen Noten und der stechenden Nase doch verdammt anstrengend, trotz der wunderbaren Marzipan-Süße am Gaumen 89/100. Im Zusammenspiel mit dem Käse kamen da noch ein paar Punkte dazu. Sehr lecker der 1977 Graham mit feinem, süßen Schmelz und unglaublicher Länge am Gaumen, Puristen wird er vielleicht zu zugänglich, zu einfach zu verstehen sein. Ich liebe den unkomplizierten, hedonistischen Stil von Graham 93/100. Und dann 2000 Niepoort Vintage Port. War das Rotwein, der nach Port schmeckt oder umgekehrt? Mehr Frucht als Süße und Marzipan. Irritierend reduktives Teil, das die Sinne forderte. Dafür war die Probe eindeutig zu weit fortgeschritten und der Niepoort nicht weit genug. Der wird sich in 10-20 Jahren beweisen müssen und dann zeigen, ob da 94/100 oder sogar mehr drin sind.

Uralt wurde es dann zum Dessert. Malaga war angesagt, der spanische Likörwein aus Andalusien, der fast unbegrenzt altern kann. Ein unglaubliches Konzentrat der 1780 Malaga Larios, fast explosiv am Gaumen mit einem Pfauenrad an Aromen. Da kam der 1817 Dulce Cartameno Larios nicht mit, obwohl auch der groß und sehr lecker war. An Bewertungen traue ich mich hier nicht ran, da ich von Malaga nicht allzu viel verstehe. Vom reinen Geschmacksempfinden her liegen aber beide deutlich über 90/100, den 1780er würde ich in jedem Fall deutlich über 95/100 ansiedeln.

Und was tun nichtrauchende Weinfans, wenn es im Anschluss an die Probe heißt "Feuer frei" und dicke Schwaden von beißendem Zigarrenqualm all das vertreiben, was da mal an Wohlgerüchen aus den Gläsern stieg? Flüchten natürlich, flüchten in einen rauchfreien Nebenraum. Und da versammelten wir uns nicht zum gemeinsamen Abendgebet, sondern um in unendlicher Weingier über die Weinkarte des Hotels herzufallen. So gab es dann jeden Abend noch ein paar spannende Weine und ich habe am letzten Abend auch noch eine Trophäe geopfert. 100/100 hat 2004 El Contador aus Rioja von Benjamin Romeo im aktuellen Spanien-Report in Parker s Wine Advocate bekommen. René Gabriel hatte mir per Express von einem befreundeten Weinhändler eine Flasche dieses inzwischen unauffindbaren, sündhaft teuren Weines besorgt. Ein irre konzentrierter Wein, sehr dicht, sehr süß, komplex, lang, massig Holz und Vanille, in seiner explosiven Aromatik an Aalto PS erinnernd, für mich aber nicht in der selben Liga, aber auch sehr modern und etwas monolithisch wirkend. Könnte im Prinzip von überall herkommen. An diesem Abend hatten wir da mit viel Wohlwollen einen Wein mit Potential für 96/100 im Glas. Den 2000 Mouton Rothschild, den ein guter Weinfreund zu später Stunde bestellt hatte, bügelte er mit seiner schieren Kraft platt. Aber das ist ohnehin ein eher enttäuschender Wein, der mit dem großen Jahr 2000 überhaupt nichts zu tun hat. Doch schon der 1996 Mouton Rothschild im Nachbarglas, ein unglaubliches Geschoss auf 97/100 Niveau zeigte dem El Contador deutlich seine Grenzen.

Perfekte Gastgeber - Karin und René Gabriel

Perfekte Gastgeber - Karin und René Gabriel

Viel gelernt habe ich in diesen drei Spanien-Tagen. Aber auch viel gelacht und natürlich hervorragend gegessen. René Gabriel ist nicht nur ein begnadeter Weinkenner und Degustator. Er ist auch ein Genussmensch par Excellence und ein sehr sympathischer, perfekter Gastgeber. Seine Proben haben das, was einen großen Wein auszeichnet. Die totale Harmonie der Einzelkomponenten. Hier wirkt nichts aufgesetzt, überzogen oder künstlich. Einfach eine sorgsam ausgewählte Gruppe netter Menschen, die gemeinsam ihrer Leidenschaft Wein frönt. Dazu ist der liebe René noch ein begnadeter Entertainer, der seine fundierten Kommentare zu den verkosteten Weinen mit reichlich Bonmots und umwerfenden Witzen würzt. Tränen gelacht habe ich da häufig. Kein Wunder, dass René Gabriels legendäre Semester-Degustationen meist schon ein Jahr und länger vorher ausgebucht sind. Und da gäbe es dann gleich noch einen Geheimtipp. Bei der großen 97er Kalifornien-Probe im Mai sind noch ein paar Plätze frei. 97mal der Riesenjahrgang 1997 aus den USA mit allem, was gut, rar und unauffindbar bist. Von Abreu über Harlan bis Screaming Eagle ist alles dabei. Näheres auf www.weingabriel.ch. Sehen wir uns auf dieser Probe?