Chateau Musar

Chateau Musar aus dem Libanon ist ein sehr spannender Wein und ein Chamäleon zugleich. Je nach Alter wirkt ein und derselbe Wein mal wie ein Wein von der Rhone, mal wie ein Bordeaux und im Alter häufig wie ein großer Pinot Noir. Und altern kann Chateau Musar sehr gut. Ich habe häufig alle Musar-Jahrgänge vom Erstlingsjahrgang 1956 an probieren dürfen. Allerdings sind die ersten Musar-Jahrgänge inzwischen unerschwinglich.

Zu einer kleinen, spannenden Musar-Verkostung jüngerer Jahrgänge hatte Uwe Bende jetzt nach Düsseldorf ins Dado eingeladen.

Der älteste Wein der Probe war gleichzeitig mein Favorit. Würze ohne Ende zeigte der 1970 Musar, der sich deutlich offener präsentierte, als ich ihn kenne. Stilistisch war das noch Rhone, aber Burgund kommt – WT96. Ein großer Musar, den zu suchen lohnt.

Reif der 1980 Musar mit heller Farbe. Rustikal, rosinig, verbrannte Erde, aber immer noch gut trinkbar – WT91.

Deutlich dichter, kräftiger und würziger der großartige 1981 Musar. Schien auf dem direkten Weg von Bordeaux nach Burgund – WT94. Hat noch enormes Potential.

Die etwas seltsame, kaum vorhersehbare Entwicklung dieses Weines hatte ich bei 1982 Musar schon häufig im Glas. 2004 hatte er eine sehr reife, bräunliche Farbe, überreifes Traubengut, wirkt leicht „verbrannt“, am Gaumen druckvoll mit schöner Aromatik, etwas rosinig mit feiner Süße und ähnelte der heutigen Form des 80ers. Damals gab ich WT90. Deutlich besser 2012, komplexer, länger – WT94. 2013 zwei völlig unterschiedliche Flaschen, eine wie die erste 2004 (WT90), die andere ein sprachlos machender Riese mit Fülle, Dichte und großartiger Länge – WT97. Wirkte jetzt und hier wie schon vor ein paar Wochen (beide Flaschen aus meinem Keller) weiter, weicher, cremiger mit feiner Würze – WT93. Aber ist der jetzt wirklich reif, oder nimmt er nur wieder Anlauf? Only time will tell.

Korkig war leider der 1983 Musar, der aber am Gaumen eine gewaltige Substanz zeigte. Kenne ich aus früheren Jahren als großen Wein.

Sehr elegant und fein zeigte der 1986 Musar, der auch als großer Burgunder durchging und durchaus noch zulegen dürfte – WT94+.

Von seiner allerbesten Seite zeigte sich 1987 Musar aus dem Libanon, der mit betörender Fülle und süßem Schmelz überzeugte – WT95. Für mich der zweitbeste Wein dieser Verkostung.

Großes Potential dürfte der 1988 Musar haben mit viel Druck und Substanz. Derzeit zeigt er aber noch eine deutliche, tanninige Herbe, die an den 88er Bordeauxjahrgang erinnerte – WT93+.

Ziemlich daneben der säuerliche 1990 Musar, der wie die Hölle stank – WT82. Aber das war wohl ein Flaschenproblem. Vom 90er soll es solche, aber auch bessere Chargen geben.

Noch sehr jung der jüngste Wein der Verkostung, 1991 Musar. Ließ noch nicht viel raus und wirkte etwas eindimensional, aber man spürte auch das enorme Potential – WT92+.

Alle meine Notizen zu den einzelnen Jahrgängen von Chateau Musar bis zurück zum Jahrgang 1956 finden sich in den Jahrgangsübersichten.

Hinweisen möchte ich auch gerne auf eine großartige Musar-Vertikale „Das Chamäleon Chateau Musar“ aus dem Dezember 2013.

Auf der Prowein 2016 hatte ich die Chance, einige der aktuelleren Jahrgänge von Musar zusammen mit Marc Hochar, einem der beiden Söhne des leider 2015 verstorbenen Serge Hochar zu verkosten.

Trotz seiner Jugend und natürlich noch deutlichen Tanninen wirkte der 2009 Musar schon erstaunlich offen, sehr würzig mit roten und dunklen Früchten und feiner Kräuternote, wird sich über längere Zeit weiterentwickeln und sicher noch zulegen – WT92+. Sehr kraftvoll der noch völlig unentwickelte 2008 Musar, der zwar deutlich länger brauchen wird als 2009, sich aber zu einem großen, langlebigen Musar entwickeln dürfte. Da könnten in 10+ Jahren sicher mal WT95 oder mehr ins Glas kommen. Sehr burgundisch mit feinem, fruchtigem Schmelz und guter Kirschfrucht wirkte der 2004 Musar, der sicher noch zulegen dürfte – WT93+. Der große Finessenmeister war der 1998 Musar, elegant, burgundisch, tänzerisch – WT94. Als Vertreter der alten Garde kam noch der rustikale 1980 Musar ins Glas.

Für das nächste Jahr plant Uwe Bende eine sicher hoch spannende, große Musar-Probe mit deutlich mehr Jahrgängen. Wer daran Interesse hat, sollte sich unbedingt rechtzeitig für diese Probe bei Uwe Bende vormerken lassen.