Große Hubacker Vertikalprobe

Was für eine herrliche Idee. Hans Onstein (unten im Bild), großer Keller Fan und Sammler, schenkte Julia und Klaus-Peter Keller zum 20. Hochzeitstag eine 20-Jahre-Vertikale des Hubacker GG´s und seiner trockenen Vorläufer. Ich durfte dabei sein, als just an diesem 20. Hochzeitstag auf der lauschigen Terrasse des Landhaus Dubs diese Weine in fröhlicher, aber sehr kenntnisreicher Runde verkostet wurden.

Der Hubacker ist der älteste der Weinberge der Kellers und im Familienbesitz seit 1789. Wohl erst in den 70ern des letzten Jahrhunderts wurde er zumindest teilweise mit Riesling bepflanzt. Vorher waren es z.B. hauptsächlich Silvaner und Huxelrebe, die meist edelsüß ausgebaut wurden. Der älteste Hubacker Riesling in meinem eigenen Keller ist eine 1989 Dalsheimer Hubacker Riesling TBA.

Gleich der erste Wein dieser Probe, der 1997 Hubacker, setzte Maßstäbe. So jung und hell noch die Farbe dieses gerade zeitlosen Weines, noch so frisch, fast tänzelnd am Gaumen, so animierend mit sehr guter Säure – WT96. Wenn es eines Beweises für die grandiose Alterungsfähigkeit der Kellerweine bedurft hätte, hier war er. Dieser Wein dürfte auch zur Perlenhochzeit der Kellers, dem 30. Hochzeitstag in 10 Jahren, noch voll da sein. Und ich wäre dann natürlich für eine 30jährige Vertikale gerne wieder dabei.

Deutlich reifer der 1998 Hubacker mit tiefem Goldgelb, sehr würzig mit der Botrytis eines großen Wachauers und enormer Fülle – WT94. Sehr hedonistisch mit reifer, süßer Fülle der 1999 Hubacker – WT95.

Noch jugendlich frisch, auch in der Farbe, wirkte der 2000 Hubacker, der erste mit dem heutigen Label, mit wunderbarer, exotischer Frucht, feiner Ananas, dürfte gut weiter altern – WT95. Tief die Farbe des 2001 Hubacker, der aber am Gaumen absolut trocken war mit immer noch knackiger Säure, präzise die großartige Struktur, so ein geschliffener, hoch spannender Wein. Vielleicht tue ich diesem Traumstoff mit meinen lausigen WT97 ja Unrecht. Würde ihn gerne mal gegen den ersten und legendären GMax trinken, der damals nur aus einer Parzelle mit alten Reben im Hubacker entstanden sein kann. Rauchig die Nase des 2002 Hubacker, wunderbare Gelbfrucht, am Gaumen so frisch mit enormer Spannung, soviel Druck, dazu die leicht barocke Hubacker-Fülle – WT96.

2003 Hubacker war für den warmen, nicht unproblematischen Jahrgang erstaunlich frisch und schlank mit guter Säure, dabei so animierend – WT95. In solchen Jahren erkennt man große Lagen und große Winzer. Wer zum richtigen Zeitpunkt geerntet und im Keller nicht rumgeferkelt (=nachgesäuert) hat, der konnte auch in 2003 große Weine mit beachtlichem Standvermögen ernten. Bedenkenlos in beliebigen Mengen nachkaufen würde ich den 2004 Hubacker. Der wirkt noch so unglaublich jung mit sehr präziser Struktur, so finessig, die Frucht zwar reif, aber so eine fast noch bissige, tolle Säure. Der zeigt erst in ein paar Jahren alles, was er drauf hat, und könnte deutlich zulegen – WT96+. Völlig anders der 2005 Hubacker, der in diesem Trio als der reifste erschien. Aber was für ein Wein mit Pracht und Fülle, soviel Spaß im Glas, einfach Hedonismus pur – WT95.

Erstaunlich schlank und für den Jahrgang überraschend „sauber“ der 2006 Hubacker mit wiederum präziser Frucht und Struktur, gepaart mit guter Säure – WT95. Unter all diesen Präzisionsmonstern tat sich natürlich ähnlich wie 2005, die ich beide solo schon häufig höher bewertet habe, der sehr feine, aber auch schmelzige, geradezu lustvolle 2007 Hubacker etwas schwer. Vielleicht nimmer er aber auch wie viele andere der besseren 2007er gerade nur Anlauf für die zweite Karriere – WT94+. Deutlich unter Wert verkaufte sich der 2008 Hubacker, der viel Luft brauchte und eigentlich ein paar Stunden in eine Karaffe gehört hätte. Wirkte so etwas kompakt und reduktiv – WT93+. Ein klassischer Zukunftswert halt, ähnlich wie 2004.

Noch so jung und frisch mit traumhafter Frucht, toller Struktur, straffer Mineralität und guter Säure, dazu der wohldosierten, leicht barocken Hubacker-Fülle der prächtig gelungene 2009 Hubacker – WT96+. Den habe ich ein paar Tage später noch aus eigenen Beständen gegen 2009 GMax getrunken (WT97+), gegen den er sich erst auf der Zielgraden geschlagen geben musste. Sehr schlank, kompakt, mit enormem Extrakt und viel Druck der 2010 Hubacker, der dringend 5-10 Jahre weggelegt gehört. Dann könnten aus den WT93+ dieser Kurzvorstellung auch WT97+ werden. Offener mit traumhafter Fülle, aber auch mit enormer Präzision und Druck, dazu göttlichem, feinem Schmelz der 2011 Hubacker – WT96.

Offen, aber auf hohem Niveau auch etwas verhalten mit schöner Gelbfrucht, Fülle und Schmelz war der 2012 Hubacker schön zu trinken, könnte aber noch zulegen – WT94. Geradezu spektakulär der 2013 Hubacker, der locker auch als junger GMax durchging und sich in atemberaubender Frühform zeigte. Der hatte einfach alles, geniale Frucht, präzise Struktur, gewaltige Länge, einfach absoluter Hammerstoff – WT98. Da kam im direkten Vergleich der sehr feine, elegante, aber durchaus auch druckvolle 2014 Hubacker, der noch Zeit braucht, fast unter die Räder – WT94+.

Sehr jung und in der jetzigen Phase etwas bissig wirkend, aber mit viel Potential der 2015 Hubacker – WT94+. Feiner, balancierter und im direkten Vergleich zweier, eigentlich unfertiger Weine in erster Frühform gelungener wirkend der 2016 Hubacker – WT95+.

Das Fazit dieser spannenden Probe? Hubacker ist ein großartiger Wein, was nicht neu sein dürfte. Was diese Probe aber sehr deutlich zeigte ist, wie gut Hubacker altern kann. Wirklich reif im Sinne von „gehört jetzt getrunken“ war eigentlich keiner der Weine. Es gibt zugängliche Jahre wie 2005, 2007, 2009 oder auch 2011, aus denen man derzeit hemmungslos über die eigenen Bestände herfallen kann. Ansonsten lohnt es, möglichst lange zu warten.

Eine Verkostung wie diese hier ist natürlich nur eine Momentaufnahme. So sollten bitte auch meine Bewertungen und kurzen Beschreibungen verstanden werden. Es ist schon ein kleiner Unterschied (manchmal auch ein sehr großer), ob man in einer Probe einen Wein fast wie bei einer Art Wine Speed Dating mit 19 anderen vergleicht, oder ob man einen ganzen Abend damit verbringt und dem Wein Zeit gibt, sich richtig zu entfalten.