Sweet Dreams

Eine atemberaubende Verkostung auf Maximin Grünhaus mit raren Trouvaillen von Grünhaus und Egon Müller aus fünf Dekaden. Alle Weine persönlich vorgestellt von Maximin und Carl von Schubert und Egon Müller.

Empfangen wurden wir vor dem Schloss mit zwei Kabinett-Weinen. Schlank, straff, karg, sehr mineralisch mit wunderbarem Trinkfluss der 1994 Scharzhofberger Kabinett – WT92. Sehr fein mit fruchtiger Fülle und dezenter Süße der 1996 Maximin Grünhaus Abtsberg Kabinett – WT90.

Dann ging es in den festlich gedeckten Saal des Schlosses. Hier erwartete uns ein perfekt auf die Weine abgestimmtes, großartiges Menü von Harald Rüssel.

Von einer in 2013 pepflanzten Parzelle stammte der 2017 Maximin Grünhaus Abtsberg Auslese Jungfernwein, dessen nur 500 Liter Ertrag auf die Versteigerung gehen. Ein sehr feines, fruchtiges, stimmiges Konzentrat mit guter Säure und viel Druck. Könnte noch zulegen – WT93+. Viel Botrytis, reife Säure und viel Süße zeigte mit großartiger Pracht und Fülle die 2017 Scharzhofberger Auslese, die eigentlich eher eine kleine Beerenauslese war – WT94.

Wie schön, dass Maximin von Schubert aus dem großartigen Eiswein-Jahrgang 1983 stammte. Nachdem die Winzer im Jahrgang 1982 leer ausgingen, da der erste Frost erst im Februar 1983 kam, stimmte beim Jahrgang 1983 alles. So kamen wir in den Genuss zwei sehr edler, rarer Tropfen. In den Frühstunden des 15. Novembers konnte z.B. auf dem Scharzhofberg bei Minus 12 Grad mit 200 Öchsle ein traumhaftes, güldenes, sehr stimmiges Elixier geerntet werden, dessen intensive, verschwenderische Süße perfekt durch eine reife, aber kräftige Säure abgepuffert wurde. Dieser 1983 Scharzhofberger Eiswein ist zurecht legendär und lässt am Gaumen alle Papillen in Hab Acht stehen – WT99. Der 1983 Maximin Grünhaus Abtsberg Eiswein war ein reichhaltiger, aber mit guter Säure balancierter Wein mit Organgenbittermarmelade und Karamell, dezent, aber nicht unangenehm oxidativ – WT96.

Gut gereift mit nur sehr dezenter Süße der schlanke, immer noch frische 1997 Scharzhofberger Kabinett mit pikanter Frucht, rassiger Säure und guter Länge, eher trocken wirkend – WT93. Süßer, fülliger mit guter Säure und feinem Schmelz der 1997 Maximin Grünhaus Abtsberg Kabinett – WT93.

Gewaltiges Potential zeigte der 2015 Scharzhofberger Kabinett Alte Reben mit rassiger Säure, viel Substanz und Ertrag und großartiger Länge, wird ein spannender Langstreckenläufer – WT93+. Auch hier ist der 2015 Maximin Grünhaus Abtsberg Kabinett Versteigerungswein der reichhaltigere, fülligere, aber zumindest derzeit auch komplexere mit traumhafter Frucht – WT94. Wird spannend sein, wie das Bild in 10 und 20 Jahren aussieht.

Ein wunderbarer Essensbegleiter war der harmonisch trocken wirkende 2011 Maximin Grünhaus Abtsberg Superior mit intensiver Schiefer-Mineralität. Mit den nicht spürbaren 16g Restzucker wirkt dieser Wein als eine Art „feinherbes GG“ sehr balanciert – WT92. Ein gewaltiger Wein war die 2010 Scharzhofberger Spätlese mit 80g Restzucker, die trotz der intensiven 10er Säure erstaunlich süß, aber auch durch die rassige 10er Säure gut balanciert mit hohem Extrakt – WT95. Dazu muss man natürlich wissen, dass 2011 ein opulentes Jahr mit großer Ernte war, 2010 dagegen eine sehr kleine, sehr konzentrierte Ernte mit hoher Säure brachte.

Schlank, verhalten und ziemlich trocken wirkte der 1990 Scharzhofberger Kabinett – WT89. Ganz anders der zwar auch harmonisch trocken wirkende 1990 Maximin Grünhaus Abtsberg Kabinett, der aber mit fantastischer Frucht und sehr guter Säure sehr druckvoll und auch noch fast jugendlich wirkte – WT94.

Und dann kamen schon wieder zwei Legenden ins Glas. Egon Müller hatte 2015 mit seiner 2003 Scharzhofberger Trockenbeerenauslese mit 12.000 Euro auf der Trierer Weinversteigerung einen absoluten Rekord aufgestellt. Will er den demnächst mit dieser 2007 Scharzhofberger Trockenbeerenauslese toppen? Tiefe, güldene Farbe, ein gewaltiges, süßes Konzentrat, das schon mit wenigen Tropfen den kompletten Gaumen auskleidet und trotzdem mit guter Säure eine wunderbare Balance und Eleganz zeigt. Bleibt ewig am Gaumen und macht sprach- und atemlos – WT99. Sehr gut gefiel mir auch die im direkten Vergleich fast filigran wirkende 2003 Maximin Grünhaus Abtsberg Trockenbeerenauslese, sehr fein mit erstaunlicher Finesse und Leichtigkeit, dazu tiefgründiger Mineralität – WT96.

Eigentlich hätten die beiden so wunderbar gereiften 76er einen Solo-Auftritt verdient, ohne die jüngeren TBA Giganten im Nachbarglas. Die 1976 Scharzhofberger Beerenauslese wirkte mit feiner Tee-Note sehr harmonisch, balanciert und elegant mit feiner Süße – WT96. Die 1976 Maximin Grünhaus Abtsberg Beerenauslese zeigte mit enormer Fülle und reifer Aprikose, aber auch etwas dunklem Karamell deutlich das warme Jahrwirkte aber trotzdem mit guter Säure und Mineralität aus der besseren der beiden Flaschen balanciert – WT94.

Als sehr gelungener Parade-Kabinett zeigte sich der 2017 Maximin Grünhaus Abtsberg Kabinett Fuder 45 Versteigerung, der mit feiner Würze und saftiger Frucht sehr elegant, schlank und balanciert blieb – WT94.

Spannend als Abschluss auch die ersten Pinots von Grünhaus aus einer 2007 bepflanzten Parzellen. Sehr fein und elegant, burgundisch mit delikater Frucht, sehr balanciert mit guter Säure der 2014 Maximin Grünhäuser Spätburgunder – WT92. Viel fülliger mit reifer, üppiger Frucht der 2015 Maximin Grünhaus Pinot Noir, dem aber die Finesse des 14ers fehlte – WT90.