Thank God it´s Friday

Sie gehören zu meinen Lieblingsproben, diese spontanen „Thank God it´s Friday Tastings“ wo wir mit Barbara und Holger im Berens am Kai in kleiner Runde ganz spontan spannende Weine verkosten. So bei diesem Tasting im Juni, regengeschützt auf der wunderbaren Terrasse.

Da ich meine Keller-Weine auch bei verlockend hohen Preisen viel lieber trinke, als sie auf Auktionen zu versilbern, haben wir mit einem Vergleich von Hubacker und G-Max aus dem reiferen Jahrgang 2009 begonnen. Beide zeigten sich als verdammt gute, große Weine in erster Trinkreife, aber noch mit langer Zukunft und dürften noch zulegen. Der 2009 Hubacker GG war noch so taufrisch mit wunderbarer Frucht und großartiger Struktur und Säure, dazu mit der wohldosierten Hubacker-Fülle – WT96+. Der intensiv gelbfruchtigere, komplexere, sehr druckvolle 2009 G-Max legte da auf sehr hohem Niveau noch mal eins drauf – WT97+. Drinking in the rain mit Keller macht unglaublichen Spaß. Und Keller trinken macht deutlich mehr Spaß als Keller verkaufen.

Etwas mehr hatte ich mir vom 1968 Barolo Gia Opera Pia von Marchesi di Barolo versprochen. Schließlich stand da ja auch noch „Grande Annata“ auf der Flasche. Aber dieser Barolo zeigte deutlich sein Alter mit viel Kaffee, altem Leder and erdiger Mineralität. Trinkbar ja, Genuss geht anders – WT84. 10 Jahre jünger und 10 Genusspunkte besser der 1978 Beaune Cuvée des Dames Hospitaliers vom Hospice de Beaune, ausgebaut von Emile Chandesais. Der war noch so frisch, so lebhaft, so seidig elegant, so perfekt balanciert mit der der ersten, generösen Süße gut gereifter Burgunder, einfach wunderbar zu trinken – WT94. Die Burgunder aus 1976 und 1978 drehen derzeit richtig auf. Noch eine Ecke drüber und noch so jung mit tiefer Farbe, betörender, süßer Frucht und der Pracht und Fülle eines großen Chambertins, der 1995 Chambertin Clos de Bèze von Raphet – WT95.

In erster(!) bestechender Bestform zeigte sich der 1997 Philippe Togni Cabernet Sauvignon, der auch in diesem prallen, von sehr reifer Frucht geprägten Kalifornien-Jahrgang ewig zur Reife gebraucht hat. Aber Togni ist halt noch ein klassischer Old School Kalifornier, der mit nur 12,5% Alkohol den Boliden die Rücklichter zeigt. Noch so unglaublich frisch mit traumhafter, nicht überladener Frucht, perfekte Struktur, enorm druckvoll, dicht und sehr lang am Gaumen, immer noch mit perfekter Tannin- und Säurestruktur, einfach ein Gigant – WT97. Da hat das Warten wirklich gelohnt. Das hat es auch für den lange so tanninreichen 1983 Hermitage la Chapelle von Jaboulet-Ainé, den die Besitzer immer für ihren besten seit 1961 hielten. Ein animalisch-kerniger Wein, enorm kraftvoll mit großem Kräutergarten, Lakritz, sehr würzig, aber auch immer noch mit strammen Tanninen. Brauchte viel Luft und gewinnt dann auch burgundische Züge mit feinem Schmelz – WT96+.

Ähnlich wie in Bordeaux war 1988 auch nicht das einfachste Burgunderjahr. Die Weine waren sehr tanninreich und konzentriert. Sie brauchten ewig, um sich zu öffnen. Um so überraschter waren wir von diesem absolut großartigen 1988 Clos de la Roche Grand Cru von George Lignier & Fils. Das war kein weicher Schmuseburgunder. Der war noch so jung, so unglaublich dicht und komplex mit enormem Tiefgang und belegte den gesamten Gaumen mit Beschlag. Konnte das wirklich sein, so ein überragender Burgunder auf WT97 Niveau? Da werde ich jetzt gezielt in 1988 auf Schatzsuche gehen.

Eleganter, weicher, verführerischer unser letzter Wein, ein sehr feiner, sublimer 2007 Gevrey- Chambertin Clos Saint-Jacques von Silvie Esmonin, der sich sicher noch über längere Zeit entwickeln wird – WT94+.