Große Bürklin-Wolf Vertikale

Unter dem Motto „Meilensteine - 25 Jahre Lagenklassifikation“ präsentierte Bürklin-Wolf Ende März in der Tante Anna in Düsseldorf eine spannende Vertikale mit perfekt gelagerten Weinen aus der eigenen Schatzkammer.

Lange vor den Großen Gewächsen des VDP hatte Bürklin-Wolf mit dem Jahrgang 1994 eine eigene Lagenklassifikation nach burgundischem Vorbild eingeführt. Die besten Lagen des Gutes, etwa 30 von insgesamt 86 Hektar, erhielten die Bezeichnungen PC (Premier Cru) und GC (Grand Cru)

Unsere Probe begann mit dem noch blutjungen 2016 Gaisböhl GC aus dieser 8ha großen, in Ruppertsberg gelegenen Monopollage des Gutes, einer reinen Südlage mit Buntsandsteingeröll. Sehr schlank, absolut trocken mit präzisen Konturen und enormer Kraft dürfte dieser Wein über die nächsten 10 und mehr Jahre noch deutlich zulegen – WT92+. Aus der 2004 neu bepflanzte Lage Ruppertsberger Reiterpfad kam danach der Erstlingsjahrgang der 2014 Reiterpfad GC ins Glas. Erstaunlich offen und reif wirkend, und füllig, wenig Struktur, aber auch Eleganz und Finesse – WT91. Großartig und mit enormem Potential 2012 Jesuitengarten GC, schlank, präzise, burgundisch mit kalkiger Mineralität und glockenklarer Frucht – WT95+. Dies war zugleich der letzte Jahrgang Jesuitengarten vor Rekultivierung und Neubepflanzung. Den nächsten Jesuitengarten wird es wohl erst 2025 wieder geben. Deutlich fülliger und fruchtbetonter danach der 2011 Hohenmorgen GC aus spürbar warmem Jahrgang, der Restsüße zeigte und etwas Struktur vermissen ließ. Aber wie so viele weine dieses Jahrgangs befindet er sich derzeit im „11er Loch“. Da dürfte in ein paar Jahren wieder deutlich mehr kommen – WT89+.

Eine großartige Zukunft dürfte der noch so junge, spannende und im psitiven Sinne bissige 2010 Pechstein GC haben. Sehr mineralisch, kräftig, mit guter, aber reifer Säure trotz 6,5gRZ balanciert und trocken wirkend – WT94.

Absolut grandios und auf Augenhöhe mit dem legendären 2004er das 2008 Kirchenstück GC. Ein gewaltiger, sehr druckvoller, enorm komplexer Wein, sehr kräftig mit präziser Frucht, großartiger Struktur und Potential für eine große, lange Zukunft – WT96+. Etwas verschlossener wirkend im direkten Vergleich dazu das 2004 Kirchenstück GC mit erstaunlich heller, jugendlicher Farbe und glockenklarer Frucht, auch mit gewaltiger Statur ein Riese im Werden – WT96+. Beide Weine zeigen eindruckvoll, dass das Kirchenstück zumindest in solchen Jahrgängen den Begriff des „Montrachet unter den Rieslingen“ voll verdient.

Erstaunlich frisch, mineralisch und präzise für den Jahrgang das 2007 Pechstein GC – WT94. Leider konnte man das für das aus Tante Anna Beständen kommende 2007 Gaisböhl GC nicht sagen. Wirkte insgesamt sehr reif, nicht nur in der Farbe, mit deutlich oxidativen Noten – WT88. Was diese Lage kann, zeigte dann aus ebenfalls wärmerem, üppigerem Jahrgang das 2005 Gaisböhl GC aus der Magnum. Rund, ausgewogen mit feinem Schmelz und wunderbarer Frucht und reifer Säure, sehr balanciert – WT93.

Ebenfalls aus der Magnum kam der 2002 Reiterpfad GC, der letzte vor der Neubepflanzung. Einfach charming und sehr vital trotz schon recht reifer Farbe, mit guter Struktur und Säure immer noch Frische zeigend – WT94. Noch jünger und frischer mit noch so heller, klarer Farbe wirkte das seinerzeit erst am 31.10. geerntete 2001 Hohenmorgen GC. Ein faszinierender, sehr vitaler Wein mit sehr guter Struktur und Säure, der in dieser Form noch viel Potential für längere Lagerung hat – WT95.

Mein Favorit der Probe war der immer noch so jung und frisch wirkende 1999 Jesuitengarten GC mit kalkiger Mineralität und burgundischem Charme. Ein grandioser Wein, elegant, balanciert, komplex und mit enormem Tiefgang - WT97. Kopf an Kopf dahinter 2004 und 2008 Kirchenstück GC, beide mit Mörderpotential - WT96+.

Leider ein Reinfall zum Schluss das 1994 Reiterpfad GC, das aus beiden Flaschen fehlerhaft eher wie ein säuerlicher Cidre wirkte. Aber das kann bei einer ansonsten so beeindruckenden Palette schon mal passieren.

Eindrucksvoll in dieser Probe nicht nur die Sorgfalt, die dieses biodynamisch bewirtschaftete Gut in Weinberg und Weinkeller an den Tag legt. Auch die sorgfältige Lagerung dieser Weine sollte Ansporn sein, das im eigenen Keller gleich zu tun.