American Beauty 2020

Zum ungewöhnlichen Herbstzeitpunkt fand sie in diesem Jahr statt, die 13. American Beauty. Im traditionellen März hatte Corona uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mir jetzt fast auch wieder, aber die Schweiz wurde erst eine Woche danach wieder zum Risikogebiet erklärt. So aber war es eine wunderschöne Best Bottle an der langen Tafel in der Bacchus Genussvinothek in Hildisrieden, wo uns der liebe Werni Tobler wieder aufs Feinste bekocht

Angestellt waren in diesem Jahr Kalifornier aus den Jahren 1992 bis 2007. Die wurden – das war neu – zu 6er und 5er Flights zusammengelost. Das mag zwar wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügen, hat aber viel Spaß gemacht. Überhaupt ist diese Mutter aller Kalifornien Best Bottles, deren Plätze nur vererbt werden, eher eine Art Kindergeburtstag für Große Jungs, bei dem es hoch und sehr lustig zugeht. Ich habe zusätzlich zu meinen Punkten den Punkteschnitt der Publikumswertung angegeben. Dafür sind meine nicht überarbeiteten Spontankommentare knapper, wäre sonst zu Lasten des Spaßes gegangen.

Im Flight #1: Einfach sexy mit wunderbarer Cassisfrucht im Stil eines Caymus Select wirkte der 1995 Abreu Madrona Vineyard – WT97 (95,9). Etwas rustikal mit viel Kräutern, Leder und ersten Reifetönen der 1995 Araujo Eisele Vineyard – WT95 (94,1). Feine Minze, Schwarztee, Leder und enorme Kraft und Länge zeigte der 1997 Dominus, der im Glas enorm weiter ausbaute und wie der nachfolgende sicher eine längere Dekantierzeit verdient gehabt hätte – WT96 (97,0) Verhalten und verschlossen, am Gaumen mit viel Tiefgang der 2007 Dominus, der im Glas enorm zulegte und rechtzeitig dekantiert drei Wochen vorher auf einer Dominus Vertikale mit WT97+ brilliert hatte – WT95+ (95,1). Dichte Frucht, enormer Tiefgang, Jod, so zupackend und viel zu jung der 1996 Dunn Howell Mountain – WT96 (93,7). So ein richtiger Kali-Schmuser, minzig, kräftig, füllig mit feinen Röstnoten der 2003 Meadowood Napa Valley Reserve – WT98 (96,5)

Flight #2: Minzig, fein, elegant, sehr druckvoll mit toller Struktur und viel Potential der 2001 Dominus – WT97 (95,0). Ohne Kork wäre der 2001 Meadowood Napa Valley Reserve ein sehr feiner Wein gewesen. Sehr minzig, auch am Gaumen, mit kühler Eleganz der Publikumsliebling und Siegerwein 2006 Ovid Pritchard Hill – WT96 (97,8). Fehlerhaft mit einer komischen Tresternote der sonst so großartige 1994 Phelps Insignia. Feine Opulenz zeigte der etwas verhaltene, am Gaumen kräftige und lange 2001 Phelps Insignia – WT95(97,1).

Flight #3: Wunderbare Opulenz und Fülle, aber auch Präzision, zeigte der minzige 2001 Araujo Eisele Vineyard – WT97 (97,1) Eher schlank und Richtung Pauillac mit Minze und Paprika der spannende 1995 Dominus – WT95 (96,0) So eine richtig dicke, geile Kali-Sau mit tiefdunkler Farbe, opulent, druckvoll, aber auch mit Struktur und Länge der 2007 Dana Estate Lotus Vineyard – WT100 (97,2). Füllig, opulent mit immer noch schöner Frische und guter Säure der 1995 Pahlmeyer – WT97 (96,3). Oxidativ und daneben, einfach nur eine schlechte Flasche der sonst so gute 1995 Spottswoode.

Flight #4: Ziemlich reif, aber balanciert mit guter Säure der 1992 Caymus Special Selection, den ich aus eigenem Keller deutlich jünger kenne – WT95 (96,1). Wirke etwas schlank und konnte seine wahre Größe ohne längeres Dekantiervollbad nicht zeigen, dieser 1994 Dunn Howell Mountain – WT97 (96,1). Einfach eine Bank der Sieger von 2011, der 2001 Foley Claret, der mir persönlich etwas zu korpulent und ohne Spannung wirkte – WT95 (97,5). Enorme Kraft und Struktur zeigte der 1997 Togni, der aber für diese Konkurrenz einfach zu schlank wirkte – WT95 (95,5). Dicht, üppig und füllig mit tiefer Mineralität der unschwer zu erkennende 2007 Shafer Hillside Select – WT97 (96,8).

Flight #5: Noch so jung und zupackend, präzise und kräftig mit viel Potential der 2007 Colgin Tychson Vineyard – WT97 (96,5). Für den Jahrgang gut gelungen in erster Reife der 2000 Meadowood Napa Valley Reserve – WT96 (95,3). Elegant, präzise, druckvoll und perfekt balanciert der 2002 Meadowood Napa Valley Reserve – WT98 (97,0). Dicht, kräftig, üppig der 2007 Opus One – WT96 (96,2). Gelungen Spagat aus der Opulenz des Jahrgangs und der noblen Struktur dieses Hauses der minzig-frische 1997 Ridge Monte Bello – WT96 (95,4).

Und natürlich gab es auf dem Treppchen wieder drei stolze Sieger mit ihren Weinen.