15. American Beauty 2022

Ein Fest für alle Sinne war das wieder, diese 15. American Beauty, die Mutter aller Kalifornien Proben. In feiner 12er Runde verkosteten wir ausgewählte, kalifornische Raritäten aus unseren Kellern. Die Flights wurden diesmal nach dem Zufallsprinzip zusammengestellt, was erstaunlich gut klappte. Schließlich ging es hier zwar natürlich darum, wer mit einem seiner Weine aufs Siegertreppchen kam. Aber es ging hauptsächlich wie bei einem Kindergeburtstag für große Jungs um Spaß an der Freud, den diese kalifornischen Weine ja immens bereiten. Alles natürlich kulinarisch bestens unterstützt von Werni Tobler, der uns hier in der Bacchus Genussmanufaktur in Hildisrieden wieder mit einem genialen Menü verwöhnte.

Ich habe mich trotzdem bemüht, trotz allem Spaß und ausgelassener Stimmung halbwegs brauchbare Notizen zu machen.

Voll da und einfach genial zu trinken zeigte sich im ersten Flight trotz aller Jugend der 2011 Abreu Madrona Vineyard mit sexy Kirschfrucht, sehr balanciert mit guter Länge und durchaus noch Potential – WT97. Erstaunlich gelungen aus diesem eher schwierigen Kalifornien Jahrgang zeigte sich der 2003 Colgin Herb Lamb, minzig, ledrig in guter Bordeaux-Stilistik mit Frische und Leichtigkeit – WT96. Hedonistisch und mit junger, üppiger Frucht kam der 2002 Lokoya Howell Mountain ins Glas, zeigte aber immer mehr dezente Reifetöne, auch in der Nase, und baute etwas ab – WT95. Immer noch jugendlich im klassischen, kraftvoll üppigen Shafer Stil mit reifer Kirsche zeigte sich der 2004 Shafer Hillside Select – WT97. So hoffnungsvoll mit viel Druck und Potential starte der 2006 Ridge Monte Bello im Glas, entwickelte dann leider einen deutlichen Fehler, keine Bewertung.

Jung mit noch gewaltigem Potential, mit genialer Frucht, Präzision, Fülle und Länge zeigte sich der 2005 Ovid Red Wine vom Pritchard Hill – WT97. Ein Kandidat fürs Siegertreppchen wäre auch der großartige 2009 Dominus gewesen, der mit dichter Farbe und gewaltiger Struktur ins Glas kam, dann aber leider einen deutlichen Fehlton entwickelte. Schade. So war die Bahn frei für den Siegerwein der Probe, den 2001 Foley Claret, einen unglaublich stimmigen, perfekt balancierten Wein, der als genialer 99er schon einmal in 2011 American Beauty Sieger war. Klare WT100 von mir und unglaublicher, nie dagewesener Punkteschnitt von 98,6. Dicht auf den Fersen war ihm der 2001 Robert Mondavi Cabernet Sauvignon Reserve To Kalon, aus dieser Flasche noch sehr jung und etwas bissig mit gewaltigen Tanninen und viel Grip – WT98. Mit dem hatte der Thomas 2017 die Beauty gewonnen. Seitdem taucht dieser großartige Wein von diversen Einlieferern immer wieder auf und landet auf einem der vorderen Plätze. Sicher deutlich eher noch eine Suche wert, als so manches, inzwischen preislich dramatisch überzogenes, kalifornisches Edelteil. Leicht, lecker und elegant zeigte sich der 2001 Spottswoode – WT95.

Sehr fein und balanciert mit schöner Kirsche, aber auch noch mit gutem Tanningerüst präsentierte sich der 2005 Opus One – WT95. Höchst erstaunlich dieser 2000 Colgin Herb Lamb, der erst mit Geraniol und Pepperoni Aromen ins Glas kam und dann förmlich explodierte. Zeigte immer mehr Kraft, dunkle Beerenfrucht, minzige Fülle und schöne Länge – WT97. Ein Musterbeispiel für diesen vernachlässigten Jahrgang war das, aus dem sich die besten Weine derzeit in prächtiger Form zeigen. Elegant, floral mit Veilchen und Blaubeere, aber auch erstaunlicher Kraft zeigte sich der 2011 Abreu Thorevilos – WT95. Ein feiner, eleganter, reifer Schmeichler war der 1997 Araujo Eisele Vineyard – WT96. Sehr kraftvoll der Auftritt des immer noch sehr jung wirkenden 2007 David Arthur Elevation 1147 mit gewaltiger Struktur und Länge – WT97.

Sehr elegant, finessig und perfekt gereift zeigte sich der 1997 Stag´s Leap Cask 23 – WT97. Ein balancierter Traum und für mich diese Lage in Vollendung war der 2002 Colgin Herb Lamb – WT99. Immer noch sehr jung, konzentriert, dabei so geradlinig, einfach puristisch schön mit ungeheurem Druck am Gaumen wirkte der 1996 Ridge Monte Bello, der noch deutliches Potential hat – WT97. Er fand aber hier weniger Anklang, wie auch der sehr stimmige, für das eher üppige Jahr eher elegante 1997 Ridge Monte Bello, der hier zweimal vertreten war, einmal leider fehlerhaft, einmal in schöner Bordeaux Stilistik mit saftiger Frucht - WT97.

Etwas mehr erwartet hatte ich von 2001 Colgin Herb Lamb, der klare Frucht, Frische, gute Säure und Länge zeigte – WT96. Vielleicht soff dieser Wein auch einfach neben den drei anderen, doch etwas heftigen Boliden ab. Enorm dicht, kräftig und druckvoll war der 2007 Dominus, der mit etwas mehr Reife sicher noch zulegen könnte – WT97+. Das galt auch für den mächtig, heftig und kräftig wirkenden 2007 Ridge Monte Bello – WT95+. Schon gut gereift und enorm üppig war der 2006 Colgin IX Estate, der es immerhin auf Platz 3 in der Gesamtwertung schaffte – WT95+. Mir persönlich war da einfach von allem zu viel im Glas und Parkers 100 Punkte (von 2008) konnte ich damals wie heute nicht nachvollziehen.