Wines of California

Traumhafter Start in die 2023er Probensaison. Ein Weinfreund verwöhnte perfekt begleitet vom großen Menü einer Kochlegende in 8 Akten/Gängen plus Apero und Dessert mit kalifornischen Weinen aus sechs Jahrzehnten vom Feinsten.

My international friends find all wines of this tasting with notes, ratings and pictures grouped by flights in February posts at @wineterminator on Instagram. Das gilt natürlich auch für meine deutschen Freunde, die hier in Instagram auf @wineterminator Fotos der einzelnen Flights finden.

Großartiger Start in diese Probe war ein 2010 J. Schram, die Top Cuvée von Schramsberg. Der war so elegant und finessig mit feinperligem Mousseux, Frische, cremiger Textur und dezentem Schmelz. Erinnerte in der Aromatik an die geniale, flüssige Version eines frisch gebackenen, nicht zu süßen Apfelkuchens. Champagner dürfen die Amerikaner das ja nicht mehr nennen, aber genau so schmeckte es und ging mit seinem animierenden, generösen Verwöhnaroma gut als eine Art gelungener Zweitwein von Taittingers Comtes de Champagne durch – WT93.

Danach führte uns der Hausherr mit zurecht stolz geschwellter Brust durch den Weinkeller, wo ein knackig frischer, schlanker 2014 Montelena Chardonnay mit guter Säure (WT93) und ein etwas fülligerer, spannender, mineralischer 2019 Wayfarer Chardonnay (WT94) auf uns warteten.

Weiß war der erste Flight des California Tastings mit drei hochkarätigen Chardonnays, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Der 2000 Sine Qua Non The Boot hatte eine reife Farbe, dazu eine reife Nase mit Trockenfrüchten und war dezent oxidativ, zeigte aber am Gaumen Kraft und Fülle – WT94. Burgundisch im besten Sinne zeigte sich der sehr elegante, feine 2012 Kistler Vine Hill. Der wirkte immer noch so blutjung mit Zitrusfrucht, Präzision, Rasse und Klasse – WT97+. Sehr fein und elegant auch der fülligere 2017 Lauren Vineyard von Aubert. Der wirkte mit viel nussigem Schmelz und reifer, exotischer Frucht sehr süffig. Möglich, dass das noch Babyspeck war – WT96+.

In jedem der Flights dieses Tastings wussten wir, welche Weine im Flight waren, aber nicht in welchen Gläsern. So war der 1964 Beaulieu Private Reserve Georges de Latour aus dem Geburtsjahr unseres Gastgebers leicht zu identifizieren, denn er war der reifste Wein dieses Flights mit heller Farbe. Auch die reife Nase zeigte, dass dieser Wein schon über den Höhepunkt war, aber weich und mit betörender Eleganz und Charme im Bordeaux Stil wusste er zu gefallen – WT92. Blieb die Frage, welches in diesem Flight der Latour war. Aber dieser immer noch so vibrierende und kräftige, frische Wein im mittleren Glas mit pikanter, rot- und dunkelbeeriger Frucht, so minzig mit Zedernholz und feinen Kräutern, den viele für Latour hielten, war ein 1970 Mayacamas aus den großen Jahren dieses Gutes – WT96. Da kam der reifere 1964 Latour nicht mit. 1964 hätte eine Art Jahrhundertjahrgang werden können, aber der heftige Septemberregen machte diese Hoffnungen zunichte. Latour hatte es geschafft, noch vor dem Regen zu ernten, hatte damit aber den optimalen Reifepunkt der Trauben verpasst. So entstand ein feiner, eleganter Latour mit der typischen Walnussnote, guter Mineralität und solider Struktur, der noch länger halten wird – WT94.

Sehr spannend war auch der nächste Flight mit Old School Kaliforniern. 1977 war eine kleine Ernte schöner, balancierter Wein in Kalifornien, mit denen ich bisher gute Erfahrungen gemacht habe. Eine sehr rare 1977 Heitz Martha´s Vineyard Magnum zeigte deutlich die Qualitäten dieses Jahrgangs. Noch so frisch, so kräftig, aber am Anfang recht schlank explodierte dieser Wein mit der Zeit förmlich im Glas, wurde druckvoller und zeigte diese klassische Minze und Eukalyptus Aromatik – WT97. Eher enttäuschend war der 1982 Mayacamas aus einer leicht fehlerhaften Flasche, die aber auch die beginnende Schwächeperiode von Mayacamas zeigte – WT88(?). Ein Traum dagegen war der 1982 Dunn Howell Mountain, immer noch so kräftig, aber nach 40 Jahren endlich mal Reife zeigend. Er hatte die klassische Nase mit präziser rot- und dunkelbeeriger Frucht, etwas Lakritz, Kräuter, Minze und Eukalyptus, einfach Klasse und doch noch mit genügend Substanz für etliche Jahre – WT97. Ich hatte diesen 82er zuletzt vor 21 Jahren im Glas, wo er noch ziemlich zugenagelt war (WT91). Es macht einfach Sinn, Dunn altern zu lassen, möglichst in einem dunklen Keller.

Drei meiner Lieblingsweine kamen danach ins Glas. Der 1995 Shafer Hillside Select zeigte sich immer noch so jung und super sexy mit gewaltiger Kraft, großartiger, fruchtiger Fülle, perfekter Struktur und immenser Länge. Der trank sich aus dieser Flasche praktisch altersfrei wie in seinen besten Zeiten – WT99. Das gilt übrigens auch für den 94er, der ebenfalls nahe der Perfektion ist. Der sehr elegante und immer noch so frische 1987 Opus One trank sich wie ein feiner Mouton Rothschild made in California mit guter Mineralität und verführerischem Schmelz – WT96. Mir gefiel auch der 1995 Harlan sehr gut, immer noch ein großer Wein mit Latour-ähnlicher Aromatik, der sich aber erstaunlich reif zeigte. In seiner Jugend hatte er sich mit dem 95 Hillside Kopf an Kopf Duelle geleistet – WT97. Muss ich mit Flaschen aus meinem eigenen Keller nochmal überprüfen.

Weiter ging es mit drei Giganten aus dem großartigen 2010 Kalifornien Jahrgang, Screaming Eagle, Mayacamas und Bryant Family Vineyard. Unser großzügiger Gastgeber wollte von und wissen, in welchem Glas wohl der Screaming Eagle war. Das mittlere Glas war einfach. Das musste einfach 2010 Mayacamas sein. Ein großartiger, geradliniger und schlanker Mountain Cabernet mit puristischer Frucht, sehr guter Säure und deutlichen Tanninen, viel zu jung und mit Langfristpotential – WT95+. Sicher kein Wein für Liebhaber üppiger, kalifornischer Fruchtbomben, die ihn sicher niedriger bewerten würden. Ich mochte diesen Mayacamas wegen seiner puristischen Aromen und bin mir sicher, dass er uns in 10-20+ Jahren noch überraschen wird. Beim ersten Glas war ich mir dann ziemlich sicher, dass dieser üppige, vollmundige Wein der Bryant Family war. Aber es war der 2010 Screaming Eagle, den ich vor 10 Jahren wegen seiner jugendlich perfekten Struktur geliebt hatte. Hier zeigte er jetzt viel Babyspeck. Dem würde ich nochmal 10 Jahre im Keller geben, dann erreicht er die Perfektion – WT98+. Also ein Gigant im Werden, wie wir ihn auch im dritten Glas fanden. Dieser geniale, außerirdisch gute 2010 Bryant Family Vineyard verband in perfektem Stil Kraft, Balance und Eleganz. Zeigte neben traumhafter Frucht und guter Mineralität eine unglaubliche Feinheit und Finesse – WT99+. Möge unser generöser Gastgeber doch bitte diesen einmaligen Flight nochmal in 10 Jahren servieren.

Nicht unbedingt meine Favoriten in der nächsten Serie drei Weine von Sine Qua Non, die mir meist etwas zu dick und alkoholisch sind, aber genügend Fans finden, die dafür alle anderen Weine liegen lassen. Der 1996 Sine Qua Non Against the Wall zeigte leider deutliche Magginoten und war auf dem Abstieg – WT88. Der 1998 Sine Qua Non E-raised Syrah war sehr würzig, kräftig, aber wirkte auch alkoholisch – WT94. Den Hut musste ich dann doch vor dem 2005 Sine Qua Non Atlantis Fe 203 2b Grenache ziehen. Sehr fruchtbetont und auch reif wirkend zeigte er eine enorme Eleganz und Finesse – WT96.

Im nächsten Flight fand ich meinen persönlichen Wein des Abends, mit dem ich dann ein paar Wochen später auch die 16. American Beauty gewann. Doch zunächst einmal war der der sehr beeindruckende 2002 Chateau Montelena Estate aus der Magnum. Ich bin persönlich großer Montelena Fan, weil diese Weine ihrem perfekten, eher etwas Old School Stil treu bleiben und mit perfekter Struktur sehr gut altern können und auch müssen. Dieser 25. Jubiläumsjahrgang zeigte sich immer noch so jugendlich frisch mit großartiger, dunkelbeeriger Frucht, mit viel Minze auch Eukalyptus, sehr würzig mit guter Struktur, Fülle und Potential für sicher noch 20 Jahre – WT97. Sehr kräftig und ebenfalls noch jung zeigte sich der 2001 Dominus, minzig, balanciert, etwas fülliger und fruchtbetonter als in früheren Jahren, aber enorm druckvoll und immer noch mit Pauillac Stilelementen, dürfte ebenfalls langlebig sein und dürfte noch zulegen – WT97. Ja und dann war da dieser atemberaubende, einfach nur wunderschöne 2001 Abreu Madrona Vineyard. Das war ein in jeder Hinsicht perfekter Wein, bei dem einfach alle Elemente zusammenpassten. Traumhaft die Nase, an der man stundenlang riechen könnte, am Gaumen gereifte, wohldefinierte Frucht, Napa vom Allerfeinsten mit Bordelaiser Stilistik, einfach das Beste aus zwei Welten, perfekte Tanninstruktur, unglaublich lang am Gaumen, ein Wein, der sprachlos machte – WT100. Zwei Wochen vor dieser Probe hier hatte ich meine vorletzte Flasche dieser Legende mit viel Hoffnung in die Schweiz geschickt, wo sie sich dann später ebenfalls als WOTN präsentierte.

Im letzten Flight dieser spannenden California Extravaganza kamen dann noch drei Weine des Jahrgangs 2006 ins Glas. Der 2006 Colgin IX, das Top Cuvée des Gutes vom berühmten Pritchard Hill, war ein sehr dichter, sehr kräftiger Wein, üppig, opulent mit kräftigen, süßen Tanninen, mächtiger Struktur und sehr guter Länge. Für meinen Geschmack hatte er auf sehr hohem Niveau von allem etwas zu viel. Fans dieser modernen kalifornischen Stilrichtung des Big is Beautiful legen auf meine WT97 sicher noch 3 drauf und sind dann bei den 100/100 des Wine Advocate. Auch der Stil der Togni Weine ändert sich und wird offener. Dieser 2006 Togni, ein grandioser, kräftiger Wein, war für Togni erstaunlich üppig und füllig – WT96. Und den Stil dieses ziemlich fetten, opulenten, marmeladigen 2006 Lotus Vineyard von Dana Estates muss man auch mögen. Das ist weniger mein Stil und ich fand, dass dieser Wein schon etwas über seinen Höhepunkt war – WT94.

Süßer Abschluss dieser fantastischen Probe zum Dessert dann eine weitere Rarität, der 2001 Sine Qua Non Mr. K The Ice Man. Dieser Wein aus gefrorenen Gewürztraminer Trauben entstand damals zusammen mit der österreichischen Süßwein Legende Alois Kracher(RIP) aus Botrytis freien Trauben aus dem Bien Nacido Vineyard. Sehr reichhaltig und sehr süß war das eigentlich schon ein Dessert für sich – WT93.