Feines Ende der Terrassen Saison

Ganz kurz vor der Zeitumstellung haben wir Ende Oktober nochmal den letzten spätsommerlichen Abend auf der Terrasse der D-Schänke für eine spontane letzte Outdoor Weinprobe genutzt.

Nach einem feinen 2018 Dhroner Häs´chen Kabinett vom Mosel Weingut A.J. Adam als Apero starteten mit drei weißen Krachern in den Abend. Viel Luft brauchte die 2005 Kallstadter Saumagen Riesling trocken Auslese R von Koehler-Ruprecht. Dieser Pfälzer Spitzenwein aus der Ära von Bernd Philippi war enorm kräftig, furztrocken, Trockenfrüchte, Kamille, kein Alter und tolle Länge. Dürfte weiter gut altern und könnte noch zulegen – WT95. Kaum Alter zeigte auch der 1991 Chablis Grand Cru Les Clos von Drouhin. Tiefes Goldgelb, enorme Kraft, trockener, würziger Honig, knackige Mineralität, gute Säure, entwickelte mit Luft cremige Textur und blieb lang am Gaumen – WT96. Immer noch jugendlich und dabei so elegant war der 2009 Morstein GG von Keller mit guter Säure, der aber mit der saftigen 2009er Frucht und feinstem Schmelz brillierte – WT97.

Damit waren wir mit den ersten Roten in der reifen Abteilung. Lange Diskussionen gab es mit Uwe Bende darüber, ob der 1955 Clos du Commandeur in der Vandermeulen Abfüllung oxidiert war, oder nicht. Klar hatte er mit sehr dichter, rotbrauner Farbe eine dezent oxidative Note, aber eben auch den Charme eines gut gereiften Altweines und war dabei auch kraftvoll mit feinem, süßem Schmelz – WT93. Schlichtweg eine Sensation war der 1959 Figeac in einer R&U Abfüllung für die Schaffermahlzeit 1969. Als der mit brillanter, junger Farbe, feiner Minze und schöner Frische ins Glas kam, wurde am Tisch auf Kalifornien getippt. Was für ein großartiger Wein, legendär gut wie so manch älterer Figeac. Maskulin, kräftig mit toller Frucht, Ledern und Schwarzen Trüffeln, so mineralisch mit exzellenter Struktur, mit Spannung, Tiefgang und großartiger Länge. Dürfte noch länger gut altern – WT97+. Diese deutschen R&U Abfüllungen aus der damaligen Zeit sind eigentlich immer eine Bank.

Und damit ging es an die Rhone, zuerst in den Süden, nach Chateauneuf. Der rare 1979 Chateauneuf-du-Pape von Clos du Mont´Olivet zeigte sich von seiner besten Seite, immer noch so frisch, sehr würzig mit intensiver Kirschfrucht,und viel Lakritz, dabei nicht überladen wie viele neuere Chateauneufs, sondern eher positiv schlank und elegant mit viel Finesse – WT96.

Eine Woche vorher hatte ich in ähnlicher Runde den überragenden 1994 La Turque von Guigal aufgemacht, super aromatisch, hoch elegant, würzig, pfeffrig uns so harmonisch – WT97. Da lag es jetzt hier nahe, die LaLa Trilogie vollzumachen. Sehr elegant und fein zeigte sich der inzwischen perfekt gereifte 1994 La Mouline von Guigal wieder mit diesem großen Pfauenrad der Gewürze – WT97. Kräftig, kernig, kräuterig zeigte sich der 1994 La Landonne von Guigal mit immer noch guter Tanninstruktur. Der dürfte seine besten Zeiten noch vor sich haben – WT95+.

Ich habe die LaLas von Guigal regelmäßig seit Mitte der 80er gekauft. Was mich neben der Perfektion in den ganz großen Jahren immer wieder fasziniert ist, wie sich auch die kleineren Jahre über Jahrzehnte entwickeln und deutlich zulegen. Da lohnt einfach lange, sorgfältige Lagerung.

Als große Überraschung kam dann ein 1985 Chateau Musar ins Glas. Ich bin großer, bekennender Fan gut gereifter Musars, die mit genügend Reife großen Burgundern in der Anmutung immer ähnlicher werden, so auch hier mit diesem grandiosen 85er. Traumhaft elegant mit göttlicher, rotbeeriger Frucht, dazu burgundische Pracht und Fülle, einfach zum reinsetzen – WT96.

Mit einem Vega Sicilia Duo und dem unstrittigen Wein des Abends als Höhepunkt ging für den seriösen Teil unserer Gruppe die letzte Terrassenprobe des Jahres zu ende. Eigentlich war ein Unico Duo vorgesehen, aber der normalerweise so zuverlässige 1974 Vega Sicilia Unico war schlicht und einfach oxidiert. Ursache wird wohl ein fehlerhafter, undichter Korken gewesen sein. Schade, wir hatten den 74er, der mit den großen 74ern aus Kalifornien mithalten kann, erst vor zwei Jahren. Damals großartig und noch so jung mit tiefer, junger fast rubinroter Farbe, wunderbare Waldbeerenfrucht, sehr würzig mit vielen Kräutern, aber auch feiner Schmelz im langen Abgang – WT96. Dafür entschädigte uns jetzt ein 1970 Vega Sicilia Unico in Bestform. Ein perfekt balancierter Traum, immer noch so jung wirkend, wozu auch die tolle Säure beitrug, dazu feine, würzige, rotbeerige Frucht, druckvolle Aromatik, eine perfekte Struktur und gute Mineralität – WT100. Muss ich mal wieder gegen 1968 Unico trinken, eine weitere Legende.

Während die seriösen Weintrinker nachhause Richtung Bett verschwanden, machten sich die anderen noch über einen wohl famosen 1978 Chateauneuf La Grappe des Papes von Jaboulet Ainé (aus meinem Keller – die Zwillingsflasche trinke ich vorsichtshalber alleine) her, über ein paar Prümchen und was ihnen sonst noch so bis tief in die Nacht vor die Flinte kam. Das Gruppenfoto der Weine unten entstand dann am nächsten Tag.

Und was passiert wohl am ersten halbwegs warmen Märztag 2025? Terrasseneröffnung der D-Schänke mit einer feinen Probe. Ich freue mich schon drauf