Wineterminator is back - Ich bin wieder da!

Verdammt ruhig war es hier auf meiner Website und auf den Wineterminator Präsenzen auf Instagram und Facebook. Der Grund war ein leider verdammt heftiger. Ich habe mir gleich zu Anfang des Sommerurlaubs auf Sylt bei einem schweren Sturz einen Trümmerbruch im linken Oberschenkel zugezogen. Das hieß dann mit dem Heli nach Itzehoe ausgeflogen, OP und zwei Wochen Klinik, zurück nach Sylt und 6 Wochen Reha. Jetzt zurück in Düsseldorf und Feinschliff, damit ich hoffentlich in zwei bis drei Wochen auf Krücken verzichten kann.

Bei alldem habe ich großes Glück im Unglück gehabt. In Itzehoe hat mich ein Meister seines Fachs, der neue Chef der Unfallchrirurgie, Tim Klüter, sehr gut zusammengeflickt. Und in Ermangelung einer qualifizierten, einfach nicht zu finden Reha, habe ich in den (finanziell sauren) Apfel einer Reha im Lanserhof auf Sylt gebissen. Auch das erwies sich als absoluter Glücksgriff. Zu einem in dieser Güte wohl schwer zu findendes Angebot sehr erfahrener Therapeuten kam das kulinarisch-medizinische Gesamtkonzept des Lanserhofes mit der genialen Energy Cusine von Küchenchef Dietmar Priewe. Mit wieder sehr guten Blutwerten, insgesamt gut 15 Kilo leichter (endlich wieder ein Uhu) fühle ich mich komplett runderneuert und 5 Jahre jünger.

Ja, regelmäßiger, aber verantwortungsbewusster Weingenuss gehört jetzt für mich nach langer Pause auch wieder dazu. Und zumindest auf Instagram und Facebook bin ich seit kurzem wieder mit regelmäßigen Posts aktiv.

Klar habe ich oft darüber nachgedacht, welcher Wein nach dieser Zwangspause als erster wieder in mein Glas kommen sollte. Eigentlich keine Frage, denn ich hatte aus einer frisch geöffneten, in der Subskription erworbenen Kiste eine der größten Ikonen der neueren Weinwelt mit dabei, den inzwischen schon legendären und extrem gesuchten 1989 Haut Brion. Diese, schlichtweg perfekte, jugendliche Flasche eines außerweltlich schönen Weines teilte ich an meinem ersten Abend außerhalb von Klinik und Reha mit Jörg Müller und „Herrn Ben“ mit seinem Sommelier Team. In seiner Jugend habe ich diesen Ausnahmewein mit seiner damals auf klarem WT100 Niveau etwas wilden Aromatik sehr häufig genossen, oft auch im direkten Vergleich zum ebenbürtigen 1989 La Mission. Ich erinnere mich noch an eine Verkostung 2001, als die versammelte Weinprominenz beim Vergleich zweier Großflaschen den Haut Brion für Petrus hielt, so ein dekadentes, hedonistisches Teil war das damals. Stückweit hat sich dieser Haut Brion dann verschlossen. Das war immer noch ein dichter, komplexer Powerstoff, der förmlich am Gaumen explodierte, Tabak, Leder, Teer, dunkle Früchte. Da war ein Riese in der Flasche, der sich zumindest teilweise zeigte. Nicht mehr so offen und üppig, wie zuvor, aber doch beeindruckend. Dafür stiegen die Preise atemberaubend schnell. Die 100 Parkerpunkte taten ein Übriges dazu, dass der Wein immer mehr von den Karten verschwand. Aus dieser Flasche jetzt hier war der Haut Brion jetzt wieder voll da und erreichte den Status der absoluten Perfektion. Ein Kraftbolzen mit der typischen, ausdrucksstarken Pessac Aromatik, aber gleichzeitig so unglaublich elegant mit ätherischen Noten und allererstem feinem Schmelz, ein Wein, bei dem alle Elemente perfekt zusammenpassten und der am Gaumen mit irrer Länge kaum aufhörte. Klar waren das jetzt eindeutig WT100, aber wenn man anhand dieses absoluten Ausnahmeweines die 100-Punkte-Skala kalibrieren würde, müssten etliche 100 Punkte Weine diesen Status verlieren. Inzwischen ist der 1989 Haut Brion kaum noch unter €2000 im Markt und auf Karten zu finden. Aber selbst zu diesen absurden Preisen ist er jeden Penny wert. Meine eigenen, intensiven Glücksgefühle, als ich diese Ikone als ersten Wein nach Klinik und Reha im Glas hatte, lassen sich kaum in Worte fassen.

Ja, es gibt viel nachzuholen und zu (be)schreiben, so meine eigene, kleine Geburtstagsprobe kurz vor dem Unfall. In ganz kleiner Runde haben wir bei und mit Jörg Müller auf Sylt zu großer Küche feine, rare Weine genossen.

Wir starteten als Apero mit einem 2004 Roederer Cristal. Natürlich war dieser enorm kräftige, frische und animierende Chamapgner noch sehr jung, zeigte sich aber deutlich ziviler als noch einige Monate zuvor. Mit generöser, cremiger Textur, feinstem Brioche, etwas Nougat und gerösteten Mandeln war das ein Hochgenuss – WT96. Blutjung, aber mit großem Potential auch der 2018 Coche Branco von Niepoort in bester Burgunderstilistik. Sehr elegant, aber auch nachhaltig und druckvoll bei erstaunlich (typisch Niepoort) niedrigem Alkohol, floral mit Citrus und Käutern, sehr balanciert mit intensiver Mineralität – WT95+. Atemberaubend dann der perfekt (an)gereifte 2001 Barolo Cascina Francia von Giacomo Conterno, der aus dieser perfekten Flasche Monfortino Qualität zeigte. Dieser in seiner Jugend oft so dichte, verschlossene und muskulöse Barolo hatte sich in einen wunderschönen, ausdrucksstarken, immer noch kräftigen, aber auch so eleganten und balancierten Barolo verwandelt. Mit der klassischen Barolo Aromatik von roten und dunklen Beeren, betörenden Rosenblättern und teeriger Mineralität verführte er mit dazu noch großartiger Länge alle Sinne. Die immer noch enorme Substanz und gute Tanninstruktur wird ihn locker 10-20+ Jahre altern lassen – WT97. Und dann kamen wir zu meinem Geburtsjahrgang. Dieser 1950 Berberana Gran Reserva aus perfekter Flasche mit perfektem Füllstand wirkte mit gesunder Farbe locker 40 Jahre jünger und war noch voller Leben. Mit guter Frucht und Säure, sehr würzig mit etwas Kaffee und generöser Süße, dazu mit burgundischer Eleganz und schöner Länge war das ein beeindruckender Wein – WT96. Und dann kam der Höhepunkt des Abends, dieser atemberaubende 1950 Cheval Blanc in einer perfekten Thienpoint Abfüllung. Einfach ein Meisterstück war das in fast altersfreier Schönheit, deutlich jünger wirkend mit dichter Farbe in perfekter Balance von Kraft und Eleganz mit enormem Tiefgang und Spannung, dazu endlosem Abgang. Dieser Wein reiht sich problemlos in die besten, jemals produzierten Cheval Blanc ein und zeigte sich deutlich wieder als WT100 Gigant.

Und so geht es weiter: den Dreiklang aus Website, meist täglichen Instagram Posts und regelmäßigen Facebook Beiträgen möchte ich beibehalten. Da gibt es gerade für die Website in den kommenden Wochen noch viele Proben und spannende WeinMomente nachzutragen und natürlich aktuelle, demnächst anstehende Proben. All das fließt dann in meine Jahrgangsübersichten ein, inzwischen deutlich über 60.000, nach Jahrgängen geordnete Verkostungsnotizen, alle über 40 Jahre mit dem gleichen, trinkerfahrenen Gaumen gesammelt.

Und was sich nicht ändern wird: ich bin nach wie vor beruflich stark engagiert. Das beschränkt nicht nur meine Zeit. Es bedeutet aber auch, dass ich mir diese Leidenschaft für schöne Weine leisten kann. So kann ich den Wineterminator weiterhin rein privat ohne jedes kommerzielle Interesse und ohne jede entsprechende Beeinflussung betreiben. Dabei gilt für mich das Motto Qualität statt Quantität. Für große Proben junger Jahrgänge, die ja reichlich von professionellen Verkostern kommerziell publiziert werden, fehlen mir Zeit und Lust. Meine Leidenschaft sind spannende, möglichst gereifte Weine. Darauf konzentriere ich mich.

Und wie bisher gilt: ich freue mich sehr über Kritik, Wünsche und Anregungen.