Liegt Köln denn an der Rhone?

Zu einer feinen, spannenden Rhone Probe hatte der liebe Dieter nach Köln am Rhein eingeladen und dazu rare Weine aus seinem unendlich tiefen Keller geöffnet.

Rar und spannend ging es los mit einem 2022 Crénillat Ancien Cépages von Yves Cuilleron aus einem Projekt, mit dem das Weingut klassische, alte Rebsorten zum Leben erweckt. Leichter und delikater als die heutigen Weißen von der Rhone war dieser Wein frisch, animierend mit Birne und Quitte, dazu feiner Mineralität – WT91.

Mit der Rhone hatten die beiden nächsten Weißen überhaupt nichts zu tun. Aber unser Gastgeber fand sie spannend und hat sie gegenübergestellt. Der 2015 Ried Zieregg Sauvignon Blanc von Tement hatte enorme Kraft und Fülle, viel Wumms, druckvolle Aromatik mit nussigen Aromen und etwas Bittermandel, aber verhaltener Frucht und wirkte bei aller Klasse etwas verschlossen – WT96. Lebendiger, animierender, elegant mit feiner Mineralität und schönen gelben Früchten war der länger im großen Holzfass ausgebaute 2015 Ried Zieregg Sauvignon Blanc XT von Tement, der mit schöner Präzision mit der Zeit immer Sauvignon Blanc typischer wurde – WT96+.

Als Chateau Apfelmus ging spontan der 2021 Chateauneuf-du-Pape Blanc Cuvée Réservé von der Domaine Pegau durch, frische Backwaren, feine Süße, Bratapfel, Zitrus, dabei aber nicht dick und üppig, sondern frisch und durchaus filigran – WT94.

Der danebenstehende 2015 Jean Thevenet Domaine de la Bongran Vire-Clesse 'Cuvee Tradition E.J. Thevenet' wäre mit tiefer Mineralität auch spannend gewesen, wurde aber leider im Glas immer fehlerhafter. Keine Bewertung.

Nach dem bombastischen, perfekten 1990er ging es bei Jaboulet Ainé etwas abwärts. So zeigte sich der 1996 Hermitage La Chapelle deutlich leichtgewichtiger und schon recht reif, elegant zwar und fein mit rauchiger Nase, feiner, dunkler Frucht, guter Säure, baute aber mit der Zeit im Glas ab – WT92. Ganz anders der überragende und immer noch fast jung wirkende 1971 Hermitage La Chapelle von Paul Jaboulet Ainé, der sich über lange Jahre immer besser entwickelte und den ich vor 4 Jahren erstmals in dieser überragenden Form im Glas hatte. Damals beschrieb ich ihn als potentiellen Hybrid aus den legendären Jahrgängen 1978 und 1990. Jetzt hier war das einfach La Chapelle in Perfektion, immer noch fast jugendlich wirkend mit Kraft und Fülle, mit sehr druckvoller Aromatik, mit Tabak, Leder und Cigarbox, mit den Kräuterdüften der Garrigue, so lang am Gaumen. Da war einfach die Maximalnote fällig – WT100. Und da ich bei der Zusammenfassung meiner Notizen feststellte, dass von diesem 71er in meinem Keller noch eine Flasche liegen muss, kam noch mehr große Freude auf.

Sehr, sehr schade war im nächsten Flight, dass der 1999 Côte Rotie La Mouline von Guigal einen unschönen Kork entwickelte. Ich hatte diesen genialen 99er mit dem großen Pfauenrad an Gewürzen gerade vor Jahresfrist zusammen mit dem 1999 La Turque, beide in absoluter Perfektion.

Sehr fruchtig, frisch und fast noch etwas jugendlich war der 2000 Ermitage Le Pavillon von Chapoutier mit dunkler Kirsche, Veilchen, Lakritz und tiefer Mineralität. Sehr druckvoll und kräftig dürfte der noch eine längere Zukunft haben und durchaus noch zulegen – WT97+.

Von seiner besten Seite zeigte sich auch wieder der 1983 Hermitage La Chapelle von Paul Jaboulet Ainé. Der wirkte noch so frisch und vibrierend , und war immer noch so kräftig, kernig, dezent animalisch, würzig mit dunkler Frucht, Lakritz und dem großen Kräutergarten, dabei so balanciert mit burgundischen Konturen und feinem Schmelz. Mit seiner immer noch stabilen Tanninstruktur dürfte er über lange Jahre weiter gut altern – WT97+. Da kam natürlich der 1983 Hermitage von Guigal nicht mit. Der war zwar immer noch kräftig und dicht, wirkte aber reifer und war lakritzig mit dunklen Amarone Noten – WT93.

Sehr gut gefiel mir auch der 1985 Hermitage La Chapelle von Jaboulet Ainé, der auf ähnlichem Niveau lag wie der 83er. Mit geradezu jugendlicher Frische, mit wunderbarer Frucht, mit Veilchen und Lakritz war der sehr elegant und finessig, aber auch nachhaltig mit immer noch guter Zukunft – WT97+. Zusammen mit dem ebenfalls großartigen 89er sind das meine drei Lieblings Chapelles aus den 80ern. Ein explosiver Traum war der 1989 La Turque von Guigal, wieder so frisch, so sexy und exotisch mit enormem Druck, einem großen Feuerwerk an Aromen und gewaltiger Länge – WT100.

Immer noch eine Art Geheimtipp ist dieser 1989 Chateau de Beaucastel Chateauneuf-du-Pape, den man damals für mal gerade €20 kaufen konnte. Der brauchte damals gut 20 Jahre, um sich zu entfalten und war dann ein wilder, verrückter Wein mit geradezu explosiver Aromatik, Eisen, Blut, Steak vom Holzkohlengrill, Teer, Leder, animalische Noten und natürlich reife Frucht, auch am Gaumen unglaublich komplex und lang. Jetzt und hier zeigte er sich in ähnlicher Form, nur etwas gereifter und dabei sehr viel eleganter und feiner mit erstem, generösem Schmelz – WT97. Wird sicher noch über viele Jahre weiter reifen und könnte durchaus noch zulegen. Ein absolutes Hammerteil war im anderen Glas der immer noch so unglaublich jung erscheinende 1990 Chateau de Beaucastel Hommage à Jacques Perrin, der so eine Art Essenz von Beaucastel darstellt. So kräftig und druckvoll mit traumhafter, rotbeeriger Frucht und fast schon Kirschlikör, so würzig und pfeffrig mit diesem großen Pfauenrad an Aromen mit den Kräutern der Provence – WT100.

Schon ziemlich reif zeigte sich im letzten Flight der1998 Chateauneuf-du-Pape Cuvée Reservé von der Domaine Pegau aber immer noch mit enormer Kraft und Fülle – WT96. Beaucastel altert einfach wunderbar. Das zeigte als Abschluss aus einem eigentlich kleinen Rhone Jahr der immer noch so vitale 1981 Chateauneuf-du-Pape von Chateau de Beaucastel, der sich jetzt zwar reif, aber sehr elegant zeigte – WT94.