Thank God it´s Friday

Thank God it’s Friday, und das supergeniale schon fast Frühsommerwetter gestern schrie förmlich nach Terrasse und Riesling. Beides haben wir perfekt in der D-Schänke gefunden. Aus der gigantischen 1000+ Weinkarte haben wir uns das 2013 Ungeheuer GC von Bürklin-Wolf ausgesucht. Das war immer noch blutjung und fast taufrisch, sehnig, straff mit rassiger Säure, enorm druckvoll mit gewaltigem Potential. Hätte man uns auch blind als 2021er verkaufen können, einfach ungeheuer gut und noch längst nicht voll entfaltet - WT95+. Aber das war erst der Auftakt zu einer wunderbaren Probe.

Eigentlich ein großartiger Wein, der 2013 Chardonnay Unique von Donatsch aus gleichem Jahrgang. Aber der hatte leider einen Mega-Kork und war untrinkbar. So bestellten wir dann stattdessen schnell aus der Karte einen weiteren Lieblingswein, den 2021 Gras im Ofen Chardonnay von Heger, mit dem wir dann auch gleich aus der Ferne auf den Geburtstag von Joachim Heger anstoßen konnten. Offiziell heißt die Lagenbezeichnung Ihringer Winklerberg Hinter Winkeln Chardonnay trocken, aber familienintern wurde er schon länger Gras im Ofen genannt. Jetzt hat es dieser Name inzwischen auch aufs Etikett geschafft. Ein kräftiger, dichter Chardonnay floral und würzig mit guter Säure, der sein enormes Potential erst in ein paar Jahren zeigen dürfte – WT92+.

Und dann kam noch ein weißer Oldie ins Glas, der 1962 Chateau de Milly Chablis 1er Cru Fourchaumes von Lablin & Fils. Der war mit seinen jetzt 63 Jahren zwar durchaus noch trinkbar, aber zeigte mit güldener Farbe schon deutliche Überreife - WT85. Kein Wunder, dass sich Oliver Speh aus gleichem Jahrgang da noch deutlich frischer fühlte.

1961 war so ein außergewöhnlich guter Jahrgang, dass, so mein Freund Jan Paulson, selbst der dümmste Winzer nicht umhinkam, guten Wein zu machen. Die guten Winzer machten natürlich große Weine. So dieser 1961 Gazin aus Pomerol, den wir aus einer außergewöhnlich guten Flasche genießen konnten. Der war im zarten Alter von 64 Jahren perfekt gereift, immer noch voller Leben und zeigte unglaubliche Pracht und Fülle, reife, pflaumige Frucht, dunkle Schokolade, Opulenz und feinsten Schmelz, ein Fest für alle Sinne – WT97.

1970 war ein großartiger, perfekter Jahrgang für Latour, aber auch für den 1970 Les Forts de Latour, der jetzt ins Glas kam. Der war mit tiefer Farbe noch so jung und kräftig, enorm druckvoll mit der typischen Latour Walnuss Aromatik, dazu mit großartiger Struktur und Länge – WT97. Damit kam er zwar nicht an die WT100 des Grand Vin ran, aber kostete halt nur einen Bruchteil.

1983, lange im Schatten von 1982 gestanden, hat sich zu einem großartigen Jahrgang entwickelt, nicht nur in Margaux, mit vielen Weinen, die sich jetzt und noch für lange Jahre einfach wunderbar trinken. Einer meiner Favoriten ist 1983 La Mission Haut Brion. Der zeigte sich noch so frisch und voller Leben, wieder mit dieser ätherischen Nase, mit Minze, Eukalyptus, getrockneten Kräutern, Tabak und Cigarbox ein sehr eleganter und balancierter, einfach kompletter, großer La Mission, kräftig, mineralisch mit toller Länge und ebenfalls langer Zukunft – WT97.

La Rose Pauillac – noch nie gehört? Rose Pauillac Cellar ist die älteste Winzergenossenschaft, entstanden 1933 aus dreißig Winzern mit Parzellen zwischen den namhaften Grand Crus. So entstand dieser Wein, der zu günstigem Kurs gute Pauillac Qualität ins Glas brachte. Dieser 1986 La Rose Pauillac kam aus perfekter, high fill Flasche, noch so jung mit altersfreier, tiefer Farbe. Er wirkte wie viele 86er noch ziemlich verschlossen in der Nase mit verhaltener Schwarzer Johannisbeere, aber mit enormer Kraft und Dichte, deutlichen Tanninen, der Charme wird nachgeliefert - WT91+. Ein Auktionsschnapper war das kürzlich zum Ausrufpreis von gerade € 20. So etwas kauft halt nur, wer diesen Wein kennt und z.B. noch perfekt gereiften 97er oder 59er davon im Keller hat. Vielleicht sollte ich nicht so viel darüber schreiben.

Er war der WOTN, der Wine of the Night, dieser einfach grandiose 2000 Haut Brion. Einfach fantastisch diese ausdrucksstarke Nase mit feiner, rotbeeriger Frucht, vielen Kräutern, dieser klassischen Cigarbox Aromatik und dazu teeriger Mineralität mit Graphit, am Gaumen dann gefolgt von enormer Kraft und Fülle, gepaart mit Tiefgang, Komplexität und enormer Spannung. Zu diesem beeindruckenden Aromen Spektrum zeigte dieser einfach sehr elegante und edle Haut Brion eine großartige Struktur und eine Art verführerische Opulenz. Ich habe diesen großen Haut Brion mit seinem gewaltigen Potential immer mit WT99 bewertet, aber jetzt war es soweit, jetzt war er einfach perfekt und die WT100 waren fällig. Er ist einer der Top Weine des 2000er Jahrgangs und dürfte sicher noch 30+ Jahre Zukunft vor sich haben.

Auf dem Foto ist leider nur ein Teil der Weine. Einzelfotos der Weine mit englischer Beschreibung stehen auf Instagram im @wineterminator Account, der jeweils täglich mit einem neuen Post aktualisiert wird.