April 2017

Zu verführerisch ist sie, diese Farnsburg mit ihrem bestens bestückten Keller. Und wenn dann so ein Häufchen Unermüdlicher nach einer großen Probe noch auf die Idee kommt, dass jetzt noch ein Absacker her muss, dann passiert so etwas wie auf dem Bild, auf dem alle vier Flaschen, aber nur zwei der vier Teilnehmer der Absackerrunde zu sehen sind.

Jeder von uns hat eine Flasche aus dem Keller geholt. Vorgegeben war nach all dem alten Plunder, den es vorher gab, das Motto Kalifornien.

Los ging es mit einem sehr spannenden 1994 Ridge Monte Bello. Der zeigte mit seinen, für moderne Kalifornier lächerlichen 12,5 Alkohol so eine Frische, so eine wunderbare Frucht und so eine tolle Struktur, ein kraftvoller, junger dichter Pauillac mit wohldosierter, kalifornischer Frucht. Und immer noch mit jede Menge Zukunft – WT96.

Aus einem eher schwierigeren Kalifornien Jahr kam danach der prächtige 1998 Shafer Hillside Select mit seiner saftigen Frucht ins Glas. Großer Trinkspaß auf hohem Niveau, und das nicht nur für heute, sondern sicher noch für 10+ Jahre, denn die haben bei Shafer so streng selected, dass der Wein für 1998 nicht nur außerordentlich viel Bumms, sondern auch Substanz hat – WT96.

Erstaunlich offen zeigte sich der 1997 Diamond Creek Gravelly Meadow. Normal braucht dieses Zeugs ja ewig. Aber im großen, opulenten Jahrgang 1997 wurde selbst der mal etwas schneller reif, blieb aber ein mineralischer Kraftprotz – WT95.

Großes Kino zum Schluss der 1999 Dunn Howell Mountain mit präziser Frucht, wunderbarer Schwarzer Johannisbeere, feiner Kräuternote, sogar einem Hauch Eukalyptus und gewaltigem Druck am Gaumen, dazu eine gewaltige Statur und immer noch Tannine – WT96+. Klar ist der noch nicht fertig. Reife Dunns kann man nicht kaufen, die kann man nur erben. Aber Spaß macht dieses Zeugs auch jung schon.

Fragt Euch jetzt nicht, wie man so etwas nach einer großen Probe noch durchziehen kann. Fragt Euch lieber, wie man das noch notieren und bewerten kann, und das alles in sehr leserlicher Schrift. Aber wer notieren kann, der kann auch trinken.

Mit dem Reisekeller bei Muffel

Fussball mag ja gestern daneben gegangen sein. Bei unserer kleinen, feinen Weinrunde bei Muffel im Kaamp Meren stand es am Ende 5:0.
Erstaunlich vital noch der 1947 Corton Clos des Chaumes von Louis Latour. Baute enorm in Karaffe und Glas aus und entwickelte eine feine, generöse Süße. Mit seiner Fülle war das ein klassischer 47er – WT96. Kraftvoll der Auftritt des nachhaltigen 1966 Imperial Gran Reserva von CVNE, der deutlich jünger wirkte. Leicht animalisch die Nase, erdige Mineralität, altes Sattelleder, gute Länge – WT94. Noch deutlich kräftiger der 1975 La Tour Haut Brion mit viel Cigarbox, teeriger Mineralität und voll intaktem Tanningerüst, aber auch dezentem, süßem Schmelz. So eine Art La Mission für Schlaue, dem er in diesem Jahr das Wasser durchaus reichen kann, mit enormer Zukunft – WT98+. Als Mr. Sexy kam danach der noch so frische 1992 Caymus Special Selection ins Glas, mit verschwenderischer, einfach betörender Cassisfrucht, mit viel Minze und Eukalyptus. Bei allem Hedonismus sehr druckvoll mit guter Struktur und viel Substanz, einfach genial – WT88. Danach konnte es eigentlich nur noch einen Wein geben, diesen großartigen 1988 Mouton Rothschild, der sich immer mehr öffnet und unter die ganz großen Moutons einreiht. Einfach Mouton pur mit Cassis, Minze, Bleistift und Sattelleder, ewige Länge am Gaumen und große Zukunft – WT97+.
Wie kommt man auf Sylt an solche Weine (außer von JM's Karte)? Der gezielte Griff nicht in die Reiseapotheke, sondern in den Reisekeller, den ich hier immer mit habe, damit ich meine Sylter Freunde auch mal verwöhnen kann, meine Lieben und mich selbst auf der eigenen Terrasse natürlich auch.