April 2019

Auf der schönsten Terrasse am Rhein

Mit unserem Freund Jeff Leve ging es dann am Tag nach der Cellar Devils Probe noch ins Landhaus Mönchenwerth auf die schönste Terrasse am Rhein, wo wir zu atemberaubender Aussicht großartige Küche und wunderbare Weine genossen.

Maßstäbe für das, was an der Mosel im trockenen Bereich möglich ist, setzte als Startpunkt mal wieder dieser immer noch so blutjunge 2012 Erdener Prälat Reserve von Dr. Loosen mit enormer Struktur, Kraft und Präzision. Betörende Frucht mit Cassis, so unglaublich komplex und lang, braucht zur Entfaltung Dekanter und große Burgundergläser – WT97. Da staunte selbst Jeff Leve, der sonst nicht zu den größten Riesling Freunden dieser Erde gehört.

Großes Kino auch der zweite Weiße, aus Burgund ein 1983 Corton Charlemagne von Bonneau du Martray. Kräftiges, brilliantes Goldgelb, frische, gelbe Früchte, gute Säure und sehr gute, präzise Struktur, schöne Fülle mit gerösteten Nüssen, aber vor allem so intensiv mineralisch mit viel Feuerstein und gewaltiger Länge – WT96.

Reif die Nase des 1952 Chateauf-du-Pape vom Chateau de la Gardine, jodig mit Tabak ohne Ende, am Gaumen feiner, burgundischer Schmelz mit generöser Süße, Lakritz und Kräuter, so unglaublich stimmig und sehr lang im Abgang, Chateauneuf vom Feinsten – WT97.

Großartig wieder der 1983 Hermitage La Chapelle Jaboulet-Ainé, der in der ersten Anmutung sehr reif wirkte, aber einfach viel Luft brauchte und dann Vollgas gab. Animalisch-kernig, sehr würzig, kräftig, großer Kräutergarten, aber auch burgundische Pracht und Fülle mit feinem Schmelz, immer noch gutes Rückgrat für lange Jahre, sehr lang am Gaumen – WT97.

Gefühlt waren wir auch beim nächsten wein wieder an der Rhone. Dieser 1978 Chateau Musar aus dem Libanon ging blind am Tisch als großer, sehr würziger, perfekt gereifter Chateauneuf durch – WT96. Das muss nicht so bleiben, denn die alten, klassischen Musars durchlaufen diverse Stadien, in denen sie sich immer wieder anders zeigen. So wird dieser 78er sicher in 10+ Jahren mal als großer, reifer Burgunder durchgehen.

Sehr minzig, kräftig und ohne spürbares Alter wirkte der 1984 William Hill Cabernet Sauvignon Reserve mit der Mineralität von Holzkohle. Ein klassischer Old School Kalifornier – WT94.

Aus dem großen Jahrgang 1961, in dem es fast unmöglich war, einen schlechten Wein zu machen, folgte ein sehr gelungener 1961 Clos Fourtet aus St. Emilion in einer deutschen R&U Abfüllung. So balanciert und elegant mit immer noch so frischer, Schwarzer Johannisbeere, Zedernholz und erdiger Mineralität, seidenweich mit enormem Tiefgang und praktisch altersfrei – WT95.

Absolute Perfektion und zusammen mit dem legendären 68er einer der besten, jeh in Spanien produzierten Weine, dieser 1970 Vega Sicilia Unico. Frischer und jünger als der 68er, so elegant und kräftig mit geradezu aristokratischer Struktur, mit superber, würziger, rotbeeriger Frucht und guter Mineralität, so nachhaltig, aber auch balanciert und harmonisch, bleibt sehr lang am Gaumen – WT100. Dürfte sicher locker noch ein paar Jahrzehnte altern.