Februar 2022

Thank God it´s Friday

Mit drei großen Weißweinen aus perfekter Lagerung starteten wir in einen großartigen Freitagnachmittag im Berens am Kai. Lange hat der 2009 Kallstadter Saumagen Riesling Auslese trocken RR von Koehler-Ruprecht gebraucht, aber jetzt endlich zeigte er in immer noch erster Reife, was er drauf hat. Mit gewaltigem, aromatischem Druck war da soviel Komplexität und Spannung, eine großartige Struktur und intensive, kalkige Mineralität. Ein großer Riesling mit durchaus burgundischen Konturen, der sich über lange Jahre weiterentwickeln und entfalten dürfte – WT96+. Überraschend schön und sicher mein bisher bester Wein aus dieser Lage war der 2009 Clos de la Barre von Comte Lafon. Mit glockenklarer Frucht ohne auch nur einen Hauch von Premox zeigte dieser großartige, würzige Wein eine geradezu unglaubliche Kraft und Fülle mit feinem Schmelz. Blind waren wir da bei einem Grand Cru – WT96. Reifer als diese beiden Weine, aber noch voll intakt und einfach wunderschön zu trinken war der 2004 Mon Plaisir Chardonnay von Peter Michael aus einem großen Jahrgang für kalifornische Chardonnays. Mit immer noch erstaunlich frischer, gelber Frucht und nussigen Aromen zeigte sich dieser balancierte Wein sehr elegant in eher burgundischem als kalifornischem Stil und trug mit guter Säure und Mineralität den Namen Mon Plaisir zurecht – WT96.

Kein Flaschenglück hatten wir trotz guter Farbe und Füllstand mit einem 1976 Beaune Clos du Roi von Doudet Naudin, der ziemlich oxidiert wirkte. Da hatte der Korken wohl Luft gezogen. Sehr schade, denn mit gereiften Weinen von Doudet-Naudin habe ich bisher fast ausnahmslos gute Erfahrungen gemacht. Dafür zeigte sich ein anderer Senior von seiner allerbesten Seite. Schier unglaublich gut war dieser 1958 Imperial von CVNE. Preiselbeere, Maulbeeren, dazu eine betörende Frische, erdige Mineralität und feine Säure ließen diesen sehr eleganten, finessigen Wein eher aus den 80ern stammen – WT96.

Und dann kamen als Abschluss noch drei jüngere Weine, die alle mit der Perfektion flirteten und noch gewaltiges Potential zeigten. Traumhaft die Nase des 1989 Cheval Blanc mit diesem unnachahmlichen Cheval Blanc Parfüm, an Gaumen unglaublicher Druck und Kraft, auch dezente, kräuterige Herbe, intensive Mineralität, aber auch immer mehr feinster Schmelz, die Holzkiste wandelt sich in Cashmere, immer mehr betörende, seidige Eleganz, aber auch gewaltige Länge. Das ist eine Cheval Blanc Legende im Werden mit noch sehr langer Zukunft – WT98+. Absolut genial zeigte sich auch der 1994 Philip Togni Cabernet Sauvignon aus Kalifornien. Der hatte eine immer noch sehr dichte, junge Farbe ohne jedes Alter, in der Nase reichlich schwarze Johannisbeere mit toller Minzfrische. Am Gaumen war er puristisch, geradlinig und präsise mit guter Säure und schlappen 12,5% Alkohol. Einfach traumhaft schön dieser noch so jung wirkende, vibrierende Wein mit gewaltigem Potential bis in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts - 97+/100. Absolut atemberaubend und eine Legende im Werden auch der 2000 Margaux. So unglaublich dicht und konzentriert mit superber, getrüffelter rot- und dunkelbeeriger Frucht, aber gleichzeitig auch ein Monster, bei dem hier zur Eisenfaust der Samthandschuh fehlte. Ein sehr kraftvoller, maskuliner Wein mit Präzision und gewaltiger Länge, der sich über etliche Dekaden weiterentwickeln dürfte und einen ersten Trinkhöhepunkt wohl erst in 5-10 Jahren erreicht. Dann kommt zur Eisenfaust sicher auch wieder der Samthandschuh und der Margaux verwöhnt zur Kraft mit Charme und Eleganz – WT98+.

In Eders Eichmühle

In Eders Eichmühle

Malerisch oberhalb des Zürichsees liegt Eders Eichmühle, ein sehr persönlich geführtes Restaurant mit feiner Küche, das zu meinen Lieblingsrestaurants in der Schweiz gehört. Nicht nur natürlich, aber auch, weil es Sonntagsmittag geöffnet hat.

Genialer Apero an diesem Februar Sonntag war diese perfekt balancierte „Fläscher Hermannshöhle“, der animierende, mineralische 2017 Gantenbein Riesling, absolut trocken und trotzdem mit feiner Extraktsüße und rassiger Säure – WT95. Mouthwatering nennt das der Amerikaner so treffend.

„Viel Holz vor der Hütte“ hatte der enorm druckvolle, kräftige 2018 Kirchberg Chardonnay GG von Franz Keller mit schöner, saftiger Frucht, frischer Säure und kalkiger Mineralität. Wenn er das mal in ein paar Jahren verdaut hat, dürfte er noch mal gut zulegen, zumal er genügend Substanz für längere Alterung hat – WT91+.

Erstaunlich reif und weich war der 2008 Spätburgunder Wildenstein von Huber mit feiner Kirsche und Himbeere, elegant mit guter Säure und feinem Schmelz – WT93.

Absolut grandios der 2007 Chateau Rayas Reserve (danke Sven), der die komplette Magie eines gut gereiften, großen Chateauneufs zeigte. Sehr ausdrucksstark die Nase mit delikater Frucht, Erdbeere und Himbeere, floralen Noten, Kräutern, dem Duft der Garrigue, Lakritz und Trüffel, so unglaublich würzig, dabei sehr elegant und balanciert mit toller Länge, gleichzeitig weich und verführerisch in bester, burgundischer Stilistik – WT97. Noch atemberaubender als die Qualität ist inzwischen der Preis. Um so schöner ist es da, wenn man dieses Elixier dank eines großzügigen Freundes (Danke Sven) in kleiner Runde aus gut gefüllten Gläsern genießen darf.

Einfach genial als Abschluss mit verführerischer Frucht und großartiger Struktur der 2017 Guado al Tasso, der trotz einer Jugend einen wunderbaren Trinkfluss zeigte – WT97.