Januar 2018

Und das Beste kommt zum Schluss

Es ist der traditionelle Abschluss unseres Weihnachtsurlaubes, der Besuch bei unserem Freund Fritz Keller im Schwarzen Adler in Oberbergen. Ich liebe dieses so unglaublich gastliche Haus mit seiner handwerklich perfekten, klassischen Hochküche. Die süchtig machende Beurre Blanc mit Kapern zum Steinbutt war nur einer der vielen Höhepunkte. Perfekt und herzlich wie immer der Service unter Maitre Hubert Pfingstag. 
Vor dem großen Kamin in der gemütlichen Bar haben wir als Apero beim Studium der riesengroßen Weinkarte einen wunderschönen, rassigen 2008 Wehlener Sonnenuhr Kabinett von JJ Prüm getrunken. Sehr fein, schlank, aus kühlem Jahr mit knackiger Säure – WT91+. Ungewöhnlich ging es dann weiter. Mich fasziniert schon seit Jahren das gewaltige Alterungspotential der eigenen Weine des Hauses. Also kam auf Empfehlung von Melanie Wagner ein 1997 Weißburgunder Selection A ins Glas. Der war gereift, aber alles andere als alt. Zeigte noch soviel Spannung und Tiefgang mit pikanter Frucht und guter Säure. Dazu entwickelte sich mit der Zeit ganz feiner, burgundischer Schmelz. Und auch die Länge dieses beeindruckenden Weines, der noch längst nicht am Ende ist, stimmte – WT94. Wir waren hin und weg. Das galt übrigens auch für unseren zweiten Apero, den so unglaublich eleganten, sehr feinen 2015 Grauburgunder Schlossberg GG. Da werde selbst ich zum Grauburgunder Fan. Frisch, elegant, präzise, sehr mineralisch, für Grauburgunder ein sehr finessiger Traum – WT94. Während der 97er einer von Fritz Kellers ersten Weinen war, zeigt sich beim 15er schon die Handschrift seines engagierten, sehr talentierten Sohnes Friedrich. Da wird man wohl noch eine Menge von hören. 
Natürlich musste es auch noch ein Kracher aus der wohlfeilen Raritätenabteilung sein. Und da war eine der letzten Flaschen des 1992 Romanée-St-Vivant von DRC eine perfekte Wahl. Ein wirklich großer Burgunder mit betörender, pikanter, himbeeriger Frucht, so unglaublich elegant und frisch in totaler Harmonie, vor dem man sich gedanklich nur verneigen konnte – WT96.
Große Klasse als Abschluss dann eine 2005 Scharzhofberger Goldkapsel Auslese von Kesselstatt, die sich in dieser überragenden Qualität und Präzision auch am Scharzhofberg hinter niemandem verstecken muss. Eine brilliant goldgelbe Sünde mit sehr guter Mineralität und Säure, feinstem Honig und großartiger Länge – WT96.

Thank God it´s Friday

Der erste Freitag im Jahr war das, und der erforderte natürlich einen ganz besonderen Wein.

Aus meiner Lieblingslage dieses Weingutes zeigte sich der 2004 Volz von Van Volxem noch taufrisch mit wohldosierter Fülle, guter Struktur und erster, ganz feiner Süße. Ein großer 2004er, bei dem die Musik sicher noch 10 Jahre spielt – WT95.

Interessant der Vergleich von zwei Barbarescos von La Spinetta aus dem großen Piemont-Jahr 2001. Der 2001 Barbaresco Starderi wirkte noch etwas streng und verschlossen, baute aber enorm im Glas aus mit dunkelbeeriger Frucht und guter Mineralität, scheint noch Potential zu haben – WT93+. Der 2001 Barbaresco Valeirano wirkte gut gereift mit üppiger Fülle und erster, feiner Süße – WT94.

Seine besten Zeiten schien der 1964 Clos de la Roche von Lupe-Cholet schon hinter sich zu haben, in der Nase madeirisiert, am Gaumen etwas gefälliger mit feiner Süße - WT85. Offener als vor zwei Jahren, druckvoller und mit der Pracht und Fülle eines großen Chambertins zeigte sich der 2002 Chambertin Clos de Bèze von der Domaine Barth – WT96. Eine perfekte Kombination war das mit einem warmen Epoisse und Perigord-Trüffeln.

Perfektion danach der 1982 Mouton Rothschild als „neuer 45er“ – WT100.

Eigentlich ist es für jeden Wein Höchststrafe, danach ins Glas zu müssen. Aber der 1990 Chateau Montelena schlug sich prächtig. Seher elegant und minzig mit großartiger Struktur. Da ist noch mindestens ein weiteres Jahrzehnt drin – WT96.

Das jährliche Trüffeldinner

Schlichtweg irre war das, was hier in Düsseldorf zu einem genialen Trüffeldinner von Bernd Wirtz (feinster Perigord nicht mit der Brief- sondern der Körperwaage) in die Gläser kam. Beim Apero war ich spontan bei einer großen, jungen Abtserde. Aber was da taufrisch so fein und elegant mit konservativen (!) WT97 brillierte, war ein 2003 Hubacker von Keller, atemberaubend. Der helle Wahnsinn dann der erstaunlich reife 1985 La Landonne von Guigal. So weich, so generös und schmelzig, in der Aromatik bleiben das Speckige, Blut und Eisen, soviel Druck, Kraft und Länge und natürlich deutliche Struktur im Hintergrung. Aber das Ruppig-Kernige jüngerer La Landonnes ist nicht mehr da – WT99. Ein Riese auch der 2000 Beaucastel Hommage à Jacques Perrin. Zu Anfang erstaunlich hart, fast etwas stahlig und verschlossen, der Latour unter den Chateauneufs mit enormer Kraft, öffnet sich mit der Zeit im Glas mit geradezu explosiver, würziger Aromatik – WT97. Und schon wieder der helle Wahnsinn dann das Duo der absolut perfekten 1991 La Turque und 1991 La Mouline von Guigal, für die WT100 eigentlich nicht ausreichen. Der La Turque dabei mit der etwas explosiveren, exotischeren Aromatik, der La Mouline mit diesem Pfauenrad an Gewürzen. Der gelungener Abschluss unseres Trüffeldinners kam aus Spanien. Der in seiner Jugend so wilde 2001 Termanthia wirkte erstaunlich balanciert mit traumhafter Frucht – WT97. Auch der 2001 Clos Erasmus war mit rotbeeriger Frucht so erstaunlich fein und elegant und wirkte bei aller Kraft fast filigran – WT97.

Wie schön, wenn man sich zu Schwarzen Trüffeln bis zum Abwinken solche Trouvaillen nur zu Dritt teilen muss. Und wovon habe ich danach geträumt? Von unserem Trüffeldinner 2019!