Januar 2022

Im Schwarzen Adler

Tradition hat bei uns auf der Rückfahrt aus dem Weihnachtsurlaub die Übernachtung im Schwarzen Adler. Ich liebe dieses Lokal mit seinem traditionellen Dekor und mit dem perfekten Service. Nicht zufrieden waren wir diesmal erstmals mit der Küche. Das lag weniger an der durch Corona, Sperrstunde und Angst vor einem erneuten Lockdown stark verkleinerten Karte. Geschmäcker sind verschieden, und das ist gut so. Aber wir waren große Fans der klassischen Hochküche von Anibal Strubinger. Was uns jetzt auf der kleinen Karte angeboten wurde, waren vom Namen her die Klassiker des Hauses, aber die wirkten krampfhaft modernisiert und irgendwie gewollt und nicht gekonnt. Es wird uns sicher nicht davon abhalten, wieder nach Oberbergen zu fahren. Der Neue in der Küche muß sicher seinen eigenen Weg erst finden.

Eher sogar noch etwas erweitert wirkt die grandiose Weinkarte. Klar wurden auch hier ein Großteil der Preise angepasst, denn zu verschenken hat auch der Schwarze Adler nichts. Aber das Angebot ist immer noch riesig und preiswürdig. Wir starteten in der Bar mit seiner sehr feinen 2010 Riesling Spätlese von Gantenbein, einem der letzten Jahrgänge, bevor die Gantenbeins mit dem Jahrgang 2012 anfingen, den Riesling trocken auszubauen. Diese 2010 Spätlese war schlank, elegant mit feinem Süße-/Säurespiel und trank sich sehr gut – WT91. Zum Essen folgte danach der rare und inzwischen sehr gesuchte 2016 Meursault 1er Cru Les Genevrières von Bernard-Bonin. Schlank, elegant, puristisch mit eher etwas verhaltener Frucht und floraler Note, feiner Würze und intensiver Mineralität – WT94.

Bei den Roten entschieden wir uns erstmal für den 2018 Kirchberg Spätburgunder GG vom eigenen Weingut Franz Keller. Ein kräftiger, nachhaltiger, aber auch eleganter Spätburgunder, von der Aromatik her eher Burgund als Baden, der sich bereits sehr gut trank, aber noch deutlich zulegen dürfte – WT94+. Was der talentierte, ehrgeizige Friedrich Keller hier auf die Flasche bringt, ist absolut hochklassig. Eigentlich macht es immer weniger Sinn, in der großen Weinkarte nach immer teureren Raritäten zu graben, wenn vom eigenen Gut weiß wie rot so großartige Weine angeboten werden, noch dazu in einer schier unglaublichen Jahrgangstiefe und zu überaus freundlichen Preisen. Das ist inzwischen wirklich eine Reise wert.

Klar konnte ich danach nicht von einer der letzten Flaschen des 1972 Corton Clos de la Vigne au Saint von Louis Latour lassen. 1972 war nicht das größte Jahr in Burgund, aber ich habe einige Weine gefunden, die gut mit 1971 mithalten können. Diese Corton hier, den ich im letzten Sommer auch auf Sylt aus Jörg Müllers prächtiger Karte genießen durfte, war wieder absolut herausragend. Der fühlte sich immer noch so jung und druckvoll an mit brillianter, kirschroter Farbe. Verführerisch die feine Frucht, maskulin und typisch Corton die großartige, präzise Struktur, dazu generöse Süße und gute Länge, das war einfach ein großartiger kompletter Burgunder. Er erinnerte mich an den großartigen 59er, den ich mehrfach mit WT100 im Glas hatte, und stand nicht weit dahinter – WT97. Und dann kam als Abschluss noch ein wunderbarer, perfekt gereifter 1983 Mouton Rothschild aus der Halben in unsere Gläser. Ein traumhafter Charmeur, so elegant und balanciert, mit der typischen Mouton Aromatik und noch genügend Rückgrat für längere Alterung – WT96.

Happy Birthday liebe Barbara

Als Restaurantchefin und absolute Top Sommeliere macht Barbara Beerweiler jede unserer Weinproben und Best Bottles zu einem gelungenen Fest. Heute war sie zu ihrem Geburtstag im Landhaus Mönchenwerth mal mit verwöhnt werden dran.

Als Gigant im Werden zeigte sich der immer noch so junge, faszinierende 2016 Scharzhofberger Pergentsknop von Van Volxem. Da war jede Menge Rasse und Klasse mit puristisch schöner Rieslingfrucht und knackiger Säure, dabei lutschet man förmlich am Schiefer. So voller Energie und Spannung zeigte sich dieser bis dato vielleicht beste Pergentsknop, der sich noch über Dekaden weiterentwickeln dürfte - WT97.

Ein hochkarätiger 1965 Barolo Riserva von Borgogno aus Barbaras Geburtsjahr zeigte uns, dass man selbst in solch schwierigen Jahrgängen Klasseweine finden kann. Dieser Borgogno aus perfekt gelagerter Flasche hatte zwar die klassische, reif scheinende, aber voll intakte Farbe eines gereiften Barolo mit rotem Kern. Er präsentierte sich aber noch durchaus frisch mit feiner, rotbeeriger Frucht, mit Herbstlaub, Unterholz und Trüffeln, gestützt von guter Säure. Samtig, elegant und nachhaltig zeigte er großartige Länge und dürfte in dieser Form noch lange Jahre vor sich haben – WT95.

Große Weine mit großen Namen aus großen Jahren zu kaufen ist nicht schwer, wen man die Taschen voller Geld hat. Aber mehr Spaß macht doch ein großer Wein eines weniger bekannten Produzenten aus gutem Jahr für kleines Geld. Das hatten wir hier mit diesem 1972 Hermitage der Union Viticole aus Tain. Das war aus dieser perfekten Flasche großer Hermitage in der Chave Liga. Wunderbare, rauchige Nase mit Speck und frisch aufgebrühtem Kaffee, so kräftig, dicht und komplex war dieser altersfreie Wein mit toller Struktur und großartiger Länge – WT95.

Mit drei großen Klassikern ging es weiter. Perfekt gereift der elegante, verführerische 1983 Mouton Rothschild mit der klassischen Aromatik aus Cassis, Minze, Sattelleder und Bleistift Mineralität – WT94. Ganz großes Kino der noch so blutjung erscheinende 1996 Ridge Monte Bello, ein gewaltiges Konzentrat mit traumhaft schöner Frucht, so konzentriert, dabei so geradlinig und präzise, einfach puristisch schön mit ungeheurem Druck am Gaumen, ein Wein mit immer noch gewaltigem Potential, der durchaus noch zulegen kann – WT97. Ein wunderbarer Gaumenschmeichler danach der 2017 der Gantenbein Pinot Noir mit feinem Spiel roter und blauer Beeren in der verführerischen Nase, unterlegt von dezenter Röstaromatik, und mit spielerischer Eleganz und Finesse am Gaumen, wirkte reif, dürfte aber noch großes Potential haben und weiter zulegen – WT96+.

Perfekt zur Tarte Tatin passte als Abschluss die immer noch so jugendlich frische 2016 Bernkasteler Badstube Spätlese von Wwe. Dr. H. Thanisch. In der sehr gelungenen Kombination wirkte sie sehr balanciert mit feinem Süße-/Säurespoiel (WT92), solo würde ich diesem Wein noch ein paar Jahre Lagerung gönnen.

Trüffel Extravaganza

Es ist einer der Höhepunkte unseres Probenjahres, diese Trüffel Extravaganza. Aus über 500g feinster Perigord Trüffel zaubert uns unser Hobby Sternekoch Bernd jedes Jahr ein traumhaftes Trüffelmenü. Begleitet wird das stets von hochkarätigen Weinen aus unseren Kellern.

Mit einem fantastischen Apero begrüßte uns der liebe Bernd. Von seiner allerbesten Seite zeigte sich dieses immer noch so frische, geradezu jugendlich wirkende 2005 Kirchspiel GG von Keller. Mit dieser spielerischen Kirchspiel Eleganz, betörender Frucht, immer noch rassiger Säure, feinem Schmelz und mineralischer Präzision war das trockener Riesling vom Feinsten – WT97. Damit befand sich dieses Kirchspiel in der Liga der legendären Weine dieser Lage aus 2002, 2003 und 2005. Faszinierend ist, wie dieser Wein kontinuierlich über 17 Jahre zugelegt hat.

Perfekt zu Trüffeln passen natürlich die LaLas von Guigal. Von 1988 bis 1991 hat Guigal in diesen drei Lagen absolute Legenden präsentiert, faszinierende 100 Punkte Weine am laufenden Band. Drei davon hatten wir jetzt hier im Glas. Und wenn diese Weine wie vier aus bester Lagerung stammen, dann ist einfach Perfektion angesagt. So ging es dann auch los mit diesem prächtigen 1989 La Turque. Der war exotisch, erotisch, würzig, explosiv und füllig am Gaumen mit einem sensationellen Feuerwerk der Aromen, dazu mit dieser klassischen Note von frischem Frühstücksspeck – WT100. Auch der 1988 La Mouline war mit dieser unendliche Finesse und Eleganz, dieser riesige, spannende Gewürzpalette, einfach ein kompletter, sehr harmonischer, riesengroßer Wein – WT100. Der ebenfalls perfekte 1991 La Turque ging als Zwilling des 1989ers durch – WT100. Der wohl mit Abstand dichteste und druckvollste unserer vier LaLas war der schlichtweg atemberaubende 1998 La Landonne – WT100.

Und auf diesem extrem hohen 100 Punkte Niveau ging es dann weiter mit einem Ausnahme-Bordeaux, dem 1990 Beausejour Duffau Lagarosse aus St. Emilion. Auf diesem Chateau, das sonst eigentlich nicht in dieser hohen Liga spielt, hatten die in 1990 einfach alles richtig gemacht. Ein unglaublich dichtes, konzentriertes Monument mit superber, dunkelbeeriger Frucht und irrem Tiefgang, dabei nicht überladen, immer noch Jugend und Frische zeigend, hohe Mineralität und das alles mit perfekter Struktur und Präzision, so unglaublich lang mit noch gewaltiger Zukunft, auch der klare WT100. Den letzten Wein des Abends hätten wir dann eigentlich blind erkennen müssen, wenn es der eigentlich vorgesehene 1991 Heitz Martha´s Vineyard gewesen wäre. Aber da hatte sich der edle Spender vergriffen, was ihm selbst erst auffiel, als er den Wein aufdeckte. Diesen 1982 Heitz Martha´s Vineyard kenne ich deutlich dichter und kräftiger. Aus dieser Flasche hier fehlten Dramatik, Cola und Eukalyptus. Ein feiner etwas schlankerer, rotbeeriger, aber durchaus attraktiver Martha´s war das mit viel Minze – WT95.