Juni 2020

Pfingstmontag

Was für ein Pfingstmontag! Bei herrlichstem Sommerwetter im Landhaus Mönchenwerth auf der schönstem Terrasse am Rhein, auf den Spargel Linguini atemberaubend gute, frische Morcheln, im Glas dazu ein göttlicher 1986 Ahlgren Cabernet Sauvignon Bates Ranch. Der ist noch taufrisch, Schwarze Johannisbeere mit feiner Minze, Leder und guter Mineralität, sehr guter Struktur und für nur 12,6% Alkohol geradezu unverschämtem Druck - WT95. Mehr geht nicht.

No risk, no fun. Yesterday I surprised a friend with a Burgundy in half bottle from his birthyear. Could this 1972 Richebourg in a negociant bottling from Marchand Bolnot be a winner? Yes, it was. The fill of the bottle was excellent, and just look at that fantastic color. This Richebourg was such an ageless, lively beauty with fresh, piquand fruit, spicy and quite powerful, yet very elegant and balanced with good acidity, a great, stylish, complete Burgundy. My rating of WT95 might even be pretty conservative.

Bella Italia im Saittavini

Italien hatte gerade die Grenzen geöffnet, aber wollten wir da wirklich hin? Zumal sich das italienische Leben auch mit der dazugehörigen Küche auf der Terrasse des Saittavini und dem Platz davor abspielte.

Der Start in den Nachmittag erfolgte mit dem 2017 Zieregg Savignon Blanc STK von Tement aus der Steiermark. Der wirkte natürlich noch sehr jung und pimärfruchtig, aber trotzdem verführerisch mit Hollunder, Stachelbeere und Limette mit animierender, minziger, kühler Eleganz, mit feiner Kräuternote, kalkiger und salziger Mineralität, mit gute Säure, viel Spannung und sehr guter Struktur – WT96+. In dieser jugendlichen Frühphase sehr schön zu trinken (Dekantieren und große Gläser empfohlen), wird sich aber in 1-2 Jahren verschließen und seine wahre Komplexität 5-10 Jahre später zeigen. Weiter ging es mit einem sehr aromatischen, zugänglichen Erstlingswerk, dem 2015 Vino Nobile de Montepulciano Madonna della Querce von Caterina Dei mit dunkler Kirschfrucht und Unterholz – WT93. Der wirkte natürlich geradezu zahm gegen den 2016 Redigaffi von Tua Rita. Ein atemberaubender, blutjunger Merlot, kräftiger mit strafferer Struktur als der großartige 2015er mit deutlichem Holz. Aber mit der süßen, opulenten Brombeere entstand da schon enormer Trinkspaß – WT96+. Wer davon eine Kiste hat, sollte eine Flasche jetzt öffnen und den Rest länger weglegen. Ein gerade erst getrunkener, immer noch taufrischer 1997er hatte gezeigt, wie gut Redigaffi altert. Das Punkte-Füllhorn wurde von Parker&Co über diesen 2013 Dominus ausgeschüttet. Aber wie schmecken 100 Punkte in diesem jugendlichen Stadium? Dieser 30. Dominus Jahrgang aus einem großen Kalifornien Jahr zeigte sich völlig anders als die ersten etwa 15 Dominus Jahrgänge, in denen Dominus ein großer Pauillac aus Kalifornien war. Fülliger, dichter, fruchtiger und moderner in Kalifornischer Stilistik war dieser Dominus mit dunkler Frucht, junger Röstaromatik und enormer Kraft und Tiefgang. Zweifelsohne ein großer Wein, dessen intensive, aber reife Tannine Zugänglichkeit vortäuschen. Aber 100 Punkte? Sicher nicht, vielleicht mal 5-10 oder noch mehr Jahren – WT95+. Und als Abschluss gönnten wir uns diesen göttlichen 2009 Tinata von Monteverro, Rhone vom Feinsten aus der Toskana, mit süßer, sehr würziger Frucht, aber auch immer noch mit Frische und präzisen Konturen – WT96.

Fronleichnam...

...war bei uns eine Weinprozession.

So geht Feiertag. Gestartet sind wir mit Best of White Burgundy in Form des traumhaft präzisen 2017 Gantenbein Chardonnay (WT97). Unglaublich gut und jung noch der edel-rustikale 1968 Heitz Cabernet Sauvignon (WT96), gefolgt vom so unglaublich eleganten 1985 La Mission Haut Brion, der mit gutem Tanningerüst sicher noch 20 Jahre oder länger als typischer, großer 85er überzeugt (WT96). Atemlos machte danach der immer noch blutjunge 1990 Hermitage La Chapelle von Jaboulet-Ainé mit seiner explosiven Aromatik, gekoppelt mit unglaublicher Präzision, dessen jugendliche, tiefe Farbe noch lila Töne zeigte (WT100). Und als Abschluss genossen wir noch eine perfekte Antwort auf die Frage: kann Gantenbein altern? Dieser altersfreie Pinot Traum, ein 2002 Gantenbein Pinot Noir, zeigte ohne jedes Alter eine wunderbare, burgundische Pracht und Fülle, konservative WT95.

Aus kalten und warmen Kellern

Wunderbare Sause bei und mit Pius im Manne Pahl. Die Beschreibungen der Weine folgen.

Geniale Strecke bei King in Keitum

Beschreibungen folgen.

Kräftig GeMüllert

Atemberaubend, schlichtweg atemberaubend unser erster Abend bei Jörg Müller auf Sylt. Während die Wichtigen dieser Welt darüber fabulieren, wohin sich die Sternegastronomie nach Corona entwickeln wird, hat Jörg Müller diesen Schritt schon vor Jahren vollzogen. Hervorragende Produkte, möglichst aus der Region, und die dann ohne Chichi, aber mit großartiger Aromatik und perfekten Garpunkten auf den Teller. Und was hat in so einer Küche die Pinzette zu suchen? Mit der hat Tochter Jane Müller sorgfältig die jungen Matjes filetiert. Matjes in Sternequalität, einmalig. Im Glas dazu hat Ben einen genialen 2013 Chassagne Montrachet Les Champs Gains von Lamy-Gaillat gebracht, mit dieser Präzision und tiefen Mineralität ein Coche Dury für Schlaue auf mindestens WT96 Niveau. Als Hauptgang dann nach einem göttlichen Cassoulet von Spargel und Morcheln ein einmaliges Kotelett vom Nordsee(!!)Steinbutt an der Gräte. Dazu zauberte Herr Ben aus den unendlichen Tiefen des Müllerschen Kellers einen grandiosen 1990 Volnay 1er Cru Les Caillerets Clos des 60 Ouvrées von der Domaine de la Pousse d‘Or. Der zeigte trotz reifer Farbe noch soviel Frische und Jugend mit pikanter, animierender Frucht und feinem Spiel roter und blauer Beeren - WT96. Als flüssiges Dessert wurden wir zu gebackenen Holunderblüten mit einem irrsinnig guten 2002 Oberhäuser Brücke Eiswein Goldkapsel von Dönnhoff verwöhnt. Ich bin eigentlich kein Süßwein Fan, aber wenn eine derart explosive Aromatik mit solch rassiger Säure gepaart wird, das ist Weltklasse (WT99). Und diese Weltklasse gilt auch für dieses atemberaubende Müllersche Gesamtkunstwerk aus Küche&Wein.

Kein Wunder, dass vielen Fans hier schon wieder Schlange stehen. Ich stellte mich direkt fürs nächste Mal an. Und natürlich haben wir in dieser Syltwoche kräftig weitergeMüllert.

Die weiteren Beschreibungen folgen.

Drinking in the Rain

Ganz spontan waren wir auf der neu ausstaffierten Terrasse des Berens am Kai gelandet. Nur verschwand die schöne Sonne rasch und Sturm kam auf mit Regen. Früher wären wir sofort nach drinnen geflüchtet. Aber jetzt mit den großen, sturm- und regenfesten Schirmen durften die Harten im Garten bleiben.

So stießen wir fröhlich mit Holger und Barbara auf einen schönen Nachmittag/Abend an. Im Glas zunächst ein blutjunger, herausragender 2009 Chablis 1er Cru Montée de Tonnerre von Raveneau. Das war einfach Präzision u pur und intensive Mineralität in bester Raveneau-Art – WT96. Großes Kino auch die 2011 Abtserde GG von Keller, sehr extraktreich mit mit deutlicher Extraktsüße, erstaunlicher Fülle und wohl auch noch etwas jugendlichem Babyspeck, dabei sehr würzig und mineralisch – WT95+. Dürfte über lange Zeit noch deutlich zulegen. Absolute Weltklasse der sehr sehr dichte, sehr würzige und sehr komplexe 2006 Grüner Veltliner Honivogl Smaragd von Hirtzberger mit enormem Tiefgang, der immer mehr Ähnlichkeit mit einem gut gereiften, großen Le Montrachet bekommt – WT98.

Weiter ging es aus dem Jahrgang 1979 mit dem Gigantentreffen von Lafite und Latour. Der 1979 Lafite Rothschild hatte schon eine reifere Farbe mit deutlichem Orangenrand. Er brauchte eine ganze Weile in der Karaffe, um sich zu entfalten, legte dann aber los mit feiner, rotbeerige Frucht, etwas verbrannte Erde und die klassische Bleistift Mineralität. Sehr elegant präsentierte sich dieser gut gereifte Lafite mit einer aristokratischen Struktur, sehe balanciert und harmonisch – WT94. Deutlich jünger die Farbe des 1979 Latour, der robuster und zupackender wirkte, kraftvoll und maskulin mit noch deutlichen Tanninen. Ein klassischer Latour, der locker noch eine Dekade und länger reifen kann und wenn er etwas weicher wird, gegenüber unseren WT94 auch noch zulegen kann. Beide Weine sind aus zuverlässiger, guter Lagerung sicher immer noch eine Suche wert. Nur von vielgrereisten Trophäen sollte man sich fernhalten.

Luft ohne Ende brauchte auch der 1991 Heitz Martha´s Vineyard, der erst als etwas ungehobelter Kraftbolzen mit leicht portiger Fülle ins Glas kam. Legte mit der Zeit deutlich zu und zeigte Minze und Eukalyptus ohne Ende, dazu noch Tabak, altes Sattelleder und einen dicken Schuss Cola, einfach geiles, wildes, kraftvolles Zeugs mit großartiger Tanninstruktur und entsprechender Zukunft - WT97+. Könnte durchaus mal in die Fußstapfen der legendären Martha´s aus den 70ern treten.

Eigentlich hatten wir uns als Abschluss von Holger Berens großartiger Küche noch auf ein Dessert und einen feinen Absacker gefreut. Doch da kam zu später Stunde der aufgeregte Anruf lieber Nachbarn, die in unserem Keller seltsame Wassergeräusche hörten. Nichts wie hin. Ein gerade erst von einer „Fach(?)“Firma ausgetauschter Pumpenfilter hatte sich in seine Bestandteile zerlegt und Teile des Kellers unter Wasser gesetzt. So bestand unser Dessert aus intensiven, mitternächlichen Trockenlegungsmaßnahmen. Wie schön, dass wir danach in der Casa Mattoni noch Licht sahen. Mit Christian Tesan teilten wir uns noch einen Absacker vom Allerfeinsten. Dieser 2002 Mouton Rothschild hätte mit seiner überragenden Qualität auch aus einem großen Jahrgang stammen können. Das war einfach die Kraft und die Herrlichkeit. Tiefe, rubinrote Farbe, Rote und Schwarze Johannisbeere, etwas Minze, Sattelleder und der Bleistift brachten zusammen mit immer noch junger Röstaromatik ein faszinierendes Feuerwerk an Aromen. Immer noch kräftige Tannine und eine perfekte Struktur garantieren diesem Mouton eine lange, aufregende Zukunft – WT97+.