März 2018

In Vorbereitung

Karfreitag

Natürlich haben wir am Karfreitag kein Fleisch gegessen, stattdessen ersten Spargel, frischen Salat von Nordseekrabben und göttlichen Kabeljau. Aber Karfreitag heißt nicht, dass keine fleischigen Weine ins Glas kommen dürfen. Und so haben wir hemmungslos in großen Gewächsen aus aller Welt gebadet.

Nicht landen konnten der Gastgeber bei unseren Mädels als Apero mit dem furztrockenen, puristischen, schlanken 2013 Balthasar Ress Riesling 32. Das war nicht weiter verwunderlich. Dieser durchaus spannende Wein gehört der halt nicht kommentarlos als Apero gereicht, sondern rechtzeitig dekantiert aus großen Burgundergläsern zu durchaus auch herzhaften Gerichten gereicht. Da werden dann aus WT88 durchaus plötzlich WT92.

Umgestiegen sind wir dann schnell auf den göttlichen 1998 Riesling Unendlich von FX Pichler. Der führte uns eindrücklich vor Augen, warum solche Weine außer einem Korken auch ein Zeitschloss haben sollten. Aus dem fetten, alkoholischen Brummer früherer Jahre ist ein großer, stimmiger Wein geworden, ein immer noch jugendlich wirkendes Monument, noch so frisch mit herrlicher, reifer Marille, sehr würzig mit guter Säure, enormem Druck und Länge – WT97. Dürfte sich bei guter Lagerung auf diesem Niveau noch länger halten.

Ich bin immer wieder faszinieret, wie gut die besten kalifornischen Chardonnays altern und welche Klasse sie dann erreichen. Da zeigen sie inzwischen vielen ihrer französischen Vorbilder die Rücklichter. Ein solches Prachtexemplar war der 2002 Peter Michael Belle Côte. Noch so frisch mit cremiger Textur, wohldosierter Fülle, sehr würzig, lang am Gaumen, komplex und in totaler Harmonie, wurde am Tisch für einen „großen Franzosen“ gehalten – WT97. Ebenfalls noch frisch, etwas würziger und fülliger mit mehr „Bumms“ der 2002 Aubert Ritchie Vineyard, der ebenfalls noch gut einige Jahre weiter altern kann – WT95.

Perfekter Einstieg in die „Rote Zone“ war danach der 2004 Pinot Noir Unique von Donatsch, der mit Fülle, Kraft, Struktur und erster, feiner Süße übrerzeugte, aber sicher noch Potential für 10 weitere Jahre hat – WT95. Ich kann immer nur wieder rate, den Weinen der Bündner Herrschaft Zeit zur Entwicklung zu gönnen, es lohnt.

1994 gehört nicht zu meinen Lieblingsjahren in Bordeaux. Aber es gibt Ausnahmen, so wie dieser beeindruckende 1994 Le Pin. Noch so jung die Farbe, denzenter Merlot-Stinker in der Nase, superbe, präzise Frucht, am Gaumen tolle Struktur, enorme Kraft und Länge – WT95. Überragend auch der immer noch so jugendliche, einfach geniale 1994 Penfolds Cabernet Sauvignon Bin 707 mit verschwenderischer Frucht, Cassis pur, der aber nicht überladen, sondern ausgesprochen fein und elegant wirkte – WT96.

Grosses Potential zeigte der schon mit viel Vergnügen antrinkbare 2007 Phelps Insignia. Der ist einfach immer eine Bank, dieser Insignia, so auch in diesem Jahr. Wunderbare Frucht, viel Cassis und großartige Struktur, dürfte in 5 Jahren einen ersten Trinkhöhepunkt erreichen und danach sicher noch 20 Jahre halten – WT95+. Als sehr balancierter, eleganter Bordeaux aus Pauillac mit kalifornischer Frucht zeigte sich der 2002 Dominus, der langlebig sein dürfte und sicher in 10 Jahren noch mehr zeigt – WT96.

Schlichtweg sprachlos machte aus einer frisch geöffneten, über 20 Jahre perfekt gelagerten OHK der 1994 Shafer Hillside Select mit jugendlicher Frische, mit herrlicher Beerenfrucht und viel Minze, zeigte sich aus dieser Flasche mit explosiver Aromatik so, als ob die letzten 20 Jahre nicht existiert hätten, Hillside Select, wie es besser nicht geht – WT100.

Etwas offener als noch vor Jahresfrist aus der Magnum zeigte sich der 2000 Péby Faugères, einfach so dekadent lecker mit verschwenderischer, süßer Frucht und immer noch jugendlicher Röstaromatik, aber auch guter Struktur, Finesse und Eleganz mit einem guten Tanningerüst für längere Lagerung – WT96.