März 2019

Prowein Nächte sind lang

In Vorbereitung - hier schon mal mein englischer Instagram Kurztext

Prowein nights are so exciting. We were at Fritz Frau Franzi where Michelin starred Chef @benjaminkriegel and his crew spoiled us with superb food while charming Ramona pulled even the most difficult corks with ease and grace.

The 2014 St. Aubin was a real steal, beating the more expensive 2014 Meursault hands down. 1968 Clos Vougeot was unbelievably good, while 1959 Corton Grancey from that banner burgundy vintage was close to perfection. We adored 2001 Romanée St. Vivant and accepted, that the 1937 Nuits St. Georges from a high risk ls bottle was kaputt.

A dream come true this 2015 Sassicaia, my 12th bottle since last September, going from strength to strength. More detailed notes to follow on my private webpage.

Have a good night and see you tomorrow or in the next days on the floor of Prowein, the worlds biggest wine show.

Immer wieder Frühling Teil 1

Es war schon ein verrückter Frühlingsstart in diesem Jahr. Immer wieder mal ein oder zwei schöne Tage und dann Regen und Kälte. Und diese wenigen Tage musste man dann einfach ausnutzen. Vor allem, wenn es da mit dem Berens am Kai eine herrliche, für uns bereits geöffnete Terrasse gab, wo zu schon fast gefühlt sommerlichen Temperaturen feinster, frischer Spargel serviert wurde. Der schmeckte gleich noch besser mit diesem außerweltlichen 2008 Nonnenberg von Breuer. Dieser großartige Rheingau Riesling zeigte eine faszinierende Persönlichkeit und war immer noch so jung und frisch mit großartiger Struktur und intensiver Mineralität. Wird sich über 20 Jahre weiterentwickeln und sicher noch zulegen – WT95+. Letzteres gilt auch für 2015 Nonneberg, der in erster Fruchtphase mit der saftigeren 2015er Frucht brillierte und dann dekantiert immer mehr Tiefe und Struktur zeigte – WT94+.

Plötzlich kam Urgestein Franz Josef Schorn um die Ecke. In der Hand eine Flasche 1999 Rauenthaler Baiken Spätlese trocken(!) von Langwerth von Simmern. Aufmachen? Na klar, Neugier siegte über Skepsis. Aber was dann mit ziemlich reifer, tiefer Farbe ins Glas kam, das war schon beeindruckend. Reif, aber ohne Alterstöne mit kraftvoller Fülle, so cremig in der Textur und so absolut stimmig mit wunderbarer Länge, baute im Glas nicht ab, sondern aus. Ins andere Glas kam ein großer Meursault aus 2004. und trotzdem gefiel nicht nur mir der Baiken besser und meine großzügigen WT92 wirkten plötzlich verdammt geizig. Einfach schön, zu erleben, wie selbst gute, trockene Rieslinge aus der Zeit, als „trocken“ noch nicht Standard war, altern können. Sehr elegant, schlank, würzig mit kalikiger Mineralität der 2004 Meursault Genevrières von Mikulski – WT92. Etwas besser gefiel mir der puristische, präzise, im positiven Sinne karge 2014 Bourgogne Blanc von Roulot, dessen Roulot-typische Qualität aber auch zum für Bourgogne Blanc knackigen Preis passt – WT93. Immer noch trinkbar, aber kein wirkliches Vergnügen mehr, falls das jemals eins war, aus verregnetem, schwierigen Jahrgang ein 1987 Gaja & Rey Chardonnay.

Immer wieder Frühling Teil 2

Und weil es so schön war, haben wir auch den nächsten Tag auf der Terrasse des Berens am Kai ausgenutzt. Holger Berens hatte diesmal eine ganz besondere Überraschung für uns, Backfisch vom Kabeljau mit einer ganz speziellen Panade nach Hester Blumenthal, einfach göttlich.

Als Apero gönnten wir uns einen eigentlich noch zu jungen, noch taufrischen, jugendlichen 2017 Kokerboom von Eben Sadie. Diese Rarität aus Sadies Old Vine Series aus Semillon Blanc und Semillion Gris stammt aus einer 1930 angelegten Parzelle. Erinnert an ein großes Blütenmeer in einem steinigen Flussbett, so frisch mit spielerischer Eleganz – WT94+. Etwas reifer, kräftiger, saftig und druckvoll mit toller Struktur und schöner Fülle Eben Sadies Weißwein Cuvée 2012 Palladius aus Viognier, Chardonnay, Chenin Blanc und Grenache Blanc  - WT95. Und wohin gehörte dieses traumhafte 2015 Abtserde GG von Keller? Sicher nicht auf irgendeine Auktion, sondern rein ins Glas. Diese rassige, hoch elegante, animierende Abtserde mit ihrer präzisen Struktur und der intensiven Mineralität zeigt sich jetzt in dieser jugendlichen Fruchtphase von ihrer allerbesten Seite. Es würde mich nicht wundern, wenn die sich im nächsten Jahr dann wieder für längere Zeit verschließt. Also jetzt eine aufmachen und auf mindestens WT96+ Niveau genießen. Danach dann 5-10 Jahre davon träumen, wie sich diese famose Abtserde in der Reife auf noch höherem Niveau mit mehr Komplexität und Tiefgang präsentieren wird. Natürlich muss man auch an solchen Traumtagen mit Enttäuschungen leben. Ausgerechnet der sonst so geniale 1999 Pape Clement Blanc hatte Kork, während der 1983 Corton Charlemagne von Louis Latour aus unserer Flasche schon zu alt war.

Da für aber gab es dann großes rotes Kino. Burgundisch, elegant und einfach betörend der 2007 Brunello di Montalcino vcn Poggio di Sotto, der sicher noch zulegen dürfte – WT94+. Erstaunlich frisch immer noch mit schöner, dunkler Kirsche und guter Säure der 1990 Pinot Nero San Urbano von Hofstätter aus Südtirol, der deulich zeigte, wie gut diese Weine altern können – WT92. Der Wein des Abends trotz starker Konkurrenz war der atemberaubende 2007 Barbaresco Riserva Asili von Bruno Giacosa. Was für ein geradezu sinnlicher Wein mit animierender, süßer, roter Frucht, mit Rosenblüten, Veilchen, Lakritz und teeriger Mineralität. Säure und Tannine waren kräftig, aber reif und gaben diesem großartigen, schon mit soviel Spaß trinkbaren Wein eine elegante, sehr harmonische Persönlichkeit – WT97+. Wer bisher gesagt hat, Piemont sei nichts für ihn, der wird hier vom Saulus zum Paulus. Sehr gut gefiel auch aus einem der nicht gerade größten Bordeauxjahre der 1994 Petrus, seinerzeit für kleines Geld in der Subskription gekauft und seitdem perfekt gelagert. Immer noch sehr kräftig mit guter Zukunft, aber auch rund, generös mit wunderbarer, pflaumiger Frucht in Bitterschokolade, einfach ein sexy wirkender Charmeur, wie man es von Petrus erwarten darf – WT95+. Absolut grandios als Abschluss auch der erstaunlich offene, sehr elegante 2014 Vosne Romanée von Emmanuel Rouget mit süßer Frucht – WT95.

Immer wieder Frühling Teil 3

Ja, es war schon verrückt. Nach ein paar nassen, kalten Tagen, kamen wieder zwei solch großartige Sonnentage. Und da hieß es für uns natürlich „same procedure“ bzw. „same place“, natürlich mit anderen Weinen. Solch ein Freitagnachmittag bot sich einfach an.

Seine zweite Chance bekam der 1999 Pape Clement Blanc, der sich diesmal in bestechender Form ohne Kork zeigte. In seiner Jugend wirkte dieser Wein etwas zurückhalten und geradezu schüchtern. Jetzt war er immer noch frisch, zeigte aber Komplexität und Tiefgang, wie man sie von einem großen Weßen Pessac erwarten darf – WT95. Reif zeigte sich der 1991 Meursault Charmes von Comte Lafon, auch in der Farbe, aber keinesfalls alt, am Gaumen würzig, nussig, mineralisch und druckvoll – WT94. Der 2007 Gantenbein Chardonnay zeigte deutlich, dass Warten bei diesem großartigen Wein lohnt. Er verliert den Babyspeck und gewinnt deutlich an burgundischen Konturen. Absolut altersfrei, sehr elegant und balanciert, burgundisch, balanciert mit feinstem Schmelz spielt da die Musik noch lange – WT96. Der Wein dieses wunderbaren Nachmittages aber war der schlichtweg außerirdische 2009 Hermitage Blanc von Chave, bei dem einfach alles stimmte, perfekte Frucht, präzise Struktur, unglaublicher Druck und Länge, enorme Fülle und Dichte, gute Säure, absolute Begeisterung am Tisch – WT98+. Ja, der wird sich noch weiterentwickeln und zulegen. Dürfte perfekt altern, und das nicht nur Jahre, sondern Jahrzehnte. Eine solche Legende im Werden in kleinem Kreis aus großen Gläsern trinken zu dürfen, das hatte was. Klar hat es jeder andere Wein danach schwer, aber dieser geniale 2014 Bienenberg Chardonnay GG von Huber überzeugte trotzdem mit glockenklarer, frischer Frucht, intensiver Mineralität, gut eingebundenem, nicht dominantem Holz und sehr guter Struktur, könnte durchaus noch zulegen – WT94+.

Immer wieder Frühling Teil 4

Und am darauffolgenden Samstag haben wir im Berens dann noch mal richtig gezaubert. Der 1991 Meursault Clos de la Barre von Comte Lafon hatte in der reifen Nase Kaffee und dunkles Toffee, war aber am würzigen Gaumen erstaunlich frisch mit guter Säure – WT93. Zwar auch mit burgundischem Charme war danach ein 1999 Gantenbein Pinot Noir deutlich reifer als ich ihn kenne mit cremigem Schmelz – WT93. Gewaltiger Stoff, immer noch so jung mit großartigem Potential der 1999 Chambertin Clos de Bèze von Jadot, enorm kräftig und druckvoll, aber auch elegant mit sehr feiner, frischer Frucht – WT96. Da bekam ich richtig Sorge um die gewählte Reihenfolge, denn jetzt war ein 2002 Bürgel Spätburgunder Felix von Keller an der Reihe. Aber das war unbegründet. Dieser Felix, der diesen Namen zu Recht trägt, erinnerte an die grandiosen Keller Versteigerungs-Felixe aus 2014 und 2015. Da war nichts von Spätburgunder zu spüren. Das war aromatisch Pinot und Burgund pur. So fein, so filigran, so unglaublich elegant und tänzerisch mit betörender, jugendlich-pikanter Frucht und guter Mineralität. Das war keine Art roter GMax, hier rockte keine Big Band. Das war eher ein Violinenkonzert vom Feinsten, das einfach nur Glücksgefühle erzeugte. So burgundisch, so stimmig und harmonisch, baute enorm in Glas und Karaffe aus und dürfte noch eine lange Zukunft haben. Solch einen Wein nicht nippen zu müssen, sondern über längere Zeit in kleiner Viererrunde immer wieder nachverkosten zu können, das hatte was. Geizige WT97 und großes Kompliment an das Vater/Sohn Team, das diesen Wein damals ja wohl zusammen gemacht haben dürfte.

Der 1978 Beringer Vineyards Cabernet Sauvignon Private Reserve war Old School Kalifornier vom Feinsten. So elegant und finessig, so balanciert, sehr minzig und ätherisch mit dunkler Frucht und Sattelleder, dürfte noch gut altern – WT96. Völlig anders dieser noch so taufrisch wirkende 1987 Caymus Special Selection mit seiner fantastischen, animierenden Cassis-Frucht, sehr minzig, finessig und mit feinstem Schmelz – WT96. Großartig dieser 1985 Haut Brion, mit traumhafter Frucht, Cigarbox, Tabak, Leder und erdiger Mineralität mit samtig weichen, aber immer noch präsenten Tanninen mein Lieblings-Haut Brion zum jetzt trinken – WT96. Gleichzeitig auch ein perfektes Beispiel fr den Jahrgang 1985, der mit diesen so unglaublich stimmigen Weinen zu meinen Lieblingsjahrgängen aus Bordeaux gehört. Es war nicht die beste Flasche, dieser 1976 Latour zum Abschluss dieses inzwischen Abends. Nur ‚hs’, aber gesunde Farbe, und auch nicht der beste Jahrgang. Aber bei Latour spielt das keine so große Rolle. Gerade die Latours aus kleineren Jahren legen im Alter oft unglaublich zu. Krasses Beispiel war mehrfach 2011 und 2012 in St. Moritz aus absolutem Schrottjahr ein 1954 Latour. Der zeigte aus diesen perfekt gelagerten Flaschen(ts) keinerlei Alter, war noch so erstaunlich frisch, mineralisch und komplex – 94/100. Uns so war auch der 76er ein zeitlos schöner Wein mit der klassischen Latour-Aromatik – WT94.