März 2020

Tolle Idee

Ein feines Pop Up Restaurant hatte Franz Josef Schorn mit Christoph Suhre und einem weiteren Partner für die Wochenenden geplant und eine spannende, große Weinkarte aufgebaut. Und dann grätschten da gleich zu Anfang die Corona Maßnahmen voll rein. Voll war die Hütte an diesem ersten und gleich letzten Sonntag. Was für eine Affenschande.

Wir starteten mit einem wohl perfekt gelagerten 1990 Dom Perignon in Bestform. Der startete undekantiert (unser Fehler) schlank, sehr frisch und mineralisch, legte aber enorm zu und gewann an Komplexität und Tiefgang, ein perfekt balancierter Champagner Traum – WT95. Kräftig mit feinem Schmelz, guter Säure und Struktur der 2013 Velich Tiglat Chardonnay – WT93. Rassig mit präziser Frucht der immer noch so frische 2010 Nonnenberg von Breuer, den ich aus anderen Flaschen auch schon reifer getrunken habe – WT94. Immer noch ganz am Anfang, aber mit großer Zukunft der 2015 Schlossberg Chardonnay GG von Bernhard Huber, reduktiv mit noch dezentem Sponti, feine Zitrusfrucht sehr präzise mit eher schlanken Konturen, kalkige Mineralität – WT95. Floral, burgundisch der 2014 Centgrafenberg Weisser Burgunder von Fürst – WT90. Ziemlich langweilig zeigte sich der für den Jahrgang schon verdammt reife 1986 Sociando Mallet – WT85. Dank vieler Mittrinker wurde die Flasche dann doch noch leer, aber Begeisterung stellte sich nicht ein. Die kam dann bei Christos Kokkalis geilem 1999 und 2004 Trilogia aus der Magnum. Franz Josef Schorn hatte damals die Weine seines Freundes Christos in Deutschland eingeführt und populär gemacht. Die waren früh trinkbar mit fantastischem Preis-/Leistungsverhältnis, altern aber hervorragend. Dieser 1999 aus der Magnum ist noch so frisch mit verschwenderischer Frucht und einfach ober-sexy – WT95. Auch der etwas kräftige 2004er hat deutlich zugelegt – WT94.

Ich hoffe doch sehr, dass Franz Josef irgendwann nach Corona mal wieder mit so einer geilen Idee aufpoppt.

Schluss mit Lustig?

Am Vorabend der angekündigten Kontaktsperre haben wir dann noch in kleinem, virenfreiem Kreis eine feine, kulinarische Best Bottle gemacht und uns Mut für die kommende Einsamkeit angetrunken.

Viel zu jung noch der 2017 Corton Charlemagne von Bonneau du Martray mit heller Farbe, verhalten in Nase und Gaumen, sehr fein, elegant, erster, zarter Schmelz und viel Potential – WT93+. Kräftiges Goldgelb hatte der 2007 Fieuzal Blanc, Ananas, Holunder, Stachelbeere, am Gaumen immer noch frisch mit guter Säure, auf dem Punkt, aber keine Eile – WT92.

Eigentlich noch viel zu jung und doch schon so animierend der 2012 Romanée St. Vivant Marey Monge von DRC, schöne Kirschfrucht, hoch elegant, braucht viel Luft und entwickelt dann enormen Tiefgang – WT95+. Einen fast kork-ähnlichen Kellermuffton hatte der 1990 Echezeaux von Haegelen-Jayer. Am Gaumen war da gute Frucht, Kraft, Pracht und Fülle, ohne die Nase sicher auf WT95 Niveau. Frisch, fruchtig, fröhlich und hedonistisch der 2008 Pinot Noir ‚H’ von Christan Hermann mit beachtlichem Tiefgang – WT93.

Einfach ein genialer Wein der immer noch so junge, enorm kräftige und druckvolle 2006 Masseto mit gewaltiger Länge und massivem Gerüst reifer Tannine, zeigte aber auch Eleganz und wohldosierte Opulenz, sehr elegant und einfach ein kompletter, großer Masseto vom Feinsten – WT100. Da kam der zu Anfang noch sehr kompakte, maskulin und kräftige 1995 Petrus nicht mit, baute aber enorm aus, wurde etwas gefälliger und schmelziger, aber da kommt noch mehr, Geduld ist angesagt – WT96+.

Vorbei die Zeiten, da man auf einen großen Barbaresco oder Barolo ewig warten musste. Der 2007 Asili Barbaresco Riserva Red Label von Bruno Giacosa war in modernem Stil ein super eleganter Schmeichler mit opulent süßer, sinnlicher Frucht und schon fast burgundischen Konturen – WT97.

Glockenklar mit straffer Textur und superber, puristischer Frucht, enormer Kraft und Länge zeigte sich der 1990 Trotanoy, der durchaus weiter zulegen kann und eine noch lange Zukunft hat - WT97+.