März 2021

Lodovico Online Tasting

Lodovico, das Top-Gewächs von Antinoris Tenuta di Biserno, war das Thema eines kleinen Online Tastings vom Importeur Alpina. In kleiner, fachkundiger Runde haben wir diese Probe mitgemacht, begleitet von einem großen Pott hervorragenden Spargel Ragouts mit frischen Morcheln. Und natürlich hatten wir für Vor- und Nachspiel zur Verkostung gesorgt. Alpina hatte übrigens großzügig für originale 1/1 Flaschen gesorgt, so dass wir die Lodovicos über längere Zeit mehrfach verkosten konnten.

Als quasi Apero starteten wir mit einem 1998 Philippi Pinor Noir RR. Der hatte zwar eine reife Farbe und eine reife, sehr schöne Pinot Nase, war aber am Gaumen sehr frisch mit guter Säure und feiner, burgundischer Fülle - WT93.

Der sehr elegante Lodovico ist eine Cabernet Franc basierte Cuvée mit etwas Petit Verdot und Merlot. Wir starteten mit dem 2017 Lodovico. Der zeigte trotz des heißen Jahrgangs eine erstaunliche Frische und Eleganz mit pfeffriger Würze, etwas Paprika und dem kräuterigen Duft der Macchia, der toskanischen Version der provenzalischen Garrigue. Ein Langstreckenläufer ist dieser 2017 mit enormem Tiefgang und Spannung – WT96. Der 2013 Lodovico zeigte eine feine, beerige Frische und Eleganz, aber auch kräftige, etwas bissige Tannine. Ein sehr nachhaltiger Wein mit wunderbarer Länge, der sich wohl rasch verschließen dürfte und dann mindestens 10 Jahre weiterer Kellerlagerung benötigt – WT95. Damit dürfte er dem sehr eleganten und balancierten 2011 Lodovico folgen, der sich bereits stückweit verschlossen hat. Das ist ein Wein mit gewaltigem Potential und einem kräftigen Rückgrat für eine großartige Zukunft – WT94+. Der 2008 Lodovico schien ziemlich reif mit etwas Opulenz, Rumtopffrüchten und dunkler Schokolade. Trotz generöser Fülle blieb er balanciert und elegant – WT95. Er erinnerte in der Stilistik etwas an den Erstlingsjahrgang 2008 Monteverro.
Lodovico scheint ein Wein mit großem Potential zu sein. Ob er mal als eleganter, Cabernet Franc betonter Wein mal so eine Art Cheval Blanc der Toskana wird, muss sich über längere Jahre zeigen. Ähnlich dem Sassicaia, dem Lafite Rothschild der Toskana, ist er jung durchaus mit Genuss antrinkbar, zeigt aber seine wahre Klasse wohl erst nach 15+ Jahren Kellerlagerung.

Aus drei perfekt gereiften, Toskana Superstars bestand dann unser hochstehendes Nachspiel. Wir starteten mit einem immer noch so lebhaftem 1995 Ornellaia, der noch so frisch und animierend mit feiner, reifer Kirschfrucht pure, italienische Lebensfreude ausstrahlte – WT95. Noch so jung, enorm kraftvoll und sehr würzig mit der Struktur eines großen Bordeaux zeigte sich der 2004 Solaia mit Schwarzkirsche und Cassis, feinen Kräutern, Tabak, Leder und etwas Bittermandel – WT96. Überragend zum Schluss unser Wein des Abends, der so komplette, gigantische 1998 Sassicaia, der in seiner Jugend unterschätzt wurde und jetzt mehr und mehr an den legendären 1985 Sassicaia erinnert, dessen Klasse er in ein paar Jahren erreichen könnte. Großartige, superbe, animierende Frucht, so spannend mit enormem Tiefgang, perfekt balanciert und elegant mit guter Bleistift Mineralität und einer noblen Struktur, die an Lafite Rothschild erinnert – WT97+. Ich war so begeistert, dass ich am nächsten Tag gleich bei Alpina aus perfekter Lagerung noch in mehreren Flaschengrößen nachgekauft habe.