Mai 2019

Let them age

Klar machen junge Weine oft enormen Spaß. Wahre Komplexität zeigt sich aber meist erst, wenn man die Weine altern lässt. Das zeigte auch dieser spontane Griff in den Keller nach unterschiedlichen, gereiften Gewächsen.

Gehypt wurden die Weine von Heymann Löwenstein Anfang dieses Jahrtausends. Dann wurde es eine Weile etwas stiller, weil sich einige Weine in erster Reife etwas schwierig präsentierten. Aber das war nur ein Übergangsstadium. Der im Keller vergessene 2002 Uhlen R von Heymann Löwenstein zeigte mit kräftigem Goldgelb und etwas Botritis zwar einen Hauch von Edelfirne, aber auch Kraft, Fülle, gute Säure und Mineralität und war wieder voll da – WT94.

Noch so jugendlich und frisch mit präziser Zitrusfrucht und knackiger Säure der enorm druckvolle 1985 Clos St. Hune von Trimbach, der in dieser Form noch ein sehr gutes Alterungspotential haben dürfte – WT96+.

Mit jugendlichen Zind-Humbrecht Weinen habe ich mich wegen der Restsüße immer schwer getan. Doch mit Reife wandelt sich der Nachteil zum Vorteil. Hellgülden der 1989 Riesling Brand VT von Zind-Humbrecht, Orangenzesten, reife Aprikose, unglaubliche Kraft, aber auch cremige Textur, so irre stimmig und ewig lang, dabei harmonisch trocken wirkend – WT97.

Harmonisch trocken wirkend mit schöner Fülle, Mineralität und immer noch guter Säure auch die 1989 Bockenauer Felseneck Auslese von Schäfer-Fröhlich, die noch kaum Alter zeigte – WT92.

Traumhafte Fülle und Präzision mit genialer Struktur und Säure zeigte der 1964 Clos de la Coulée de Serrant – WT95.

In Traumform präsentierte sich der 2005 Monzinger Halenberg GG von Emrich-Schönleber mit saftiger, toller Frucht und wunderbarem Schmelz – WT95. Zeigte eindrucksvoll, wie gut solch ein GG altern kann und dass altern wirklich lohnt.

Rassiger Abschluss das sehr feine, elegante 2013 Kirchspiel GG von Keller, das noch eine grandiose Zukunft haben dürfte – WT94+. An meine eigenen 13er (der hier stammte aus der Berens Karte) gehe ich noch nicht dran.