Mai 2020
Alles außer Bordeaux
Wenn ein guter Freund und eingefleischter Bordeaux Trinker seinen Keller für das Motto "Alles außer Bordeaux" durchforstet, dann kommt das dabei raus (Deteilnotizen reiche ich nach).
Cos Mini-Vertikale
What a wonderful evening with two great, perfectly ripened wines from Chateau Cos d‘Estournel. Both bottles were bought in the 80s and stayed largely unmoved in my cold winecellar since. The 1985 Cos d‘Estournel showed wonderful red berry fruit with fine mint. A very elegant and balanced wine, typical for this gorgeous vintage, ripe, but not old and with enough backbone to become a 50 year old wine- WT95. I love those Medoc wines from 1985. The 1982 Cos d‘Estournel was a star in its youth, but went dormant for quite a while in the mid-nineties. Was it worth the wait? Oh yes, this great Cos is celebrating a great revival. So powerful with ripe, but opulent aromatics, dark berries, cedarwood, leather, tobacco and coffee, showing so much depth and length - WT97. No hurry to drink this, but hurry up when you find a well stored bottle at auction. This wine is worth any search.
TroCo - Trotz Corona
What a great, enjoyable Ornellaia. This 2017 reminds me of the seductive, sensual Ornellaias of the 90s. Deep red color, ripe cherries, fine toasty aromas with some mocha, bitter almond, smooth, elegant and balanced with a good structure of strong, but ripe tannins. Even in this young stage this already provides a lot of pleasure, but it should really blossom in 3-5 years. Today WT95+ with more to come.
Zu Besuch in Dorsel
In einem kleinen Eifel Dorf hoch über dem Ahrtal wohnt seit einiger Zeit unser Weinfreund Uwe Bende. Klar mussten wir da unbedingt mal hin. Uwe ist nicht nur Chateauneuf-Fan und absoluter Kenner, sondern auch großer Prüm Fan. Also gab es passend zum herrlichen Sommerwetter auf seiner Terrasse als Apero zwei feine Kabis von JJ Prüm.
Immer noch taufrisch und die große Klasse des Jahrgangs zeigend der 2004 Graacher Himmelreich Kabinett, sehr animierend mit guter Säure und viel Ananas – WT94. Der könnte bei guter Lagerung noch zwei Dekaden Spaß machen. Eher noch etwas zu jung die schlanke 2011 Wehlener Sonnenuhr Kabinett mit dem typischen, hefigen Spontistinker und viel Schiefer und Feuerstein – WT92+.
Nach einem Rundgang durch das sympathische Eifel-Dörfchen, das zwar einen Friedhof, eine Kirche und ein Feuerwehrhaus besitzt, aber keine Kneipe, ging es runter ins Ahrtal zu einem echten Schmuckstück. In der Sion´s Eifeler Räucherkammer in Müsch, ursprünglich nur Lachsräucherei und Fischhandel, kann man seit einiger Zeit (nur Mittags!) hervorragend speisen. Kein Wunder, dass Uwe dort gleich eine Batterie Gabriel Gläser für feine Proben deponiert hat. Wir starteten mit einer immer noch glockenklaren, frischen 1993 Hochheimer Hölle Auslese trocken von Künstler, der man das Alter nicht anmerkte. Immer noch von guter Statur, absolut trocken und sehr mineralisch, dürfte diese Hölle noch ein paar Jahre vor sich haben – WT95. Burgund vom allerfeinsten war danach ein 1992 Vosne Romanée Les Suchots von Gerad Mugneret, so delikat und deliziös, immer noch frisch und filigran mit feiner, rotbeeriger Frucht, sehr elegant und finessig, tanzte auf der Zunge. War sehr lang am Gaumen und hat noch Potential für Dekaden – WT97. Die Burgunder aus 1992 haben lange gebraucht, gehen jetzt aber auf die Überholspur. Beim nächsten Wein, den mir Uwe blind vorsetzte, meinte ich spontan, der riecht wie ein Lafleur. Kein Wunder, war doch Le Gay über 60 Jahre im Besitz der Lafleur-Inhaber, den Damen Robin. Dieser enorm kräftige, druckvolle 1955 Le Gay aus einer Flasche mit perfektem Füllstand hatte eine tiefe Farbe und die intensive, kräuterige, lakritzige Aromatik von Lafleur, dazu den edelrustikalen Charakter, einfach ein großer Wein – WT97. Spontan habe ich Uwe eine weitere Flasche abgekauft, die dann wohl mal in einer Probe neben 1955 Lafleur stehen wird. Mit älteren Le Gays habe ich bisher immer sehr gute Erfahrungen gemacht, was hier bestätigt wurde.
So bin ich dann nicht nur mit gefüllter Weintasche nach Dorsel gefahren, sondern auch mit gefüllter Weintasche zurückgekommen. Uwe Bende ist anerkannter Spezialist für gereifte Weine und gräbt auf der Suche nach Raritäten speziell kleinere Auktionen in Benelux, Frankreich und England um. Und da er sehr viel von Fälschungen versteht, kann man bei seinen Flaschen ziemlich sicher sein, dass drin ist was draufsteht.